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To Resist Fatality
STALKERs Fresh Act – November 2008


Die deutsche Band To Resist Fatality ist bereits seit vielen Jahren im Underground unterwegs und hat sich dem Do-it-Yourself-Verfahren verschrieben. Zwei Alben wurden in Selbstproduktion aufgenommen, das Debut "Called to Create" im Herbst 2006, und im Frühjar 2008 erschien das zweite Album "IANUS", diesmal mit Support eines Labels (STF). Wird das ein Wendepunkt für die Band? Höchste Zeit, bei den Jungs mal nachzufragen.

Wer seid ihr? Wo kommt ihr her? Stellt doch mal jedes Bandmitglied mit typischen Eigenschaften, Macken etc. vor.
TO RESIST FATALITY wurden 2004 in Göttingen, Deutschland, gegründet. Ins Mikro kreischt und faucht Andreas, der sonst "nebenher" Linguistik und Englisch studiert und gerade seinen Abschluss gemacht hat. Er ist sowohl das Energiebündel, wie auch die Schlafmütze in unserer Band. Nilz ist für Gitarre und Clean-Gesang zuständig und bastelt beruflich Verpackungen. Er ist für unseren Internet-Auftritt verantwortlich und sorgt oft für gute Laune. Die Drums werden von Nick bearbeitet, der irgendwas mit Wirtschaft studiert und zusammen mit Nilz das Netz unsicher macht. Er ist das rationale Gewissen bei TRF. Mate spielt Bass und strebt eine Laufbahn als Profimusiker an. Wenn er nicht gerade betrunken ist tingelt er mit diversen Orchestren durch die Welt. Und meine Wenigkeit, Kai, spielt ebenfalls Gitarre und ist die graue Organisationseminez im Hintergrund. Wenn ich mich nicht für die Band aufreibe arbeite ich als Archäologe. Und dann gibt es natürlich noch die vielen Helfer im Hintergrund, wie Mimi und Valeska, die sich um Artwork, Merch und ähnliches kümmern und hier nun auch mal endlich genannt werden sollen. Arbeiten neben Musikmachen ist leider eine Notwendigkeit, da sich die Band leider nicht selbst finanziert. Dies liegt natürlich aber auch zum Teil an unserem Anspruchsdenken...



Gibt es eine Story hinter dem Bandnamen? Eine Band-Philosophie?
Der Bandname TO RESIST FATALITY ist natürlich ein Paradoxon. Denn wer kann sich schon seinem Schicksal widersetzen? Und wenn man das könnte, wäre es schliesslich nicht das Schicksal. Der Bandname steht für den immerwährenden Kampf, seinen eigenen Werten und überzeugungen zu folgen, sich nicht anzupassen oder unterkriegen zu lassen. Das spiegelt sich in der Bandphilosophie wider: Wir sind eine ausdrücklich kritisch denkende Band, die sich politisch und gesellschaftlich äussert. Wir sind gegen das ständige Bloss-nicht-auffallen. Gegen Wegsehen. Gegen Kommerzialisierung des Lebens. Gegen Machtmissbrauch... Und wir sind für ein besseres, soziales Miteinander. Für eine lebenswertere Welt, in der Menschen nicht nach ihrem wirtschaftlichen Wert bemessen werden, sondern danach, wer sie sind.

Was macht ihr für Musik?
Da kann man sich schnell in die Nesseln setzen... Stildefinitionen sind eher einschränkend. Aber wenn man uns fragt, so wie du, dann würde ich sagen: Wir spielen eine progressiv angehauchte Mixtur aus Death und Blackmetal, wobei seit neustem auch eine Prise Doom dazugekommen ist und der Deathmetalanteil etwas gesunken ist. In der Tendenz schreiben wir recht lange Songs, wobei wir uns immer um viel Melodie und nachvollziehbare Strukturen bemühen.

Wen oder was wollt ihr mit eurer Musik erreichen?
Wäre natürlich toll, möglichst viele Leute zu erreichen, die sich auch inhaltlich mit der Musik auseinandersetzen. Aber wir sagen immer: Lieber ein intensiver Hörer und Denker als 10 Hörer, die alles nur oberflächlich wahrnehmen. Das schöne ist, dass Metaller allgemein selbstständig denkende Menschen sind. Ansonsten wollen wir natürlich durch unsere Mucke auch ein bisschen rumkommen, Fremde Länder sehen, neue Menschen kennenlernen. Für uns persönlcih ist die Musik aber auch ein Ventil, Dampf abzulassen. Egal ob nun wegen persönlichem Stress oder wegen dem, was so in der Welt um uns herum passiert.

