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- Rezension: KONZERTE - CONCERTS -


Private Line / Hellcity Punks

2010-06-28
Stadt / City Helsinki 
Land / Country FIN 
Web siehe Textende / see end of text
 
Veranstaltungsort:
Location
Dante`s Highlight  
Datum / Date04.06.2010 

In Helsinki ist es ziemlich plötzlich Sommer geworden, und da blüht die finnische Hauptstadt mit all ihren Menschen auf. Auf einmal ist an jeder Ecke etwas los und man weiß gar nicht, wo man hinsehen geschweige denn hingehen soll. An diesem sommerlichen Freitagabend entschied ich mich für jene Variante, zum ersten Mal sowohl "Dante`s Highlight" als auch die Hellcity Punks und Private Line live zu sehen. Und noch dazu sorgte mein Lieblings-DJ Jussi69, seines Zeichens Drummer bei The 69 Eyes, um vor, zwischen und nach den Konzerten für Stimmung zu sorgen.

Zugegeben, die Bands kenne ich bislang nur vom Namen her, und werde positiv überrascht, denn was die Hellcity Punks da bieten, ist alles andere als Schrammel-Punk.

Mit "My Show" rocken die Jungs um Sänger Janze gleich ordentlich los. Kein Wunder, dass es da viele nicht mehr auf ihren Sitzplätzen hält und es sich vor der Bühne füllt. Es folgen viele weitere Rockkracher, bevor die schwarze Weste von Janze in die Ecke geflogen ist und er im weißen Rippshirt das mitreißende "Generation Dead" performt. Dieser Song erreichte wie schon "Destination O.D." Platz 14 der finnischen Charts. Dass die Jungs aus Helsinki noch recht kleine Gigs spielen, dürfte sich demnächst ändern. "White Trash Gone Wild", wo das Publikum fleißig im Takt mitklatscht, würde sich auch beim nächsten Hafengeburtstag in Hamburg gut machen. Die Band hat wirklich ein unfassbares Potenzial in sich; ich bin hin und weg. Die Hellcity Punks beschreiben ihren Stil als KISS, Mötley Crüe und Alice Cooper, welcher aber gleichzeitig mehr nach dem 21.Jahrhundert klingt. Das trifft es, wie ich finde, ziemlich genau auf den Punkt, auch wenn ich persönlich nur an Mötley Crüe erinnert werde. Ja, was da fehlt, sind die ausschweifenden, für die 1980er Jahre typischen Gitarrensolos, von denen ich aber ohnehin kein Fan bin. Auf jeden Fall wird dies nicht mein letztes Konzert von denen gewesen sein!

Kurz vor dem Private Line-Gig füllt es sich vor der Bühne dann noch mal merklich, allerdings ohne Geschubse und Gedrängel. Ja, so ist das in Finnland... Jussi69 höchstpersönlich kündigt die Band auf eine sehr charmant-humorvolle Weise an: "Ok, now here comes the best band... Well, probably the second best band from Helsinki... Private Line!"

Von Private Line kannte ich nicht viel mehr als die Konzertposter - eine finnische Rockband mit gut aussehenden Mitgliedern, mit Tendenz „tuntiger Glamrocker“ dargestellt. Als Sänger Sammy Aaltonen dann auf die Bühne kommt, bin ich überrascht: Livehaftig ist er eine unglaublich sympathische Erscheinung. Ein richtiger Sonnenschein, wenn man das über einen Rocksänger so sagen darf.

Die Musik ist ebenso überraschend, sie rockt nämlich durchgehend. Sei es nun mit dem Industrial-lastigen "Prozac Nation" oder später bei der Zugabe mit "1 800 Out Of Nowhere". Mit Songs wie "Sound Advice" und "Forever And A Day" präsentieren Private Line im Gegensatz zu den Hellcity Punks auch noch ein paar Balladen, aber selbst da ist von Schmalz keine Spur. Lustig wird`s auch noch, nämlich dann als Sammy die Akustik-Klampfe heraus holt und die Band etwas Finnisches zum Besten gibt, was nach etwas Traditionellem und gleichzeitig Humorvollem klingt. Einen Mangel an Abwechslung kann man den Herren aus Helsinki also wirklich nicht vorwerfen und gestrahlt wird sowieso die ganze Zeit, von Arroganz trotz ihrer bisherigen Erfolge nicht die geringste Spur.

Kreischkonzerte und ähnliches bleiben trotz des hohen deutschsprachigen Publikumsanteils aus, also war meine anfängliche Skepsis gegenüber dem Publikum auch unbegründet. Lediglich nach dem Konzert werden vereinzelte Musiker, insbesondere Private Line-Gitarrist Jack Smack von ein paar Mädchen belagert, aber als gegen 3:30 Uhr die Musik aus und die Lichter an gehen, sehen auch die hartnäckigsten Verehrerinnen ein, dass hier heute keiner mehr Teil einer Briefmarkensammlung werden möchte...

www.privatelineweb.com
www.hellcitypunks.com



+ photos: Stefanie Singh


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9/10