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Unearth – vom Hardcorekid zum Metalhead

Ja, richtig gesehen, ihr kennt dieses Interview schon aus dem STALKER, aber damals mußten wir es so heftig kürzen, daß einiges rausfiel was eigentlich zu schade war. Daher haben wir uns entschlossen Euch hier die ungekürzte Version zu kredenzen.

Unearth kommen aus Boston Massachusetts. Ihre Musik hat mit dem gleichnamigen Bee Gees Evergreen soviel zu tun wie Kader Loth mit dem Nobelpreis. Boston hat schon eine Menge sehr guter und kreativer Bands hervorgebracht, zum Beispiel Cave In oder Isis um nur 2 zu nennen. Bis auf einen Schlagzeugerwechsel spielen Unearth immer noch in ihrer 1998 gegründeten Formation zusammen. Und mit den Jahren wurden nicht nur ihre Riffs härter, ihr Zusammenspiel technisch versierter und immer anspruchsvoller, sondern auch die Haare länger! Vom Hardcorekid zum Metalhead!



Als ich Sänger Trevor Phillips und die Gitarristen Ken Susi und Buz McGrath treffe, machen sie alle samt zwar einen etwas erschöpften aber doch relativ entspannten Eindruck. Vor allem Ken Susi ist äußerst zurückhaltend. Ganz im Gegensatz zu dem Ken Susi, der wie ein Derwisch über die Bühne fegt und absolut nicht zu halten ist. Trevor würde mit seiner Brille, der Matte und dem Bart prima in jede Sozialwesen und/ oder Pädagogik Vorlesung passen. Ich drücke Trevor den Stalker in die Hand in der er sofort anfängt rumzublättern.

So Jungs, erzählt mal. Wie geht’s Euch, wie läuft die Tour?
Trevor: Gut. Wirklich gut. Ein wenig kaputt sind wir zwar schon, aber es geht uns gut.
(Trevor blättert nach wie vor im Stalker und hält dann seinen Bandkameraden den Saunarocker Bericht entgegen) „wir sollten auch mal solche Fotos machen lassen“ (und grinst). Die Tour läuft supergut! Wir waren uns am Anfang nicht so sicher ob wir wirklich so darein passen, denn wir sind deutlich mehr Metal als die anderen Bands.

Und gibt es Dinge die total nerven, wie Promotermine zum Beispiel?
Trevor: Ne, ne. Hey das hier ist deutlich besser und angenehmer als ein „nine to five“ job! Mir macht es nix aus Fragen zu beantworten.



Glaubt ihr es wird irgendwann einen Punkt geben, in eurer Entwicklung als Band und Künstler, an dem ihr etwas „perfektes“ erschafft?
Buz: Nein, denn jedes Mal wenn wir eine Platte rausgebracht haben sind wir daran gewachsen. Das passiert automatisch wenn man die Songs schreibt und dann aufnimmt. Also ändern sich dadurch natürlich auch wieder deine Ansprüche. Aber vielleicht ja doch? Ich weiß es nicht. Ich glaube wir werden das nie schaffen.

Aber wenn doch, wäre es nicht die logische Konsequenz Unearth dann aufzulösen und etwas Neues zu beginnen?
Buz: Mmhhh... (er überlegt lang) Also ich glaube das wäre nur dann nötig, wenn wir uns in eine Richtung entwickeln würden, die nicht mehr Metal ist, die nicht mehr Unearth ist. Wenn einer von uns nicht mehr hinter dem steht, was wir sind.

Der Titel eurer letzten Platte „the oncoming storm“ klingt sehr apokalyptisch. Glaubt ihr an Gott?
Trevor: Gott?

Ja an Gott. ist der Titel vielleicht besser als Metapher zu verstehen?
Trevor: Ja, es ist eine Metapher. Sie steht für die Ereignisse die in der Weltpolitik geschehen und was wir uns damit noch einbrocken werden. Ich glaube das ist alles erst der Anfang und es wird noch schlimmer werden!

Aber an Gott glaubst du nicht?
Trevor: Ganz so würde ich das auch nicht sagen.

