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Reckless Love: Bekenntnisse am Schminktisch

Kaum eine Band dürfte 2010 so beschäftigt gewesen sein wie Reckless Love: Tourneen in ihrer Heimat Finnland und in UK, Akustik-Gigs, TV-Shows, Silvesterkonzert in Italien... Backstage unmittelbar vor der letzten Helsinki-Show Mitte Dezember fand Sänger Olli Herman doch noch Zeit, mit STALKER zu plaudern, während er ab und zu mal in einer Wolke aus Haarspray verschwand....

Hallo Olli und vielen Dank, dass Du Dir ein wenig Zeit für uns nimmst. Magst Du Dich und die Band zunächst einmal bitte kurz vorstellen?
Hey, mein Name ist Olli Herman, Sänger bei Reckless Love. Es sind noch ein paar andere Leute hier im Raum: Pepe, der Gitarrist, Jalle Verne, der Bassist, und unser Drummer Hessu Maxx. Und dann ist da noch ein Haufen verschiedener Leute aus unserer Crew: Unser Busfahrer, unser Agent... Unser Soundtechniker ist auch irgendwo hier... Und nicht zu vergessen die wichtigste Person in diesem Raum: Meine Freundin! [lächelt]

Wie würdet ihr euren Musikstil beschreiben?
"Merry Metal"! "Merry" ist Weihnachten. "Merry Metal", das ist die perfekte Bezeichnung für die Art von Musik, wie wir sie machen. Ich meine, unsere Intention ist es, Spass zu haben... Vergiss`, was morgen ist oder sein könnte... Genieße das Hier und Jetzt... Feiere, als gäbe es gar keinen Morgen! Warum sollte man denn immer ernst sein oder alles ernst nehmen müssen? Ich kann ja noch nicht einmal das Leben wirklich ernst nehmen, wie sollte ich denn da Musik ernst nehmen können?!?

Es scheint als wäre Euer Drummer Heikki Ahonen der einzige in der Band, der ein Pseudonym benutzt, nämlich "Hessu Maxx". Wie kommt`s?
Eigentlich wird er schon seit seiner Kindheit "Hessu" genannt, was eine Abkürzung seines richtigen Vornamens "Heikki" ist. Und "Maxx"... Nun, er hat noch einen richtig typisch finnischen Zweitnamen, den er genauso wenig nutzen wollte wie seinen ebenfalls richtig typisch finnischen Nachnamen, also kam er dann mit "Maxx" an. Seine Eltern hatten vor seiner Geburt überlegt, ihn "Maxwell" zu nennen. "Maxx" ist die Abkürzung davon. Das ist der Hintergrund des Ganzen, soweit ich weiß...

Also hat es nichts mit der Disney-Figur Goofy zu tun? Denn in Finnland heißt "Goofy" ja "Hessu Hopo"...
[lacht] Nein, mit Goofy hat das nichts zu tun! Obwohl er manchmal auch etwas von Goofy hat, wie man im Hintergrund hört...


Wann und wo wurden Reckless Love gegründet?
Die Band wurde 2001 in unserer Heimatstadt Kuopio gegründet, was im Osten von Finnland liegt. Es ist schon eine ganze Weile her, ich weiß. Zuerst hießen wir auch "Reckless Life", wie der eine Guns`n`Roses-Song... Aber, ja, es ist wirklich schon eine ganze Weile her und es ist die erste Band, die wir jemals gegründet haben. Normalerweise wechselt man dann ja von einer Band zur anderen... Aber in unserem Fall... Nach zehn Jahren wird das jetzt zu etwas... Wir sind einfach aufeinander hängen geblieben... [lächelt] Niemandem wurde etwas versprochen... Aber es hat sich auch keiner fortbewegt...

Warum habt ihr euren Bandnamen geändert?
Wir waren zunächst eine Coverband, die hauptsächlich Guns`n`Roses-Songs nachspielte, und als wir dann anfingen, eigenen Stücke zu komponieren, brauchte wir zwangsläufig auch einen eigenen, originelleren Bandnamen. Wir alle lieben das Wort "Reckless" mit dem "R" und dem coolen Doppel-S wie bei KISS am Ende. Und "Reckless" klingt natürlich auch cool, also wollte wir das Wort beibehalten. Und das "Life" von "Reckless Life" wollte wir - bescheiden, wie wir sind - dann durch etwas ersetzen, das größer ist als Leben, was nur Liebe ist, und so wurden wir dann zu "Reckless Love"...

