Home

Das Magazin
Online stalker
Interaktiv
Über Uns
Bannerzone


Ektomorf - The sense of fucking with a song

Es gibt nicht so viele Musiker, die kurz vor ihrem Auftritt Interviews geben wollen. Aber Ektomorf sind professionell, ziehen ihr eigenes Ding seit 1994 und wollen noch immer mehr. Eine Pause? Vergiss es! Eher das Gegenteil, die Jungs sind eher noch stärker und ambitionierter darauf aus, ihre Erwartungen zu erfüllen. Die Mischung aus Hardcore, Metal und Roma/Sinti-Folklore-Einflüsse machen diese Band wirklich einzigartig. Wirklich Zeit für STALKER, zum Gespräch zu bitten.

Wir trafen Sänger Zoltan Farkas in der Garderobe in der Hamburger Markthalle und kriegten etwas Einblick, was hinter diesem aggressiven jungen Mann steckt: Welchen Preis bezahlt man dafür, ungarische Geschichte zu schreiben? Wie fühlt es sich an, als Halbblut zu leben? Brauchen wir unsere Wurzeln? Warum fühlen sich die Ungarn von Ektomorf betrogen? Wer ist die Person auf der Bühne? Verloren zwischen den Kulturen? Warum an einem Song rumdoktoren? Lest weiter, und all diese Fragen werden beantwortet...



Über das Tourleben...

Ihr seid jetzt schon eine ganze Weile auf Tour. Was sind so eure Eindrücke von den letzten Wochen?
Ohhm puhhh... alles ist einfach großartig! Ok, wir sind jetzt etwas müde. Weißt du, es geht hauptsächlich darum, nicht genug Schlaf zu kriegen. Was soll ich sagen, wir feiern eben gerne, auch wenn wir eher etwas mehr auf uns achtgeben sollten (lacht)

Aha, das klingt interessant. Also was hält euch die ganze Nacht wach?
Ähm, also, du weißt, es ist nur... also, was war die Frage nochmal? Es spielt keine Rolle, es ist nur toll, wir sind wirklich gerne auf Tour (lacht laut)

Okay, kapiert. Also wie steht es mit dem kulturellen Aspekt? Seid ihr in der Lage oder daran interessiert, etwas von den Städten zu sehen, durch die ihr tourt?
Wenn wir es wollen, dann machen wir es auch, besonders auf Tour durch Spanien, da haben wir unsere Hintern sehr früh aus dem Hotel zum Sightseeing bewegt. Barcelona war toll! London ebenso, aber um ehrlich zu sein, wir waren zu faul, um die Stadt anzuchecken...



Über die Familie...

Bleibt deine Familie zu Hause oder nimmst du manchmal jemanden mit?
Nein, meistens bleiben sie zu Hause. Das ist etwas, was mir schwerfällt, ich vermisse sie, aber so ist der Deal.

Es gibt immer einen Kompromiss...
Yeah, möglich, aber die Band ist was ich gerne mache, was ich machen will. Naja, es ist die längste Tour bisher und ich vermisse wie, aber es ist OK für mich.

Das klingt so als ob du die Musik über alles stellst, sogar über dein Privatleben. Ist das tatsächlich der Fall?
Tja, ich hab beides vermisst, aber wenn ich auf Tour bin, ist Musik meine oberste Priorität, weißt du? Ich will mich wirklich nur auf eine Sache konzentrieren.



Der erste Kontakt mit Musik...

OK, also zurück in deine Vergangenheit. Erinnerst du dich an einen bestimmten Punkt in deinem Leben, wo du die Leidenschaft für die Musik entdeckt hast, wo du erkannt hast, dass du dafür geboren bist?
Oh ja, klar! Ich war zehn Jahre alt, und mein Vater gab mir ein Paar Kassetten von Rockbands, und ich fühlte, ja, das ist das, as ich tun will. Wow, es hat einfach eingeschlagen und ich wusste, das ist meine Bestimmung, und dieses wächst noch immer Gefühl ... also danke, Papi!



Gefühle auf der Bühne...

Wenn du auf der Bühne stehst, wirst du völlig offen, total in der Musik aufgehend. Ist die Bühne für dich wie ein Zuhause oder ist es mehr wie eine Flucht in eine andere Welt? Und würdest du sagen, dass du wirklich dieselbe Person auf der Bühne und privat bist?
Schwierige Frage. Gib mir eine Minute zum Nachdenken...
(starrt in den Raum... starrt die Wand an...)
Hmm, ich glaube ich bin immer dieselbe Person, nur ein bisschen lauter (lacht). Was ich sagen will, wenn ich auf der Bühne bin, ist es nicht nur „Bühne“, weißt du? Ich stehe voll dahinter und würde dasselbe auch privat sagen. Was ich sage, sind meine eigenen Worte, im Privatleben, so wie jetzt im Gespräch mit dir, sage ich in normalem Ton und auf der Bühne brülle ich es.

