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- Rezension: VIDEO DVD -


The Punk Syndrome / Kovasikajuttu

2012-08-27
Titel / Title Documentary (Finnish + engl. subtitles) 
Label Mouka Filmi 
Web kovasikajuttu.fi/en/
 
Gesamtspielzeit
Total run time
85 min 
Vö/Releasebereits erschienen / already released 

Noch so eine sog. Rockumentary: eine Band in Close-Up, wie sie proben, Songs kreieren, Triumphe auf der Bühne feiern, im Proberaum streiten, künstlerische Krisen durchleben, dazu Privatleben, Parties, Liebesfreud und -leid. Nichts wirklich Neues also - oder doch?

Nun, die Band namens Pertti Kurikan Nimipäivät (= Pertti Kurikkas Namenstag) besteht aus vier Mitgliedern - Pertti, Kari, Toni und Sami - die nicht nur durch die Band, sondern auch durch das Down-Syndrom verbunden werden. Die meisten der Bandmitglieder leben auch noch in einer WG für Leute mit besonderen Bedürfnissen, was natürlich zusätzlich für Reibereien sorgt. Der Frust wird nicht nur in Songtexten, sondern auch in Tagebüchern - von Band-Mastermind Pertti akribisch geführt - verarbeitet. Die Kamera dokumentiert geradlinig, ohne Schnickschnack oder "Kommentar", wie der Alltag in so einer WG läuft, wie stressig da nur ein Besuch bei der Fusspflege empfunden wird - und vor allem, mit welcher Liebe und Leidenschaft die Jungs sich in der Band einbringen - Pertti wurde dadurch sogar seinen Sprachfehler los. (Nur manchmal hätt ich mir kurze Erklärungen gewünscht, z.b. wie Pertti und sein Betreuer / Bandmanager Kalle beim Neujahrsempfang der damaligen finnischen Staatspräsidentin Tarja Halonen landeten...)

Die Songs bzw Texte entstehen manchmal spontan, brechen förmlich aus den Künstlern heraus - und als Zuschauer hältst du dabei fast den Atem an... Irgendwann vergisst du sowieso das mit der Behinderung und nimmst nur noch die Musiker/Menschen wahr, lachst, weinst und leidest mit ihnen (ich kann z.b. Karis Unbehagen auf der Fähre SOO gut nachvollziehen...) Noch dazu ist die Musik saugeil - Punk, 1-2-3 haudrauf, so wie er sein soll, mit Texten, die manchmal banal wirken, aber oft genau dadurch voll ins Schwarze treffen - wenn da z.b. im finnischen Original Päätäjä mit Pettäjä / Entscheidungsträger mit Betrüger gereimt wird, hat das eine mehr als poetische Dimension...

Der Film vermittelt auf alle Fälle das, was die Jungs in einem Song verlangen - respektiert zu werden, als Künstler und Mitmenschen. Ja, ich hab nun einen Mordsrespekt vor "der besten Punkband Finnlands", bin ein Fan und will Pertti Kurikan Nimipäivät bald mal auf einer Bühne erleben ...

PS: The Punk Syndrome hat nicht zu unrecht bereits einige Preise eingeheimst - den Hauptpreis beim New Horizons International Film Festival Polen und den Sonderpreis als innovativster Film beim Schweizer Visions du Réel Festival.


Klaudia Weber


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