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- Rezension: AUDIO CD -


Eden weint im Grab

2011-05-08
Titel / Title Geysterstunde I 
Label Winter Solitude / Danse Macabre / Alive 
Web www.myspace.com/edenweintimgrab.de
 
Gesamtspielzeit
Total run time
63:11 min. 
Vö/Release06 / 05 / 2011 

Sein Name ist Blake. Alexander Paul Blake. Seine Mission: das im Grabe schluchzende Eden auszubuddeln und wurmverseucht, doch trotz Morbidität mit irrlichterndem Liebreiz nicht geizend, einem makabrer Poesie nicht abgeneigten Publikum vorzuführen. Ehedem vielleicht noch in eine Schublade, die da lauten könnte „Gothic Dark Metal“, hineinzupressen, hat sich Eden weint im Grab durch die Jahre zu einer schubladen-extrahierten Form entwicklungsmutiert. Dem Metaller dadurch zu lyrisch, dem Poeten zu metallisch, jeglich poppendem Mainstream zu bizarr sitzt man gezielt zwischen den Stühlen - und spricht wen an? Den dunkler Romantik zugewandten Schwarzbeseelten, welcher gerade abseits der üblichen Schemata und musikalischer Gewohnheiten nach Perlen taucht?

Die ersten Klänge der anrollenden Scheibe lassen zunächst eine unaufdringliche Anmutung an Lacrimosa aufflackern. Bis zum vokalen Einsatz des Mannes am Mikrofon, welcher zwar in seinen anderen, grabexternen Projekten gern ein sonor volltönend klares Gesanges- und Sprechorgan zum Besten gibt, jedoch bei Eden weint im Grab ein heiser fauchendes Krächzen gleich einem frisch geschlüpften Zombie als passende Kehlkulisse gewählt hat.

Titel 2 „Moritat des Leierkastenmannes“ geht in Richtung „Kurt Weill rockt“ und ließe sich ohrwurmartig auch als brandaktuelles Video bei z.B. You Tube unter http://www.youtube.com/watch?v=qgFf2iVMA6M betrachten. Wer von dieser Optik nicht allzu abgelenkt wird, mag möglicherweise feststellen, dass der akustische Teil des Liedes - nachdem er seinen Charme ausgebreitet hat - nach einer Weile anfängt, in einer Art Wiederholungsschleife, quasi in einer gewissen langen Weile zu stagnieren.

Glücklicherweise ist die Platte randvoll unterschiedlichster Ideen, was darüber hinweg tröstet, dass manches spritzig und einfallsreich beginnt, aber im weiteren Verlauf keine weiteren Überraschungen mehr bietet. Doch grundsätzlich hat die Berliner Düsterkapelle ein weiteres Stück faszinierend eigentümlicher Deutschromantik geschrieben, pendelnd zwischen Rezitation und Rock, und zwischen Metaphern und Metal dominiert stets der Text, gesprochen, gesungen, gefaucht, geflüstert. Man mag es oder man findet nichts daran - in jedem Fall entwickelt sich die Band stetig weiter und geht ihren ganz eigenen persönlichen Weg.

Tracklist:
1. Geysterstunde
2. Moritat des Leierkastenmanns
3. Armee der Wiedergänger
4. Die Knochenmühle
5. Ein Requiem in Sepia
6. Feuer-Inferno (Vision Swedenborgs 1759)
7. Nautilus
8. Der Galgenvogel
9. Gespenster-Revue im Theater Obszön
10. Friedhof der Sterne
11. Irrfahrt durchs Leichen-Labyrinth
12. Taphephobie
13. Tango Mortis
14. Der Nachtalb – Eine finstere Heimsuchung
15. Gang durch ein modriges Beinhaus



Andreas Torneberg


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7.5/10