STALKER - Printversion
- Rezension: AUDIO CD -


Knorkator

2014-01-04
Titel / Title We want Mohr 
Label Tubareckorz / Rough Trade 
Web www.knorkator.de
 
Gesamtspielzeit
Total run time
CD 45 min. + DVD 
Vö/ReleaseJanuar 2014 

Ein halbseitig tätowierter Halbnackter tanzt, hechtet auf die Bäuche von dicken Männern und schmettert im virtuos trainierten Sopran. Ein Mann in wallendem Kleid mit Zopf brüllt dazu im tiefen Bass, und ein dritter mit Sonnenbrille, der aussieht wie früher mal Dave Stewart, steht starr, raucht und bewegt puppengleich seine Finger auf sechs Gitarrensaiten gleichzeitig – die Knorkatoren sind los! Anarchie! Hardcore! Metal! Oder dann doch Disco-Pop? Rock`n´Roll? In jedem Fall wird man auf der neu erschienen Live-Konzert DVD der Berliner Show-Rocker bestens unterhalten – das sind nicht nur Songs, das ist pures Entertainment mit Background-Sängerinnen im Dirndl, die in luftgefüllten Kugeln von der Bühne ins Publikum gestoßen werden und über deren Köpfe rollen, Orgeln, die mit Hämmern zertrümmert werden, einfach die blanke Lust, die Sau rauszulassen.

Und das ist nur die halbe Sache: Eigentlich heißt die Veröffentlichung „We want Mohr“ und beinhaltet die nagelneue CD der „meisten Band der Welt“ mit zwar nagelneuen Liedern, aber drei davon haben steinalte Texte – denn hier hat man in die finsteren Verse des Herrn Heinrich Hoffmann gegriffen, seinerzeit berüchtigt für das umstrittene Bilderbuch „Der Struwwelpeter“. Daneben wird wie gewohnt genüsslich an sezierender, persiflierender und gleichzeitig kreativer Wortakrobatik vokalisch geschraubt, deren musikalisches Fundament in diversen stilistischen Töpfen wildert. Nun existiert die Kapelle schon seit exakt 20 Jahren – und ist kein bißchen leiser oder weiser, schon gar nicht heiser geworden, aber nach wie vor neugierig geblieben, wild auf mehr, auf mohr. Hier gibt’s mohr aufs Ohr. In hübsch gestalteter Verpackung, artig illustriert.

Knorkator ist eine der originellsten Bands in deutschen Landen mit einer unbändigen Live-Energie und einem sehr amüsanten Umgang mit deutscher Sprache – wobei es auf der hier vorliegenden Platte auch zu drei englischen Texten kommt. Auf der DVD hört/sieht man noch den alten Drummer Nick, Sohn von Georgi Gogow (City - „Am Fenster“) auf der CD ist schon der neue, Sebastian Meyer (Ex-Pothead), zu begutachten. Alles knorke. Schöne Ware.


Andreas Torneberg


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9/10