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Blind Guardian: Der Geist von Tolkien

Wir nutzen die Gelegenheit auf dem Wacken Open Air und schnappen uns Andre Olbrich, Gitarrist und Songwriter von der erfolgreichsten deutschen Metal Band der letzten 10 Jahre, Blind Guardian. Trotz einem bereits 3 Tage andauernden Interview-Marathon ist Herr Olbrich ausgesprochen gut gelaunt und präsentiert sich alles andere als wortkarg. Ist dies das Selbstvertrauen, das durch ein extrem starkes, neues Album entstanden ist?

Ihr habt jetzt euer neues Album ``At the Edge of Time`` vorgestellt. Seit eurem letzten Album ``A Twist in the Myth`` sind bereits 4 Jahre ins Land gegangen. Eine Zeitspanne, die sich mittlerweile bei euch eingependelt hat. Woran liegt das?
``Wir haben mittlerweile unseren Rhythmus gefunden. Wir machen ja recht komplexe Musik, weshalb wir mittlerweile keine Songs mehr auf Tour schreiben. Ich brauche einfach ein gewisses Umfeld, um mich fallen lassen zu können und auf Ideen zu kommen und das kann ich einfach nur zuhause. Da wir auf jeder Tour so an die 120 Shows spielen, gehen hier schon mal die ersten 18 Monate ins Land. Danach dauert es dann etwas, bis man wieder down to earth ist und sich auf das Songwriting konzentrieren kann.

Dann sind wir eine Band, die nicht versucht das wieder zu machen, was bei den Fans gut angekommen ist. Wir fangen bei jedem Album im Prinzip wieder bei 0 an und schauen dann, dass wir etwas haben, was uns neu vorkommt und wo wir denken, dass es eine Marschrichtung werden könnte. Das war bei diesem Album z.B. `Sacred Worlds`. Das Soundtrackmäßige fanden wir sehr gut und haben da unsere Marschrichtung festgelegt. Aber bis man dahin kommt, durchläuft meinen Reifungs- und Entwicklungsprozess und der dauert einfach Zeit. Und diese Zeit nehmen wir uns einfach. Bis war dann 10 gute Songs haben, dauert es bestimmt noch mal 18 Monate.
Dann sind wir insgesamt schon bei 3 Jahren anbelangt. Dann kommen Aufnahme, Produktion und Mix, die über ein halbes Jahr dauern. Dann kommt noch die Zeit bis zur Veröffentlichung und schon sind die 4 Jahre voll.``

Und schon steht die nächste WM vor der ...
``... und das ist so praktisch! Wir versuchen natürlich immer so fertig zu werden, dass wir die WM gucken können, haha!``

Das Herzstück von ``At the Edge of Time`` bilden der Opener `Sacred Worlds`, sowie das letzte Stück `Wheel of Time`, die beide die von dir angesprochene Soundtrackatmosphäre versprühen. Wie entstehen solche komplexen Nummern, mit all ihren Orchester-Arrangements bei euch?
``Wir fangen Part für Part an. Man versucht einen richtig guten Part zu schreiben und dabei arbeite ich auch direkt die Orchesterpassagen mit ein. Dazu benutze ich Keyboards, ansonsten spiele ich aber auch alle Instrumente, wie auf einem Demo, ein, so dass man sich schon vorstellen kann, wo die Reise hingehen soll. Etwas schwieriger wird es dann, aus dem Material einen interessanten Song zu arrangieren. Hansi und ich praktizieren dazu ein Ping-Pong-Spiel, bei dem wir jeden Tag uns mindestens einmal austauschen und die Sachen hin und her schicken. Durch das Feedback merke ich dann, wo er hin will und so bauen sich die Songs dann nach und nach auf und die Übergänge entstehen. Aber trotzdem arrangieren wir noch unglaublich oft um, um die Spannung zu kreieren. Und da ist Kunst, ein Stück arrangieren: Du hast z.B. ein super Intro und Choruspart, aber du merkst, die Mitte ist noch mau. Dann musst du halt alles wieder rausschmeißen und wieder neu komponieren.``

