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- Rezension: AUDIO CD -


Opeth

2011-10-08
Titel / Title Heritage 
Label Roadrunner 
Web www.opeth.com
 
Gesamtspielzeit
Total run time
57:04 
Vö/Release16.09.2011 

Oh Opeth, was geht denn hier vor? Ich denke, es war noch niemals so schwierig für mich, mich wirklich in eine neues Opeth Album hineinzufinden, ganz davon abgesehen, was da alles an Gedanken in meinem Kopf umherschwirrte, die erst einmal in ein Review gepackt werden wollten. Das dürfte wohl einer der Gründe gewesen sein, weswegen es dieses Mal wirklich gedauert hat ein Review zu schreiben. Zahlreiche Ansätze brauchte es, bis das Review stand und jedes Mal, wenn ich mir das Album erneut anhörte, änderte sich die Meinung und es kamen noch mehr Ideen hinzu.
Definitiv eine harte Nuss. Bevor also beginnen, vergesst doch am besten einfach mal, was ihr bisher von Opeth wisst und gehört habet, dadurch dürfte der erste Schock, beim ersten Durchlauf von „Heritage“ ein wenig gemindert werden.

Aber, bevor das alles zu sehr ins negativ klingende abdriftet, soll dennoch erwähnt werden, dass Opeth immer noch unverkennbar nach Opeth klingen. Als kurze Einstiegsbeschreibung des neuen Sounds könnte man sagen: Man nehme die Growls weg, entferne Death Metal Elemente und Aggression und schon hat man eine grobe Vorstellung dessen, was „Heritage“ ausmacht.
Das alles, ergibt nach dem ersten Anhören der CD Sinn, so auch das Cover, dass sehr surreal wirkt und den seltsamen ersten Eindruck nur noch verstärkt. So oder so passt es aber perfekt zum 70s Vibe, der dieser CD anhaftet und der einen Glauben lässt, Opeth hätten eine Zeitmaschine gefunden und wären ein paar Jahrzehnte in die Vergangenheit gereist, so schön alt mutet die CD bisweilen an.
Während so manch ein Verfechter der ruhigeren Töne sich nun wundert, warum es so schlimm ist, wen eine Band sich von Death Metal und Growls verabschiedet, der sollte bedenken, dass ein essentieller Teil von Opeth dieser starke Kontrast zwischen betörenden cleanen Vocals und tiefen, aber dennoch unglaublich warmen Growls waren, die zudem auch ein Markenzeichen von Sänger Mikael Akerfeldt waren. Somit beginnt hiermit also eine neue Ära für die Schweden.
Ich hoffe, eure bisherigen Opeth Vorstellungen sind mittlerweile verdrängt und ihr seid nun bereits für den „Classic Prog im 70er Stil“ Modus. Im Prinzip geht man bei „Heritage“ im wahrsten Sinne des Wortes nach dem friss oder stirb Prinzip vor. Entweder man akzeptiert die neue Richtung und findet sich hinein oder man bleibt bei den alten Scheiben. Meiner Meinung nach, sollte man es auf jeden Fall versuchen. „Heritage“ scheint nun in geballter Form das freizusetzen, was bereits seit geraumer Weile unter der Oberfläche vor sich hinbrodelte (ungefähr seit „Ghost Reveries“ Zeiten). Die softe Seite bekommt nun den Vorzug, zu Laste der heftigeren Seite von Opeth. Ok und bevor es einen Aufschrei gibt, ja, es gab bereits ein Album welches ohne Growls auskam, „Damnation“, das jedoch, lässt sich mit diesem Album keineswegs vergleichen.
Erstklassige Musiker, wie immer, treffen auf diesen oldschoologen Vibe, man verwendet beinah eher schon Percussions als Drums und das alles wirkt äußerst leichtfüßig und bisweilen ziemlich verträumt. Durchbrochen wird diese Träumerei durch Stücke wie „Slither“, welches ein wenig schneller und härter ist. Alles in allem, scheint aber sonst alles einem inneren Fluss überlassen zu sein, der die Melodien mit sich trägt und nur, wie bereits erwähnt ab und an durchbrochen wird.
Es ist unmöglich die Stücke wirklich in Worte zu fassen. Wir bekommen hier eine sehr softe Seite von Opeth serviert, die abwechslungsreich, oldschoolig 70er und beinah schon so unspektakulär ist, dass es wieder spektakulär ist, weil es unerwartet kam. „Heritage“ kann zu einem großartigen Album werden, wenn man ihm die Chance gibt zu wachsen. Das einzige, was ich ihnen wirklich negativ ankreiden muss, ist, dass sie uns, die vorher erwähnte spannungsgeladene Mixtur aus Growls und betörendem cleanem Gesang, ruhigen Passagen und härteren Klängen, vorenthalten. Auf der anderen Seite jedoch, biete einem dieser Ausflug abseits ausgetretener Pfade eine Möglichkeit, diese Band einmal von einer anderen Seite kennenzulernen.
Fans alter Klänge, die keinen Wandel akzeptieren sind hiermit also gewarnt, ihr werdet mit Opeth nicht glücklich werden. Wer allerdings unvoreingenommen an die neue Scheibe herangeht, wird interessante neue Musik entdecken. Eines hat dieses Album so oder so gezeigt, es ist einer Band auch nach 20 Jahren Bandgeschichte noch möglich aus dem alten Muster auszubrechen, auch wenn dies natürlich Mut erfordert und bedeutet einige Fans zu verprellen. Aber wer weiß, ein Rückschritt kann ein Fortschritt sein.


Cornelia Wickel


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8.5/10