Wir habt Ihr Euch kennengelernt?
Ihn [deutet auf Jalle] habe ich kennengelernt, als ich 4 Jahre alt war. In der Kindertagesstätte...

Oh, Ihr seid also wirklich zusammen aufgewachsen...
Ja, er ist eigentlich so etwas wie mein eigener Bruder für mich. Wann immer ich etwas auf dem Herzen habe: Jalle wäre die Person, der ich mich als Erstes anvertrauen würde. Ich kenne ihn seit meinem 4.Lebensjahr, also seit 24 Jahren. Schon lustig irgendwie. [lächelt] Pepe traf ich in der Grundschule, aber da er ein Jahr älter war als ich, hatten wir damals noch nicht soviel miteinander zu tun. Aber ich kannte ihn durch einen Freund, genauer gesagt unserem damaligen Drummer. Ja, also so habe ich Pepe kennengelernt. Und Hessu lernte ich durch meine Ex-Freundin kennen. Sie kennen sich aus dem Sandkasten. Ich sah ihn Schlagzeug spielen. An Weihnachten, genauer gesagt... Vor ziemlich genau vier Jahren... Oder drei Jahren? Ich weiß es nicht mehr so genau, jedenfalls lernte ich so Hessu kennen...

Um die magische Weihnachtszeit herum...
Ja, daran muss es liegen - oder an seinem magischen Lächeln. Er hat ein unfassbares Lächeln! Ich meine, es reicht von einem Ohr zum anderen - so wie sich das für "Merry Metal" gehört. Du musst ein solches Lächeln haben, um in dieser Band spielen zu können. Du kennst ja unsere Shows...

Allerdings, und ich schätze sie wirklich sehr, gerade weil sie etwas ungewöhnlicher sind... Und wie alle anderen Reckless Love-Fans da draußen hoffe auch ich, dass es nicht wirklich bis zum Herbst 2011 dauern wird, bis Ihr Euer Zweitwerk veröffentlicht...
Oh, es frisst leider wirklich soviel Zeit, bis das nächste Album wirklich einigermaßen im Kasten ist... Aber ich kann Euch insofern beruhigen, dass es vor dem Herbst noch eine Single geben wird und wahrscheinlich auch ein Musikvideo dazu. Ich habe keine Ahnung, wann und wo, aber es steht auf dem Plan. Irgendwie, irgendwo, irgendwann wird irgendwas passieren...

Zurück zur Geschichte von Reckless Love: Warum habt ihr den Drummer gewechselt?
Bei uns ist das ein bisschen so wie bei "Spinal Tap"... Deswegen müssen wir immer mal wieder unsere Schlagzeuger ersetzen... [lächelt] Nun, Hessu stieß vor zwei Jahren zu uns, der Hauptgrund war wohl der, dass unser vorheriger Drummer nicht wirklich die Ambition hatte, in einer Band zu spielen, sondern lieber für sich. Wir wollten ihn dann auch zu nichts drängen, denn er war auch nicht bereit, das Risiko zu tragen, im Zweifelsfall zum Beispiel seinen Job zu kündigen und, na ja, sich eben zu 100% in die Band einzubringen...

Aber er war schon eine ganze Weile bei Euch aktiv...
Ja, das war er. Fast 4 Jahre, wenn ich mich richtig erinnere. Ich hege keinerlei negativen Gefühle und denke, er hat einen großartigen Job für die Band geleistet, aber... Da trennt sich eben die Spreu vom Weizen, wenn es um die Frage geht, inwiefern Du bereit bist, Dich 100%ig in die Band einzubringen. Du musst dazu in der Lage sein, auch wenn das unter Umständen bedeutet, sein ganzes Leben dafür opfern zu müssen. Und dessen musst Du Dir auch bewusst sein. Die Chance, dass man zu denen gehört, die es irgendwann einmal schaffen, ist sehr gering, aber wenn man noch nicht einmal in der Lage dazu ist, diese Chance zu ergreifen, dann macht das alles von vorneherein gar keinen Sinn.