Wie konkret lief den Ausarbeitung der vielschichtigen Orchesterarrangements ab? Ich kann mir schwer vorstellen, dass die Ausarbeitung komplett von euch stammt.
``Nein, aber die Grundideen habe alle ich geliefert, weil wir sehr bedacht darauf sind, dass der original Spirit des Stücks immer beibehalten wird und die Grundidee nicht verändert wird. Wie gesagt arbeite ich da mit Keyboards und spiele natürlich nicht 90 Spuren ein, nur weil das Orchester aus 90 Leuten besteht. Ich arbeite hier sehr viel mit Kombisounds und lege vielleicht mal eine einzelne Flöte oder ein Cello oder eine Geige darüber. So ist grundsätzlich von der Komposition schon alles da, nur halt noch nicht auf die einzelnen Sektionen verteilt. Dazu arbeite ich mit Matthias Ullmann zusammen. Der ist der studierte Orchesterexperte, ebenso wie unser Produzent Charly Bauerfeind. Die beiden korrigieren dann meine Kompositionen, teilen sie auf die einzelnen Sektionen auf, sodass davon dann eine Partitur geschrieben werden kann. Letztlich bleibt der basic Spirit aber bestehen, ie man ja auch anhand der Demos, die wr auf die Limited Edition gepackt haben, nachvollziehen kann.``


Würdest du mir zustimmen, wenn ich behaupte, dass die ``At the Edge of Time`` mehr rockt als eure letzten beiden Alben?
``Nein, da würde ich dir nicht zustimmen. Gerade die ``A Twist in the Myth`` rockt doch deutlich mehr, als die neue CD. Da sind sehr viele 70s Rock Elemente enthalten und gerade die Grooves und die Rhythmus-Sektion ist sehr Rock orientiert. Die ``At the Edge of Time`` hat meiner Meinung nach wieder mehr klassische Metal Elemente und ist eben eine Mischung aus modernen, dynamischen Arrangements, die wir bereits auf der ``A Twist in the Myth`` ausprobiert haben und den Blind Guardian Trademarks von beispielsweise der ``Imaginations...`` oder der ``Nightfall...``.Und diese Kombination ist, glaube ich, der Reiz des neuen Albums.``

Das stimmt. Trotzdem würde ich behaupten, dass das Songwriting wieder deutlich straighter, als zuletzt ist...
``Straight? Ich weiß nicht, wie man einen Track wie `Wheel of Time` als straight bezeichnen kann. Auch bespielsweise `Curse my Name` ist sehr komplex und verschachtelt. Straighter sind dann vielleicht die etwas schnelleren Songs, die wirklich abgehen, wie z.B `Tanelorn` oder `Voice in the Dark`. Da würde ich dir durchaus Recht geben.
Aber ich sehe das Album immer als ganzes. Und dieses Mal haben wir wieder einige Songs, die von der Struktur her so ungewöhnlich sind, dass selbst für uns kein Schema erkennbar ist. Das würde ich dann natürlich nicht als straight bezeichnen. Aber ich glaube, was du meinst ist, dass man es viel besser am Stück durchhören kann, weil einfach eine rote Linie da ist. Du hast das Gefühl, wenn du das Album startest, dass die Songs sehr harmonisch ineinander über gehen. Dadurch hat man fast das Gefühl, dass es ein Konzeptalbum ist. So empfinde ich das!``

Meiner Meinung nach gehen die Kompositionen wieder mehr in die Richtung von ``Somewhere Far Beyond``, wo es recht einfach war, Strophe-Refrain-Schemata in den Songs zu erkennen. Ganz im Gegenteil zu euren letzten beiden Releases...
``Naja, bei den schnellen Sachen vielleicht. Aber auch eine ``Somewhere...`` ist nach Strophe-Refrain-Schema aufgebaut. Ach damals haben wir nicht so gearbeitet. Wenn man sich die Songs mal genau ansieht, wird man feststellen, dass es auch da Songs gibt, bei denen sich nichts wiederholt, wo der Aufbau sehr chaotisch ist. Z.B. der Song `Somewhere Far Beyond`, der ist vom Aufbau her so chaotisch, dass ich den live kaum spielen kann, weil sich da ständig wieder irgendwas ändert (lacht).
Wir waren halt schon immer eine Band, die nicht nach irgendeinem Schema gearbeitet hat und irgendwelche Raster hat, nach denen was konstruiert wird. Das läuft Bauch mäßig und wir folgen der Melodie, dem Spannungsbogen und unserem Gefühl, wo immer die Reise auch hingeht. Auch wenn es dann mal in der Mitte wieder runter geht und die Spannung wieder völlig neu aufgebaut wird. Gerade dieses Unberechenbare ist doch der Kick in der Musik. Deswegen wollen wir uns auch gar nicht in solche Formen zwängen.``

