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The Gathering: Das Ende Einer Ära

Beim finnischen Ankkarock Festival hieß es Abschied nehmen: Anneke van Giersbergen, 13 Jahre lang die Stimme von The Gathering, spielte ihr letztes Konzert mit der Band, um sich dann mehr auf ihre Familie und ihr neues Projekt Agua de Annique konzentrieren zu können. Für alle Fans natürlich ein wehmütiger Moment. Vor dem Gig beantwortete Keyboarder Frank Boeijen Fragen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von The Gathering.



Wie geht`s dir?
Ganz gut, danke. Gestern Abend haben wir in Helsinki lecker gegessen.

Wo wart ihr denn?
In nem Restaurant namens, ich weiß nicht mehr, aber es hatte so ein Zeichen mit nem Teufel. Die Küche war bis 4 Uhr morgens geöffnet. (Dürfte der Manala-Club nahe dem Regierungsgebäude gewesen sein, Anm. d. Red.)

Ich glaub, nebenan ist auch ein Nachtclub, habt ihr da getanzt?
Nein, wir haben nicht getanzt. Wir haben bis mindestens 2 Uhr nachts dort gegessen. Wir hatten ein paar Bier, es war echt nett.

War die Stimmung denn feierlich oder eher betrübt?
Eigentlich waren wir sehr neutral. Wir wissen, dass es der letzte Gig mit Anneke ist aber… Wir haben auch nicht so viele Gigs in den letzten 2 Monaten gespielt. Ich glaub 3 oder 4 insgesamt und…na ja, so ist es nun mal. Es ist nicht einfach nur ein Gig, aber es ist ein Gig. Wir müssen das machen. Wir versuchen unser Bestes zu geben, ne gute Show abzuliefern.

Habt ihr auch über Musik und eure Zukunft geredet?
Ja, klar. Mit den zwei anderen Jungs, Hans und Rene, den zwei Brüdern, die die Band gegründet haben und ich. Ich war fast von Anfang an dabei und Marjolein, unsere Bassistin, wir sind jetzt eine richtige Einheit. Wir haben auch ein paar Mal geprobt, um schon ein paar neue Songs zu schreiben, wir wollen auch unbedingt weiter machen. Wir haben ne Menge geredet und auch schon musiktechnisch ne Menge gemacht.



Schaut ihr euch denn schon nach nem neuen Sänger um?
Ja, ja, wir haben ein gmail-Konto eröffnet, wo Leute ihr eigenes Demo hochladen können. Wir versuchen damit, vielleicht etwas Interessantes zu finden. Viele Leute haben uns ihre Hilfe angeboten, man wird sehen. Zuerst müssen wir aber ein paar neue Songs schreiben und dann sehen wir, in welche Richtung die Vocals so gehen.

Sucht ihr denn eher nach einer neuen Sängerin oder nach einem Sänger?
Vielleicht suchen wir auch nach mehreren Sänger, weißt du. Vielleicht wird`s ja auch ein Album mit mehr als einem Sänger. Ich denke, das könnte sehr interessant sein. Es gibt da einige Beispiele von Bands, die das zurzeit machen und es ist ziemlich interessant. Besonders für The Gathering könnte es sehr interessant sein.

Habt ihr vor, musikmäßig dann in eine ganz andere Richtung zu gehen?
Nicht so wirklich. Es wird immer noch atmosphärische Musik sein, aber wir werden uns auch an neuen Sachen probieren. Ich bin sicher, dass es immer noch als Musik von The Gathering zu erkennen sein wird.

Besteht denn die Möglichkeit, mehr Metal-Elemente einzusetzen, so wie zu alten Zeiten?
Ich denke eher nicht, aber ich glaube, die düsteren Elemente werden dann sicher immer noch vorhanden sein, weil wir alle düstere, schwermütige Musik mögen und natürlich ist Metal so eine Art von Musik, die so was beinhaltet. Wir mögen es sehr, aber ich glaube nicht, dass wir nach genau so einem Sound suchen werden, den wir schon vor 15 oder 20 Jahren gemacht haben. Das ist vorbei, und wir versuchen immer, was Neues zu machen.



In der heutigen Metal-Szene gibt`s ja keine richtigen Genregrenzen mehr. Es ist also nicht länger ein Problem, auch andere Elemente in die Musik einfließen zu lassen. Was denkst du darüber?
Ja, das stimmt. Es ist eine sehr facettenreiche Welt, in der wir leben, und auch schnell, und die Leute nehmen viele verschiedene Stile auf. Wir scheuen uns auch nicht davor, aber wir machen einfach das, wonach uns ist, was wir machen müssen. Wir versuchen nicht an einem Genre festzuhalten. Wir versuchen immer nach genreübergreifenden Elementen zu suchen, auch aus ganz anderen Musikrichtungen wie zum Beispiel Hip Hop, Ambient, klassischer Musik oder auch progressivem Rock. Es gibt ne Menge interessante Musik, warum soll man also nur an einem Genre festhalten?

Denkst du, ihr wart damals sehr mutig, als ihr euren Stil geändert hattet?
Ich weiß nicht. Das sind so Sachen, die passieren einfach, weißt du. Wir haben da nicht so sehr drüber nachgedacht, und ich glaube auch, dass das auch das Beste ist. Man sollte nicht, so viel über Musik nachdenken, sondern sie einfach spielen. Das Gefühl ist wichtig! Das ist echt das Größte, für mich zumindest.

