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Magna Vice
Fresh Act Oktober 2013


Es hat schon in der Vergangenheit einige ausgezeichnete Progrock Bands aus Finnland gegeben, und diese klassische finnische Prog-Szene hat nun frischen Zuwachs erhalten. Magna Vice ist eine relativ neue Band, aber da die beteiligten Musiker erfahrene ”Old School Rocker” sind, haben Magna Vice von Anfang an gewisses Gewicht. Diese Jungs sind mit Kiss, Black Sabbath, Led Zeppelin, Pink Floyd etc aufgewachsen. Sie haben ihr Metier von der Pike auf gelernt, durch Musikunterricht und viel Übung, aber hauptsächlich durch Anhören von Musik und noch mehr Musik.

Die Band hat gerade ihr erstes Album herausgebracht namens Serpent of Wisdom, ein klassisches Prog Rock Konzeptalbum mit Retro-Sound (lest dazu die Review). Ich wurde eingeladen, mit der Band zu plaudern, um sie und ihre Musik besser kennenzulernen.


Als ich das kleine blaue Haus betrete, wo Magna Vice ihre musikalische Magie entfalten, werde ich von einem eifrigen Trupp Musiker begrüsst, die offensichtlich gerade beim Aufräumen sind. Ich hoffe, nicht wegen mir, aber klarerweise macht das einen guten Eindruck. Als sie sich über dieses und jenes unterhalten und eine Sitzgruppe für das Interview arrangieren, finde ich heraus, dass ihnen das alles hier selbst gehört. Ein toller Deal für eine Band, die sich keine Sorgen um die Zeit im Studio machen muss, das ist dann gebongt. In der Tat ist auch ihr Album Serpent of Wisdom nahezu vollständig innerhalb dieser Wände entstanden.

Sogar vor dem ”offiziellen” Interviewteil unterhalten wir uns ein bisschen, als sich die einzelnen Bandmitglieder vorstellen und über diesen Ort erzählen und ihr wochenlanges ”Band Camp” in einer Sommerhütte, wo bereits die Anfänge des zweiten Albums kreiert wurden. Als ich mein iPhone auf den Tisch lege und den REC-Knopf drücke, geben die Jungs ein Kichern von sich: ”Wir werden jetzt alle ganz still sein und nichts sagen”.
Bin ich froh, dass es nicht so war. Wir hatten eine nette Unterhaltung, die gelegentlich auch etwas abschweifte. Hier also was Magna Vice zu diversen Themen zu sagen haben:


Wir fangen mit dem Offensichtlichen an. Wer seid ihr und worum geht es bei Magna Vice?

Band: (totale Stille)

Na gut, das ist wirklich ein toller Einstieg!

(alle fangen an zu lachen, und Gitarrist Esa wird das Privileg überlassen, auf die meisten Fragen zu antworten.)

Esa: Nunja, wir sind Magna Vice. Die Band wurde im Dezember 2010 gegründet. Robin, Jonne und ich fingen als Trio an, aber uns wurde gleich klar, dass es etwas Grösseres werden könnte. Wir fingen an, einen Sänger zu suchen. Wir hatten ein Demo aufgenommen und spielten es Veli-Matti vor und fragten ihn, ob er was davon für uns singen könnte. Er stieg gleich in die Band ein, sobald er unser Material zum Bearbeiten kriegte. Petri stieg etwas später in die Band ein.

Petri: Ich hatte eigentlich ein paar Jahre davor aufgehört, in Bands zu spielen und mich auf Studioarbeit konzentriert. Ich war in dieser typischen ”Ich spiele nie wieder in einer Band” Situation… Aber nachdem ich ein bisschen für diese Jungs gespielt habe, stieg ich sofort ein, wenn sie mich nur haben wollten.

Esa: Er spielte für uns etwa eine halbe Stunde lang, und danach sahen wir uns nur an und meinten ”also gebongt, oder? Willkommen in der Band!"


Wie steht es mit Progrock? Magna Vice ist ganz deutlich eine Progrock Band, wie kam das? Ist Prog eine Leidenschaft von euch allen oder ist die Genrewahl ein Resultat eurer kreativen Ideen, die miteinander verschmolzen werden?

Esa: Ich glaube nicht, dass Prog jemals die Nummer 1 unserer Leidenschaften war, ich galube, wir sind alle eigentlich Heavy Metaller.
(Alle scheinen Esa zuzustimmen.)

