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Radio Dead Ones: ”Die Bands haben überhaupt keine Message mehr”

Nach drei Jahren haben die Punker von RADIO DEAD ONES ihr zweites Album „AAA“ auf die Musikwelt losgelassen. In Stuttgart trafen wir Sänger Beverly Crime und Gitarrist Rik und plauderten mit den sympatischen Herren über die lange Zeit zwischen dem Debüt und „AAA“, Punk allgemein sowie noch manches mehr.

Hi! Eure neue CD ist ja grad draußen. Wie sind so bisher die Reaktionen?
Ganz unterschiedlich, weil wir vorher ja ´nur eine ganz normale Punkband´ waren und jetzt ein paar Facetten drauf haben, die ein bisschen härter sind. Und die meisten Leute haben halt erwartet, dass das zweite Album so klingt, wie das erste, was ja meistens so ist bei jungen Bands. Insofern sind die Reaktionen auf die Platte sehr unterschiedlich, aber insgesamt doch OK. Es gibt bisher keinen, der sie als zu langweilig empfunden hat. Die Leute mögen oder hassen sie, und das ist eigentlich das, was wir erreichen wollten.

Drei Jahre liegen zwischen eurem ersten und dem jetzigen Album. Warum hat das so lange gedauert?
Weil wir alles selber gemacht haben. Das haben wir bisher immer so gemacht. Wir nehmen alles alleine auf und haben bei uns im Proberaum ein eigenes Studio. Und wir waren zwischendurch ja auch auf Tour und gehen alle nebenher arbeiten. So kommt es dann, dass wir zwischen den Touren aufnehmen, aber trotzdem noch arbeiten gehen und uns dann eher feierabendmäßig im Proberaum treffen, um dann die Sachen aufzunehmen. Deshalb hat sich das dann so hingezogen.

Jetzt gibt es das Album ja mit einer Bonus-Disk. Was hat es damit auf sich?
Wir haben einfach dadurch, dass wir so lange aufgenommen haben, viele verschiedene Songs. Als es dann zu Ende ging und wir das Album fertig hatten, hatten wir ein paar Songs dabei, die einfach nicht richtig reingepasst haben, weil sie zu weich waren. Wir wollten ja unbedingt ein hartes Album machen. Die Songs fanden wir aber dennoch so gut, dass wir die unbedingt noch veröffentlichen wollten. Und dann hat SPV uns angeboten, dass wir eine Special-Edition machen und ob wir eine Idee hätten, was wir auf diese Bonus-CD draufmachen wollen. Ob wir Video- oder DVD-Material haben. Wir haben gesagt, dass wir das nicht haben, aber 5 Bonussongs. Das war eine gute Möglichkeit, sie auf diesem Weg zu veröffentlichen.

Wie ist der Albumtitel gemeint? Access All Areas oder die dreifache Arschkarte?
Hehe, wir haben uns nicht viel dabei gedacht. Wir wollten dem Album einen Titel geben, der ein wenig Spielraum lässt. Die ursprüngliche Bedeutung sollte „Awake And Alive“ sein, da wir 3 Jahre von der Bildfläche verschwunden waren, auch keine Interviews hatten und nicht in der Presse waren. Dementsprechend wollten wir das Statement bringen, dass wir immer noch da sind. Aber wir haben es dann „AAA“ genannt. Vielleicht auch, damit uns die Leute in Interviews Fragen dazu stellen.

Punk an sich scheint ja für gewisse Leute zu einer Art Mode geworden zu sein. Was macht eurer Meinung nach Punk aus?
Wie du schon sagst, ist Punk eine Modeerscheinung geworden. Die Bands haben überhaupt keine Message mehr. Es geht nur noch darum, diese Art von Musik zu spielen, viele Tattoos zu haben, so gekleidet zu sein. Am schlimmsten ist, dass die meisten Bands ja noch nicht mal Musik spielen, die irgendwie provoziert und das eigentliche Punk-Ding verkörpert: Musik, die nicht jeder mag. Teilweise sind Punk-Bands ja poppiger als manche Pop-Band. Darum wollten wir ja auch eine Platte machen, die härter ist als die meisten Punk-Bands es sind, und nicht wieder in die gleiche Kerbe schlagen oder gar poppiger werden. Für uns ist Punk eben immer noch damit verbunden, dass man bestimmten Leuten einfach den Mittelfinger zeigt und sagt, was einem nicht passt.
Aber wie in den meisten Subkulturen sterben diese Dinge einfach, weil immer mehr Leute dazu kommen, es cool finden, aber eigentlich nicht wissen, worum es geht.

Gute Überleitung. Wo wir grade bei solchen Trends sind. Ihr vertreibt das Album ja nicht nur als CD, sondern auch über Download-Portale, wie iTunes. Da könnten jetzt einige Puristen kommen und Probleme äußern.
Ich habe erst vor ein paar Tagen ein AC/DC Interview gelesen, denn ich bin großer AC/DC-Fan. Und AC/DC sind halt eine dieser wenigen Bands, die sich vollkommen von iTunes fernhalten, was sonst eigentlich völlig unüblich ist. Für alle großen Bands ist das ja die Haupteinnahmequelle. Aber die verkaufen ihre Platten noch auf dem herkömmlichen Weg als physische Tonträger. Aber die sind auch als Band so groß, da richten sich alle danach. Als kleine Band hast du ja gar nicht die Möglichkeit. Entweder du machst da mit oder du brauchst erst gar keine Platten zu machen. Wir haben das Glück, dass in unserer Subkultur Leute noch eher gewillt sind, richtige CDs zu kaufen. Aber natürlich steigt die Anzahl der Leute, die was runterladen immer mehr. Wenn du dich als Band davor verschließt, dann hast du irgendwann nur noch Konzerte voller 40-50 Jähriger, die das noch so gewohnt sind. Aber die Jugendlichen mit 15-16, die grade damit anfangen, die wollen wir ja auch erreichen. Und die erreichst du nicht, wenn du nur CDs oder nur Vinyl herausbringst.