Ich meine, man kann an Gott glauben, aber deshalb muß man noch lange nicht in die Kirche gehen.
Trevor: Richtig. Gott ist für mich kein Typ mit einem langen, weißen Bart. Also ich glaube schon an was, nennen wir es mal Energie.

Glaubt ihr das Metalcore der neue Grunge ist? Also nicht vom dem Hype her gesehen sondern eher aus dem Blickwinkel, daß es Metalcore schon so ewig gibt und jetzt bekommt er die Aufmerksamkeit die er verdient…
Ken: Es ist schon interessant. Ich hätte mir nie vorstellen können, daß diese Art von Musik einmal in so eine Position kommt. Mittlerweile gibt es so viele Bands die diese Musik machen. Es ist irgendwie surreal. Als wir angefangen haben war Metalcore absoluter Underground und jetzt ist er doch wesentlich bekannter geworden, aber ich glaube trotzdem nicht, daß er mal so weit gehen wird wie mit Grunge oder Nu Metal.
Buz: Es ist definitiv eine aufregende Zeit für diese Art von Musik momentan. Keiner weiß wo es genau hingehen wird und es ist schon weiter gegangen als ich glaubte, daß es jemals möglich wäre. Die Leute stehen gerade total drauf. Aber solche Trends kommen und gehen! Die Musikindustrie und die Leute sind sehr wählerisch, sie brauchen immer etwas Neues. Es ist gleichzeitig beängstigend und aufregend.

Glaubt ihr, das kommerzieller Erfolg vereinbar ist mit der D.I.Y. Einstellung?
Buz: Irgendwie ist das immer ein zweischneidiges Schwert. Wenn man als Künstler bzw Band sich 100% seiner Kunst, in unserem Fall der Musik verpflichten will, muß ja von irgend etwas die Rechnungen und die Miete bezahlt werden. Die D.I.Y. Szene ist stellenweise schon sehr intolerant. So nach dem Motto: wir hören jetzt diese und jene Band nicht mehr weil sie Kommerz sind. Wir bleiben wer wir sind und gehen keine Kompromisse für irgend jemanden ein.

Das würde auch keinen Sinn ergeben Musik so zu schreiben, daß sie jemand anderem gefällt, aber einem selbst nicht.
Trevor: Das ist auch ein Grund warum wir bei Metal Blade unterschrieben haben. Sie lassen uns in Ruhe arbeiten. Sie setzen uns nicht unter Druck und versuchen nicht uns reinzureden. Wir fühlen uns dort sehr wohl!



Wo beginnt für euch der Sellout? Zum Beispiel Moderator einer MTV Sendung zu sein oder einen Song für eine Werbung verkaufen. Wie weit würdet ihr gehen?
Trevor: Ich persönlich würde nie einen Song für eine Werbung verkaufen, denn das ist wirklich der totale Sellout. Aber auf MTV gespielt zu werden halte ich nicht für Sellout. MTV ist ein Musiksender und es ist absolut nichts schlimmes daran dort gespielt werden. Es spiegelt bloß wieder worauf die Kids abfahren.

Wie werden denn überhaupt Bandrelevante Sachen entschieden? Reicht eine einfache, demokratische Mehrheit oder müssen alle 5 zustimmen?
Trevor: Also mal ganz ehrlich, ich glaube nie das so etwas je zur Diskussion stehen würde. Wer will denn schon einen Unearth Song für eine Werbung benutzen… (Buz fällt Trevor ins Wort)
Buz: Aber mal angenommen es wäre ein Spot für sagen wir ähm Schädel oder Messer oder Explosionen…
Trevor: lacht Yeah für Feuerwerkskörper oder so was, das wäre eigentlich cool!
Ken: Oder für Skateboards…
Buz: Wenn es etwas wäre das in unseren Vibe paßt würde ich nicht notwendigerweise sofort nein sagen, aber ich denke mal wir hätten dann bestimmt für eine lange Zeit eine Menge zu besprechen. Bei Coke oder Pepsi sag ich sofort ja.
Trevor: Aber eine Werbung für Versicherungen… niemals, fuck it!