Esa: Aber ich habe mir natürlich alle Klassiker wie Pink Floyd, Led Zeppelin und Black Sabbath schon als Kind angehört.
(Alle stimmen auf alle Fälle hier zu)

Esa: Frank Marino spielte auch ziemlichen Heavy Prog in den 70ern, und er ist einer meiner Haupteinflüsse – was bei unserer Musik wohl herauszuhören ist.

Petri: Andererseits machen wir in dieser Band genau das, was wir wollen. Wir sind nicht an ein bestimmtes Genre gebunden. Wir können zu unseren Songs ein bisschen von diesem und jenem mischen, je nachdem, was sich gut anfühlt und gut klingt.

Esa: Und auf diese Weise werden wohl oft Prog Rock Stücke geschaffen. Jeder bringt eigene Ideen ein, und wenn sie zusammengefügt werden, wird es eine progressive Mischung.

Jonne: Wir arbeiten gemeinsam an Ideen und manchmal entwickelt sich eine Idee zu einem song, manchmal werden Ideen vergessen oder beiseite gelegt, manchmal werden Ideen später genutst.

(Zu diesem Zeitpunkt schweifen wir ab und reden über die Stunden, die die Band jede Woche mit Proben verbringt – fünf Stunden jedesmal, zweimal die Woche! Respekt! Diese Jungs nehmen das wirklich sehr ernst.)


Ok, also reden wir etwas mehr über euer erstes Album, Serpent of Wisdom. Für mich war es eine Zeitreise in die 70er und sogar Eindrücke aus dem Vietnamkrieg schwirrten durch mein Historikerhirn. Könnt ihr uns mehr über das Album erzählen?

Esa: (lacht) Du bist auf der richtigen Spur! Es gibt ein paar Kriegsthemen auf dem Album, das stimmt. Eigentlich waren diese Songs einzelne Stücke, einer kam sogar vor 1,5 Jahren als Singe raus. Ich glaube, wir haben diese songs schon aufgenommen, als uns plötzlich klar wurde, dass da drin eine Geschichte steckt. Ich kritzelte einen Entwurf der Geschichte auf eine Zigarettenschachtel, und eine Hauptfigur war geboren. Ein Kriegsveteran, der unter Halluzinationen leidet und, nunja, es wird etwas eng in seinem Kopf. Der Rahmen der Geschichte passt gut zu den Songs, und die Story ist auch in den Songs enthalten.


Konzept- oder Themen-Alben sind heutzutage selten. War es ein Risiko, eines zu machen?

Robin&Esa: Nein, war es nicht.

Jonne: Es ist eine Chance. Eine Chance, unsere Musik in eine neue Richtung zu lenken. Ich selbst hab die derzeitige finnische Popszene total über, das ist so ein enges Musikspektrum, phantasielos und nicht gerade kreativ. In den 70ern gab es viel mehr Experimente, die Songs konnten länger als 3 Minuten sein und es gab mehr Instrumentalsoli, sogar Jamming. Es war, auf gewisse Weise, wesentlich lebendinger. Die heutige Musik ist so synthetisch, so strukturiert.

Esa: Komponieren und Songs arrangieren war früher viel gewagter, die Musik musste nicht in ein bestimmtes Radioformat passen.


Und in diesem Zeitalter von Playlists, wenn sich Leute ein Album nicht mehr von Anfang bis zum Schluss anhören, sondern einzelne Songs aussuchen für ”Gym Training Playlist”, da muss es für einen Musiker eine Herausforderung sein, etwas anderes als 3,5 min Songs zu erschaffen...

Band: Ja, wir versuchen, dagegen anzukämpfen!

Esa: Aber im Endeffekt geht es darum, die Musik zu machen, die wir selbst mögen. Was wir uns anhören, was uns beeinflusst, das kann man unserer Musik anhören.

Robin: Und das nächste Album könnte eventuell kein Konzeptalbum sein.

Esa: Oder dann vielleicht doch.

(Die Jungs brechen in schallendes Gelächter aus und werfen sich vielsagende Blicke zu.)


Okay, ich bohre da nicht weiter nach – wir warten einfach auf die News. Aber bei diesem Album geht es eindeutig gegen den Krieg...

Veli-Matti: Und gegen Religion!