Okay, dann ein neues Versuch: Die Refrains auf ``Edge...`` sind wieder deutlich mitsing-kompatibler als noch zuletzt.
``Es würde mich freuen, wenn es so ist. Ich finde zwar auch die auf den letzten Alben sehr mitsing-kompatibel, aber auch die neuen gefallen mir ausgesprochen gut. Ich denke, dass soundmäßig alles einfach besser überkommt. Auf der ``Twist...`` und der ``Opera...`` haben wir hier nicht das Optimum rausholen können. Wir haben damals unser neues Studio gebaut und da gab es dann einen Reifeprozess.

Auf der ``Opera...`` gab es einige Desaster, weil vieles nicht so funktioniert hat, wie wir uns das vom Sound her vorgestellt haben und wir mussten dann einfach Kompromisslösungen eingehen. Wir haben z.B. sehr viele Drum-Samples benutzt, was am Ende dazu führt, dass du Ende eine sehr komprimierte Dynamik hast. Samples klingen halt immer gleich, während ein Schlagzeug lebt und mal mehr oder weniger klingt, je nachdem wie feste der Drummer schlägt. Und der Rest der Instrumente muss diese Dynamik mitmachen. D.h. wenn du ausschließlich harte Drums hast, können auch die Gitarren ausschließlich hart spielen. Das führt dann natürlich dazu, dass, wenn wir immer Vollgas geben, auch Hansi immer am Edge singen muss. Deswegen ist die ``Opera...`` auch sehr anstrengend zu hören. Das war uns aber nicht bewusst, als wir die Scheibe aufgenommen haben, denn in den Demos war eigentlich mehr Dynamik drin und die Songs waren etwas anders gedacht und komponiert. Aber dadurch, dass wir unser Studio damals gerade verlagert haben, ist es dann halt anders geworden. Da konnte auch Charly damals nichts dafür.
Auch auf der ``Twist...`` ist es dann besser geworden, auch wenn da auch noch einige Fehler passiert sind. Die konnten wir halt jetzt ausmerzen und ich denke dass wir auf ``Edge...`` den homogensten und geilsten Sound haben, den wir je auf einem Album hatten: fette Rhythmus Gitarren, die sich durchsetzen, trotzdem fetten Gesang und toll klingende Drums. Das war eigentlich unser Ziel von Anfang an, aber da mussten wir uns halt langsam ran arbeiten.

Wisst ihr schon...
``...die Charts kommen leider erst Montag. Wir hoffen und bangen also noch...```
Anmerkung des Autors: ``At the Edge of Time`` ist in Deutschland auf Platz 2 der Album Charts eingestiegen, dem besten Platz, den Blind Guardian jemals inne hatten.

Welche Songs können wir denn live erwarten? Was ist überhaupt umsetzbar?
``Also, alles ist umsetzbar und ich denke, dass wir über kurz oder lang auch alle Songs von dem Album live spielen werden. Für diese Tour haben wir jetzt `Sacred Worlds`, `Tanelorn`, `A Voice in the Dark` und `Wheel of Time` eingeprobt. Ich denke, dass `Sacred Worlds` und `Wheel of Time` fester Bestandteil jedes Konzerts werden können. Wobei `Sacred Worlds` auf jeden Fall der Opener wird.

