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- Rezension: AUDIO CD -


Jarkko Ahola

2014-12-09
Titel / Title Suojelusenkeli - Joulun klassikot 2 
Label Warner Music Finland 
Web www.jahola.com
 
Gesamtspielzeit
Total run time
38:30 
Vö/Releasebereits erschienen/already released 

Jarkko Aholas zweites Weihnachtsalbum ist ein weiterer Beweis dafür, dass der Mann unglaublich talentiert ist. Er hat eine wunderschöne Tenorstimme und die Fähigkeiten, fast alles zu singen, seien es sanfte, gedämpfte Töne wie auf Suojelusenkeli (Schutzengel) oder opernhafte wie auf Con te Partiro. Ich glaube, sein Ruf als Sänger von Teräsbetoni könnte ein Grund dafür sein, warum er allen zeigen will, dass er mehr zu bieten hat als die hohen Töne des Power Metals. Mich hat er schon lange überzeugt.

Auch die Orchestrierung und Arrangements der Songs sind zauberhaft. Das Symphonie-Orchester Bratislava (unter der Leitung von David Hernando Rico) klingt mal leicht und luftig (z. B. bei Ensimmäinen joulu – The First Noël), dann demonstriert es aber auch wieder die ganze (Laut)Stärke eines Symphonie-Orchesters. Mir gefällt besonders, dass die Arrangements auch hin und wieder Raum zum Atmen lassen. Sie machen aus den Songs keine aufgeblähten Bombast-Stücke, sondern eher recht geradlinige Versionen. Mir gefällt’s.

Was mir aber gar nicht gefällt, ist die Mix & Match Philosophie der Trackliste. Das war auch schon bei Jarkko Aholas erstem Weihnachtsalbum so. Ich konnte es mir einfach nicht mehr als einmal von vorn bis hinten anhören. Das lag vor allem an Albinonis Adagio, über dem ich mir jedes Mal die Augen ausheulte – und das muss ich nicht unbedingt bei einem Weihnachtsalbum haben. Suojelusenkeli treibt mir nicht sofort die Tränen in die Augen, aber dennoch verstehe ich die Auswahl der Lieder nicht. Klar, das Album heißt „Weihnachtsklassiker“, was aber nicht unbedingt bedeuten muss, dass das Album nur klassische Weihnachtslieder beinhaltet. Aber wenn Ahola will, dass die Leute auch schöne Klassiker anhören, die nichts mit Weihnachten zu tun haben, wie zum Beispiel Con te Partiro und Senze Luce, und dass das ganze Jahr über, warum packt er sie dann auf ein Weihnachtsalbum? Vielleicht bin ich eher altmodisch, wenn es um Weihnachtslieder geht, aber mir gefiele ein reines Weihnachtsalbum von ihm viel besser – die anderen Lieder könnte man auf ein separates Album bringen mit klassischen Stücken und Pop-Klassikern.

Und bitte, gibt’s auch irgendwo ein fröhliches Weihnachtslied? Ich komme auch aus Finnland, aber ich hab diese finnische Weihnachtsliedtradition von toten Vögeln, Kindern und Finsternis (ok, das ist etwas übertrieben) so satt, dass ich ab und zu tatsächlich gern mal ein lustiges Weihnachtslied hören möchte. Ich bin mir sicher, dass Jarkko Ahola, der ja auch beim Heavy Christmas Projekt mitmacht, den ein oder anderen heiteren Song im Repertoire hat.

Was die Stilrichtungen auf dem Album angeht, bin ich leider gezwungen, meine Kritik fortzusetzen. Ich glaube, dass die Einheit des Albums flöten gegangen ist, weil man unbedingt so viele Genres wie möglich abdecken wollte. Zum Beispiel ist Aholas Eigenkomposition „Nuku vaan“ (Schlaf Einfach) ein Schlaflied, das an den einfach-gestrickten, finnischen Rautalanka-Rock der 60er Jahre erinnert; Senza Luce ist die italienische Version des Procol Harum Songs „A Whiter Shade of Pale“. Dazu kommt noch Andrea Bocellis Hit „Con Te Partiro“ – noch ein Song, der gern auf Beerdigungen gespielt wird, wie Adagio auf dem Vorgänger-Album... Es sind alles schöne Songs, aber funktionieren sie gut zusammen auf einem Album mit Weihnachtsklassikern? Ich bin mir da nicht so sicher, sorry!

Nachdem ich die Songauswahl ausgiebig kritisiert habe, muss ich aber doch noch ein großes Dankeschön an Jarkko Ahola aussprechen. Dafür, dass er Finlandia aufgenommen hat, auch wenn es kein Weihnachtslied ist. Es ist zweifelsohne ein Meisterwerk finnischer Musikgeschichte (und deshalb auch ein Klassiker und zwar ganzjährig) und er wird ihm gerecht. Mit Sibelius kann man auf einem finnischen Album eigentlich nichts falsch machen und Ahola hat sogar zwei Sibelius-Stücke auf Suojelusenkeli. Nicht schlecht!

Zusammengefasst: eine tolle Stimme, zauberhafte Arrangements und Orchestrierung, eine seltsame Songauswahl. Kauft das Album, ladet es auf euren Computer runter und stellt euch verschiedene Playlisten zusammen. Ich denke, so werde ich es machen. Weihnachtslieder für die Weihnachts-Playlist, die anderen Songs kommen in die „düstere Stimmung“-Playlist.


Trackliste:

1. Ensimmäinen joulu
2. Suojelusenkeli
3. Oi jouluyö – O Holy Night
4. On hanget korkeat, nietokset
5. Halleluja
6. Senza Luce
7. Con te Partiro
8. Cavatina – She Was Beautiful
9. Nuku vaan
10. Finlandia

Johanna Ahonen


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7/10