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Provinssirock 2005

2005-07-19
Stadt / City Seinäjoki 
Land / Country Finland 
Web www.provinssirock.fi
 
Veranstaltungsort:
Location
 
Datum / Date17 - 19 Jun 2005 
Bildergalerie / Picturegalerie Provinssirock_2005 
Photos: Miikka Kuisma 

Vorbei ist die Zeit, als Heavy Metal weit weg vom Trend war und dessen Fans als Loser galten. Ein Beweis dafür sind die Billings der Sommerfestivals in ganz Europa. Auch eines der ältesten und beliebtesten finnischen Rockfestivals „Provinssirock“, in vergangenen Jahren eher Pop-orientiert, hat heuer eine Menge Metal im Programm.




FREITAG


POETS OF A FALL

Poets of the Fall haben die Ehre, das Festival auf der Hauptbühne zu eröffnen. Ich weiß nicht was von einer Band zu halten ist, deren Erfolg auf einen Song in einem Computerspiel beruht. Obwohl die Band aus Finnland kommt, klingt ihre Musik nach American Hard Rock. Wenn du die Augen zumachst, könnte genausogut eine dieser “K-mart-Bands” wie Creed, Nickelback oder Live auf der Bühne sein. Nach ungefähr zwei Songs finde ich es doch besser, mir was interessanteres zu suchen. Und in der Tat ... das ist was Frisches und Interessantes im Rytmi-Zelt in der Nähe.

NICOLE

Da quälen Nicole, die hiesigen Metalheads, ihre Instrumente mit ihrem finnischen New Wave Heavy Metal. Es ist schwer zu glauben, dass sie schon 7 Alben herausgebracht haben und ich sie das erste Mal sehe. Wo waren sie die ganze Zeit? Ihre energiegeladene Show ist sehr ansprechend. Das scheint ein gutes Festival zu werden.

KOTITEOLLISUUS

Auf der Hauptbühne setzen Kotiteollisuus die finnische Heavy Metal-Welle fort. Hoffentlich sind Nightwish-Fans da. Nach 4-5 Songs taucht ein bekanntes Gesicht auf der Bühne auf. Tuomas Holopainen höchstpersönlich gibt mit seinem Keyboard dem rohen Metal der Band eine etwas sanftere Note.

TURBONEGRO



Einfach zu erraten, wer als nächster im NYT-Zelt dran ist. Überall in der Menge bewegen sich Schlangen weißer Seemannsmützen Richtung Zelt. Vor der Bühne drängeln sich schon die 21-Jahrhundert-Seemänner in ihren Turbojugend-Uniformen, zeigen nackte Hinterteile, klopfen sich gegenseitig auf die Schultern and stoßen auf ihre Freundschaft an. Nur das Universum weiß warum sowohl der tüchtige Geschäftsmann und der dümmste Knirps sich schwarze Streifen ins Gesicht pinseln und homo-erotischen Rock'n'Roll hören.


Photo: Torsten Volkmer

Zeit für Turbonegro. Sie eröffnen mit “All My Friends Are Dead” von ihrem neuesten Album Party Animals, und bald ist klar, dass sich die Band am absteigenden Ast befindet. Die neuen Songs haben auf der Bühne nicht denselben Kick wie ihr Hit-Material von Scandinavian Leather. Leider können diesmal auch ältere Hits wie “Sell Your Body To The Night” die Stimmung nicht heben. Trotzdem scheinen die loyalen Fans vorne noch immer hingerissen zu sein und singen alle Songs mit. Bemerkenswert, dass Bassist Happy Tom in seinem neuen weißen Oberoffizier-Outfit und Sänger Hank Von Helvete in seiner Marken-Maskerade dünner als vorher aussehen; ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihre Körper und die Musik für einen gesünderen Lebensstil verkauft haben. Erst bei ihrer Zugabe wirkt die Band aufgewärmt. Vielleicht brauchen sie heutzutage einfach mehr Vorspiel. Endlich hieß es “I Got Erection...”, aber es dauerte eine Stunde. Sorry, zu spät, Freunde.