Lebt ihr denn immer noch in Kuopio?
Nein, ich lebe schon seit fast zehn Jahren nicht mehr in Kuopio. Es ist lustig, wie wir vor allem im Ausland als eine Band aus Ostfinnland verkauft werden. Wie ja bekannt ist, war ich mal bei Crashdïet, also habe ich während dieser anderthalb Jahre auch in Schweden gelebt. Außerdem habe ich drei Jahre in Helsinki und vier Jahre in Jyväskylä gewohnt, also bin ich mittlerweile schon ein wenig herumgekommen... Jetzt lebe ich in Tampere, für mich eine sehr gute Stadt zum Leben. Bislang war Tampere immer sehr gut zu mir...

Und Helsinki?
Helsinki ist auch eine großartige Stadt zum Leben. Ich mag Helsinki, aber ich denke Tampere gefällt mir noch einen Tick besser. Es ist etwas kleiner, aber immer noch eine große Stadt, zumindest für finnische Verhältnisse. Pepe ist der Einzige von uns, der in Helsinki lebt. Jalle lebt in einer kleinen Stadt namens Lempäälä, bei Tampere, und Hessu lebt in Viiala, einer kleineren Stadt, ebenfalls in der Nähe von Tampere. Das sind vielleicht ein paar Hinterwäldler! [Gelächter]

Warum lebt ihr nicht in der gleichen Stadt? Wie funktioniert es zum Beispiel mit den Bandproben, wenn ihr alle quasi über ganz Finnland verstreut wohnt?
Wir haben einen Bandproberaum in Viiala, wo Hessu wohnt, und es ist nicht so weit von Tampere entfernt. Genauer gesagt sind es nur fünf Minuten mit dem Auto. Von Helsinki sind es eine Stunde und 40 Minuten und das ist auch nicht so weit weg, wenn man bedenkt, dass man innerhalb von Helsinki mitunter eine Stunde braucht, um von A nach B zu kommen, wenn der Proberaum beispielsweise genau am anderen Ende der Stadt liegt als der Stadtteil, in dem man wohnt. Und außerdem spielen wir heutzutage so viele Gigs, fast jedes Wochenende, dass wir gar keine Zeit mehr zum Proben haben. Wir sind Profis; wir brauchen keine Proben...

Ihr habt genug Gigs, bei denen ihr proben könnt...
Ja, wir proben auf der Bühne! [Gelächter]


Kannst Du uns etwas über die sagenumwobene "Leather Factory" erzählen, die oft von Hessu in Twitter erwähnt wird?
Ja, das ist unser "eigentlicher" Proberaum. Es ist ein altes Fabrikgebäude, welches - wie der Name schon verrät - mal eine Lederfabrik beherbergte, bevor es zu dem wurde, was es heute ist: Ein Gebäude mit Unternehmen, Firmen, Proberäumen, Garagen... Nun, sowas halt. Und unser Proberaum ist eines ihrer Mieteinnahmen... Hessu lebt und arbeitet dort. Er bringt Kindern das Schlagzeugspielen bei. Er hat die Zeit dazu...

Haben die anderen Jungs in der Band auch Jobs neben Reckless Love?
Jalle unterrichtet ebenfalls Kinder in der "Leather Factory"... Wobei ich mir nicht sicher bin, ob das zurzeit der Fall ist. Ich meine, ich habe in diesem Job kaum Zeit, um nebenher noch irgendetwas anderes zu machen. Mein Terminkalender ist wirklich absolut proppenvoll. Das lässt mir keine Zeit, irgendetwas anderes zu machen. Im Januar werden wir alle auch ein wenig mehr Zeit für andere Dinge haben, aber: Das nächste Album steht an; ich muss Texte schreiben und Songs komponieren... [Nachdem er sich geschminkt hat, fängt Olli nun an, das Haarspray zu benutzen]

Hast Du schon mal darüber nachgedacht, Werbung für Haarspray zu machen?
Oh, ja, tatsächlich sind das hier Testprodukte der Haarpflegeserie "Four Reasons"... Ab Januar werde ich deren neue Haarpflegeserie "Big Sexy Hair" bewerben... "Big Sexy Hair" hat diese wirklich guten Haarsprays... Oh, meine Haare sind so dreckig! Ich sollte sie mal waschen - und so mache ich das. So macht man das im Rock`n`Roll-Style. Das ist wie Trockenshampoo...