Im Jahre 2003 habt ihr in Coburg ein Blind Guardian Festival gemacht. Gibt es Überlegungen hinsichtlich einer Neuauflage?
``Ja gibt es. Dazu muss ich was vorweg nehmen: Wir arbeiten momentan ja parallel an einem Orchesterprojekt und sind dabei in einer sehr fortgeschrittenen Phase. Wir haben ja das Prager Orchester gefunden (welches auch schon auf ``Edge``zu hören ist – d. Verf.) und habe bereits einige Recordings gemacht. Die Produktion wird voraussichtlich in den nächsten 2 Jahren fertig gestellt, die Veröffentlichung könnte also 2013 sein. Natürlich ist es nicht möglich, so etwas auf Tour zu präsentieren, da es sehr kostspielig ist, mit einem entsprechenden Orchester herum zu reisen und auch entsprechende Hallen zu mieten. Auch die technische Umsetzung ist sehr schwer. Wir wollen es aber auf jeden Fall live aufführen, weshalb wir uns gedacht haben, warum nicht wieder ein eigenes Festival machen. Da würde dann an einem Abend das Orchesterprojekt aufgeführt werden mit einem großen Orchester und Hansi singt und am zweiten Abend spielen wir mit Blind Guardian unsere orchestralen Songs mit Orchester.

Jetzt muss ich noch mal zum Orchesterprojekt nachhaken. In meinem letzten Interview hat Hansi gesagt, dass es noch nicht ganz klar ist, ob das Projekt unter dem Guardian Banner veröffentlicht wird, oder unter einem anderen.
``Ich denke, dass es unter einem anderen Logo laufen wird.``


Kannst du uns einen kurzen Sachstand geben, was uns erwarten wird?
``Also, Leute, die Tolkien lieben und mit dem Herrn der Ringe vertraut sind und darüber hinaus orchestraler Musik nicht ganz abgeneigt sind, für die wird es die Erfüllung sein. Ich glaube, dass es das Beste ist, was wir je geschrieben haben. Du brauchst nur eine Minute hören und denkst, du bist in Mittelerde. Es ist sehr verspielt und fantasylastig und ich glaube, dass wir wirklich gut den Spirit von Tolkien getroffen haben.

Besteht die Musik dann ausschließlich aus Orchester mit Hansi...
``Ja!``

Also keine typischen Rockinstrumente?
``Nein!``

Schaut man sich die Setlists der letzten beiden Tourneen an, so entsteht der Eindruck, dass ihr den Songs der letzten beiden Alben sehr wenig Livepotential zutraut, da immer nur sehr wenige Songs von den Alben vertreten waren.
``Das Problem bei der ``Opera`` ist, dass wir sehr gerne `And then there was Silence` spielen und das Stück hat nun mal die Länge von 2 bis 3 Stücken. Und man will natürlich zu viel von einem Album spielen. Wir schauen, dass wir immer 3 bis 4 Stücke von jedem Album spielen und die Setlist jeden Abend ein wenig mischen. Es ist immer eine sehr schwierige Entscheidung. Da stehen wir halt vor der Frage, ob wir Klassiker spielen – und wir haben jede Menge Klassiker und könnten jeden Abend alleine 3 bis 4 Stunden nur Klassiker spielen und die Leute wären immer noch nicht zufrieden. Andererseits wollen wir aber auch neue Songs spielen.
An neuem Material ist halt immer das Problem, dass wenn die Leute es noch nicht gut genug kennen, dann wird nicht mitgesungen und dann geht die Stimmung immer etwas runter. Deshalb spielen wir die Songs eigentlich lieber erst, wenn die etwas gereift sind, so nach 3 bis 4 Jahren. Deswegen bauen wir nie zuviel von unserem neuen Album ein. Ich denke, dass wir früher oder später auch mal mehr und andere Songs von ``Twist...`` und der ``Opera...`` spielen werden, aber zum damaligen Zeitpunkt fanden wir das nicht angebracht. Und aus dem selben Grund werden wir jetzt auch nicht mehr als 3 Songs vom neuen Album jeden Abend spielen.``

Iron Maiden haben vor einigen Jahren ihr neues Album (``A Matter of Life and Death``) komplett live gespielt. Das wäre also nichts für euch?
``Das wäre gar nichts für uns. Wir finden nicht, dass die Rechnung aufgeht. Wir gehen nach unserem Geschmack: Wenn wir zu unseren Lieblingsbands gehen, dann wollen wir Klassiker, die Kracher, hören, sonst sind wir nicht glücklich. Und gestern habe ich – als Slayer-Fan – mir Slayer angeschaut und die haben genau die Songs gespielt, die ich hören wollte! Perfekt! Wenn sie nur das neue Album gespielt hätten, wäre ich wahrscheinlich nach 2 Stücken wieder gegangen.``

