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Helsinki Halloween Festival

2007-11-15
Stadt / City Helsinki 
Land / Country FIN 
Web
 
Veranstaltungsort:
Location
Kaapelitehdas 
Datum / Date27.10.2007 
Bildergalerie / Picturegalerie Halloween_2007 
Photos: Julia Sheremetyeva 

Dieses Jahr hat das Spektrum der spektakulären finnischen Festivals eines eingebüßt, da Spinefeast nun auf einem Schiff stattfindet (siehe STALKER Tourdates). Stattdessen hat Helsinkis Halloween Festival in einem der größten Venues der Stadt, der Kabelfrabrik, mehr an Volumen und Bedeutung gewonnen. Für großen Publikumsandrang ausgerichtet, fungiert es doch als Halloween Party, also solltest du ein gut durchdachtes Kostüm parat haben, deine Schüchternheit über Bord werfen und das Fest genießen. In dieser Hinsicht konnten die Veranstalter voll punkten: Im Vergleich zu den langweiligen Hörnchen und Flügeln vom letzten Jahr gab es diesmal üppige Kostümierungen, die die Blicke anzogen. Und ein Richter-Paar, kostümiert als altertümliche Musiker mit Geigenköfferchen, suchten aus den Teilnehmern die besten Kostüme für einen Wettbewerb aus – auch eine Novität beim Festival.

Ein roter Teppich beim Eingang bot eine Plattform für die Schönheiten, um für gierige Fotografen zu posieren. Gleich daneben konntest du dir in der Preislage von 5 bis 20 Euro ein professionelles Horror-Make-up von herrlich „untoten“ Ladies verpassen lassen, von einfachen Cuts und Narben bis zu komplexen Installationen eines „dritten Auges“. Dahinter gab es eine Auswahl an warmen Speisen, was eine gute Idee war, sollte das Festival doch bis vier Uhr morgens dauern.

Bei der Dekoration des Venues hatte man viel an Ideen und Details investiert: Spinnweben, im Dunkeln leuchtende Skelette, Fledermäuse und Geister, Kürbisse und andere Halloween Klassiker. Da sollten auch die wunderbaren kellnernden Zombies nicht unerwähnt bleiben. Und es gab viel mehr Andrang als im Vorjahr, die Fabrik füllte sich von Minute zu Minute mehr, noch ehe die zweite Band überhaupt angefangen hatte. Jedoch der negative Aspekt: Das Festival heuer dauerte nur halb so lang im Vergleich, mit nur vier eher gewöhnlichen Bands, wenn man bedenkt, dass Lordi Headliner im Vorjahr waren. Der an diesem Tag beliebteste Act wäre sicherlich Turmion Kätilöt gewesen, aber die hatten abgesagt und Ersatz war keiner gefunden worden, also rundeten Finntroll die Nacht ab. Dennoch muss gesagt werden, dass die Kartenpreise dafür viel zu hoch angesetzt waren, und das Line-Up war für so eine besondere Nacht wie Halloween auch etwas verwirrend und enttäuschend. Also wenn es im Vorjahr fast keine Kostüme und Halloween-Feeling, dafür aber aufregende Bands gegeben hatte – so war es diesmal genau umgekert.

Profane Omen

Die Band ist einer der Hoffnungsträger der finnischen Metalszene, der in letzter Zeit an Wichtigkeit zugelegt und mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Frontmann Jules Nevari, bekannt für seine Hyperaktivität, Charisma und kraftvoller gesanglicher Fähigkeiten, eroberte die Bühne sofort, als er reinstürmte, halbnackt und energisch, begleitet von einer Band, die sich auf Misfits gestylt hatte mit schwarzem und leicht verschmiertem Make up und gegelten Haaren. Growls erschütterten die Halle, und das konntest du einfach nicht ignorieren. Obwohl die Band bisher nur ein Album herausgebraucht hatte, kam die kurze Playlist mit sehr viel Leidenschaft und Lautstärke rüber.

Zwischendurch wurden die 10 besten Kostüme im Wettbewerb präsentiert, vom bekannten finnischen Moderator Jonne Nikula, der auch die einzelnen Teilnehmer interviewte, während sie für die Fotografen posierten. Gekürt wurden die drei besten Kostümierungen, was auch dem Festival etwas mehr Würze gab.

Die So Fluid

Die Gäste aus England setzten das Programm fort und verwirrten die Anwesenden. Eine Gothic Lolita-Rockband mit sehr wütenden Vocals und harten Gitarren, und die Performance schien sich ständig zu wiederholen in einer Setlist, die sehr lang schien. Als die Band auf die Bühne kam, hatten sich einige Fans davor versammelt, aber nach nur ein paar songs war fast niemand mehr übrig... Es scheint, dass niemand wirklich was mit dieser Band anfangen konnte, und sie schienen nicht wirklich zum Festival zu passen. Das Geld für diese Band wäre vielleicht in einen lokalen, aber farbenfroheren und bedeutenderen Act besser investiert gewesen.

Finntroll

Wenn im vergangenen Jahr eine Horde stark geschminkter und kostümierter Männer als Headliner fungierten (Lordi), gab es heuer ebenfalls eine Horde, jedoch eher halbnackter, verschwitzter und attraktiver Männer, die allerdings auch ein wenig Make-up aufgetragen hatten. Die Trolle sind mit dem neuen Sänger viel aggressiver geworden, aber auch gestylter und gewinnen nun die Herzen der weiblichen Fans im Flug, die sich vor der Bühne drängelten und die lederberockten Metaller mit ihren prachtvollen Mähnen anschmachteten. Einerseits keine unpassende Band für so ein Event, aber andererseits, auch wenn nicht ganz passend, wen interessierts, wenn sie so toll live rüberkommen?

Fazit: Von der Atmosphäre her gesehen, war es ein gutes Konzert, und zumindest zwei Bands lieferten Top-Qualität und waren was fürs Auge. Jedoch kann man diese in kleineren Clubs auch billiger zu sehen kriegen, und für ein Halloween-Festival hätte da mehr geboten werden müssen. An Party lief es besser als im Vorjahr, denn diesmal gab es Kostüme, Fotosessions, Wettbewerbe und viel mehr Publikumsandrang. Einige gaben ja auch zu, hauptsächlich wegen der Gelegenheit, sich aufzutakeln und zu präsentieren, so viel Geld für ein Ticket investiert zu haben. Wenn ich nun die beiden letzten Jahre hernehme, kann ich nur hoffen, dass das nächste Halloween Event an Balance gewinnt und den Ruf als des „verruchtesten“ Pflichttermins in Europas Metalhauptstadt beibehält.


Marina Sidyakina, transl. K. Weber


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