Du bist das doch gewohnt, oder nicht? Du benutzt Haarspray bei Reckless Love und Du hast auch schon Haarspray bei Crashdïet benutzt... Wie kamst Du überhaupt zu Crashdïet? Reckless Love gab es ja zu dem Zeitpunkt schon... Oder wart ihr da noch Reckless Life?
Nein, wir hießen da schon Reckless Love und mit Reckless Love lief es zu dem Zeitpunkt nicht so gut. Wir befanden uns in einer Phase, die recht frustrierend für uns war. Wir waren uns nicht sicher über den Musikstil und wir klangen auch nicht so gut. Wir hatten diese Zeit, in der wir wirklich hart arbeiteten, aber es führte einfach zu nichts, also beschlossen wir, dass wir alle etwas anderes tun und jeder sich eine Auszeit von Reckless Love nehmen sollte. Ich landete dann letztendlich in Schweden. [lacht]

Wie kam es zu alledem? Nach dem tragischen Selbstmord ihres ersten Sängers Dave Lepard hatten Crashdïet beschlossen, mit einem neuen Sänger weiterzumachen. Kamen sie auf Dich zu oder hast Du Dich bei ihnen beworben?
Ich habe mich beworben. Nun, eigentlich begann das alles aus einem Scherz heraus. Ein paar Schulfreunde von mir meinten, dass ich genauso aussähe wie die Jungs von Crashdïet und mich unbedingt bei denen bewerben solle, was ich dann auch tat. Zwölf Stunden später kontaktierten sie mich via E-Mail und wollte mich in der Band haben.

Wow, ziemlich schnell!
Ja, das war schnell... Eigentlich viel zu schnell, wie wir ja später gesehen haben. Unsere Wege trennten sich ja schon nach anderthalb Jahren wieder...

Was war für die Jungs ausschlaggebend, sich für Dich zu entscheiden? War es Deine Stimme, der ähnliche Look oder die Chemie zwischen Dir und den Jungs? Konnte da überhaupt schon soviel Chemie zwischen Euch sein, angesichts der kurzen Zeitspanne zwischen Bewerbung und Engagement?
Nun, wenn man darüber nachdenkt: Crashdïet ist eine Band mit einer traurigen Geschichte und ein paar ebenfalls traurigen Songs. Betrachtet man Reckless Love, dann sieht man mich; einen Typen, der Party machen und Spass haben will. Wir hatten nicht wirklich viel gemeinsam. Ich meine, sie wollen traurige Lieder machen und ich bin so "Haha!"... Es wurde richtig seltsam, denn ich kann nicht anders als zu lächeln, wenn ich auf der Bühne stehe, und wenn man dann sieht, wie Crashdïet traurige Lieder spielen und dabei ziemlich phlegmatisch sind... Und mittendrin dann ich, strahlend wie ein Honigkuchenpferd... Das passt einfach nicht! Versteh` mich nicht falsch: Es ist nichts falsch daran so ernst zu sein wie Crashdïet es sind. Denkt man über ihre traurige Biografie nach... Haben sie Gründe, um zu lächeln? Ich bin mir nicht sicher... Es ist Teil ihres Images und es funktioniert für sie und das ist großartig... Für mich hat`s halt nicht funktioniert.

Wie war es für Dich, jemanden zu ersetzen, der Selbstmord begangen hatte? Wie waren die Reaktionen darauf? Mehr positiv oder eher negativ?
Es war eine Ansammlung verschiedener Ansichten. Manche liebten es, manche hassten es total. Die meisten Hardcore-Fans wie die Fans, die Crashdïet wirklich seit ihren Anfangstagen um 2000 herum begleitet hatten, hassten es natürlich. Die Fans, die generell auf Crashdïet stehen, liebten es. Ein genaues Fazit abzugeben ist da schwierig. Natürlich war das zweite Album ["The Unattractive Revolution"] deutlich schwächer als das erste ["Rest In Sleaze"], was hauptsächlich daran liegt, dass ich nicht Dave Lepard bin auch nie Dave Lepard sein wollte. Das betraf natürlich auch das Songwriting. Aber, hey, auch das zweite Album hat ein paar gute Songs zu bieten, was immerhin etwa zwei gute Songs mehr sind als auf den meisten KISS-Alben. [Gelächter]

Noch immer wird darüber diskutiert, dass Crashdïet aufhören oder zumindest ihren Namen ändern sollten...
Das ist Blödsinn! Meine Sympathie gilt da wirklich voll und ganz den Jungs. Sie sollten weitermachen und den Namen behalten. Sie SIND Crashdïet. Und mit Simon [Cruz, der dritte und aktuelle Sänger bei Crashdïet]... Er passt viel besser in die Band als ich!