Wie hat alles angefangen?
Angefangen hat alles im April 2004, als wir unsere alte Band zu Grabe trugen, in der Nick, Nilz und ich gespielt haben. Wir wollten was Neues, Ernsthaftes machen, mit dem wir uns identifizieren können. Zuvor waren wir mehrere Jahre in der Punkszene unterwegs und spielten extrem schnellen, leicht metallischen Melodiccore, wie man ihn Mitte der 90er aus Skandinavien gehört hatte. Nach der Gründung von TRF suchten wir uns über Kleinanzeigen einen Sänger und nahmen schon nach einigen Monaten ein erstes Demo auf. Dann ging eigntlich alles recht schnell, rückblickend betrachtet: Called to Create wurde 2005 als Demoalbum veröffentlicht und gng an zahlreiche Labels in Deutschland raus. Die Resonanz war recht positiv und wir entschieden uns für einen Plattendeal mit STF-Records (www.stf-records.de), weil dort einfach alles sehr familiär und trotzdem professionell war. Zwischenzeitlich mussten wir leider noch unseren alten Bassisten ersetzen, der sich seinem Studium in einer anderen Stadt widmen wollte. 2007 haben wir schliesslich das aktuelle Album "Ianus" veröffentlicht, dass im grossen und ganzen recht positive Kritiken eingefahren hat. Anfang 2008 spielten wir schliesslich unsere erste Tour durch Deutschland und Polen, zusammen mit den Power Metalern von PRIVATEER aus Krakau.

Wer sind eure Vorbilder, was sind eure wichtigsten musikalischen Einflüsse?
Vorbilder im eigentlichen Sinne gibt es eigentlich nicht...Natürlich hat jeder seine "Heroes", aber man beschränkt sich ja nicht auf Kopieren oder nachspielen. Bei mir sind das zum Beispiel als Gitarristen John Petrucci (Dream Theater) als Songschreiber, Alexi Laiho (Children of Bodom) als Technik-Crack oder Juha Raivio (Swallow the Sun) für seinen Ton und sein Feeling. Als Band beeinflusst uns sicherlich vor allem der skandinavische Death- und vor allem Blackmetal der späten 90er Jahre. Um ein paar Namen zu nennen: DIMMU BORGIR, DISSECTION, HYPOCRISY, IN FLAMES, DARK TRANQUILITY, ENSLAVED... Dazu kommen Bands, die wir bewundern, weil sie einmalig sind und ihren völlig eigenen Stil gefunden haben: CULT OF LUNA, DREAM THEATER, SWALLOW THE SUN, CHILDREN OF BODOM... Alte Helden wie IRON MAIDEN, CELTIC FROST, SLAYER... Aber ich kann da kaum für die ganze Band sprechen...



Wer schreibt die Musik / Texte, oder sind alle in der Band eingebunden?
Viele Riffs und Ideen stammen von mir oder unserem Sänger Andreas. Aber letztendlich sind wir eine sehr demokratische Band, in der jeder am Songwritting beteiligt ist. Alle Arrangements entstehen im Proberaum durch jammen und ausprobieren. Wenn jemand ein gutes Riff hat, ist es egal, wer es einbringt. Sogar unser Drummer Nick summt uns manchmal vor, wie er sich eine bestimmte Stelle vorstellt. Die Texte schreibt grösstenteils Andreas, teilweise aber auch ich, wenn mal wieder Zeitnot ist oder mir was unter den Nägeln brennt.

Würdet ihr eure Seele an den Teufel verkaufen, um berühmt zu werden? Oder ist euer Slogan "Do it yourself - forever"?
Wer ist der Teufel? Wenn das in die Richtung "True oder Ausverkauf" geht:
Ich sehe da den Gegensatz nicht so krass, wie manche Leute in der Szene. So lange man die Mucke spielt, auf die man Lust hat und das sagt, was man wirklich denkt, ist es egal, ob du bei einem Minilabel oder bei einem Major bist. Schau dir Rage Against The Machine an: Die waren bei einem Major und haben niemals ihre Ideale verleugnet. Sie waren immer politisch aktiv und unbequeme Denker. Aber unsere Mucke ist natürlich schwer für einen Major zu vermarkten. Daher sind wir lieber der grosse Fisch im kleinen Teich als andersherum. Aber dem Slogan "D.I.Y." bleiben wir in vielen Bereichen, die eine Band ausmachen, eh treu. Wir würden uns nie in Texte, Musik oder Artwork reinreden lassen.