Richtig, das stimmt! Bei eurem Album-Release-Gig waren eure Videos voller ikonografischer Symbole und Bilder, inklusive Fotos vom Vietnamkrieg oder Pop-Ikonen... wieso habt ihr das in eure Show und Musik eingebaut?

Esa: Wir versuchen, Leute zu provozieren. Provozieren, über diese Dinge nachzudenken.

Veli-Matti: Wir versuchen allerdings nicht, politisch zu sein. Wir versuchen, den Leuten klarzumachen, dass Religion und Geld viel zu viel unsere Leben steuern. Politik ist beeinflusst von Religion undsoweiter.

Esa: Und es wäre toll, wenn Leute, wenn sie provoziert werden, nicht nur über diese Dinge nachdenken, sonder auch anders handeln würden. Politiker könnten z.B. mutigere Entscheidungen treffen, etwas anderes machen, auf vielfältige Weise. In unseren Videos und in unserer Musik versuchen wir, unsere Sicht der Welt sichtbar zu machen. Und auf dem Album gibt es ausser den Themen Krieg und Religion auch eine Storyline über das Zuhause. Der Held fühlt sich zu Hause nicht wohl, hat Flashbacks in seine Kindheit und so.
In anderen Worten, es gibt viele Ebenen zu dieser Geschichte und das Album ist nichts in Richtung "easy listening" – es erschliesst sich nicht beim ersten Anhören.

Eine der besten Reaktionen war, dass unser Album kein einfaches ist. Dass es Zeit braucht und Konzentration, bis du es richtig raffst. Es gibt da ziemlich viel an Musik, die zu erschliessen ist. Sogar ich finde immer wieder was Neues beim Anhören.


Vom Album zum Release-Gig (lest dazu die Review) – eine tolle Menge und ein toller Abend, nicht wahr?

(alle stimme begeistert zu)

Jonne: Also, wir spielten den Gig so ziemlich Note für Note wie das Album, da gab es keine Zeit zum Quatschen, wie du zum Beispiel im Studio alles Mögliche machen kannst, es aber live total anders klingt. Wir klangen ziemlich genau so wie auf dem Album.

Esa: Es zeigt einfach, dass du kein grosses Produktionstem brauchst, um so etwas zu erschaffen. Veli-Matti hat die Videos gemacht, Petri die Backgroundtracks, wir alle haben beim Arrangieren zusammengearbeitet. Alles vom Albumcover bis zum Design der Band-Shirts wurde von uns gemacht.

Petri: Es bedeutet auch, dass wir Sachen machen konnten, die nicht möglich wären, wäre ein Aussenseiter involviert. Einen Track aufzunehmen hat uns nichts gekostet, also lief es darauf raus, dass jeder Song an die 250 Tracks hat, und von dort aus fing ich zum Runterarbeiten an. Wenn ich die Stunden berechne, die wir in dieses Album gesteckt haben, dann wäre es sehr teuer geworden.

Jonne: Erklärt auch, warum Alben wie dieses nicht so oft gemacht werden....


Heh, tja, yeah. Wollt ihr, dass es auch in Zukunft so läuft? Wenn euch ein Label kontaktiert mit einem Vertragsangebot, was würdet ihr tun?

Esa: Hahah, das hängt natürlich vom Deal ab! Wir wollen bei der kreativen Seite das Heft in der Hand behalten, klar! Aber wenn wir mit dem Gedanken spielen, einen Producer von aussen in unseren kreativen Prozess einzuschliessen... es dürfte hier eng werden! Wir haben hier zwei tolle Produsenten, die an diesem Album viele viele Stunden gearbeitet haben.

Jonne: Vielleicht können wir mit einem Producer arbeiten, wenn es um bestimmte Sound-Aspekte geht, aber nicht bei den künstlerischen Entscheidungen.

Esa: Aber es scheint, wir können die Dinge selbst in die Hand nehmen. Keine Leute von aussen nötig. Und alles in allem, wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden.


Jetzt wo das Album draussen ist, habt ihr schon Gigs gebucht?

Esa: Tja, im Moment haben wir nur im Februar einen. Was wir brauchen, ist ein Manager, jemand, der die Gigs verkauft.

Petri: Ein Manager oder Promoter, der uns auch Gigs ausserhalb von Finnland verschaffen könnte...

