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Paradise Lost (Teil 1): Eine der Letzten einer aussterbenden Rasse

Ich hatte schon immer Paradise Lost interviewen wollen, und dieses Mal habe ich die Chance ergriffen, und mich mit Gitarrist Greg Mackintosh zusammengesetzt. So einfach war es allerdings nicht, denn es gab einige Verspätungen und Probleme durchzustehen - Festivals bergen eben immer viele Überraschungen – genau wie dieses Interview.



Wie war dein Tag bisher? Ich habe gehört, dass du gerade erst aus dem Hotel gekommen bist...
Ja, ich und unser Soundtechniker waren gestern in der Stadt in einer Bar und sind recht lange geblieben, ich fühle mich daher heute recht tot...

Hat es sich denn wenigstens gelohnt?
Ja ja, definitiv. Es war eine nette kleine Bar, sie hieß irgendetwas in der Richtung “66” oder so, ja, es war okay. Seltsam, dass man hier wieder in Bars rauchen kann...

Wirklich?
Ja, in Holland darf man wieder in Bars rauchen, für mich ist das einfach seltsam, weil wir in England das schon so lange nicht mehr dürfen.

Gefällt dir das oder...
Nein! Ich hasse es, ich habe nie geraucht, von daher...

Beende die folgenden Sätze:
1) Wenn ich für einen Tag ein Tier sein könnte...
...würde ich ein Hummer sein wollen, weil ich gerade erst herausgefunden habe, dass sie unsterblich sind. Hummer sind unsterblich, das habe ich auf dem Flug hierher herausgefunden. [Hummer werden aufgrund des Enzyms, Telomerase, sehr, sehr alt, sterben müssen sie aber trotzdem, die Redaktion].

Sind sie das?
Ja, sie sind biologisch unsterblich, sie können nicht sterben – Ich meine, wenn man sie umbringt oder sie von ihren natürlichen Feinden getötet werden, ist das etwas anderes. Aber sie können nicht sterben, da sie diese Zellen, dieses Enzym haben, dass ihre DNA repariert, sodass sie für immer leben können, wenn sie niemand tötet.

Würdest du denn für immer leben wollen?
Ich finde nur, dass es ein cooler Fakt ist...

Es wäre irgendwie gruselig, wenn alle um einen herum verschwinden...
Ja, aber wäre es nicht auch blöd ein Hummer zu sein und gekocht zu werden?!

2)Machen wir mal mit den drei Sätzen weiter, die du vervollständigen sollst. Hier ist der nächste. Eines Tage werde ich fähig sein...
Eines Tages werde ich fähig sein...lass mich überlegen...Eines Tages werde ich hoffentlich in der Lage sein, Urlaub zu genießen wenn ich nicht mehr so viel mit dem Flugzeug unterwegs bin wie es jetzt der Fall ist, weil man so Urlaub einfach nicht genießen kann. Ich bin gerade aus Ägypten wiedergekommen und habe die ganze Zeit drinnen verbracht, es war zu heiß und ich mag es nicht zu reisen.

Wie passt das zusammen, du bist in einer Band wie Paradise Lost und magst es nicht zu reisen?
Nein, das ist WARUM ich es nicht mag zu reisen – ich verbringe jedes Wochenende am Flughafen, es ist so... – Ich liebe die Konzerte, ich liebe es neue Orte zu sehen aber es dauert einfach alles so lange. Wir spielen hier eine Stunde und dreißig Minuten oder eine Stunde und fünfzehn Minuten heute Abend, und es dauert drei Tage. Wir sind gestern hergeflogen und haben wer weiß wie lange gebraucht. Und morgen das Gleiche noch einmal, ich werde nicht vor zehn Uhr abends zu Hause sein oder so in dem Dreh. Von daher, (grinst) es ist recht nervig. Die Konzerte sind toll, es ist nur – wenn sie nur Teleportiermaschinen erfinden könnten, das wäre echt cool!

