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Listening session: Amorphis - Under The Red Cloud

2015-06-29
Stadt / City Helsinki 
Land / Country FIN 
Web amorphis.net
 
Veranstaltungsort:
Location
Suomenlinna Studio 
Datum / Date25. June 2015 

Am Tag vor dem Tuska lud Nuclear Blast eine Reihe von JournalistInnen zu einer exklusiven Listeningsession auf die malerische Festungsinsel Suomenlinna ein. Zu hören gab es das neue Amorphis-Album Under The Red Cloud, das am 4. September erscheinen wird. Produziert, aufgenommen und gemischt wurde das Album von Jens Bogren, der auch auf Suomenlinna mit dabei war. Von dieser Neuerung erhoffte ich mir schon im Voraus einiges, da mich zum Einen das von Peter Tägtgren produzierte Vorgängeralbum Circle trotz guter Ansätze nicht restlos überzeugt hatte und zum Anderen Bogren bereits bei mehreren meiner Lieblingsalben der letzten Jahre die Finger im Spiel hatte. Zusätzlich geschürt wurden meine Erwartungen durch die etwas früher am selben Tag erfolgte Radiopremiere des ersten Songs vom neuen Album und insbesondere die Tatsache, dass selbiger auf Anhieb starke Erinnerungen an den Klassiker Elegy weckte.


Leider war der miese Radiosound eine glatte Beleidigung gewesen. Einen krassen Gegensatz dazu bildete das makellose Soundsystem im Studio Suomenlinna. Schon die ersten Takte von „Under The Red Cloud“ waren eine absolute Offenbarung. Woran freilich nicht nur die himmlische Akustik schuld war.



1. Under The Red Cloud
Im Gegensatz zum letzen Album, bei dem es zum Einstieg erstmal ordentlich eins auf die Fresse gab, beginnt der Opener und Titelsong mit sanften Pianoklängen, durchsetzt mit subtilen Gitarrenlinien. Der Rest der Band kommt nach und nach dazu, und bis der Gesang einsetzt, ist schon eine Menge passiert. Die organische Entwicklung setzt sich fort, wobei sich Tomi Joutsens Stimme anfangs den Gitarren unterordnet und erst allmählich das Kommando übernimmt. Das großartige Keyboard-/Gitarrensolo bestätigt, dass Amorphis wieder in Topform sind: der erste Eindruck erinnert mich in vielerlei Hinsicht an die besten Momente von Skyforger, mein Lieblingsalbum von Amorphis, aber das Ganze ist um einiges heavyer gleichzeitig deutlich vielschichtiger.

2. The Four Wise Men
Die zweite Nummer beginnt mit einem kraftvollen Gitarrenintro, dann wird das Tempo leicht zurückgenommen und Tomi Joutsen überrascht mit der wohl heftigsten Vokaldarbietung seiner bisherigen Karriere, einem krassen Wechsel aus Death-Growls und Blackmetal-Screams. Hoffe, diese Performance im weiteren Jahresverlauf mal live erleben zu dürfen. Kaum zu glauben, dass beide Stimmen aus derselben Kehle stammen. Für Ausgleich sorgt der softere, aus Flöte und Orgel bestehende Mittelteil - nicht zum ersten Mal in der Bandgeschichte, aber auf angenehm frische Art arrangiert.

3. Bad Blood
Das Synthie-Intro weicht einem galoppierenden Hauptriff, das eher untypisch für Amorphis ist und unweigerlich die Füße zum Wippen bringt. Der Cleangesang hat eine besonders schöne Melodie - nicht, dass es auf dem der Rest des Albums an diesen mangeln würde. Auch für die durchweg großartige Gitarrenarbeit ist dieses Stück ein gutes Beispiel. Sogar der Modulation in der zweiten Hälfte des Songs gelingt es, mal nicht wie ein plattes Klischee zu klingen - überhaupt sei lobend erwähnt, dass dieser arg überstrapazierte Kunstgriff auf dem neuen Album deutlich sparsamer eingesetzt wird als bisher.

