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- Rezension: AUDIO CD -


FELINE&strange

2015-06-30
Titel / Title Lies 
Label RAR / Motor Entertainment 
Web www.felineandstrange.com
 
Gesamtspielzeit
Total run time
40 min. 
Vö/Release19 Juni 2015 

Die Ungewöhnlichkeit dieses Albums beginnt schon mit der Aufmachung – von außen ein gewöhnliches Kartoncase, entfaltet sich beim Öffnen innen eine überraschende Faltkonstruktion, welche die CD enthält. Dass die ausgebildete Sängerin Feline Lang einen Opern-Background hat, hört man sofort – die klare Strenge der kraftvollen Stimme, die Lust an lang gezogenen Melodien und das ausatmende Tremolieren verleihen dem Album anfangs bei „Cry“ etwas Opereskes, im Refrain wie zu einem 60er Jahre 007-Movie. Die zurückhaltende, aber sehr pointierte Instrumentierung von variantemreichen Schlagwerk, Cello, Bass und Klavier entwickelt spannende und verspielte Ideen.

„Telling Me“ ist sehr erzählerisch und in seiner Art etwas wie Elektro Kammermusik inklusive sich dazu gesellendem Cello. Gefolgt von der melancholischen Ballade „Hurt“, die von der Stimmung des lyrischen Pianos getragen wird und in einem schön gespielten Cello-Solo gipfelt. Genug der Klassik, hier schwenkt das Album mit „Somebody Called For You“ in den Jazz; sehr puristisch nur Stimme mit begleitenden gezupften Tonfolgen auf dem Cello.



Das verträumte „Under Water“ mischt Wasserblubbern in die Gitarrenklänge und atmosphärische Elektronik bevor „Stop Asking“ eine feine, ruhige Nachdenklichkeit genießt, aber vom swingenden „Real Woman“ als ein sehr rhythmisches Cello&Gesang-Duett augenzwinkernd sexy als Live-Session vom Parkett gefegt wird. Thematisch folgerichtig schließt sich der „Big Ass“ an, fast schon zum Tanzen, für die Schüchternen zum Fingerschnipsen, teilweise dramatisch und dann burlesquehaft mit Kabarett kokettierend. „May Be“ ist schwungvoll poppig und erinnert etwas an die frühen Songs von Kate Bush. Der zehnte und abschließende Song „Lies“ befindet sich leider nicht auf der vorliegenden CD; ein Produktionsfehler oder eine bewusste Irreführung dem Titel entsprechend?

Das Album ist sehr komplex, klanglich sehr schön warm und mit Tiefe gemixt; musikalisch und gesanglich äußerst vielseitig, zwischen elektronischen und klassischen Einflüssen schwebend, diese verbindend und sich mit nostalgischem Flair irgendwo zwischen Oper, Kabarett und Jazz bewegend, stets im Ausdruck wie darstellerische Miniaturen auf einer Theaterbühne schwelgend. Als Publikum wäre hier ein gemischtes Volk viktorianisch gekleideter Gothic-Anhänger und experimentell eingestellter Steampunk-Jünger vorstellbar.


Tracklist:
1. Cry
2. Telling Me
3. Hurt
4. Somebody Called For You
5. Under Water
6. Stop Asking
7. Real Woman
8. Big Ass
9. May Be
10. Lies

Feline Lang – vocals/synths
Christoph Klemke – cello/percussion
Marc André Haller – bass/chapman stick
Jesse Platts – piano
Brian Viglione - drums

Andreas Torneberg


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8.5/10