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- Rezension: AUDIO CD -


Pothead

2011-10-29
Titel / Title Pottersville 
Label Janitor Records 
Web www.myspace.com/potheadband
 
Gesamtspielzeit
Total run time
40 min. 
Vö/Release11/ 11 / 2011 

Die „Berliner“ haben wieder zugeschlagen. Gut Ding will gut Weile haben, heißt es - und wurde in diesem Fall verwirklicht. Nach einigen Jährchen Wartezeit und Vertröstung durch eine zwischengeschobene Live-CD, dreht sich der neueste Pothead-Spross Pottersville auf dem Teller. Und beginnt - funky!! Meine Anlage war versehentlich auf Nachbarkiller-Modus eingestellt, aber es bestand kein Anlass zurückzuregeln. Frisch, fetzig und glasklar abgemischt schüttelt die Mucke die Motten aus den Wandteppichen. Ein Ding, um hinzuhören und zuzuhören und Spaß dran zu haben. Dabei wie immer hoffnungslos nostalgisch mit dem Charme des unverwesbar Gestrigen - so wie die Fans diese Band lieben.

Im Unterschied zu den letzten Platten, in denen Pothead streckenweise ihren alten Biss vermissen ließen und von „Tuv Luv“ bis „Rocket Boy“ nicht so recht an die schneidigen Klassiker der 90er Jahre anknüpfen konnten, haben sie hier wieder richtig in den Topf gegriffen. Grunge, Blues, Funk, Rock, diese Mischung wird erneut würzig aufgekocht und heiß serviert. Und apropos Würze: Jene gewinnt bekanntlich durch Kürze, und darum wirkt jeder Song wieder wie destilliert, abgespeckt, konzentriert - psychedelische Momente in Kurzform gegossen. Unaggressiv, entspannt, unterhaltsam, harmonisch und dabei fetzig haben die Jungs alle jene Segel gesetzt, an denen man dieses Schiff schon von weitem erkennt, was dazu einladen wird, diese Scheibe auf tausenden teutschen Plattentellern in Dauerrotation zu versetzen.

Kurz mal seziert: beim definitiv funkigen Beginn („C´mon“) holt Brad aus seinen Saiten ganz ungewohnt Wah Wah-Töne zum Vorschein - The Temptations und „Papa was a Rollin´ Stone“ lassen grüßen, den Part der Trompete darin übernimmt ein fein gezeichnetes Gitarrensolo. Schickes Teil! Das nächste Highlight ist „Rock On, Let´s Rock“ mit einem großartigen Gitarrenriff, der sich treibend durch das ganze Stück zieht, untermalt von Gitarreneinlagen, die etwas an Kyuss´ Josh Hommes Stimmung erinnern. Nach soviel Antrieb, folgt mit akustischem Sechssaiter ein ruhiges, melodisches „Love In A Way“, was nicht ungewohnt kommt, da es an das alte „Grassroots“ Album gemahnt. Was fürs Lagerfeuer im Wohnzimmer, zumal es danach auch eher sanft und verträumt bleibt.

Na schön, mag sich jetzt der eine oder andere denken, Funk, Folk, Blues und Schmuserock - aber hat die Platte auch irgendeine fette Breitseite wie „Black War“ oder „My Religion“ zu bieten? So gefragt, äh, nein. Diese CD ist eher nichts für die Hardrocker unter den Fans. Brad hat viele neue, aufregende Sachen ausprobiert, insbesondere an seinen kurzen, genialen Solo-Einlagen gefeilt, was viele sehr freuen dürfte. Aber manches ward auch aus Taufbecken gezogen, die man schon kennt. Die Paten dieser Stücke präsentieren sich unter anderem als Neil Young oder Jimi Hendrix, um mal die megabekannten Klischee-Vergleiche ran zu zerren. Das sei aber nur für jene als Anhalt genannt, die bislang - unverständlicherweise - die beste deutsch-amerikanische Rockband dieses Planeten noch nicht kannten.

Und diese hat 2011 ein feines Dinner angerichtet, welches leider mit einem Aufsehen erregend schönen „Little Dipper“ und einem Saitengezirpe, welches Mandolinenähnlichkeit besitzt, nach 40 Minuten menschlicher Zeitrechnung plötzlich endet. Muss das so kurz sein, fragt sich der Pothead Fan, welcher in seiner ganz eigenen Zeitrechnung denkt und fühlt. Nunja: in der Kürze liegt... Bon Appétit!


Andreas Torneberg


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8.5/10