Wie genau haben sich Eure Wege eigentlich getrennt? Einerseits heißt es, sie hätten Dich rausgeschmissen, und andererseits, dass Du sie verlassen hättest. Wie war es wirklich?
Es war eine Entscheidung in beiderseitigem Einverständnis, da beides zutraf: Ich wollte raus aus der Band und die Band wollte mich gleichzeitig hinauswerfen, also stimmen beide Versionen. Ich wollte schon länger das Handtuch werfen, aber dann sagte ich mir: "Warum zum Teufel sollte ich das tun?!? Ich will schließlich auch touren!" Aber es ist ja nicht Schlimmes dabei. Die Jungs sind wirklich großartig; wir fanden einfach nur keinen gemeinsamen Nenner, was das Kreieren von Musik betraf. Die Jungs sind wirklich verdammt großartig und es gibt nichts Schlechtes über sie zu sagen.


Habt ihr noch Kontakt zueinander?
Nein, nicht wirklich. Was nicht bedeutet, dass ich die Jungs überhaupt nicht mehr leiden könne; das absolute Gegenteil ist der Fall. Es ist nur so, dass sie in einem anderen Land leben und es so quasi keine Möglichkeiten für zufällige Aufeinandertreffen oder dergleichen gibt... Ich glaube, mit Peter [London, der Bassist] bin ich via facebook befreundet, ebenso mit Martin [Sweet, der Gitarrist]. Natürlich, wenn ich sie sehen würde, würde ich ihnen sagen, wie sehr ich mich für sie freue, dass nun alles läuft...

So schlecht kann Euer Verhältnis zueinander ja auch gar nicht sein, immerhin erwähnst Du die einzelnen Bandmitglieder im Booklet Eures selbstbetitelten Debütalbums, welches im Februar 2010 veröffentlicht wurde...
Ja, definitiv... Das musste ich! Es drückt meine Wertschätzung aus, anderthalb Jahre Teil dieser Band gewesen zu sein. Weißt Du, wenn man zu viert als eine Band unterwegs ist heißt das auch, aufeinander aufzupassen. Egal, wie schlecht es gerade auch laufen mag: Es ist immer noch Deine Band! Und auch wenn man einander hasst oder den Arsch des anderen nicht mehr sehen kann, lässt man sich nicht gegenseitig hängen. Wir hatten harte Zeiten miteinander, genauso wie wir auch sehr, sehr schöne Zeiten miteinander hatten...

Könntest Du Dir eine gemeinsame Tour mit ihnen vorstellen?
Nicht wirklich... [Gelächter] Ich meine, es wäre lustig... Warum nicht? Das könnte cool werden. Aber ich bezweifle, dass sie es tun würden.

In London hattet ihr zwei gemeinsame Gigs mit Jettblack und sogar eine ganze gemeinsame Tour durch UK. Wie kam es dazu? Seid ihr nur Label-Kollegen oder mittlerweile auch Freunde?
Wir sind jetzt auf dem selben Label, aber natürlich haben wir die Jungs nun auch ein bisschen besser kennengelernt und sie sind wirklich großartig. Wir hatten viel Spass miteinander und eine wirklich gute Tour mit ihnen. Ich hätte nichts dagegen, dies zu wiederholen. Es hat wirklich Spass gemacht!

Gibt es auch irgendwelche Pläne für eine Tour in Deutschland?
Nein, im Moment nicht, fürchte ich. Der Hauptgrund dafür ist, dass unser Album in Deutschland nur als Import erhältlich ist... Obwohl ich denke, dass man auch in Deutschland gerne grinst...
Ich hoffe wirklich, dass es uns in der Zukunft dorthin verschlagen wird!