NIGHTWISH



Als Headliner am Freitag haben Nightwish das gesamte Publikum auf ihrer Seite. Sogar die Männer, die sich sonst nicht für Opern-Metal interessieren, starren gebannt auf die Bühne. Nightwish waren jetzt fast 1,5 Jahre auf Achse, und bald ist die Welttournee vorbei. Unzählige Gigs haben der Band beigebracht, wie man mit Publikum umgeht. Sängerin Tarja Turunen hat sich vom Landmädel zu einem selbstbewussten internationalen Star entwickelt. Ihre Show kann sich nun in allen großen Venues der Welt sehen lassen. Alle Stadium-Showelemente, wie Pyrotechnik, Klamottenwechsel und pompöse Musik sind vertreten. Nightwish liefern Hit auf Hit.



Während Tarja ihr Outfit wechselt, singt Basser Marco Hietala das Pink Floyd-Cover “High Hopes” anstelle seines früheren Megadeth Coversongs “Symphony of Destruction”. Schlechte Wahl. So gut er auch singt, dieses Stück funktioniert nicht in der Heavy Metal Version.

MEW

Eine der wenigen bemerkenswerten dänischen Bands ist Mew. Der verträumte Noise Pop zieht jede Menge Publikum ins Zelt. Sie spielen Snow Brigade und 156 neben dem neuen Songs. Mew's Performance ist ein guter Abschluß des Abends.




SATURDAY


69 EYES


Photo: Melanie Kircher

Helsinki vampires The 69 Eyes sind mitten am Tag auf dem Grill. Trotz hellstem Sonnenschein ist das Areal zur Hälfte gefüllt mir schwarzgekleideten Goths. Hinter Sonnenbrillen liefern The 69 Eyes eine anständige Portion ihres letzten Albums Devils mit ihren älteren Hits ab. Erstaunlich, dass du noch immer fast jeden ihrer Song benennen kannst, ohne eine einzige ihrer Platten zu besitzen. Dank finnischer Radiomacher. Diese Band ist wie Rotwein. Wird jedes Jahr besser, besonders Sänger Jyrki69.

THE DONNAS




Okay, wir haben tollen Sonnenschein und einen weniger tollen Kater. Was brauchen wir also? Gute Musik und kaltes Bier natürlich. Beides wird bei der kleinen Saari-Bühne aufgewartet. Sogar sich für ein Bier anstellen ist unterhaltsam, wenn du dir zugleich The Donnas anhören kannst. Ihr entspannter und einprägsamer Rock fährt dir in die Beine. Amerikanische Rocker wissen, wie man auf der Bühne Spaß hat. Sänger Brett Anderson (ja, sie heißt so wie der Ex-Suede-Frontman) bezaubert das Publikum mit ihrer Natürlichkeit und Charme, aber das Mädel kann auch rocken, wie man beim Judas Priest-Cover “Living After Midnight” merkt.

SLIPKNOT




Der große Rummel um Slipknot ist vorbei. Nach ihrem selbstbenannten Album hat die Band nicht wirklich was Neues und Besonders geliefert. Sie wurden manchmal die beste Live-Band genannt. Ich kann diese Beurteilung nicht ganz teilen, aber sie liefern ihr Set aggressiv und selbstbewusst ab, ungeachtet der Tatsache, dass die Band kleiner ist als gewöhnlich. Der zweite Percussionist Shawn Crahan (in Clown-Maske) fehlte, weil seine Frau krank ist. (Hoffentlich geht es ihr besser.) Ihre Musik ist vielleicht cool für Teenager, aber ältere Zuhörer bevorzugen The Mars Volta.

THE MARS VOLTA



Diese eigentümliche Truppe läßt Münder offenstehen und einige gähnen. Ihr erster “Song” dauert eine halbe Stunde. Die Band scheint völlig in ihrer kosmischen Welt aufzugehen. Am liebsten würd ich schreien: “Hallo! Wir sind auch noch da!” Jedenfalls können diese Leute zweifellos mit ihren Instrumenten mehr als gut umgehen.

