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- Rezension: KONZERTE - CONCERTS -


Powerwolf, Majesty, Battle Beast, Ashes of Ares

2013-10-09
Stadt / City Osnabrück  
Land / Country Germany 
Web www.rosenhof-os.de
 
Veranstaltungsort:
Location
Rosenhof 
Datum / Date28.09.2013 
Bildergalerie / Picture gallery Wolfnachte13_gal 
Photos: Timo Päßler 

Wolfsnächte, unter diesem Namen reisen Powerwolf nun schon zum zweiten Mal als Headliner durch die Lande und zelebrieren ihren partytauglichen, sakralen Metal. Mit von der Partie sind auch dieses Mal wieder partykonforme Vorgruppen – mit einer kleinen Ausnahme…

Ashes of Ares, bei denen mit Matthew Barlow, Freddie Vidales (beide ex-Iced Earth) und Van Williams (ex-Nevermore) drei gestandene Musiker in den Reihen stehen, machen heute den Anfang. Auch wenn die Namen der beteiligten Musiker für hohe Qualität bürgen, passt die Band nicht so recht ins Paket. Im Vergleich zu den anderen Bands ist ihre Musik deutlich komplexer und thrashiger und so gar nicht partytauglich. Den bereits etwa 500 Anwesenden ist dies aber total egal, denn sie fressen Matt Barlow regelrecht aus der Hand. Die Stimmung ist von der ersten Minute an super, sowohl die Band, als auch das Publikum geben Vollgas. Es ist schön zu sehen, dass so gestandene Musiker wie die eingangs genannten sich nicht dafür zu schade sind, noch mal als Anheizer auf Tour zu gehen. Der Rosenhof freut sich jedenfalls über den Auftritt der Band und feiert Matt mit Sprechchören. Dieser korrigiert aber das Publikum und will stattdessen die ganze Band gefeiert wissen. Diesen Gefallen tut Osnabrück ihm gerne und so wird bereits die erste Band mit lautstarken Sprechchören verabschiedet.



Danach kommen Battle Beast, die bis lang komplett an mir vorbei gegangen sind. Irgendwie konnte ich den Platten der Finnen bislang nichts abgewinnen. Aber eines steht heute schon ziemlich früh fest: Hier ist heute die richtige Band am richtigen Ort! Der Old School Metal der Jungspunde ist bestens geeignet für eine Party. Songs wie `Kick Down`, `Enter the Metal World` oder das Finale `Out of Control` machen mächtig Laune und lassen sich super mitgrölen. Da stört es auch gar nicht, dass die Ansagen von Basser Eero etwas tapsig und nervös wirken. Im Gegenteil macht dies die Band sogar noch einen Funken sympathischer. Ansonsten ähnelt das Bild aber dem Auftritt von Ashes of Ares: Party und gute Stimmung auf und vor der Bühne.

Die gute Stimmung während Ashes of Ares und Battle Beast setzt sich nahtlos bei Majesty fort. Nach einer herrlich kurzen Umbaupause starten Tarek und Co. bei bestem Sound in ihr Set. Das Publikum frisst den Jungs von der ersten Sekunde aus der Hand und singt Hymnen wie `Metal Law`, `Thunder Rider` und `Metal Union` lauthals mit. Da stört es auch gar nicht, dass die Klischee triefende Musik relativ simpel gestrickt ist und ein ums andere Mal an Manowar (zu ihren guten Tagen) erinnert. Tareks relativ neue Hintermannschaft post, als würde es kein Morgen geben und steckt das Publikum mit seiner Spielfreude und Energie an. Nach dem Gig wird es keinen im Publikum geben, der nicht den Daumen nach oben reckt ab dieser erstklassigen Show.



Nach dem exquisiten Programm bislang stellt sich die Frage, ob Powerwolf auf das bisherige Niveau noch einen drauf setzen können. Und, um es kurz zu machen, sie können! Egal welchen Song sie heute anstimmen, egal ob alte Sachen wie `Prayer in the Dark` von `Lupus Dei` oder neueres Material à la `Kreuzfeuer`, es passt einfach alles: das Stageacting, die Lichtshow, der Sound und natürlich auch die Resonanzen des Publikums.
Die beteiligten Musiker, denen man immer wieder anmerkt, wie stolz und auch dankbar sie dafür sind, dass sie heute Headliner vor so vielen Leuten sein dürfen, geben heute alles. Zu allererst sind da die beiden Gitarristen Matthew und Charles Greywolf zu nennen. Die beiden posen was das Zeug hält, wechseln ständig die Bühnenseiten und lassen sich ihre Mähnen sehr effektvoll von zwei großen Ventilatoren durchpusten. Einzig ihr stummen „Schreie“ wirken auf Dauer etwas seltsam, aber das ist nebensächlich.
Wer auch immer wieder für Action gut ist – wenn man Powerwolf noch nicht gesehen hat, ist es schwer vorstellbar – ist der Organist Falk Maria Schlegl. Er nutzt jede Spielpause um sein Instrument zu verlassen und direkten Kontakt zum Publikum zu suchen. Mal schwenkt er eine große Fahne über die Köpfe der ausrastenden Meute, mal post er mit den Gitarristen um die Wette, mal feuert er die Menge an.

Auch Drummer Roel van Helden agiert deutlich mehr mit dem Publikum, als es der durchschnittliche Schlagerzeuger tut. In seinen Pausen lehnt er sich oft über sein Kit und sucht den direkten Kontakt zu den ersten Reihen. Da stört auch ein kurzes Drumsolo nicht weiter.
Zum Schluss wäre da natürlich Frontprediger Attila Dorn. Dieser Mann kann nicht nur gut singen, sondern hat auch inzwischen gelernt richtig gut zu unterhalten. Nicht nur die üblichen Mitsingspielchen machen Spaß, auch Attilas Sprüche sorgen immer wieder für Lacher und Tränen. Es ist ein schmaler Grat zwischen lustigen Ansagen und purem Klamauk – aber heute gelingt ihm die Gradwanderung.
Die gute Performance der Band ist heute der Dank, der gute Sound (wie bei den drei Vorgruppen auch) tut sein Übriges. Da stört es auch wenig, dass der ein oder andere unverzichtbare Song in der Setlist fehlt (z. B. `Saturday Satan`) und dafür der ein oder andere eher verzichtbare enthalten ist (z. B. Resurrection by Erection`). Vielleicht bin ich aber der einzige, der das heute so sieht, denn ein Stimmungsabfall ist während des Konzerts nicht festzustellen. So bleibt auch diese Kritik eine kleine Randnotiz.


Das Fazit nach diesem Abend ist relativ leicht: vier Bands, viermal volle Kanne, viermal ein super Publikum und viermal keine Wünsche mehr offen. Was bleibt einem da anderes über, als die Höchstnote aus dem Hut zu ziehen. Aber das mache ich gerne, denn ich muss lange zurück überlegen, bis mir ein Konzertabend einfällt, der mich von der ersten bis zur letzten Sekunde so begeistert hat. Chapeau!


Timo Päßler


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