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Üebermutter: Der Unheiland ist gekommen

„Das Eva-Prinzip“ und „Das Prinzip Arche Noah“ waren und sind immer noch Mittelpunkt hitziger Debatten über die Rolle der Frau in der heutigen Gesellschaft und erregten aufgrund ihrer kontroversen Thesen so einige Gemüter in Deutschland. Nun ist es an der Zeit, sich auch musikalisch in die Diskussion einzumischen. Üebermutter wollen genau dies u.a. mit ihrer Single „Heim und Herd“ aus dem aktuellem Album „Unheil!“. Frontfrau Luci van Org über ihre Mission, die Guten zusammenzuführen und wie man mit sarkastischen Texten, brettharten Gitarren und einer neuen deutschen Rechtschreibreform eine neue WeltUNordnung erschaffen will. Halleluja!



Eure Website zur „Peinigung des Unheilands“ wurde exakt am Karfreitag gelauncht. Da gab’s doch sicherlich Reaktionen seitens der Kirche?
Natüerlich haben wir ein paar wüetende Mails bekommen - aber glüecklicherweise ist Deutschland ja ein Rechtsstaat... und wir verletzen schließlich keine religiösen Gefüehle, sondern nur den armen UNHEILand

Die Leute konnten dort abstimmten, wie der Unheiland gepeinigt werden soll. Gab’s überhaupt Leute, die für „Schone ihn“ stimmten?
Tatsächlich gibt es Menschen, die in einem Anflug von Milde den „Schone ihn“- Button betäetigen. Lustigerweise habe ich schon mehrere Myspace- Mails von Leuten bekommen, die ihre Wahl nachträeglich noch einmal äendern wollten - jeder kann ja nur einmal abstimmen. Leider ist das Äendern technisch nicht machbar.

Was steckt hinter der sonderbaren Schreibweise Üe Äe in Üebermutter usw.?
Eine neue Weltunordnung benöetigt eine neue Unrechtschreibung, oder nicht?

Provokante Texte und das dazugehörige Auftreten sind meist das beste Mittel, um Aufmerksamkeit zu erregen. Denkt ihr, ihr habt das Material, um den Erwartungen zu entsprechen?
Keine Ahnung, so etwas kann man nicht planen. Was wir wollten und was uns auch gelungen ist, ist, unseren Unmut zu äußern und dabei jede Menge Spaß zu haben.



In jeder Review/Interview fallen immer mindestens zwei Namen - Rammstein und Lucilectric – ist das nervig oder verständlich?
Vöellig verstäendlich. Das „Mäedchen“ ist nun mal meine Vergangenheit- füer die ich mich nicht im Geringsten schäeme. Und natüerlich sind wir von Rammstein und Laibach und unzähligen anderen Bands beeinflusst. Auch haben wir das Rad nicht neu erfunden - wir zeigen nur eine andere, vielleicht auch ganz interessante Facette.

Euer Debütalbum „Unheil!“ ist Anfang April erschienen und die ersten Reviews sind auch schon draußen. Bisher gibt’s sehr gespaltene Reaktionen, die einen hassen’s abgrundtief, die anderen finden es zumindest interessant. Glaubt ihr, es sind eher die männlichen Reviewer, die mit eurer Platte nichts anfangen können oder wollen?
Du hast die vergessen, die uns in den höechsten Töenen loben- die gibt’s näemlich auch. Und unter denen sind auch viele Mäenner. Ich glaube, es ist einfach eine Frage des Geschmacks und des persöenliches Humors, ob man uns mag oder nicht. In jedem Fall habe ich das Gefühl, dass wir polarisieren- und genau das war mein Ziel. Wenn Menschen üeber etwas streiten, fangen sie an, miteinander zu reden- und das ist doch was.

Wie sind die Songs auf „Unheil!“ entstanden?
Ganz unterschiedlich - und mit vielen großartigen Mitstreitern. Basis waren allerdings fast immer die Texte, die ich gemeinsam mit dem mir höechst seelenverwandten und ganz großartigen Songschreiber und Satiriker Michael Kernbach verfasst habe.



Mittelpunkt der Platte sind wie bereits erwähnt die sarkastischen Texte, die von dem einen oder anderen auch komplett missverstanden werden können. Ein Risiko, dass ihr bewusst eingeht?
Die Texte im Ganzen haben alle eine sehr klare Aussage, die man wirklich nicht missverstehen kann, ohne sich läecherlich zu machen. Einzelne Textzeilen kann man natüerlich missverstehen, wenn man sie aus dem Zusammenhang reißt - und keinen Humor hat – man muss dann aber damit rechnen, sich vor Menschen, die besser zugehöert haben, der Läecherlichkeit preiszugeben.
Es geht mir auch gar nicht darum, jemanden von meiner Meinung zu üeberzeugen, oder Idioten zu missionieren. Mir geht es darum, die Guten zusammenzufüehren. Die, die sich denken: schön, dass das endlich mal jemand so sagt!