Als ihr euer letztes Album “Home” aufgenommen habt, wusstet ihr da schon, dass es das letzte mit Anneke sein wird?
Nein, das wussten wir nicht. Der Plan war einfach nur, noch ein weiteres zu probieren, und dann wollte sie gehen. Jeder weiß, dass die Musikverkäufe am Sinken sind für jeden im Musikgeschäft. Für uns wird das eine schwierige Zeit werden. Schwierig, weil man wirklich von Shows abhängig ist und nicht von Albumverkäufen, weil uns Albumverkäufe auch nicht wirklich interessieren. Wir sind keine Hitmaschine, wir machen keine Hitsingles und das wollen wir auch gar nicht. Wir hatten einfach nur den Plan zu sehen, wie es funktioniert, aber wir wollten auch unbedingt weiter machen, auch mit Anneke, aber sie hat sich für einen anderen Weg entschieden.

Wart ihr von ihrer Entscheidung überrascht?
Nein, nein, nicht wirklich, weil man sieht so was ja kommen. Wir sind keine Band, in der viel geredet wird, wir sind nicht wirklich die Redseligsten, aber natürlich sieht man so was kommen. Aber sie hat ihre Entscheidung natürlich eher getroffen, als wir damit zur Presse gegangen sind. Also haben wir uns eigentlich schon an die ganze Sache gewöhnt, deshalb ist es für uns jetzt auch schon ein alter Hut. Es war also keine große Überraschung.

Hatte es auch etwas mit ihrer Familie zu tun, mehr Zeit mit ihrem Kind zu verbringen?
Ich glaube schon, ja. Sie hat jetzt ein Kind, sie ist eine Mutter. Sie hat einen Ehemann, es ist also total verständlich.



Das letzte Konzert mit ihr ist in Finnland, war das irgendwie geplant oder eher Zufall?
Es ist halt einfach so gelaufen. Wir haben vereinbart, dass wir noch die letzten Festivals spielen, die gebucht waren, und dieses hier hatten wir schon recht früh gebucht. Wir haben einen Termin gesetzt, wir hören im August auf und im August gab`s dann keine anderen Festivals mehr, also ist das hier das letzte. Es ist lustig, weil wir einen Gitarristen hatten, der auf den ersten beiden Alben gespielt hat, und seine letzte Show war auch in Finnland.

Rückblickend auf eure Karriere, gibt`s da irgendwas, dass du als großen Fehler ansehen würdest?
Nicht wirklich, nein. Es gibt immer Für und Wider, bei allen Entscheidungen, die wir getroffen haben. Eine Menge Entscheidungen hatten viele Wider, zum Beispiel eine gute Plattenfirma zu finden, aber andererseits was bleibt einem auch anderes übrig? Es gibt ne Menge Dinge, die man in Relation sehen muss. Es ist nicht immer einfach, natürlich wenn man zurück schaut, ist es immer einfach, aber die meisten Dinge sind doch recht kompliziert.

Gab`s irgendwas, wo du dachtest, dass ist jetzt richtig schlimm, was sich dann am Ende aber trotzdem zum Gute gewendet hat?
Hmm, darüber muss ich ein wenig nachdenken...Das ist echt schwierig... Manchmal, wenn man mit einem neuen Produzenten arbeitet und damals 1998 hatten einige von uns schon so ihre Zweifel mit ihm [Attie Bauw, Anm. d. Red.], aber letztendlich war es richtig, richtig gut. Wir haben „How to measure a Planet“ mit ihm aufgenommen, aber es war nicht so, dass wir dachten, dass es irgendwie schlimm war, aber wir dachten: Hmm, das ist ne echt seltsame Atmosphäre, aber es ist dann alles total gut geworden. Das war auch nur, weil wir nicht wussten, was passieren würde. Das war der Grund.

Was war das Absurdeste, was euch je passiert ist?
(denkt lange nach) Ja, es gab absurde Situationen zum Beispiel in Mexiko, wo die Leute wirklich verrückt sind. Wir waren dort bei der Eröffnung eines Plattenladens und wir hatten eine Polizeieskorte, die uns dorthin und dann wieder zurück ins Hotel brachte. So richtig mit 4 oder 5 Polizisten, die auf der Straße mitgelaufen sind, weil die Leute dort so fanatisch sind. Es war toll, weil sie es gut meinen. In Europa gibt`s so was ja nicht mehr, nur zu den Zeiten der Beatles, aber in Mexiko und Südamerika passieren solche Dinge immer noch. Natürlich, wussten wir nicht, wie man damit umgeht. Das war ziemlich absurd.



Bevorzugst du große Shows oder eher mittelgroße Festivals?
Wir mögen mittelgroße Festivals, weil es da meist gutes Equipment und eine gute Bühne gibt. Wir haben Platz, man kann sein ganzes Setup aufbauen. Es ist auch nicht zu riesig und man hat immer noch ein bisschen Kontakt zum Publikum, ich mag das.

Hast du nen Lieblingsfestival?
Nicht wirklich. Ich mag viele Festivals überall. Ich mag es mehr, wenn es mehr gemischt ist, Metal und Popmusik. Ich weiß nicht, wie es bei diesem hier ist, aber ich denke, dass es auch ziemlich gemischt ist. Sehr Rock-orientiert, aber auch noch ne Menge andere Sachen.

Letzte Worte?
Ich hoffe, dass es eine großartige Show wird. Ich glaube schon.

(Wie die Anneke-Farewell Show war, könnt ihr in unserem Ankkarock-Bericht nachlesen!)



Autor: Kathleen Gransalke, photos: Klaudia Weber
Eingetragen am: 2007-08-07

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