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Dan Swanö: Sensible Organe

Edge of Sanity, Total Terror, Nightingale, Katatonia, Opeth, Marduk –was haben all diese Bands gemeinsam? Dan Swanö hatte bei allen auf irgendeine Weise seine Fingerchen im Spiel, ob als Musikant selbst oder hinter den Reglern. Die Liste seiner Projekte liest sich wie ein Who-is-Who der skandinavischen Metalszene. STALKER nahm sich daher den vielbeschäftigten Herrn zur Brust und erfährt so einiges aus dem Leben eines Musik-Junkies.

Zuerst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, dieses Interview zu beantworten, denn soweit ich weiß, bist du sehr beschäftigt… woran arbeitest du grad?
Howdy! Also, heute hab ich an saudi-arabischem Doom gearbeitet und spanischem Kunst-Metal!! Beide Projekte sind echt cool! Später werde ich am Material einer finnischen Metalband weiterarbeiten. Ich hab also echt ne Menge zu tun. Ich mag es, beschäftigt zu sein!!!

Die Liste von Projekten, an denen du beteiligt bist, ist länger als die Weihnachtswunschliste eines 6-jährigen, hältst du dich für einen Workaholic?
Nicht wirklich. Ich mag es einfach, zu arbeiten. Ich mag es, gleichzeitig mit vielen verschiedenen Projekten zu jonglieren. Wenn man sich zu sehr auf nur ein Projekt konzentriert, dann kann es passieren, dass man am Ende das große Bild aus den Augen verliert. Ich halte mich nicht für einen Workaholic. Meine Arbeit ist meine Leidenschaft.



Hast du überhaupt Freizeit? Was machst du dann?
Ich versuche, Arbeit und Freizeit so oft wie es geht auszugleichen. Seit meine Freundin eingezogen ist, versuche ich, so oft wie möglich normale Arbeitszeiten einzuhalten. Bevor sie eingezogen ist, habe ich Marathon-Tage durchgezogen und am Ende konnte ich ohnehin fast wieder alles neu machen, nach 8 Stunden Dauerhören. Das Ohr ist ein sensibles Organ und wenn man es schwer genug missbraucht, dann kann es bis zu drei Tage dauern bis es wieder vollständig hergestellt ist. Ich versuche, cleverer zu mischen und zu mastern.

Wie sehr, glaubst du, ist das finale Mastering/Mixen, am Gesamterfolg eines Albums beteiligt?
Wenn die Songs geil sind, dann ist die Produktion auch nicht mehr so wichtig. Will sagen, „Hotter Than Hell“ hat sich ziemlich gut verkauft und das, obwohl die Platte keinen wirklich guten Sound hat. Alben wie „Left Hand Path“ und „Slaughter of the Soul“ haben sicher viel durch überragende Mixjobs dazu gewonnen, keine Frage. Aber diese Platten hätten auch ohne diesen „besonderen“ Sound ihren Weg gemacht. Manchmal lässt dich eine „perfekte“ Produktion eine Platte aber auch öfter hören, weil es einfach so verdammt genial klingt, wie zum Beispiel „The Gathering“ von Testament. Ich hab mir die Platte sicher ein paar mal reingezogen, nur um den genialen Sound zu hören. Die Songs sind auch cool, aber der Sound ist der Grund, warum ich mir die Platte manchmal laut im Auto anhöre!!!

Fast jedes skandinavische Death Metal Album wird von dir endverfeinert, so scheint es zumindest. Glaubst du, du hast diesen typischen Death Metal Sound irgendwie mitgeprägt?
Naah, glaub ich eher nicht. Ich hab vielleicht etwas mit dem Sound der neuen skandinavischen Black Metal Welle zu tun. Einige Platten, die ich in den frühen 90ern gemacht habe, sind so ziemlich kopiert worden (wie die Dissection und Marduk Alben) und vielleicht auch einige der Bands, die dann diese Bands kopiert haben, unterbewusst, den Sound dieser Platten kopiert haben.

