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- Rezension: KONZERTE - CONCERTS -


Negative | Jann Wilde & Rose Avenue

2006-12-07
Stadt / City Helsinki 
Land / Country Finland 
Web www.negative.fi
www.roseavenue.tk
 
Veranstaltungsort:
Location
Tavastia 
Datum / Date02 Dec 2006 
Bildergalerie / Picture gallery Negative_Tavastia_2006 
Photos: Julia Sheremetyeva 

Sogar nach 22 Uhr fühlte sich der Tavastia Club leer an, und auch als mehr Leute kamen, konnte ich bis zum Schluss nicht wirklich Atmosphäre spüren. Dieser Abend war nicht so lebhaft, trotz Glanz und Glitter. Was für ein Unterschied zum Gig des Vorabends mit Laibach. Das Publikum war gewöhnlich, hauptsächlich weiblich und total besoffen. Um ehrlich zu sein, hätte ich sogar mehr an Farben und wilder Party erwartet, immerhin sollte das ein Glam-Abend sein.

Jann Wilde & Rose Avenue

So anspruchsvoll, so viele Worte im Namen und doch so wenig Inhalt! Die Website sah vielversprechender aus als die Band tatsächlich war. Fluffig, fedrig und in flauschigen Kostümen, geschmacklos... sogar in diesem Genre sollte es Sachen geben, die entweder passen oder nicht, aber klarerweise kennt die Band die nicht. Frontman Jann Wilde sah eher wie ein Techno-Raver Höhlenmensch im Fell des frisch erlegten blauen Mammuts aus, und Gitarrist Arde wie eine vulgare Kopie von Boy George, der störenderweise die vollen 40 min über mit offenem Mund Kaugummi kaute.



Die beiden aktivsten Bandmitglieder kamen als wagemutig und dramatisch begabt rüber, die andere Hälfte der Band verhielt sich reserviert und ruhig. Der Sänger riss pausenlos Witze, bis der gesamte Club lachte, Basser Rene machte nur seinen Job und spielte, ohne auch nur einmal zu lächeln – und Drummer Tender Rex, eventuell innen „tender“, blickte ziemlich ernst und konzentriert drein. Es schien, als wäre die gesamte Band nur für die Selbstverwirklichung des Sängers da, denn sein Drive, seine Kreativität und Energie alleine füllt schon die gesamte Bühne, wenn er rumspringt, tanzt und sich bewegt und Rose Avenue einfach keinen Platz lässt. Und dann ist da noch seine Leidenschaft für Pantomime, mit welcher er jeden Song und viele seiner Ansprachen illustrierte. Ich muss zugeben, er war ziemlich gut dabei, und wenn er schon meine Ohren nicht gewinnen konnte, meine Augen waren ständig bei ihm – und das sollte nicht mal Jonne Aaron später schaffen!
Tampere bringt offensichtlich viel Glam-Rocker hervor, also hat dieser Exportartikel auch seine Fans. Die Mädels kreischten während Herrn Wildes Schau so laut, dass man ihn manchmal nicht mehr hörte.

Ihre Songs gingen mir nicht so ins Ohr, aber die Show war unterhaltsam. Die Band ist viel zu jung und hat kaum Material, um ein Set zu füllen, und auch die nötige Technik dazu fehlt: Die Soundqualität war schlecht, sowohl Sänger als auch Backvocals gingen oft daneben und ließen das Ganze oft unprofessionell und falsch klingen. Dennoch stachen ein paar Songs hervor, „Boys Out Of New York“ wegen der seltsamen Texte („we like boys out of New York, we like toys...“) und „Stay With Me“ weil so süß und kindlich...



Alles in allem hatte die Band für mich mehr Potential bei visueller Unterhaltung als bei musikalischer, ansonsten ist es einfach nur noch ein finnischer Glam-Act. Die Band selbst scheint unvollständig, der Bassist Rene so gelangweilt, scheu und still, als ob er selbst nicht wüßte, was er da eigentlich tut... der Schlagzeuger viel zu ernst, aber immerhin mit Attitude. Also besteht die Band aus 1 Künstler (Jann Wilde), 1 Entertainer (Ardé), 1 Musiker (Tender Rexx) und 1 Kerl der einfach nur Bass spielt (René)…
Sportliche Benotung, wie bei Gymnastik, wäre nicht schlecht bei künstlerischer Wertung, ungefähr 8 Punkte, aber die technische Seite schafft kaum 4,5.