Ist dieses Mal wieder eine Live-Veröffentlichung geplant?
``Momentan ist nichts geplant. Wir werden allerdings auf der Tour einiges mitschneiden und dann mal sehen, ob was gutes dabei ist. Das weiß man nie im Vorfeld. Wir sind keine Band, die irgendeinen Schrott einfach so rausschmeißt.
Es wäre aber schön was zu machen, denn wir haben ja seit einigen Jahren einen neuen Drummer (Frederik Ehmke – d. Verf.), der live einfach supergeil spielt und das müssen wir einfach mal verewigen. Und wir haben ja mittlerweile auch wieder 2 neue Alben draußen, insofern müssen wir mal abwarten. Wir fangen erstmal an zu sammeln, werden das dann irgendwann auswerten und dann schauen wir mal.``


Wo wir gerade eurem Drummer sind: Vor einigen Jahren ist ja Thomen Stauch (ursprünglicher BG Drummer) bei euch ausgestiegen. Habt ihr noch Kontakt zu ihm?
``Ja, der besucht und hin und wieder im Studio. Unser Verhältnis ist sehr gut und ich hoffe, dass er bald mal wieder auf die Beine kommt und mit irgendeinem tollen Projekt von sich hören lässt.``

In Kürze habt ihr 25-jähriges Jubiläum...
``Ohwei, musst du das erwähnen?!?`` (lacht ausgiebig)

...habt ihr dafür irgendetwas besonderes geplant?
``Nein, gar nichts. Vielleicht werde ich abends mal besaufen, hahahaha, im stillen Kämmerlein! Nein, Quatsch! Wir wissen ja auch gar nicht so genau, wann unser Jubiläum ist. Einig berechnen dass nach unserem ersten Demo, andere nach dem ersten offiziellen Release. Insofern können wir uns den Zeitpunkt ja fast aussuchen. Also verschieben wir das erstmal nach hinten.``

Ihr veröffentlich ja auf euren Singles gerne Coversongs, die man eigentlich von einer Band wie Blind Guardian nicht erwarten würde. Da würde man eher Sachen von Iron Maiden oder Judas Priest erwarten...
``Es ist doch langweilig, wenn man Erwartungen erfült!``

Nach welchem Schema sucht ihr euch denn Coversongs aus?
``Eigentlich immer sehr spontan. Dieses Mal haben wir eigentlich gar nicht lange gesucht. Wir waren in Spanien auf Tour, saßen im Tourbus und da lief `You`re the Voice` im Radio. Ich habe dann nach vorne geschrieen: `` Ey, Hansi, ist ein geiler Song, warum machen wir den nicht mal?`` Und dann kam zurück: ``Ja, gute Idee, mach mal!`` (lacht) Ich habe dann ein Woche später angefangen ein Playback zu machen und Hansi hat dazu gesungen. Dann muss man natürlich immer schauen, ob der Sänger mit einer Nummer klar kommt und ich finde, der Hansi hat sich super geschlagen. Er gehört natürlich auch zu den besten Sängern der Welt. Und wenn man mit so was im positiven Sinne auffallen kann, dann sind wir sehr zufrieden. Ich finde es auch generell sehr witzig mal was anderes zu machen. So was reizt mich. Das wir Heavy Metal spielen können, wissen die Leute ja...``

Ihr habt ja früher immer `Barbara Ann` live gecovert. Mal wieder einen Cover Song live zu spielen, wäre nichts?
``Ich würde sehr, sehr gerne. Aber wir müssen oder wollen ja immer eine gewisse Spielzeit einhalten. Und dann erklär mal den Leuten, dass du am Ende `Mirror Mirror` rausschmeißt, um dann `Barbara Ann` zu spielen. Da müsste man halt mal darüber reden, haha!``

Gibt es jüngere Metalbands, die dich in letzter Zeit beeindruckt haben?
``Jüngere?!?``