Was sind deine Top5 Alben, an denen du auf irgendeine Weise beteiligt warst?
Das ist zu schwer!! Einige Sachen, die ich gemacht habe, die mir sehr am Herzen liegen: Opeth – Orchid. Die Novembers Doom Alben. Mein „Moontower“ Album. Das Unicorn Demo “A collection of Worlds II”. Die Dissection Sessions waren immer cool. Es war großartig, mit Merciless zu arbeiten. Shit…es ist alles cool. Ich hatte Glück, mit so einflussreichen Bands wie Millencolin und so zu arbeiten…

Mit welcher Band würdest du gern noch arbeiten?
Niemand besonderem. Es gibt jede Menge Alben, die ich gerne noch mal neu abmischen wollen würde. Hauptsächlich meinen eigenen Kram, aber dafür habe ich keine Zeit. Manchmal bastele ich an nur einem Song herum und das ist dann auch meist genug, um festzustellen, dass die Vergangenheit Vergangenheit ist und, dass ich einfach weitermachen sollte, anstatt mich daran aufzuhalten. Ich habe allerdings einen wahnsinns-neuen Mix von „Black Tears“, der bald rauskommt. Es ist nur ein aufgemotzter Mix der Purgatory Afterglow Mastertapes. Ich weiß noch nicht, wann und wie es veröffentlicht wird, aber vielleicht auf einer Compilation oder so. Der Song wurde vor 15 Jahren erstmals veröffentlicht.

Was machst du lieber, im Studio sitzen und Knöpfe drehen oder selber Musik machen, was sind jeweils die Vorteile/Nachteile?
Ich bin zu 99% der Studiotyp und zu 1% der Bühnentyp. Wenn ich nicht so blöd gewesen wäre, in all meinen Live Acts zu singen und Gitarre zu spielen, dann wäre das anders, denn ich liebe es, auf der Bühne Schlagzeug zu spielen. Ich mag es, mich hinter den Cymbals zu verstecken und nur auf Aggression zu setzen!! Aber als Frontmann oder Gitarrist bin ich doch sehr zurückhaltend auf der Bühne und fürchte mich die ganze Zeit davor, mich zu verspielen oder die Lyrics zu vergessen. Nicht lustig! Ich mag es, zurückspulen und das gleiche noch mal spielen zu können. Das ist auf der Bühne ein bisschen schwierig, es sei denn man erfindet eine Zeitmaschine!!! Wenn man die ganze Zeit im Studio sitzt, dann verliert man ein wenig den Kontakt zur Realität und alles dreht sich nur um den Mix. Für mich ist es toll, dass ich nebenbei noch in einem Musikladen arbeite und so ein bisschen aus „dieser Blase“ herauskomme und Leute treffe und dadurch für einige Zeit, den Mix total vergesse. Dann kann ich zurückkommen und mit frischen Ohren und Ideen an die Sache rangehen.



Wie, wann und warum hast du deine Karriere im Musikbusiness angefangen?
Ich habe schon sehr früh mit dieser ganzen Sache angefangen. Meine erste richtige Band GHOST hatte ihren ersten Gig 1984, ich war 11 Jahre alt. Es war in dem selben Raum, der später zu Gorysound/Unisound wurde!! GHOST hat auch live für meine gesamte Schule in der Turnhalle gespielt. Wir haben gerockt und seit diesem Moment wusste ich, dass ich ein Rockstar werden wollte!! Ich hatte diese Idee, dass das Leben viel einfacher wäre, wenn man berühmt ist. Und weil ich doch recht faul bin, schien das eine gute Idee zu sein. Später hab ich dann gelernt, dass man echt hart dafür arbeiten muss, wenn man einen bestimmten Grad an Berühmtheit erreichen will und ich hab die ganze Idee aufgegeben. Ich bin mit dem Berühmtheitsgrad, den ich über die Jahre erreicht habe, zufrieden. Genau richtig!

Mit welcher Musik bist du aufgewachsen?
Ich wurde in ein Hard Rock zu Hause geboren. Ich habe gelernt, heavy Musik zu mögen, noch bevor ich reden konnte. Meine älteren Brüder haben mir ganz unterschiedliche Sachen vorgespielt und ich verstehe jetzt, warum mein Musikgeschmack so durcheinander ist!! Mir gefällt alles, von schmalzigen Balladen bis hin zu härter als hartem Death Metal...

