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- Rezension: KONZERTE - CONCERTS -


Metallica – Fan Invasion

2007-07-16
Stadt / City Helsinki 
Land / Country FIN 
Web
 
Veranstaltungsort:
Location
Olympiastadion 
Datum / Date15.07.2007 

Achtung, hier handelt es sich um keinen herkömmlichen Konzertreport, sondern wir beleuchten das Drumherum eines klassischen Mega-Events. Was erwartete die Fans, als sie zum Metallica-Gig - mit HIM und Diablo als Support - in Helsinki pilgerten?

Schon am Vorabend zeichneten sich erste Spuren des „Metallica-Tages“ ab – vermehrtes Aufkommen von Metallica-Merchandiseträgern im Straßenbild, und diverse Rockbars (z. B. Inferno) widmeten ihre Playlist intensiver als sonst den Klassikern der US-Erfolgscombo... An Stammtischen wurde heftig das Line-Up – HIM als Opener für Metallica – diskutiert, zumal finnische Zeitungen Tage davor über das Konzert in London berichteten. Angeblich ernteten die Finnen dort nur Schmähungen und Wurfgeschosse (Flaschen, Nahrungsmittel). Naja, es war ja noch nie leicht, egal für welche Band, Metallica zu supporten...

Am Sonntag nur noch „For Whom The Bell Tolls“: Einheits-Sound überall, als ob es keine andere Band mehr gäbe. Und dieser Anblick raubte einem doch, trotz aller Vorzeichen und Vorwarnungen, den Atem. Etwa zweieinhalb Stunden vor Konzertbeginn konntest du vom Zug aus, kurz nach Bahnhof Pasila auf dem Weg zur Stadtmitte, eine endlose, hunderte Meter lange schwarze (Menschen) Schlange sehen, die sich im Grün des Parks nahe dem Olympiastadion entlangschlängelte...



Falls ihr das mit Geschichte und der Völkerwanderung nie so richtig kapiert habt, das wäre ein schönes und äußerst anschauliches Beispiel gewesen: 45.000 Metallica-Fans, brav aufgereiht in zwei laaaaaangen Reihen vor den Toren des Olympiastadions.



Unter den Jüngsten (von rechts): Patrick (10), Jere (13) und Vertti (12), sie alle sind im Schnitt seit vier Jahren Metallica-Fans und das erste Mal live dabei, mit ihren Eltern natürlich. Nur Vertti hat Metallica schon vor knapp zwei Jahren mit seinem Papi in Talinn gesehen. In der Warteschlange fanden sich auch wesentlich reifere Besucher (die sich nur leider nicht fotografieren ließen), eigens aus Turku angereist, um sich US-Musiker anzusehen, die vom Alter her ihre Söhne sein könnten...



Eine ganze Gruppe Fans fiel durch blinkende Hörnchen auf: Fast im Dutzend waren sie aus Vuosaari (weit östlich des Stadtbereiches) gekommen, um sich ihre Lieblinge endlich einmal live anzusehen. Juha (32) ist zwar schon seit 10 Jahren Metallica-Fan, sieht die Band aber das erste Mal. Bezüglich HIM erwartete er sich „wesentlich bessere Publikumsreaktionen hier in Finnland“.



Dasselbe Statement erhielten wir von Jussi (27), seit 15 Jahren Metallica-Fan, und Laura (25), seit fünf Jahren mit der Band vertraut, beide aus Turku. Sie erwarteten sich, dass es für HIM in Helsinki besser laufen würde, „da ja auch viele HIM-Fans hier sind“.



Wie wir erfuhren, verbrachten einige Leute bis zu 3,5 Stunden mit Warten, ehe sie endlich die heiligen Hallen erreichten, verpassten beide Vorbands und konnten nur noch den Headliner die vollen 1,5 Stunden genießen... dennoch, „Nothing Else Matters“.



Teilweise versuchten sich einige bereits angeheiterte Fans in der anschaulichen Darstellung eines anderen historischen Events, „Einfall der Vandalen in Rom“, jedoch verhinderte die örtliche Security und sogar berittene Polizei – hier zwei der „Four Horsemen“ - alle gröberen Auswüchse, die über das Delikt „illegale Müllablagerung“ hinausgingen. Zugegeben, bei einigen zeichnete sich schon zu diesem Zeitpunkt ein vorzeitiges „Fade To Black“ ab... - du fragtest dich, sollten sie es noch zum Gig schaffen, ob sie sich hinterher dann überhaupt noch daran erinnerten ...



Einige verkürzten sich die Wartezeit in diversen nahegelegenen Erfrischungszentren, um ihre „Battery“ schon mal aufzuladen. So gegen 19 Uhr, also Konzertbeginn, wurden diese Terrassen relativ schlagartig leer und erst dann richtig gemütlich, bestenfalls eine Handvoll „Friends Of Misery“ betrauerten ihr Los, doch keine Karte mehr bekommen zu haben. Laut Zeitungsmeldungen war dieser Metallica-Gig ja innerhalb von 45 Minuten ausverkauft gewesen. „Sad But True“.



Um zirka 22 Uhr setzte der Exodus in Richtung Stadtzentrum ein, viele jedoch setzten die Party in diversen Erfrischungszentren fort. Niemand hatte da wirklich was mit „Seek And Destroy“ im Sinn, die finnischen Metal-Fans zeigten sich auch hier sehr friedlich und diszipliniert. Rock Town ließ eine Aftershow-Party steigen, wo auch eine Metallica-Coverband die Unermüdlichen bis in die frühen Morgenstunden unterhielt.



Dort gab auch Gelegenheit, sowohl Konzertbesucher als auch beteiligte Musiker zum Gig zu befragen. Fazit, es war geil, für viele war HIM nun nicht der Knaller, aber auch kein Grund zum Ausrasten, und „finnische Zeitungen schreiben nur Müll“.

Apropos, Helsingin Sanomat, Ausgabe 16. 7. 2007 vermeldete, dass das 1,5 Stunden Konzert der US-Hitfabrik, mit zwei Zugaben, nur zwei nach 1991 aufgenommene Stücke und ein langes Bass-Solo von Robert Trujillo enthielt und nostalgische Gefühle auslöste. Auch Diablo und HIM ernteten viel Applaus, keine Spur von Wurfgeschossen oder Buhrufen.

„...And Justice For All“



Klaudia Weber, photos: K. Weber


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