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- Rezension: AUDIO CD -


Stam1na

2010-03-01
Titel / Title Viimeinen Atlantis 
Label Sakara Records 
Web www.stam1na.com
 
Gesamtspielzeit
Total run time
47:29 
Vö/Releasebereits erschienen/already released 

Eines muss man Stam1na lassen, sie sind nicht nur zuverlässig, wenn es darum geht tolle Alben abzuliefern, sie sind auch äußerst gut darin, alles in Finnisch zu halten. So toll ich das finde, wenn die Songs in eben jener Sprache gesungen werden - sie verleiht den Stücken einfach das gewisse Etwas, was mit Englisch nicht möglich wäre - gesungen werden, so schwierig ist es, etwas über das Konzeptalbum "Viimeinen Atlantis" (The Last Atlantis) herauszufinden, wenn selbst der Promoflyer nur in eben jener Sprache gehalten ist. So möge man es mir auch verzeihen, dass ich kaum auf das Konzept an sich eingehen kann, zumal selbst eine Übersetzung die Feinheiten und Doppeldeutigkeiten der Text verborgen hält.

Ob die Sprache nun hinderlich oder förderlich ist, ist trotzdem Ansichtssache. Zum einen macht es das Album, bzw. die Band zu etwas Besonderem, denn viele Truppen singen wirklich konsequent auf Finnisch? In Finnland ist das sicherlich ein Vorteil, außerhalb Finnlands wird die Sache da schon schwieriger. Gerade beim einem Konzeptalbum wie dem hier vorliegenden “Viimeinen Atlantis” ist es wirklich schade, wenn der “Sinn” dem Hörer, der nicht des Finnischen mächtig ist, verborgen bleibt. Die Musik jedenfalls kann kein Hindernis sein, denn der groovende Neo Thrash geht ordentlich ins Ohr.
Nicht nur aufgrund dessen, dass es sich um ein Konzeptalbum handelt, ist “Viimeinen Atlantis” zu einer runden Sache geworden. Soweit das herauszufinden war, geht es Mensch, Natur und Klimakatastrophen, düstere Zukunftsaussichten - ein Krieg zwischen Mensch und Natur sozusagen. Ein hochaktuelles, viel diskutiertes Thema - Metal goes Umweltschutz - definitiv ein nicht alltägliches Thema für ein Konzeptalbum. Schade nur, dass die Lyrics in ihrer Gesamtheit den meisten wohl verschlossen bleiben. Nach dem musikalisch untermalten gesprochenen Intro, mit konstant treibenden, schwelenden Gitarrenwänden im Hintergrund, “S.O.S (Salatkaa Oma Sijaitinne)”, geht es gleich groovend los mit “Piste Jolta Ei Ollut Palunta”. Die Rhythmusfraktion legt sich hier schon gleich ordentlich ins Zeug, Sänger Antti Hyrde Hyyrynen zeigt seine wandlungsfähige Stimme, und punktet mit cleanen Vocals. Definitiv einer der Songs, die schnell im Ohr bleiben. Stam1na packen die Progkeule recht schnell aus - was auf vorangegangenen Alben allenfalls angedeutet wurde, bekommt hier nun wesentlich mehr Platz eingeräumt. Das Album klingt immer noch unverkennbar nach Stam1na, jedoch eben mit starker progressiver Schlagseite, die dem Soundgewand äußerst gut zu Gesicht steht. Eine weitere Neuerung offenbart sich, wenn man mal etwas genauer hinhört, denn die Finnen haben nun auch einen Keyboarder an Bord (der zuvor schon live dabei war), der dem Ganzen eine interessante Note verleiht, ohne die Songs mit einem Keyboardteppich zuzukleistern. Das folgenden “Pakkolasku” geht eine ganze Spur treibender zu Werke und die Vocals klingen bisweilen beinah schon rapartig - das sollte jetzt aber niemanden dazu verleiten das Weite zu suchen, denn von “Rap” im herkömmlichen Sinne, sind die Finnen natürlich weit entfernt. “Jäteputkiaivot” setzt Energie und Aggression frei, prescht von der ersten Sekunde an ordentlich nach vorne und hat eine Menge ordentlicher Riffs im Ärmel, nebst death metal-artigen Grunts. Was “Jäteputkiaivot” an Energie hatte, hat “Maalla, merellä, ilmassa” an Groove und Melodien zu bieten. “Tsunami” ist ein schlichtweg wahnsinniger Track, stimmlich, wie musikalisch, da verdreht´s einem stellenweise die Hirnwindungen, die Rhythmusfraktion galoppiert gleichsam durch den Track - ganz großes Kino! Beim folgenden “Eloonjäänyt” wird das konsequent fortgesetzt und die vom Synthesizer erzeugte Atmosphäre kommt so richtig zum Tragen. Konstant irgendwo zwischen Mosh-Wahnsinn und epischem Klangteppich. Der Rausschmeißer und Titeltrack “Viimeinen Atlantis” unterscheidet sich dann gravierend vom gesamten Rest - ein ruhiger Einstieg, tiefere Vocals, inklusive weiblicher Stimme , Stam1na mal ganz anders - ruhig - und auch das beherrschen sie.
Auch wenn es über das Album hinweg keinen “Ausfall” zu vermelden gibt, so sind die wirklich starken Stücke, meiner Meinung nach, in der zweiten Hälfte des Albums zu finden. Ich denke, hier wird schnell klar, dass kein Song wirklich wie der andere klingt, Abwechslung groß geschrieben wird und alle Songs unverkennbar Stam1na sind. Das ist der Stoff aus dem gute Alben sind!
So verwundert es auch nicht, dass das Album gleich nach Veröffentlichung in Finnland einen wahren Raketenstart hingelegt hat und direkt auf Platz 1 der Charts geschossen ist. Sowas würde in Deutschland sicherlich so schnell nicht mit einer Band passieren, die alles andere als massentaugliche Mucke produziert. Aber das Finnland schon immer etwas anders war, wenn es um unsere heißgeliebte Musik geht, wissen wir ja. Stam1na haben wieder einmal unter Beweis gestellt, dass sie nicht nur absolut wahnsinnig sind (kleiner Hinweis, schaut euch auch mal das Video zu “Pakkolasko” an), sondern auch in der Lage sind, diesen Wahnsinn zu vertonen und überzeugend auf eine CD verpacken können. Wer die Finnen nun aufgrund dessen ignoriert, weil die Texte unverständlich sind, ist selbst schuld. Für mich ganz klar eine der besten Bands, die Suomi im modernen Sektor momentan zu bieten hat, die verschiedene moderne Element mit Thrash und Groove vermischen und dennoch nicht mit einer anderen Band zu vergleichen sind. In dem Sinne, legt euch "Viimeinen Atlantis" zu!

Cornelia Wickel


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9/10