STALKER - Printversion
- Rezension: AUDIO CD -


Ohrenfeindt

2013-09-05
Titel / Title Auf die Fresse ist umsonst 
Label AFM Records 
Web www.ohrenfeindt.de
 
Gesamtspielzeit
Total run time
50 min. 
Vö/ReleaseAugust 2013 

Auf dem Kiez, Hamburg St.Pauli, war ja schon manches Urgestein unterwegs, so wie die Beatles oder Hans Albers oder – denselben Atemzug schnell mal ausnutzend – Ohrenfeindt, welche schon seit 1994 die Regale mit Platten bepflastern. Was AC/DC für die frei hüpfenden Känguruhs, ist Ohrenfeindt für die munteren Elbheringe – so oder ähnlich könnte man jedenfalls den ersten Song angehen. Sogar die Simme tracktiert mit gereizter Raspelkehle ein ähnliches Klima.

Aber es bleibt nicht im Heavy-Modus des hanseatischen Outbacks – die ersten beiden machen zwar erstmal den Ohrenwärmer, danach leitet „Jetzt oder Nie“ in schönste Deutschrockmanie mit einem bohrenden Ohrwurm als Refrain. Aber spätestens beim vierten Song „Rock`n´Roll Sexgöttin“ werden die Schalter auf einen fetten, genußvollen, südstaatlichen Sumpf-Blues umgestellt. Das Album ist – obwohl stiltechnisch weniger neu erfunden, sondern aus bekannten Töpfen traditionell handgeschöpft – überraschend und erfreulich vielseitig. Hier kriegt man umsonst auf die Fresse und tüchtig was auf die Ohren. Das musikalische Kraut wurde von Ohrenfeindt nicht neu entdeckt, aber engagiert entzündet und heiß geraucht. Das kracht.

So schwankt´s in der Hansestadt am Hafen zwischen breitem Rock und lederbezogenem Blues, und der Hals von Chris Laut hat jenen dominanten Wiederkennungswert, bei dem sich gleich die Ohren aufstellen. Im Laufe der Platte erwacht dann allerdings der Wunsch, die Stimme würde vom Maximum Druck mal kurz ablassen und versuchen, andere Muster im akustischen Webteppich auszudrücken – so wie vorübergehend im musikalisch ohnehin leicht abweichenden „Ruf mich nicht mehr an“. Die einzige Ballade „Prinzessin“, die weich und gefühlvoll um die Ecken schlendert, wäre eine Gelegenheit, aber der Song bleibt rein instrumental und das Podium für Gitarrero Basti Wulff, seine Saiten zu streicheln. Chris Laut greift dafür im „Prokrastinations-Blues“ zur Mundharmonika und im eher ruhigen, fast schon poppigen „Durch die Nacht“ - das auch als VIDEO veröffentlicht wurde - offenbart er seine erzählerische Natur. „Heim“ ist dann noch der ultimative blüsige Rauswerfer. Passt.

Dazu die deutschen Texte; einfach erdig aus St. Paulis Straßen geschöpft von herzlich bis schmerzlich. Schöne Pladde. Komm rein in die Rock `n´Roll Show! Musst Du bezahlen, aber lohnt.



Trackliste:
01. Auf die Fresse ist umsonst
02. Alles oder nichts
03. Jetzt oder nie
04. Rock’n’Roll Sexgöttin
05. Königin der Nacht
06. Prinzessin
07. Egal
08. Prokrastinations-Blues
09. Durch die Nacht
10. Rock’n’Roll Show
11. Ruf mich nicht mehr an
12. Strom
13. Heim

Andreas Torneberg


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8/10