Negative

Tolle Bühnenausstattung, ein Backdrop mit dem Gesicht des traurigen Clowns, dem Motiv des neuen Albums, das ständig sichtbar blieb, als wären die fünf Musiker seine Marionetten und er der Puppenspieler, ein sehr interessantes Konzept, wenn ich es richtig verstanden habe. Schlagzeuger Jay saß auf einer als historischer Zug verkleideten Plattform. Der Keyboarder, meist unsichtbar, war mit einer grünen Schlange dekoriert – eine verführerische Neuigkeit bei Negative. Der Rest der Jungs hatte Ketten und glitzernde Schals, die an den Mikrophonständern hingen. Alle diese dekorativen Elemente schienen verspielt, mit leuchtenden Farben und klaren Linien kommt dieses Zirkus-Thema sehr gut rüber. Sir Christus kam mit den meisten Klamotten auf die Bühne, verlor aber bei jedem Song ein Kleidungsstück und war am Schluß der am wenigsten bekleidete...



An den Seiten der Bühne befanden sich kleine Plattformen und dahinter Dekorationen mit aufgemalten venezianischen Treppen und brüllenden Löwen. Ich glaube, ich habe noch nie zuvor die Tavastia-Bühne so belebt gesehen. Jonne, Larry, Sir Christus und Antti bewegten sich ständig, veränderten ihre Positionen, immer war einer auf einer dieser Plattformen, oder sogar zwei Bandmitglieder – sie posten, tanzten und hatten offensichtlich Spaß dabei.

Als das Intro kam, ein klassisches Zirkusthema, war vor der Bühne viel los, aber doch nicht so viel, wie ich es von so einer „heißen“ Band erwartet hätte. Zwar Zirkus, aber anstelle des Clowns ein dünnes blondes Playboy Bunny Jonne Aaron, das auf der Bühne rumspringt und losrockt! Die Songs fingen bombastisch und ziemlich heavy an, aber dann gleitet alles in Pop-Rock ab. Jonnes Stimme allerdings ist ziemlich konstant und professionell, der Sound war klasse – was für ein Riesenunterschied zur Band davor, als ob wir in einem anderen Club wären. Einziger Nachteil war der Keyboarder, der nicht nur hinter all den Aufbauten unsichtbar blieb, sondern wegen Jonne und den Gitarren auch kaum zu hören war.



Die Gitarristen waren nicht nur laut, sondern auch sehr aktiv und boten ein Lexikon an Spieltechniken auf ihren rosa Instrumenten und eine Menge sexy Posen. Jedoch kann keiner, zumindest nicht in dieser Band, mit Jonne mithalten, was Verführungskunst betrifft – mit sooo engen Jeans und aktiven Hüften, die sogar Shakira in Verlegenheit brächten...

Bei „Rock´n´Roll to stay“ gab es etwas zuviel an Drama ... die Band legte dann so richtig los. Kaum Ansagen zwischen den Songs, aber oft während, besonders bei den langsameren melodiöseren Teilen, von denen es an diesem Abend kaum welche gab, das Set bestand aus ziemlich schnellen rauen Tracks.
„Frozen to Loose it All“ klang genauso wie auf der Platte, was mich erneut von der Soundqualität überzeugte, die die Jungs perfektioniert hatten.
Der Text zu „Moment Of Our Love“, mit „love is right now“ wurdevom gesamten Publikum gesungen , klar und laut, ohne dass Jonne danach fragte!



Bis dahin gabs etwas mehr Zustrom, aber noch immer war nur ein Drittel der Leute vorne aktiv, die anderen sahen nur zu... der Balkon war fast leer, eine seltsame Abwesenheit von Begeisterung, bis auf ein paar weniger nüchterne Ladies, die kreischten und tanzten, aber nicht mehr aufrecht stehen konnten ... Glam?
Vom Balkon aus ging es fast so zu wie bei Hanoi Rocks, aber die Atmosphäre im Publikum war nicht dieselbe. Ich bin mir nicht sicher, ob die Band davon was mitkriegte, denn zuviel ging rund um sie herum ab. Sir Christus hing an seinem Mikrofonständer, Jonne und Larry schienen eine besondere Beziehung zu entwickeln, ständig am Umarmen und Grapschen...

Und natürlich, die Zugabe – zwei Songs mehr und ein großes Auf-Wiedersehen: ein Bund roter Rosen flog in die Reihen, gefolgt von nassen verschwitzten Handtüchern, Plektren und Schlagzeugstöcken. Einige traditionelle Verbeugungen beschlossen den Rock´n´Roll Zirkus, der das Publikum in gemischte Gefühle versetzte: ein paar knutschende Pärchen, viele aufgeregte Gespräche und Gelächter, viele tatsächlich traurige und heulende Gesichter – Negative zogen alle Register und lösten eine Palette an Emotionen aus – und mit so einem Resultat seiner schwierigen Kunst kann glaub ich jeder Clown wirklich zufrieden sein.

Marina Sidyakina


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8.5/10



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