Bist du denn vor deiner Band-Zeit gerne gereist?
Wahrscheinlich, weil man es ja wenig macht, weißt du, all die Leute steigen in Flugzeuge wenn sie in den Urlaub fliegen, sie klatschen wenn das Flugzeug landet und so. Sie sind total aufgeregt und wir sitzen da einfach nur, schlecht gelaunt, zwischen all den Urlauber, denn es ist schon unser fünfter Flug an diesem Tag oder so...



Und der letzte Satz ist: Es macht mich nachdenklich, dass...
Ich weiß nicht, ob das mit dem Alter zusammenhängt, aber es macht mich nachdenklich, wenn ich Vögel beobachte. Es wäre mir vorher nie eingefallen Vögel zu beobachten und dann habe ich damit in letzter Zeit begonnen und ich kann dasitzen und das eine Stunde lang machen – es ist entspannend, es ist cool. Aber ich habe das nie zuvor gemacht, das klingt als würde ich alt werden. Ich sagte zu meinem Sohn „Findest du Vögel beobachten nicht auch toll?“ – „Nein, wovon redest du um Gottes Willen?“ Das ist, als würde einem gesagt werden, dass man ein alter Mann ist.

Wie alt ist denn dein Sohn?
16, er ist gerade 16 geworden.

Wie ist es für ihn, dich auf der Bühne zu sehen?
Hm, ihm gefällt es. Ich meine, er ist selbst ein toller Gitarrist, ich habe ihn nicht zum Spielen überredet, er hat selbst damit angefangen als er 11 war. Letzten Sommer war er bei ein paar Auftritten von uns mit dabei, er war auch auf dem Graspop Festival und sein Held ist Slash, und er stand neben Slash - Daher denke ich, ich war für ein oder zwei Tage cool. Aber ganz klar, wenn man dann wieder nach Hause kommt, ist man nicht mehr cool.

Ist es nicht schwer, so oft von zu Hause weg zu sein, besonders wenn man eine Familie hat? Hast du dich daran gewöhnt?
Na ja, ich habe mich daran gewöhnt, ich mache es ja schon lang genug aber ja, es ist schwer. Ich habe mal so darüber gedacht: Ich hatte einmal einen Nachbarn, der Klempner war und sagte “Ich weiß nicht, wie du gleichzeitig Kinder und so nen Job haben kannst und dann so viel um die Welt reist”. Und weißt du, ich habe gesehen wie er zur Arbeit fuhr bevor seine Kinder wach waren und wie er spät abends wieder nach Hause kam als die Kinder gerade zu Bett gingen, und er hat sie angeschrien, weil er einen schlechten Tag auf der Arbeit hatte... Zumindest habe ich mit meiner Familie eine schöne Zeit und wir nutzen sie auch ausgiebig, wenn ich zu Hause bin. Man muss einfach nur das Positive an allem sehen...

Oft geht Bekanntheit Hand in Hand mit gewissen Erwartungen von Fans und den Leuten um dich herum - Fans wollen so sein wie du, du bist ihr Vorbild. Empfindest du das so und wie stehst du dazu?
Warum? Wieso würde jemand so sein wollen wie...? (lacht) Nein, so empfinde ich das überhaupt nicht. Wir waren am Anfang dieser Szene schon da, zu einer Zeit, wo es noch nicht viele Bands in dieser Szene gab, daher sind wir so was wie Pioniere, das beeinflusst Leute wohl. Aber ich sehe keinen Grund, wieso jemand so sein will wie wir. Jeder fängt damit an zu klingen wie die eigenen Vorbilder und geht dann in eine eigene Richtung – so sollte es sein. Es ist gut, ein Einfluss für jemanden zu sein, was die erste CD angeht, aber danach muss man sein eigenes Ding machen. Wir haben das gemacht, wir haben genau wie unsere Vorbilder geklungen als wir das erste Album aufnahmen und danach haben wir unser eigenes Ding gemacht.