Einige Musiker sagen, dass sie auf der Bühne ihre echten inneren Gefühle, ihren wahren Charakter ausleben können. Vielleicht einfach um Dinge zu sagen, die sie privat nie wagen würden anzusprechen, weil ihnen die Bühne das Gefühl der Sicherheit gibt...
Nein, ich verstehe das nicht! Wenn du wirklich hinter dem stehst, was du zu sagen hast, dann macht es keinen Unterschied, ob du auf der Bühne oder in einer privaten Situation bist. Du weißt, ich springe auf die Bühne, mach Headbanging aber keine abartigen Sachen, die ich nicht auch privat tun würde, wie etwa mich zu schminken (lacht). That´s bullshit! Ich schreie raus was ich fühle! Ich habe keinen Plan, kein Ritual für die Bühne, es sollte kein Theater sein. Ich gebe mich einfach hin. Deswegen mach ich Metallica. Die brauchen keine Extras, die sind einfach sie selber, mit ein paar fucking Shirts, Jeans und Turnschuhen und das reicht, nicht wahr? Wenn du Musik spielen kannst, brauchst du nichts zusätzlich!

Naja, ich stimme da grundsätzlich zu, aber einige Musikstile brauchen die Extras, wie Make-Up oder Kostüme für ihre musikalische Mission und visuelle Effekte. Stell dir Kiss ohne ihre Maskerade vor...
Yeah, aber Kiss haben auch coole Musik gemacht, aber du hast recht, das kann man nicht verallgemeinern (lacht).



Ungarischer Hintergrund und Roma/Sinti-Wurzeln...

Ungarn war vorher keine Metal-Nation, und Ektomorf gibt es nun schon mehr als zehn Jahre. Würdest du sagen, dass ihr etwas für ungarische Metal-Bands getan habt, wie etwa ihnen die Türen zu internationalen Märkten öffnen...
Ja, du hast absolut recht – es klingt sicher seltsam, aber in Ungarn wird behauptet, dass wir Geschichte geschrieben haben. Wir beeinflussten eine Menge Bands dort, weil wir aus den Grenzen des Landes ausgebrochen sind. Wir haben einfach was erreicht, was keine andere ungarische Band vorher geschafft hat, nicht einmal Pop-Bands. Und das ist seltsam, weil wir keine wirklich populäre Musik machen! Jetzt ist es anders, die Situation hat sich geändert. Ungarn ist kein Land mehr für uns... der Ort, wo wir uns zu Hause fühlen un für Fans spielen, ist nicht mehr Ungarn...

Oh, das ist ungewöhnlich! Ich dachte, dass ihr gerade wegen eurer speziellen Lage eine besondere Beziehung zu Ungarn habt, und außerdem ist es eure Heimat...

Yeah, so sollte es wohl sein, aber die gesamte Situation in Ungarn kotzt mich einfach an! Die Atmosphäre wird schlimmer und schlimmer! Weißt du, die beschweren sich die ganze Zeit, dass wir nicht in ungarischer Sprache singen, und das ist Bullshit! Ich singe in Englisch, Englisch ist die Sprache, die jeder versteht. Das ist so dämlich...

Also glauben sie, ihr habt sie in gewissem Sinn verraten?
Ja, genau! Ich hab niemanden betrogen, ich zieh nur mein Ding durch...

Würdest du noch immer sagen, dass deine ungarischen Wurzeln deine Musik beeinflussen?
Nicht die ungarischen, aber die Roma/Sinti-Wurzeln, aber das ist alles so seltsam. Ich fühle mich zwischen den Stühlen... ich bin nicht Roma/Sinti und nicht Ungar, ich bin gewissermaßen Halbblut... seltsam... wenn ich in Ungarn bin, nennen sie mich Roma/Sinti, wenn ich unter Roma/Sinti bin, nennen sie mich Ungar. Sie attackieren mich von beiden Seiten. Ich mag die Roma/Sinti-Musik, aber ich will nicht zu einer bestimmten Kultur gehören, das ist zu abartig... ich mag diesen Gladiator-Soundtrack, die haben da auch ein paar Roma/Sinti-Elemente eingebaut.



Zukunftspläne...

Also ist das so ein Ziel für euch, Filmmusik zu machen? Oder ist Ektomorf am Höhepunkt angelangt? Keine Verbesserung mehr möglich?
Oh nein, es kann immer noch besser sein. Wir werden niemals unseren Stil ändern, das ist sicher. Wirklich wütende Musik, weißt du? Aber ich arbeite an neuem Material, wie akustischen Elementen, was viele überraschen wird. Aber hab keine Angst, das wird kein Riesenhit (beide lachen).