Na aber jetzt erzählt mal wie Entscheidungen bei euch getroffen werden…
Trevor: Es wird demokratisch Abgestimmt, wobei wir doch schon versuchen alle auf einen Nenner zu kommen. Das bedeutet nix anderes als jemanden mit anderer Meinung von der eigenen zu Überzeugen. Aber durch diesen Prozeß und die Konversation darüber nähert man sich automatisch in seinen Ansichten an.
Buz:In den Grundlegenden Sachen sind wir uns eigentlich immer einig. Es gibt eher Diskussionen wenn einer einen Vorschlag macht und den nicht alle gut finden.

Ihr bezeichnet euch selbst nicht als politische Band in dem Sinne das ihr euren Fans erzählt wen sie zu wählen haben, aber seit ihr persönlich enttäuscht, daß Bush die Wahlen wieder gewonnen hat?
Trevor: Ich glaube das ist einfach traurig für Amerika und ich bin davon überzeugt das der Rest der Welt anfängt uns zu hassen. Es ist doch bezeichnend das der beste Mann dieses Kabinetts, Colin Powell, zurückgetreten ist. Das sagt eine Menge über diese Regierung aus! Die meisten Amerikaner interessieren sich leider gar nicht für Weltpolitik. Für die spielen christliche Aspekte eine viel größere Rolle. Die Küsten haben für Kerry gestimmt, aber der Rest? Wir kommen eine Menge rum und wir äußern unsere Meinung. Man kann nur hoffen, daß auch mal dem Rest von Amerika ein Licht aufgeht!

Was bedeutet zu Hause für dich?
Trevor: Das ist dort wo ich lebe und meine Familie ist.



Dann bedanke ich mich schon einmal für das Interview. Würdet ihr mir noch ein paar Entscheidungsfragen beantworten?
Trevor: Was für Fragen?

Entscheidungsfragen. Also ich nenne euch zwei Namen oder zwei Begriffe zum Beispiel und ihr müßt euch dann für eins von beidem entscheiden, okay?
Trevor: Okay, fang an.

Britney Spears oder Avril Lavigne?
Trevor: Was ist denn das für eine Frage? Du fährst hier vielleicht schwere Geschütze auf…
Buz: Ich sag Avril.
Ken: Ja ich auch.
Trevor: Britney ist scheiße. Avril ist auch scheiße, aber nicht ganz so schlimm wie Britney.

Johnny Cash oder Neil Young?
Ken: Wow, das ist wirklich hart.
Trevor: Ich sag Johnny Cash (und dann fängt er unverzüglich an zu singen)
Buz: Mmhhh, ich wollt ja auch Johnny Cash sagen. Wie wärs mit unentschieden? Ich finde beide sind großartig!

Marilyn Manson or Eminem?
Trevor: Definitive Eminem!
(Ken schaut ihn ganz fragend an und ehe man sich versieht entsteht eine Diskussion daraus)
Ken: Eminem?
Trevor: Ja klar Eminem!
Ken: Eminem ist ein Arschloch!
Trevor: Ja klar ist er das, aber deswegen hat er trotzdem gute, intelligente politische Texte geschrieben.
Ken: Ich denke Marilyn Manson ist wesentlich cleverer als Eminem!
Trevor: Ja aber Eminem muß sich keinen Mikrophonständer in den Arsch stecken um aufzufallen.
Ken: Ach das ist doch nicht der Punkt!
(Buz wirft sich dazwischen und erklärt das auch er sich für Eminem entscheidet und ich schiebe ganz schnell die nächste Frage hinterher)

Star Wars oder Star Trek?
Trevor: Star Wars.
Buz: Für mich auch Star Wars.

Okay, und jetzt wirklich die letzte Frage: Whisky or Wodka?
Trevor: Sieh darüber! Da stehen 2 Flaschen Jim Beam nur für uns! Aber wir trinken nur Bourbon, keinen Scotch!


Das nenn ich mal eine Ansage! Ob sie die 2 Flaschen wirklich geleert haben kann ich euch leider nicht beantworten, euch aber dafür versichern, daß sie auf der Bühne derbst Arsch getreten haben.


Autor: Natali Mozanic, Photos: hfr., Translation: Kathleen Gransalke
Eingetragen am: 2005-09-13

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