Nachwuchsbands?
(lange Pause) ``Ich muss gestehen...``

Oder auch ältere Bands, die dich besonders beeindruckt haben?
``Ich kann jetzt schlecht Bands aufzählen, die schon seit einigen Jahren unterwegs sind. Das sind ja keine Newcomer mehr. In den letzten 2, 3 Jahren habe ich mehr sehr wenige CDs geholt und auch sehr wenig mitbekommen, was in der Szene passiert ist, weil wir ganz intensiv an unserer Sache gearbeitet haben. Wenn ich kreativ arbeite, kann ich keine andere Musik hören, auch meine Lieblingsbands nicht. Dann bleibe ich auf den Riffs und den Melodien hängen und dann fang ich an zu kopieren. Um mich von diesen Kopiereinflüssen fernzuhalten – denn ich möchte niemanden kopieren – halte ich mich von anderen Einflüssen lieber fern. So komme ich dann halt auch nicht in den Genuss von neuen Bands.``


Gibt es denn Bands, die du dir hier auf dem WOA angesehen hast?
``Ich habe mir natürlich Slayer und Iron Maiden angesehen. Alice Cooper und Mötley Crüe auch. Gestern dann Arch Enemy, die fand ich extrem geil. Was habe ich denn sonst noch gesehen? (lacht) Ich glaub, das war es. Ach ja, Grave Digger fand ich unglaublich gut. Mit Van Canto dabei und natürlich Hansi in Bestform, haha!``

Kommen wir zum Abschluss. Entscheide dich: live oder Studio?
``Da kann man sich nicht zwischen entscheiden, sind halt 2 verschiedene Welten, beide mit Vor- und Nachteilen. Wenn man lange im Studio ist, ist man irgendwann total ausgelaugt, sowohl kopfmäßig, als auch körperlich. Du spielst den ganzen Tag am Stück ein Instrument, da bist nach einigen Tagen einfach ausgelaugt und brauchst eine Pause. Der Arbeitsrhythmus st auch total gleich bleibend, für einen Musiker total ungewohnt und dann wünscht du dich halt auf die Tour. Aber es hat den Vorteil, du fährst abends nach hause, zu deiner Familie und kanst dort dann abschalten. Du hast halt nicht permanent 15 Leute um dich herum.
Auf Tour hast du die geile Show, musst aber dafür den ganzen Tag reisen. Sitzt auf Flughäfen und im Tourbus rum, hast keine Prvatsphäre und kriegst halt auch irgendwann einen Koller. Zumal ich ein Mensch bin, der auch mal alleine sein muss und seine Ruhe braucht. Und die kriegst du auf Tour nicht. Dann hast du halt nach 2 Wochen die Schnauze voll und willst wieder ins Studio. Es ist also immer ein Wechselspiel und von mir aus kann so ein Wechsel nicht oft genug vollzogen werden.``

Festival oder Klub?
``Hat auch beides Vor- und Nachteile. Ich finde die intime Atmosphäre im Klub eigentlich schöner, denn du hörst die Fans besser. Wenn alle Leute in der Halle mitsingen, dann bläst dich das auf der Bühne weg. Das ist ein mördergeiles Gefühl, da kriegst du eine Gänsehaut.
Andererseits ist ein Klub natürlich von der Leutezahl her limitiert. Wenn du hier in Wacken auf der Bühne stehst und 70.000 Leute singen `Bard`s Song` mit, dann kriegst du auch eine richtige Gänsehaut und denkst, du fällst gleich vom Hocker. Ich möchte beides nicht missen.``

Iron Maiden oder Judas Priest?
``Judas Priest!``

Metallica oder Slayer?
``Oh scheiße!``

Ich hätte gedacht, dass dir als Slayer Fan die Antwort leicht fallen würde...
``Nein, fällt sie mir nicht! Das 2 absolute Lieblingsbands von mir! Fuck! (überlegt) Also ich möchte diese Frage gaaaanz genau beantworten: Die Leadgitarren: Kirk Hammet, Metallica. Letztes Studioalbum: (grunzt) SLAYER! Absolut megageil! Aber es gehören beide zu meinen Alltime-Faves!

http://www.blind-guardian.com/




Autor: Timo Pässler, photos: TimoPässler, Blind Guardian
Eingetragen am: 2010-09-07

Kommentare lesen: Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /var/customers/webs/stalker/www.stalker.cd/inc/kommentar.inc.php on line 8 0                           Kommentar schreiben


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