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Nightwish – Imaginaerum-Komplettpaket: Konzert, Film, Soundtrack & Wein / The Complete Imaginaerum: Concert, Movie, Soundtrack & Wine

2012-11-13
Stadt / City Helsinki 
Land / Country FIN 
Web nightwish.com
 
Veranstaltungsort:
Location
Hartwall Areena 
Datum / Date10.11.2012 
Bildergalerie / Picturegalerie Nightwish12 
Photos: Tina Solda 

Nightwish waren dem Größenwahn noch nie allzu fern, und der Projektumfang wächst beständig mit jedem neuen Album. Da Filmmusik für Tuomas Holopainen schon immer eine wichtige Inspirationsquelle war und auch die Videos der Band bisweilen cinematische Dimension annehmen, war die Produktion eines abendfüllenden Nightwish-Spielfilms eigentlich nur eine Frage der Zeit. Die Weltpremiere von Imaginaerum fand in Finnlands größtem Eisstadion statt, der Hartwall-Areena, eingeleitet von einem regulären Konzert.

Die Halle ist Nightwish-Fans vor allem als Aufnahmeort der Live-DVD End Of An Era in Erinnerung, gefilmt vor sieben Jahren an jenem Abend, der mit dem spektakulären Rausschmiss von Originalsängerin Tarja Turunen endete. Nun ist auch die zweite Ära an ihrem Ende angelangt: Tarjas Nachfolgerin Anette Olzon wurde vor einem Monat während der laufenden US-Tour ersetzt, zwar mit weniger Drama drumherum, aber doch ziemlich überraschend. Für sie sprang jedoch jemand ein, der bzw. die ein Geschenk an uns alle ist, die die sich schon lange nach den "heavieren" Nightwish zurücksehnen: die holländische Metalkönigin Floor Jansen.

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Schon die ersten Takte von "Storytime" (nach Marco Hietalas einleitendem Solostück "Taikatalvi") machten klar, dass diese Frau sich auf ihren Job versteht. Ich mochte diesen Song noch nie besonders, und das wenig später folgende "Amaranth" erst recht nicht, aber von Floor gesungen, hörten sich selbst diese beiden nervigen Popnummern richtig gut an, vom epischeren Material ganz zu schweigen. Besonders den Stücken aus Turunens Zeiten widerfuhr endlich mal wieder stimmliche Gerechtigkeit, aber auch diejenigen, die Anettes Qualitäten zur Geltung gebracht hatten - sie hat ja durchaus eine schöne Stimme, nur vom Stil her wollte es nie so recht passen - wie beispielsweise "Scaretale" und "Slow, Love, Slow" klangen in Floors Version sehr genial. Es war allerdings nicht nur ihre Vokaldarbietung, sondern ihre ganze Bühnenpräsenz. Selbst bei Tarja blieben die darstellerischen Fähigkeiten immer hinter den gesanglichen zurück, und Anette wirkte oft schlichtweg fehl am Platz. Floor dagegen hatte das Geschehen dermaßen im Griff, dass der Rest der Band fast zu Statisten schrumpfte - und das Verb sei nicht nur als Anspielung auf ihre körperliche Größe zu verstehen. Die Sängerin war jedoch nicht das einzige spektakuläre Element der Show.

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Zusätzlich zu Nightwishs allseits bekannten Feuerwerksraketen kam zum - meines Wissens erstmals überhaupt live gespielten - "Arabesque" ein Artistentrupp auf die Bühne und jonglierte mit Fackeln. Dudelsackspieler Troy Donockley war schon bei der ganzen Herbsttour mit dabei, aber diesmal kam für "I Want My Tears Back" und "Last Of The Wilds" obendrein Pekka Kuusisto hinzu, Finnlands wohl bekanntester zeitgenössischer Geiger. Der einzige kleine Durchhänger des Sets war "Song Of Myself" - die gesprochenen Passagen fielen zwar weg und erschienen nur als Text auf dem LED-Bühnenhintergrund, aber die Nummer zählt nunmal nicht zu Tuomas´ stärksten Kompositionen und wirkte im Vergleich zum Rest eher schlaff. Das darauffolgende "Ghost Love Score" machte jedoch alles wieder wett. Lange nicht mehr gehört, und ich hatte schon ganz vergessen, wie verdammt schön dieser Song ist. Danke, Floor, die Erinnerung war angebracht.

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Nach dem feuerwerksbegleiteten Finale von "Last Ride Of The Day" gab es eine kleine Umbau- bzw. Erfrischungspause, bevor es mit dem Film weiterging. Vor dessen Start hielten Marco Hietala (anstelle seines mal wieder zu schüchternen Bandkollegen Tuomas) und Regisseur Stobe Harju eine kurze Ansprache, in der sie erzählten, wie der Film entstand, und allen daran Beteiligten dankten. Ein zusätzliches Dankeschön richtete Stobe an seine Frau, die kurz zuvor entbunden hatte - rechzeitig zum Vatertag, der nämlich in Finnland an diesem Wochenende begangen wurde. Meinen Glückwunsch an die ganze Familie, und ich bin mir sicher, dass der Regisseur ein besserer Vater sein wird als die Hauptfigur seines Spielfilms.