Irgendwer muss den Anfang machen, denn selbst Steel Panther sind in Deutschland nicht so bekannt wie sie es hier in Finnland sind...
Ja, und die einzigen Unterschiede zwischen Steel Panther und Reckless Love sind, dass sie alt sind und ein Witz. Unsere Musik ist kein Witz, sie hat nur ein paar witzige Elemente in sich... [lacht]

Ja, und ihr steht ziemlich auf diesen 80er-Rock. Könntet Ihr euch vorstellen, auch andere Musikstile zu spielen?
Sicher! Ich meine, ich sehe es nicht so, dass wir 80er-Rock spielen. Wir spielen modernen Rock, der sehr stark vom 80ies-Rock beeinflusst ist, und gerade das neue Album wird dies zeigen. Es wird mehr modernere Sounds beinhalten, denn auch diese wollen wir nicht vernachlässigen...

Wie kommt es, dass eure Musik so stark vom Rock der 80er beeinflusst ist? Kommt es durch die Eltern oder...?
Ich wurde in den 80ern geboren; höchstwahrscheinlich liegt es daran. Das ist einfach meine Musik; die Musik, die mich begleitet. Ich weiß nicht... Im Hintergrund lief immer 80er-Rock, daher verbinde ich viele schöne Erinnerungen damit. Ich meine: Das Leben ist eine sehr, sehr ernste und beschissene Sache, wenn wenn man mal wirklich darüber nachdenkt. Ich möchte nicht noch mehr ernsten Scheiß - beispielsweise durch unsere Musik - verbreiten. Und darum geht es auch bei Reckless Love: Wir wollen unterhalten und den Leuten eine schöne Zeit bescheren, während sie auf unseren Konzerten sind. Für anderthalb Stunden sollen sie einfach jeglichen Scheiß vergessen können, sei es nun den aus ihrem Alltag oder den generell auf der Welt. Wenn Du die Wahl hättest zwischen einer akademischen Vorlesung und einem KISS-Konzert: Was würdest Du wählen?

Wahrscheinlich letzteres...
Siehst Du, genau so geht es mir auch! Und ich denke, da draußen gibt es ein paar weitere Millionen Menschen, die sich ebenfalls für Letzteres entscheiden würden. Wir versuchen, ähnliches zu bieten. Nun, im Grunde versuchen wir es nicht nur, sondern bieten es wirklich an. Ich meine, es gibt Bands und Musik da draußen, die mir das Gefühl geben, ich säße in einer akademischen Vorlesung. Wo ich denke: "Bringt mir Bier! Bringt mir Spass! Wo ist das Feuerwerk? Wo ist der Sex-Appeal?"

Du hast an der finnischen TV-Sendung "Kuorosota" [zu deutsch: "Chorkrieg"] teilgenommen, bei der verschiedene Musiker mit jeweils ihrem eigenen Chor bekannte Musikstücke einstudieren und dann gegeneinander antreten. Am Ende entscheiden die Zuschauer per Telefon-Voting, wer es in die nächste Runde schafft. Wie kamst Du zu "Kuorosota"? Hat man bei Dir angefragt? Hast Du Dich beworben?
Ich wurde gefragt und sah es als eine nette Erfahrung. Wir haben ein paar Songs wie "Livin` La Vida Loca" von Ricky Martin und sogar "Back To Paradise" von Reckless Love einstudiert... Am Ende landeten wir auf dem 4.Platz, wir haben es also recht weit geschafft... [Im Backstage-Raum wird es ziemlich hektisch...]

Zur Silvestershow in Italien, wie kam es dazu, habt ihr dort schon eine Fan-Base?
Das ist eine wirklich seltsame Geschichte! Wir haben bislang nur einmal in Italien gespielt; diesen kleinen Gig auf einem Boot im August. Danach kamen diese Tonnen von E-Mails an, und nun der zweite Gig in Pisa... Und ich möchte wirklich den schiefen Turm sehen! Ich meine, als Musiker bin ich schon in so vielen verschiedenen Städten gewesen. Ich bin dreimal in Paris gewesen und habe nie den Eiffelturm gesehen, eben weil ich Musiker bin. Entweder stehe ich auf der Bühne oder ich sitze im Bus... Kaum sind wir da, sind wir auch schon wieder fort. [Der Backstage-Raum leert sich] So wie jetzt. Es tut mir sehr leid, aber wir müssen jetzt auf die Bühne...

Kein Problem. Danke für Deine rare Zeit und bis gleich bei der Show!

www.recklesslove.com




Autor: Stefanie Singh, photos: Stefanie Singh / Promotional pictures by Reckless Love and Crashdïet
Eingetragen am: 2011-03-06

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