4. The Skull
Für das Songwriting auf diesem Album waren überwiegend Santeri Kallio und Esa Holopainen (zu etwa gleichen Teilen) zuständig, die einzige Ausnahme ist „The Skull“ von Tomi Koivusaari. Dessen Beiträge sind seit Jahren eher spärlich, dafür aber meist umso mitreißender, so auch diesmal. Im Intro geht´s direkt zur Sache, die phrygische Riffmelodie ist von der süchtigmachenden Sorte und der Gesang betörend schön. Der Refrain erinnert mich an irgend etwas, aber auf Anhieb fällt mir nicht ein, was. Muss lange her sein, wahrscheinlich ein Volks- oder Piratenlied aus meiner Kindheit. Auf alle Fälle etwas Zeitloses.

5. Death Of A King
Dies war der bereits eingangs erwähnte „Elegy-Song“, wobei die Assoziation besonders durch die auf einer elektrischen Sitar gespielte „orientalische“ Melodie geweckt wird. Und ja, das Ganze klingt völlig anders über die erstklassige Studioanlage. Ich bin keine Hifi-Fetischistin, aber wenn ich die Kohle dafür hätte, könnte ich es durchaus werden...

6. Sacrifice
Beim nächsten Song wundere ich mich direkt, warum nicht dieser für die Radiopremiere gewählt worden war. „Sacrifice“ ist nämlich soweit die einzige Nummer auf dem Album, die an die klassischen Amorphis-Radiosingles erinnert. In meinen Ohren deutlich besser als „Wanderer“ von Circle, aber im Vergleich zum Rest des Albums ein bisschen zu simpel und vorhersehbar.

7. Dark Path
Wo der vorige Song vergleichsweise lahm war, lässt "Dark Path" es gleich wieder krachen, obwohl auch in diesem Stück ein weicherer, klavierdominierter Mittelteil zu finden ist. Um nochmal den Vergleich zu Circle anzustrengen: das Highlight jenes Albums war „Nightbird´s Song“, und „Dark Path“ macht auf derselben Schiene weiter, kommt aber beim ersten Hördurchgang eher noch besser.

8. Enemy at the Gates
Auch hier eine Melodie mit nahöstlichem Touch, trotzdem entsteht nicht das Gefühl, dass die Band sich wiederholt. Insbesondere die Passage, in der Joutsens Gesang von Holopainens Leadgitarre verdoppelt wird, klingt nach nichts, was Amorphis je zuvor gemacht haben. Der mittlere Teil eine gewisse Ähnlichkeit zu „Sign“, dem Bonustrack von Silent Waters, aber der Flöten-/Gitarrenbreak mit nachfolgendem Keyboardsolo geht direkt wieder in eine andere Richtung.

9. Tree Of Life
Besagte Flöte, gespielt von Chrigel Glanzmann (Eluveitie), ist besonders prominent auf „Tree Of Life“, der folkigsten Nummer des Albums. Das Zusammenspiel von zart und hart ist nicht nur eindrucksvoller als auf den „Folksongs“ von Circle, sondern mindestens ebenso gelungen wie bei meinem bisherigen Lieblingsstück dieser Art von Amorphis, „Song Of The Sage“ von The Beginning Of Times.

10. White Night
Zum Abschluss nochmal etwas ganz anderes, diesmal eine elfenhafte Frauenstimme (von Aleah Stanbridge). Der unregelmäßige Rhythmus sorgt für Spannung, bis schließlich Tomi Joutsen mit kontrastierenden Growls antwortet. Ansonsten ist sein Gesang in diesem Stück aber überwiegend clean. Das orgasmische Ende des Songs setzt einen perfekten Schlusspunkt hinter das Album, und ich freu mich schon extrem aufs Wiederhören am Ende des Sommers.

Fazit: Amorphis haben mal wieder einen Volltreffer gelandet. Alle ihre Alben sind gut und die Mehrheit ist ausgezeichnet, aber nur wenige sind in praktisch jeder Hinsicht perfekt. Under The Red Cloud ist eines davon.


Tina Solda


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