Der Film
Bei diesem Charakter handelt es sich um Thomas Whitman, einen betagten Komponisten, dessen gesamtes Leben von einer Kindheitstragödie überschattet wurde. Nach mehreren Herzinfarkten im Krankenhaus vor sich hin dämmernd, wird er von einer wilden Mischung aus Erinnerungen und allegorischen Visionen heimgesucht, erkennt jedoch in seiner Demenz nicht länger die beiden einzigen Menschen, die ihm geblieben sind. Die zugrundeliegenden Themen des Films - Familie, Liebe, Einsamkeit und bevorstehendes Lebensende - sind universeller Natur, und ein erfahrener Drehbuchschreiber hätte der Handlung wohl mehr Tiefe gegeben als hier der Fall, aber Imaginaerum ist auf alle Fälle weit mehr als das überlange Musikvideo, das ich seinerzeit aufgrund der ersten Pressemitteilungen zu diesem Projekt befürchtet hatte. Nightwish selbst sind in dem Film kaum zu sehen; in den Visionen/Erinnerungen des alten Mannes tritt die Band zwar mit zwei Songs auf, aber nur Tuomas spielt tatsächlich eine kleine (und stumme) Rolle. Ich verrate hier nicht mehr über den Plot, aber als interessantes Detail sei angemerkt, dass der Film - gewissen Fantasy-Elementen zum Trotz - letzten Endes geradezu eine Antithese zu Nightwishs traditionellem Eskapismus-Motiv darstellt. Mag sein, dass sich Fans den Film in erster Linie wegen der Musik ansehen werden, aber die Gothic-inspirierte visuelle Umsetzung ist ebenfalls die Kinokarte wert.

Was die Musik anbetrifft, ist pünktlich zum Filmstart auch der Soundtrack auf CD erschienen. Er enthält keine neu aufgenommenen Stücke, klingt aber dennoch nicht allzu bekannt. Im Grunde handelt es sich um eine Art Remix: Co-Komponist/Arrangeur Petri Alanko arbeitete mit Soundschnipseln der ursprünglichen Instrumentalspuren (und einigen Gesangsparts, unter denen besonders "The Crow, The Owl And The Dove" in tragender Rolle beibehalten wurde) des letzten Jahr erschienenen Albums und webte daraus einen neuen Klangteppich, angepasst an die Filmhandlung und mit nur wenigen auf Anhieb erkennbaren Zitaten der ursprünglichen Songs. Eine Warnung daher an dieser Stelle - wer dieses Album in der Hoffnung auf neue Nightwish-Songs kauft, wird enttäuscht sein und das Ganze vermutlich ziemlich langweilig finden. Wer dagegen gerne zuhause Filmmusik hört, ist mit dieser Scheibe gut bedient: ausreichend Dramatik und klare Referenzen an den Übervater Hans Zimmer, aber insgesamt nicht übertrieben. Da ich zu der letztgenannten Kategorie zähle, kann es gut sein, dass ich diesen Soundtrack künftig häufiger hören werde als die eigentliche Imaginaerum.

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In der Hartwall-Areena kam ich nicht nahe genug an den Verkaufsstand heran, um festzustellen, ob das Merch-Angebot auch die neuen Nightwish-Pantoffeln umfasste (www.reinokauppa.fi/nightwish/en). Was ich mir jedoch gönnte, war ein Glas des an der Bar ausgeschenkten Nightwish-Weins. Wegen einer leichten Unverträglichkeit trinke ich selten Rotwein, aber die Neugier siegte, und zu meiner Freude durfte ich feststellen, dass mir dieser Spanier nicht nur keine Probleme bereitete, sondern sogar ausgesprochen gut schmeckte - vollmundig, warm und fruchtig. Und zugegebenermaßen stilvoller als das zu Wishmaster-Zeiten vermarktete Nightwish-Bier. Sollte die nächste Steigerung ein ordentlicher Single-Malt-Whisky sein, verspreche ich bereits jetzt, mir rechtzeitig eine Flasche zu sichern.

Setliste Nightwish 10.11.2012:
Taikatalvi
Storytime
Dark Chest of Wonders
Amaranth
Scaretale
Ever Dream
Slow, Love, Slow
I Want My Tears Back
Last of the Wilds
Arabesque
Planet Hell
Ghost River
Song of Myself
Ghost Love Score
Last Ride of the Day

Imaginaerum - The Score (Nuclear Blast, 53:43)
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Orphanage Airlines
Undertow
Spying In The Doorway
A Crackling Sphere
Sundown
Wonderfields
Hey Buddy
Deeper Down
Dare To Enter
I Have To Let You Go
Heart Lying Still
From G To E Minor

Nightwish Imaginaerum Wine: www.nightwishwine.com

Tina Solda


Kommentare lesen: Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /var/customers/webs/stalker/www.stalker.cd/inc/kommentar.inc.php on line 8 0                           Kommentar schreiben

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