Wofür würdet ihr euch entscheiden, wenn ihr zwischen Sex, Drugs oder Rock´n´Roll wählen müsstet?
Das ist eine knifflige Frage... Ich denke dass die Musik in unserem Leben eine so tragende Rolle spielt, dass wir uns für den Rock´n`Roll entscheiden würden. Drogen haben ihren Reiz, können aber viel kaputt machen und Probleme bringen. Und Sex haben wir in der Band höchstens untereinander, denn als progressive Death/Black-Metal-Band, die stinkt, behaart ist und schwitzt bekommt man nicht viele Groupies ab ;-)

Was ist euer Traum, woher holt ihr eure Motivation?
Spass an der Musik und Kreativität sind ein starker Antrieb. Noch stärker ist aber der Drang nach Selbstverwirklichung. Und wenn man wie wir der Meinung ist, auch etwas zu sagen zu haben, kann das auch sehr motivierend sein. Wenn ich den Fernseher anschalte und Nachrichten schaue spüre ich sofort den Drang über die ganze Scheisse, die da abgeht, einen Text schreiben zu müssen. Und wenn ich Stress auf der Arbeit habe, liegt es nahe, die Gitarre zu würgen. Ein Traum wäre es natürlich von der Mucke leben zu können oder zumindest die Band mitsamt Tourbus unterhalten zu können. Auf grossen Festivals zu spielen und eine Europatour zu zocken sind Träume. Oder den perfekten Song zu schreiben. Oder ein grosses Konzeptalbum aufzunehmen... Es gibt viele Dinge die man noch erreichen kann. Das gibt wiederrum neue Motivation.

Was macht ihr, wenn es nix mit eurer Musikkarriere wird?
Ich denke wir machen trotzdem weiter Musik. Was ist eine Karriere? Wie es wohl wäre, wenn wir dass alles aus beruflichem Zwang machen müssten, will ich mir gar nicht vorstellen. Diese Band ist wie ein eigenes Kind, besonders für mich. Es steckt soviel Energie, Leidenschaft, Geld, Arbeit und Engagement dahinter... Da kann man nicht mit einem herkömmlichen Massstab messen. Wenn jemand aber auf dem Weg zurückbleiben sollte, egal aus welchen Gründen, wird jemand anderes seinen Platz einnehmen. Denn ich habe noch viel vor mit TRF. Und ich denke, dass es meinen Bandkollegen genauso geht.



Ihr hattet unlängst eine Tour in Polen - erzähl mal, wie alles zustande kam, und wie es so lief.
Die Tour mit PRIVATEER war eine super Erfahrung. Zum ersten mal kam das berühmte Tourbus-Feeling auf. Es wurde gut gefiert und viel herumgealbert. Es war immens wichtig für uns als Band und hat uns zusammengeschweisst. Der Kontakt kam über unser gemeinsames Label STF zustande. Organisiert haben wir sie Tour aber letztendlich selbst, das STF keine Bookingfirma an der Hand haben. Die Tour selbst lief mal schlechter und mal besser. Teilweise kamen nur wenige Leute zu den Shows, manche waren aber auch sehr gut besucht. Schade ist, das jeweils die letzte Show in Deutschland und Polen ausfallen musste: In Deutschland holte sich der Privateer Sänger wegen zugig-kalter Schlafquartiere eine Erkältung, in Polen brannte es einen Tag vor der Show im Klub. Zumindest nach offizieller Angabe...