Was haltet ihr von der aktuellen Punk-Szene in Deutschland? Gibt es überhaupt noch eine?
Eigentlich nicht. Dass ganz viele Bands kommen und gehen, ist glaube ich das Problem. Manchmal hast du eine Band, die ein Album rausbringt, andere wiederum machen in 10 Jahren 2 Alben und sind einfach nicht beständig da. Insofern ist eine Szene nicht wirklich auszumachen, denke ich. Es gibt schon ein paar Bands, aber eine Szene? Deswegen wollten wir für uns selbst auch etwas von dem reinen Punk-Band-Dasein wegkommen. Zumal wir auch mit vielen Bands gespielt haben, die eben nicht Punk waren. Zum Beispiel auch mit einer Band hier aus Stuttgart, Shotgun Express. Der Gitarrist Johnny Cobra hat auf unserem Album auch ein Solo gespielt. Und die sind ja absolut keine Punk-Band (Hardrock, Anm.d.Red.). Aber das war uns auch wichtig, dass wir mit Bands spielen, wo wir die Leute einfach gut finden. Zumal wir auch solche Musik gern hören. Aber alles auch, weil es eben keine Punk-Szene in Deutschland gibt.

Ihr kommt ja ursprünglich aus dem Osten (so wie ich). Hat euch das irgendwie musikalisch oder von der Einstellung her beeinflusst? Ihr habt ja sicherlich andere Musik gehört.
Mit Sicherheit. 1989/90 fing das ja im Grunde erst an, dass sich im Osten eine Szene entwickelt hat. Und als wir mit 15 oder 16 zu unseren ersten Konzerten gegangen sind, da war die Szene noch so neu, dass im Grunde keiner so richtig Bescheid wusste. Es gab ständig Schlägereien, weil die Leute mit dieser Punk-Attitüde und „wild-sein“ überfordert waren. Plötzlich gab es noch diese Skinheads. Wer sind die, was sind rechte, was linke Skins. So gab es eben ständig Schlägereien. Es ging bei den Konzerten eher darum, den Moment abzupassen, wo du abhaust, damit du nicht in ne Kneipenschlägerei hineingerätst. Das war Mitte der 90er so normal, weil die Leute einfach nicht mit dieser Kultur aufgewachsen sind. Und wir auch nicht. Unsere Eltern hatten keine Möglichkeiten, Platten zu kaufen. Wenn wir mit Bands aus dem Wesen zusammen sind, dann ist es so, dass die jeweils ganz anders mit Musik aufgewachsen sind. Die Eltern hatten ja meistens ganze Plattensammlungen von den Stones, etc. Bei uns war es ja extrem schwierig, mal ne Platte von den Stones zu bekommen. Man hatte mal ne Platte von AC/DC, von Depeche Mode, von Nina Hagen... es war sehr durchmischt. Keiner konnte sagen: „Ich mag nur Heavy Metal“, weil es nicht möglich war, sich nur aus einer Richtung mit Musik zu versorgen. Darum glaube ich, dass wir da ganz offen rangegangen sind. Punk war für uns am Anfang ne gute Möglichkeit, Musik zu machen, denn du brauchst nicht viel. „Es klingt nur nach Krach, aber wir nennen es Punk und es passt!“ so ungefähr. Dass wir aus dem Osten kommen, war vielleicht auch deshalb gut, weil Magdeburg jetzt nicht so groß war. Es gab zwar Konzerte, aber zu denen wollte man teilweise nicht hingehen. Entweder waren da ein paar anrüchige Skins oder die Bands waren einfach zu schlecht. So waren wir zu viert etwas isoliert und sind dann auch zu viert nach Berlin gezogen. Hat nicht unbedingt was mit dem Osten zu tun, aber dass wir aus der Provinz kommen und uns das als Kids zusammengeschweißt hat, hat uns definitiv viel weitergeholfen.

Ihr seid im Vergleich zum letzten Album etwas experimentierfreudiger geworden, da hast du ja vorhin schon was dazu gesagt, aber liegt es nicht auch daran, dass ihr euch generell nicht so einschränken wollt?
Ja, das wäre für uns auch irgendwann langweilig. Wenn du immer nur eine bestimmte Art von Musik machst, kommt auch nur eine bestimmte Art von Leuten. Wenn du dich dann immer mit den gleichen Leuten über die gleichen Sachen unterhältst, weil deine Musik so eingeschränkt ist, dann spielst du auch immer vor den gleichen 50 Leuten und es werden nie mehr. Punk ist ja nun mal keine Musik, die gerade auflebt und immer mehr Leute anspült. Und für uns ist es einfach langweilig, weil wir so viel verschiedene Musik hören, dass wir das, soweit wir es musikalisch können auch ein bisschen einfließen lassen wollen.

Irgendwelche letzten Worte?
Wir spielen grade ganz viel live. Noch bis Ende des Jahres. Wer das jetzt hier liest, der soll sich doch mal blicken lassen.

http://www.radiodeadones.de/

Autor: Gregor Bewernick, transl. K. Weber, photos: Band
Eingetragen am: 2011-07-25

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