Die Frage geht in die gleiche Richtung – Interviewer fragen gerne über das Privatleben, wie gehst du mit solchen Situationen um? Bist du da vollends offen oder schweigst du lieber dazu?
Nein, da bin ich offen. Es ist normal, ich mache nur das was, alle anderen auch machen, eine Familie haben und so was. Weißt du, vor ein paar Jahren habe ich ein Nebenprojekt, eine Death Metal Band mit dem Namen „Vallenfyre“, gegründet. Und bei der Band ging es nur darum, den Tod meines Vaters zu verarbeiten.

Ist die Band denn noch aktiv?
Wir haben bisher nur eine Platte gemacht und viele Festivals letztes Jahr gespielt, nicht viele, ein paar Festivals. Es ging so gut und wurde recht populär, sodass wir ein neues Album in den USA aufnahmen im Januar und nächstes Jahr versuchen werden mehr aufzutreten. Weißt du, es ist ein Spaß-Projekt, eine Menge alter Freunde, ich kenne alle in der Band so um die zwanzig Jahre, sie sind auch alle noch in anderen Bands...



Ich weiß von vielen Musikern, dass sie ungern über ihre Familie und Privatleben reden, da bist du eindeutig eine Ausnahme...
Na ja, wenn sie nicht darüber sprechen wollen ist das okay, ich sehe darin kein Problem. Um ehrlich zu sein, bin ich die einzige Person, die ich kenne, die kein Facebook-Profil hat, selbst meine Mutter hat ein Profil. Ich bin auf sozialen Netzwerken nicht aktiv, es ist überhaupt nicht interessant für mich. Und ich denke, dass diese Netzwerke wesentlich mehr in die Privatsphäre eingreifen, deshalb mache ich damit nichts. Und ich habe einen Grund wieso ich mit gewissen Leuten für ein Jahr, eine Woche oder was auch immer nicht rede – ich möchte es einfach nicht. Warum würde ich dann wissen wollen, was sie jeden Tag machen? Genauso wenig möchte ich, dass sie wissen, was ich die ganze Zeit über mache. Deshalb finde ich das wesentlich aufdringlicher als ein kleines Interview.

Du bist also quasi gegen Soziale Netzwerke?
Ich bin unsozial (lacht) . Generell. Ich meine – wieso würde ich virtuell sozial sein wollen, wenn ich es im echten Leben nicht sein kann.

Es klingt interessant, in einer Band zu sein und zu touren, wenn man unsozial ist...
Das funktioniert nicht so gut...nein nein... (grinst) Ich meine, ich bin immer alleine irgendwo, weil ich nie wirklich mit Leuten rumhänge, aber das hilft mir auf Touren normal zu bleiben...das, was man auf einer Tour nicht bekommt, ist Zeit für sich selbst, daher genieße ich etwas Einsamkeit, wenn ich sie dann mal für eine Weile bekomme, weil das Tourleben einfach verrückt ist.

Wie verbringst du denn deine “einsame Zeit” auf Tour?
Ich lese einfach, oder mache irgendetwas was nicht damit zusammenhängt, mit anderen Leuten zusammen zu sein. Ich meine, klar kann es Spaß machen, aber es kann auch nervig sein und auch stressig. Dann gehen dir kleine Dinge schnell auf die Nerven, da muss man sich selbst aus der Situation herausnehmen.

Was für Bücher findest du denn gut?
Alles, wirklich. Früher mochte ich keine Sachbücher, ich fand Romane und Erzählungen und all so etwas immer gut, aber jetzt mag ich auch Fakten-bezogene Bücher. Wie das eine Buch, „The Year 1000“ und es geht einfach darum, wie das Leben einer normalen Person gewesen wäre– aus ihrer Perspektive – im Jahr 1000 und es ist echt interessant, es ist cool. Und dann habe ich ein Buch über die Geschichte der Wohnstätte gelesen, über all das, was wir zu Hause haben, z.B. wieso wir Messer und Gabel benutzen, warum wir Tische haben und wieso unsere Schlafzimmer in der ersten Etage sind und solche Dinge. Wirklich alles. Sogar Comics in Buchform.