Was war das Verrückteste, das euch passiert ist?
Um direkt an die vohergegangene Frage anzuschliessen: Angeblich hatte es in diesem Klub in Krakau gebrannt. Also fuhren wir nach Hause. Später erfuhren wir dann, dass der Clubbesitzer das ganze für die Versicherung vorgegaukelt hatte um Kohle zu machen. Da aber die Show nicht rechtzeitig abgesagt werden konnte kamen ca. 150 Metalheads zum Klub. Dort hatte der Besitzer mittlerweile statt unserer Show eine Technoparty angeleiert. Die Metaller reagierten "leicht" gereizt, so dass Polizei und Sicherheitsdienste einschreiten mussten. Da wäre ich sehr gerne dabei gewesen...
überhaupt war Polen voller kurioser überraschungen: Einmal spielten wir fast nackt vor 2 Leuten, einen anderen Abend vor zig Metalheads, die uns noch nie zuvor gehört hatten und uns abfeierten wie Superstars. Wir wurden fast von den Leuten von der Bühne gezogen. Ein unglaubliches, noch metalhungriges Land, das wir auf jeden Fall wieder besuchen wollen.

Was passierte bei eurem schlechtesten Gig?
Wie gesagt: Halbnackt in einem riesigen Klub vor zwei Leuten und dem Mischer ein fast reines Blackmetal-Prügel-Set zu spielen war eine echte Erfahrung, die wir nicht wiederholen müssen. Aber ich glaube die beiden Besucher fanden es ganz lustig.

Auf welchen eurer Songs seid ihr am meisten stolz, und warum?
Ich denke bis jetzt ist "Spectacles" vom Ianus-Album unser Meisterwerk. Der Song hat fast 14 Minuten Spielzeit, und wird trotzdem nicht langweilig. Ausserdem ist er inhaltlich sehr ambitioniert. Er vereint fast alles wofür TRF musikalisch und textlich stehen. Aber seine eigenen Songs zu bewerten ist immer sehr schwer. Die Publikumsreaktionen und Reviews decken sich da aber mit meiner Einschätzung.

Was findet ihr supertoll/total beschissen am Musik-Business?
Supertoll: Menschen kennenlernen, rumkommen, Shows spielen, Spass haben...
Beschissen: Bewertung von Kunst nach Verkaufszahlen; Wirtschaftliche Abhängigkeiten; oberflächliche und selbstverliebte Menschen die der Meinung sind, für eine "Szene" sprechen zu können.
Und ganz aktuell beschissen: die ganze Myspace & Co-Manie, die leider die Leute dazu bringt, mehr vorm Bildschirm zu hängen, statt in Clubs und Proberäumen. Aber ich will das auch nicht über einen Kamm scheren. Nur weil ich überzeugter Technikfeind bin, muss da ja nicht alles gleich schlecht sein ;-)

Was ist in naher Zukunft geplant?
Bald kommt unser erstes Video zu dem Song "Philosophy of Futility", dass wir im Sommer gedreht haben. Wir haben richtig Aufwand betrieben, um nicht nur ein Video im "Band-in-Lagerhalle"- Stil zu drehen. Es wird eine Story haben, die irgendwo zwischen Animal Farm, Konsumkritik und Satire liegt. Aber wir kommen als Band natürlich auch vor... Neben etwa 20 Schweinen... Wer schonmal Bock auf einen Vorgeschmack hat: unter www.toresistfatality.de und www.myspace.com/toresistfatality (da haben wirs ja wieder!) gibt einen Trailer zu sehen.
Ganz aktuell schreiben wir an unserem dritten Album , dass irgendwann nächstes Jahr aufgenommen wird. Es wir noch ein Stück düsterer, intensiver und härter werden. Wir haben jedenfalls gerade viel Spass mit den neuen Songs. Und dann solls im nächsten Frühjahr natürlich auch wieder auf Tour gehen. Es ist bis jetzt eine weitere Tour durch Deutschland und Polen geplant, sowie ein kleinerer Abstecher nach Holland und Belgien. Und dann haben wir da noch ein Eisen im Feuer, was eine Liga grösser währe, nämlich eine Finnland-Tour. Jeder der für uns eine Show klarmachen kann und will ist herzlich willkommen und wird gebeten, mit uns in Kontakt zu treten!
Vielen Dank für die Gelegenheit so ausführlich Stellung zu nehmen und Werbung in eigener Sache zu machen! Und danke an jeden, der ein paar Minuten seines Lebens geopfert hat, sich mit TO RESIST FATALITY zu beschäftigen!

www.toresistfatality.de
www.myspace.com/toresistfatality

Autor: Klaudia Weber, photos: TRF
Eingetragen am: 2008-11-01

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