Ist es schwer für dich, deine eigenen Erwartungen hinsichtlich deiner Musik, deiner Band, deiner eigenen Person zu erfüllen?
Manchmal hadere ich mit mir selber und zögere, „hmm, ist das wirklich gut genug?“ Aber jedes Mal, wenn wir einen Song aufnehmen, ist es genau so, wie wir es haben wollten. Ich fühle es manchmal, dass wir vielleicht nochmal an einigem arbeiten sollten, aber ich versuche, nicht zu streng mit mir selber zu sein, sonst kannst du dich nicht frei genug fühlen, deine Ideen auszuarbeiten. .. Ektomorf ist eine Band so wie „da ist der Song, Bumm, aufgenommen“ (lacht) Wir tüfteln an den Songs nicht allzuviel herum, ich hasse sowas (lächelt).
Ich habe die Gitarre fast immer in er Hand, plötzlich kommt eine Idee, und das ist es dann. Die meisten Inspirationen kommen, wenn ich schlecht gelaunt, wütend oder traurig bin.

Also keine Kerzchen am Tisch, kein Glas Rotwein in der Hand, um den perfekten Song zu kreieren?
(lacht) Nein, so funktioniert das nicht, obwohl viele Leute noch immer an das Klischee des einsamen Songschreibers glauben.



Tiefer geschürft...

Wovor hast du in deinem Leben am meisten Angst?
Jemanden zu verlieren, den ich am meisten liebe... ich hatte noch nie so einen schlimmen Verlust bisher und ich weiß, dass ich mich dem eines Tages stellen muss, aber ich hoffe, das dieser Tag fern ist...

Würdest du dich als glücklichen Menschen bezeichnen?
Ich versuche die positiven Seiten im Leben zu sehen, aber sagen wir mal 50:50. Ich bin manchmal ziemlich schlecht drauf, und das hasse ich. Aber so bin ich nunmal...

Irgendein Tip, wie man aus den Depressionen rauskommt?
Puh, nicht wirklich... ich warte einfach, bis es vorbei ist. Es ändert sich schnell und ich fühl mich wieder glücklicher, naja, ich weiß es ist dämlich... meistens kommt so ein Tief nach einer Tour, als ob man in ein tiefes Loch fällt.. ich vermisse das rastlose Leben, aber dann mach ich einfach Sport.

Welche Sportarten?
Ich lauf ein paar runden ums Haus (lacht)

Wo in Ungarn lebst du?
Ich glaube nicht, dass du das wirklich wissen willst; es ist eine kleine Stadt nahe der rumänischen Grenze.

Ich hab ein paar Monate in Ungarn gelebt, und auch in einer Stadt nahe Rumänien, vielleicht kenn ich sie also...
Echt? Wo?

Bekescaba
Was? Nein? Echt? (Er ruft die anderen Bandmitglieder herbei, sagt etwas sehr schnell auf Ungarisch)
Ich habe dort vier Jahre lang gelebt – jetzt wohne ich in Amsterdam, aber unser Schlagzeuger lebt noch immer dort. (Aufgeregte Gespräche unter den Bandmitgliedern)

Was hast du da gemacht?

Ich hatte dort sowas wie ein Marktforschungsprojekt, um einen Report über den ungarischen Zeitungsmarkt abzuliefern.
Hat es dir dort gefallen?

Hey Leute, ich sollte EUCH interviewen!!! (alle lachen)

Vielen Dank für dieses Interview und viel Glück für die Zukunft!
Vielen Dank nochmal und hoffentlich sehen wir uns bald wieder!

Autor: Jasmin Froghy, Photos: Melanie Haack, Samira Alinto, translation: Klaudia Weber
Eingetragen am: 2006-02-20

Kommentare lesen: Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /var/customers/webs/stalker/www.stalker.cd/inc/kommentar.inc.php on line 8 0
                           Kommentar schreiben


Loading





Axemaster: Eine Ouvertüre für noch viel mehr
Eine dieser Bands mit einer langen Geschichte: Axemaster wurden 1985 gegründet und hat die Szene mit >> more/mehr
2015-06-16
Freedomination
Fresh Act Juli / August
Wenn man in Finnland lebt, ist es schwierig, die einfache Tatsache zu ignorieren, dass diese Nation die >> more/mehr
2015-07-01
Tuska Open Air 2015
Wir hatten uns schon allmählich mit dem Gedanken abgefunden, dass der Sommer 2015 offenbar von höherer ... more/mehr 2015-07-07
CD: Powerwolf
Zwei Jahre nach ihrem überragenden Nummer 1 Hit „Preachers of the Night“ legen die Wölfe ihr neues Album „Blessed & Possessed“ ... more/mehr 2015-08-03
KONZERT: Faith No More
Die vor kurzem erfolgte Wiedervereinigung der 1998 aufgelösten, legendären Crossover Band Faith No More schlug hohe ... more/mehr 2015-06-24
English Deutsch Interview: Ektomorf - The sense of fucking with a song - STALKER MAGAZINE inside out of rock´n´roll