Du spielst ja auch fast jedes Instrument, dass je erfunden wurde, hast du dir das selber beigebracht? Was ist dein Lieblingsinstrument?
Im Herzen bin ich immer noch ein Drummer, aber ich spiele es nicht mehr so oft. Das ist der einzige Ort, an dem ich mich wirklich „sicher“ fühle. Ich mag auch meine Stimme, aber mein Stimmumfang ist ein bisschen zu eingeschränkt und mein Gitarrenspiel ein bisschen seltsam, weil ich die Gitarre aus irgendeinem seltsamen Grund anders herum halte!!

Bei so vielen Projekten, Nebenprojekten, an denen du zur Zeit und in der Vergangenheit gearbeitet hast, woher kommt all deine Kreativität? Befürchtest du, dass dir mal die Ideen ausgehen?
Ähhhm...meine Kreativität ist seit einiger Zeit ziemlich niedrig, wenn´s um das Songschreiben geht. Ich habe mich dafür entschieden, meine ganze Energie darauf zu konzentrieren, meine Mixing Karriere wieder ins Rollen zu bringen. Es ist absolut nicht möglich, dass ich, als Profimusiker, von irgendeiner meiner Bands leben könnte und ich bin nicht wirklich daran interessiert, zu touren und so...was ja ein Muss ist, wenn man heutzutage von Musik leben will!!

Wie ist denn die aktuelle Situation bei Nightingale, das letzte Album kam 2007 raus?
Die Situation ist so, dass wir seit...weiß ich nicht mehr...nicht mehr geprobt haben ;) Wir werden nächstes Wochenende wieder proben und uns für zwei Gigs, die im Juni und Juli anstehen, in Form bringen. Ich bin nicht sicher, was die Zukunft für Nightingale bereit hält. Es gibt ein paar Ideen für neue Songs und wenn ich mehr Zeit hätte, mich darauf zu konzentrieren, diese zu richtigen Songs zu formen...dann könnten wir irgendwann nächstes Jahr ein neues Album fertig haben...aber zur Zeit haben wir auch kein Label...also bin ich auch nicht sicher, woher das Budget kommen könnte. Wenn ein Label an uns interessiert ist...meldet euch bei dan(at)unisound.se.

Total Terrors Debütalbum wurde endlich, 10 Jahre nachdem es aufgenommen wurde, veröffentlicht, warum wolltest du es gerade jetzt rausbringen? Glaubst du, dass es irgendwann mal ein Comeback für Crustpunk geben wird?
Na ja, es war eine Mischung von Ereignissen, die zu der Veröffentlichung des Albums geführt hat. Ich habe ne Menge Tonbänder auf meinen Computer übertragen und darunter war auch ein Band mit Total Terror und ich musste das Album einfach neuabmischen. Dann, glaube ich, fragte mich Roel, was ich gerade machen würde und er zählte 1 und 1 zusammen und dachte, dass 3/5 von Edge of Sanity, die brutale Musik spielen, etwas für Vic [Records] sein könnten... Es ist für mich auch gut, auszuchecken, ob Vic ein zukünftiges zu Hause für irgendeines meiner aktuellen Projekte werden könnte. So weit, so gut!! Ich glaube, Crustcore ist so ziemlich die ganze Zeit im Hintergrund irgendwo. Ich denke, es gibt Zeiten, wo es im Metal häufiger oder weniger vorkommt, …derzeit höre ich ne Menge Crust im Death Metal. Bands wie Vomitory sind ziemlich gut darin, es in ihren Death Mix einzubringen!!



Wenn du irgendein Musikgenre vom Erdboden verschwinden lassen könntest, welches wäre das?
Hip Hop/Rap.

Was würdest du tun, wenn du, aus irgendeinem Grund, keine Musik mehr machen könntest/taub werden würdest wie Beethoven?
Mich auf der Stelle erschießen!!

Tusen tack noch mal und viel Glück mit all deinen Projekten!
Gern geschehen!!


Autor: Kathleen Gransalke, photos: Dan Swanö
Eingetragen am: 2009-05-28

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