Gibt es denn ein Buch, das man wirklich gelesen haben sollte deiner Meinung nach?
Eigentlich muss ich hier jetzt etwas Vetternwirtschaft betreiben, weil mein jüngerer Bruder einen Comic in Buchform geschrieben hat, und das zur gleichen Zeit als ich das Vallenfyre Album geschrieben habe. Und beides handelt von meinem Vater. Ich habe ein Lied mit dem Titel “Seeds” auf dem Album und sein Buch heißt “Seeds”. Und das hat einen Grund. Als wir mit unserem Vater zum Arzt gingen, zeigte er uns die Röntgenaufnahmen und sagte, dass sich der Krebs wie Samen (engl. „Seeds“) verbreitet hätte. Daher hat er diesen Comic in Buchform geschrieben, er hat die Zeichnungen und alles gemacht. In den USA wird es gerade verfilmt. Er hat nie zuvor ein Buch geschrieben. Es ist wirklich cool, traurig aber doch lustig – es ist ein wirklich interessantes Buch, ich habe ein paar Freunden davon erzählt. Kennst du die Band Bolt Thrower? Die Mutter der Bassistin ist nicht lange nach meinem Vater gestorben, daher habe ich ihr das Buch empfohlen und sie fand es toll...

Wäre es denn etwas für dich, für diese Verfilmung die Musik zu schreiben?
Nein, gar nicht. Es ist ein tragisches aber lustiges Buch zugleich, vieles ist lustig, und der Film wird eine Art “When the wind blows”, kein Anime-Typ von Film. Ich kann nur unglückliche Lieder schreiben, daher würde das nicht wirklich zusammenpassen.

Wie können Fans das Buch deines Bruders kaufen?
Es ist auf Amazon, es ist in Buchläden. Ross Mackintosh. Das Buch heißt “Seeds”. Ich habe ein Exemplar von ihm bekommen, habe es aber verschenkt, daher habe ich auf Amazon ein paar gekauft...Schaut es euch an!



Lass uns wieder über das Touren reden – das. 25. Bandjubiläum ist ja bald...
Ja, aber noch davor – in ein paar Wochen – gehen wir auf eine fast dreiwöchige Tour in Skandinavien und Russland. Das wird richtig interessant, weil wir in Moskau und St. Petersburg zwar schon gespielt haben, wir aber den Zug zwischen den beiden Städten nehmen werden und das macht es etwas ausgedehnter. Und wir fliegen weit in den Osten, werden Sibirien sehen, das wird wirklich cool sein. Und dann die 25. Jubiläums-Tour danach – Ich weiß nicht, was ich erwarten soll. Ich weiß, dass wir eine sehr andere Setliste spielen werden im Vergleich zu dem, was wir sonst spielen. Lieder, die wir sehr lange nicht gespielt haben oder noch nie.

Ich habe auf Facebook gesehen, dass ihre eure Fans gefragt habt, welche Songs sie gerne hören würden – wie sehr werdet ihr auf die Wünsche eingehen?
Oh ja, wir hatten ein Meeting deswegen. All die Lieder wurden in einem Diagramm dargestellt, das wurde alles von jemandem von unserem Management gemacht – sie macht all solche Sachen, hat all die Liedwünsche gesammelt und dann in das Diagramm gepackt. Dann haben wir uns das angeschaut und dachten uns „Oh wirklich? Ihr wollt diesen Song hören?“.

Viele Fans fragen sich, ob es davon eine DVD geben wird...
Nein. Einigen Leuten haben das auch shcon gefragt, aber ich denke, dass wir einige Live-DVDs in unserer Karriere gemacht haben und jetzt nicht die richtige Zeit für eine weitere ist, echt nicht. Es wäre für nur sehr wenige Leute interessant, denke ich. Es gibt einige Live-DVDs, von daher...jeder steht da so oder so mit dem Handy.

Und DVD-Aufnahmen halten diese Personen nicht davon ab?
Nein. Das letzte Mal, als wir eine DVD gefilmt haben, sieht man, dass es viele Leute gibt, die ihre Handys in die Luft halten während wir spielen...


Den zweiten Teil könnt ihr bald an dieser Stelle lesen.


Autor: Carina Ullmann (+ photos)
Eingetragen am: 2013-08-28

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