Warum sollten die Leute, eure Platte kaufen?
Weil sie großen Spaß macht - auch nach dem 100sten Mal höeren. Und weil wirklich gute Musik mit wirklich gutem Gesang und wirklich guten Texten drauf ist. Und weil UNHEIL! durch das wunderbare Coverartwork von Axel Desbösen ein echtes, audiovisuelles Gesamtkunstwerk ist.

Denkt ihr, dass Leute, die dem Deutschen nicht mächtig sind, eurer Musik dennoch etwas abgewinnen können oder definiert ihr eure Musik über eure Texte/Botschaft?
Zumindest auf Myspace häufen sich die Anfragen aus dem Ausland. Wundert mich auch nicht. Die Botschaft transportiert sich ja auch üeber die Art der Instrumentierung und die Art des Gesangs. Eben gefüehlsmäeßig, so, wie es bei Musik sein sollte.



Die Musik ist schwer in ein Genre einzuordnen – wie stellt ihr euch denn eure Hörerschaft vor?
Menschen mit nem guten Musikgeschmack, einer Vorliebe füer weniger subtile Töene und ohne musikpolizeiliche Schranken in Kopf und Bauch. Ach ja, Humor wäere auch nicht von Nachteil...

Sollte Eva Herman Üebermutter hören? Wer sollte unbedingt Üebermutter Fan sein?
Alle intelligenten Menschen dieses Planeten sollten ÜEBERMUTTER- Fans sein. Was die Latte füer Frau Herman natüerlich recht hoch legt...

Habt ihr mit der Band Chartambitionen oder nutzt ihr das Projekt eher, um eure Meinung kundzutun?
Es ist füer jeden Musiker das Gröeßte, von der Musik leben zu köennen. Und heutzutage muss man dafüer leider schon eine dicke Menge Cds verkaufen... deshalb häette ich absolt nichts gegen die Charts. Trotzdem ist mir die Möeglichkeit, mich laut in der Gegend herumäergern zu köennen, wesentlich wichtiger. Das heißt aber nicht, dass ÜEBERMUTTER jetzt irgendwie ein zeitich begrenztes Projekt wäere. Ich habe genug Wut im Bauch, um mich noch mindestens zwanzig Alben lang üeber Sachen aufzuregen!

Wer sind die Mitglieder der Unheilsarmee? Wie habt ihr euch zusammengefunden?
Die Unheilsarmee besteht aus Anja Schlemm am Bass, Peggy Junghanns an der Gitarre und Sabine Ahlbrecht an den Drums. Alle drei sind absolute Ausnahmemusikerinnen aus Berlin, die man nun mal kennt, wenn mein seit Jahren in der Stadt Musik macht - und der lebende Gegenbeweis für das beschissene Vorurteil, dass Frauen nicht moshen und rocken köennen! Ich habe den dreien erste Demos vorgespielt - und sie haben sich uns sofort begeistert angeschlossen.



Gitarrist Michael Bretter ist das einzige männliche Mitglied – war es schwer jemanden zu finden, der sich freiwillig (?) malträtieren lässt?
Aber selbstverstäendlich! Der Herr Brettner ist ja nicht irgendwer, sonder der UNHEILand, der gekommen ist, durch eigenes, heldenhaft ertragenes Leid sein gesamtes Geschlecht von allen patriarchalischen Süenden aus tausenden von Jahren zu erlöesen. Durch prophetische Eingebung wurde meinem werten Co- Songschreiber Michael Kernbach und mir von höechter Stelle mitgeteilt, dass wir uns auf die beschwerliche Suche nach diesem UNHEILand begeben müessen. Lange verlief diese Suche erfolglos. Bis wir in einem winzigen Dorf bei Trier, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen und wo es nicht einmal Straßennamen gibt, füendig wurden. In einer stickigen, etwas verdreckten Höehle hockte ein haariges Wesen neben vielen Gitarren. Nach einer Ganzköerperrasur konnten wir dann die Wundmale an seinen Häenden und seine Dornenkrone ausmachen - die göettlichen Erkennungszeichen! Er war es. Der UNHEILand höechstselbst. Und obwohl er kein bisschen masochistisch veranlagt ist, nahm der Herr Brettner klaglos sein schweres Schicksal auf sich. Schließlich bekommt man nicht alle Tage die Verantwortung aufgebüerdet, den Frieden zwischen den Geschlechtern wieder herzustellen. Füer uns war seine Kooperationsbereitschaft natüerlich ein Riesenglück. Und ein noch gröeßeres Glüeck war es, dass der Herr Brettner ganz zufäellig noch einer der besten Metal- Gitarristen Europas ist... göettliche Füegung eben, das alles....

Falls die „frohe Botschaft“, die ihr mit eurer Musik verkündet wollt, nicht ankommen sollte – wertet ihr das als persönlichen Misserfolg?
Nein. Wir haben ein tolles Album gemacht und spielen grandiose Shows. Das allein ist füer mich schon Erfolg genug.

Vielen Dank für das Interview!



Autor: Kathleen Gransalke, photos: Üebermutter
Eingetragen am: 2008-04-17

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