Veli-Matti: Es wäre toll, wenn wir auch im nächsten Sommer bei einigen finnischen Festivals spielen könnten.

Petri: Japan wäre toll.

(Alle lachen. Das scheint sowas wie ein Insider-Joke zu sein, etwas, worüber sie wohl in der Sauna bei ihren Wochen im Sommerhäuschen gesprochen haben... )

Veli-Matti: Wir haben selbst leider nicht die nötigen Kontakte. Der Deal mit Inverse Records war gut, sie haben uns wirklich bei der Album-Promotion geholfen, auch ausserhalb von Finnland, haben verschiedene Magazine beliefert und so. Sie haben dafür tolle Kontakte.

Esa: Die Links von Album-Reviews und so auf unseren Seiten zu verlinken gibt uns Präsenz. Heutzutage ist es so wichtig, diese Clicks auf Links zu kriegen, das ist wirklich wichtig für uns. Und Inverse Records hat eine tolle Art, alles handzuhaben. Ich rief ihren Managing Director Jaakko Tarvainen an wegen unseres Albums, und er bat mich, ihm umgehend das Material zu senden. Gleich am nächsten Tag rief er an, dass es seiner Meinung nach ein fertiges Produkt sei und dass das Album über seine Firma vertrieben werden könnte. Nahc ein bisschen Papierkrieg stand alles fest und wir hatten das Album draussen.

Und ein lustiges Detail dazu: wir hatten bereits einen Album-Release-Gig gebucht, aber wir wussten zu dieser Zeit noch nicht, ob das Album da wirklich erscheinen würde. Ein bisschen Druck für uns... aber wir hatten eine Deadline mit Ende Juli und das war´s. Und so lief es dann auch.

Petri: Da liefen einige interessante Sache ab, was die Gestaltung des Albumsounds betrifft...


Jede Menge interessanter Details auf dem album, ganz sicher!

Petri: Yeah, wir machten Kaffee und nahmen diese Geräusche auf, zum Beispiel. Eine Menge seltsamer Sachen...


Und das macht dasd Album auch eine ziemlich visuelle Erfahrung, wenn du es anhörst. Es ist nicht – wie soll ich es ausdrücken – flach.

Esa: Also, das ist genau das, was ich hören wollte. Ich habe immer von einem dreidimensionalen Mixing in Bezug auf das Album gesprochen. Wir haben es richtig gemacht, wenn Hörer wahrnehmen, dass es etwas mehr gibt als nur links und rechts.


Wie steht es mit der Zukunft? Welche Pläne habt ihr?

Petri: Yeah, tja, nun, da wir unsere Muskeln trainiert haben mit diesem Albu, ist es besser, an neuem Material zu arbeiten, solange der Schwung noch da ist.

Esa: Es ist nicht so, dass wir uns das leisten könnten zu denken, wir hätten nun das ultimative Album gemacht und könnten uns auf unseren Lorbeeren ausruhen. Wir werden weiterhin proben, komponieren und Musik machen. Wir werden sehen, was dabei rauskommt. Wenn kein Konzeptalbum, dann ein Album. Das ist ziemlich sicher.

Natürlich interessiert uns der ausländische Markt, und all die Kontakte, die wir haben könnten, zum Beispiel in England, das wäre toll.

Jonne: Wir haben eine tolle Band und wir sind bereit, hart zu arbeiten, damit was vorwärts geht!


Wir haben uns nun schon eine Weile unterhalten, und ich glaube es ist Zeit für mich, euch wieder zu verlassen. Gibt es noch etwas, das die STALKER LeserInnen über euch wissen sollten?

Esa: Naja, es sollte noch erwähnt werden, dass wir alle ausgesprochen gutaussehend sind.

(Alle brechen in schallendes Gelächter aus)

Hahah! Klar. Danke vielmals für eure Zeit, Magna Vice!

Band: Danke!

Magna Vice:
Esa Karppinen (guitars, backing vocals)
Robin Jansson (bass, backing vocals)
Jonne Orrensalo (drums & percussion)
Petri Oksanen (keyboards)
Veli-Matti Heino (vocals)

Facebook:
http://www.facebook.com/pages/Magna-Vice/360669000669109


Autor: Johanna Ahonen, transl. K. Weber; photos: Band, J.Ahonen (live-photos)
Eingetragen am: 2013-10-01

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