MARILYN MANSON




Marilyn Manson wird als Headliner des Festivals beworben. Er hat sicherlich nichts dagegen, denn Bescheidenheit zählt nicht zu seinem Vokabular. Die Meinungen, ob er diesen ehrenvollen Status verdient, sind geteilt. Die Wahrheit ist, dass er seine Popularität durch Schockieren von Behörden und Eltern mit seiner Sozialkritik errungen hat. Für seine Musik ist er nicht wirklich berühmt. Das merkt man bald durch die Covers in der Show: “Personal Jesus”, “Tainted Love” und “Sweet Dreams”. Ich kann ihn nicht für die Auswahl kritisieren. Das sind tolle Songs, auch wenn Marilyn Manson sie spielt. Neben den Covers hören wir eigenes Material der Band, wie “Dope Show” und “Beautiful People”. Verständlich, dass Horror Rocker nicht ihr gesamtes Arsenal ins Ausland mitbringen, wenn eine gute Show auch einfacher zu machen ist. Keine Bibeln zum Zerreissen, keine Armee-Mädels bei “Mobscene” (dessen Chorus, nebenbei bemerkt, kopiert schamlos Faith No More's Be Aggressive) und kein Vibrator. Mister Manson selbst beendet sein theatralisches Gehabe so abrupt, dass es einige Sekunden braucht, um zu merken, dass der Gig vorbei ist. Ich wette die Band ist schon halb am Weg zum Flughafen, wenn das “Outro” noch immer aus den Speakern brummt.

THE BRAVERY

Später des Abends setzen die New Yorker Synth-Rocker The Bravery ihren Mix aus derben Gitarren und 80er-Synth bravourös in Szene. An der Band selber liegt es nicht, aber irgendwie springt kein Funke über. Aber sie sollten mehr An honest mistake-ähnliche Hits haben. Ich hab so meine Zweifel, ob man sich an diese Band in zwei Jahren erinnert, oder nur am nächsten Tag.





SUNDAY

TERÄSBETONI


Photo: Melanie Kircher

Teräsbetoni hat schnell in der Metal Gemeinde an Popularität gewonnen. Wenn du Manowar magst, dann magst du Teräsbetoni sicherlich auch. Ihre finnischen Lyrics sind über Metal, Metal und nochmal Metal. Wieviel mehr Metal kanns du kriegen? Auf der Bühne kämpfen sie in Fellen und Masken um Metal. Wie kannst du sie ernst nehmen, wenn das auf der Bühne eher eine Sommertheater-Komödie als eine Metal Show ist. Sänger J. Ahola nach hatten sie eine gute Schlacht an diesem Tag.

THE TEARS

Suede ist tot, trotzdem arbeiten Brett Anderson und Bernard Butler noch immer zusammen. Ihr neues Projekt The Tears füllt das Zelt nicht in dem Ausmaß, wie es Suede in alten Zeiten getan hätte, obwohl viele auf die Briten neugierig sind. Anderson bewegt sich noch immer wie zu Suedes Zeiten, und das The Tears-Material unterscheidet sich beim ersten Hören nicht wirklich von Suede. Nicht schlecht, aber langweilig genug, um ins Rytmi-Zelt nebenan zu umzuziehen.

GÅTE

Dort spielen Gåte aus Norwegen ihre außergewöhnliche Mischung aus norwegischer Volksmusik und Metal. Der Stil der Band ist schwer einzuordnen. Er erinnert mich an Björk, Nordman und sogar Nightwish, aber trotzdem ist Gåte nicht zu vergleichen. Ihre CD ist ein Pflichtkauf.

NINE INCH NAILS



Für viele Festivalbesucher sind Nine Inch Nails der einzige Grund, um an Provinssirock teilzunehmen. Leicht zu merken, dass die Band jahrelang heiß erwartet wurde, als sich das Zelt schon eine Stunde for der Show zu füllen begann. Die Menge schwitzt und dehydriert, ohne einen einzigen Ton zu hören. Endlich explodiert Wish in den Ohren. NIN gehen mit bewundernswerter Intensität ans Werk. Wie viele Männer, die ihr Mittelalter erreichen, hat auch Band-Mastermind/Sänger Trent Reznor ein paar Kilos zugelegt, lässt aber nichts an Tempo fehlen. Die Jungs spielen klasse. Sie haben einen tollen Mix von neuen Songs von “With Teeth” und alten Klassikern wie “Terrible Lie”, “Closer” und “Reptile”. Ein echter Bonus ist das Joy Division Cover vom The Crow Soundtrack. Die einzige Gelegenheit zum Luftschnappen hat das Publikum bei der meisterhaften Ballade “Hurt”. Reznor weiß, wie man eine perfekte Show gestaltet. Obwohl sich die Jungs nicht viel auf der Bühne bewegen, zeigt eine riesige blaue EQ Wand hinter ihnen Effekte. So einfach, aber trotzdem beeindruckend. Ihr erster Hit überhaupt, “Head Like A Hole”, beendet die Show und für die meisten auch das ganze Festival. Sorry, Ismo – zeit heimzugehen – glücklich.




Kari -Kata- Kari


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8.5/10



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