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Summer Breeze 2010 - part 3

2010-09-15
Stadt / City Dinkelsbühl 
Land / Country Deutschland / Germany 
Web www.summer-breeze.de
 
Veranstaltungsort:
Location
Aeroclub Dinkelsbühl 
Datum / Date18.-21.08.2010 
Bildergalerie / Picturegalerie breeze10 
Photos: Cornelia Wickel 

Samstag, 21.08.2010
Irgendwie hatte das nicht ganz hingehauen, am heutigen Tag pünktlich um 11 vor der Painstage anzutreten, um dem ersten Be´Lakor Gig außerhalb Australiens beizuwohnen. Somit musste ich mich damit begnügen mir das Ganze aus der Ferne anzuhören. Toll zu hören, dass das Publikum offenbar bereits zahlreich erschienen war, um sich mit "Sun´s Delusion" und "Neither Shape Nor Shadow" wecken zu lassen. Die Aussies haben es aber auch einfach verdient. Bleibt zu hoffen, dass sie mit diesem Auftritt auch ein paar neue Fans hinzugewonnen haben, verdient hätten sie´s auf jeden Fall!
Setlist:
Sun’s Delusion, Neither Shape Nor Shadow, Tre’aste, From Scythe To Sceptre

UNDERTOW bedienten im Anschluss die Metalcore/Thrash-Fraktion, konnten aber dank ihres hüftsteifen Stageactings nur verhaltene Reaktionen ernten. Musikalisch sind die Kerle topfit, aber im Vergleich mit anderen Bands des Tages wirkten die Süddeutschen etwas zu behäbig. [MS]

Als nächstes standen für mich Van Canto auf dem Plan, die mit ihrem Rakataka-Acapella Metal einen rasanten Aufstieg hingelegt haben. So wunderte es denn auch nicht, dass zum ersten Song "Lost Forever", der Platz vor der Mainstage mehr als ordentlich voll war. Im Publikum waren viele Fans, aber sicherlich auch eine Menge Leute, die sich das Schauspiel einfach einmal ansehen wollte, wie eine Band, völlig ohne Instrumente - ok fast, ein Schlagzeug gibt es dennoch - Metalsongs zum Besten gibt. Beim Breeze zündete diese eigenwillige Band jedenfalls sofort und "Fear Of The Dark" wurde nicht nur auf der Bühne gesungen. Das Publikum war voll und ganz bei der Sache und Van Canto legten ordentlich vor, für die nun nachfolgenden Bands, die sich erstmal an diesem Auftritt messen lassen mussten.

Warum VAN CANTO so früh die Bretter mussten, ist nicht ganz klar, sind die Deutschen doch eine echte Institution in Sachen A-Capella geworden. Sie konnten mich voll und ganz überzeugen, wie sie an diesem Samstag bewiesen. Egal ob eigenes Material oder Coversongs, das technisch hochanspruchsvolle Material wurde tight aus den Boxen gejagt und von den Fans gebührend gefeiert. [MS]
Setlist:
Lost Forever, Metal Song, Rebellion, One To Ten, Bard’s Song, The Mission/ Master Of Puppets, Fear Of The Dark



Psychopunch legten einen beeindruckenden Auftritt hin. Frontmann JM hatte Dinkelsbühl fest im Griff. Ein fetter Gitarrensound donnerte die proppevollen Ränge hoch während die Schweden einmal mehr ihren irgendwie völlig eigenen Stil aus progressiv und abgetrackten aber auch groovigem Metal zelebrierten. Auf den Alben kann ich ja mit diesem Genre gar nicht viel anfangen, doch live können Psychopunch einfach was! Sehr geil! [MS]

Auf der Partystage wartete mittags um kurz vor vier, bei massig Sonnenschein draußen, ein musikalischer Leckerbissen auf Eingeweihte. Hacride aus Frankreich hatten es mit ihrem vertrackten Songmaterial sicherlich nicht einfach, ließen aber trotz allem Nichts anbrennen und stiegen gleich in die Vollen. Auch wenn dem Publikum nicht allzu viele Reaktionen zu entlocken waren, war die Band voll und ganz bei der Sache. Im Gegensatz zu den Fans war bei ihnen schließlich auch noch nicht der vierte Festivaltag angebrochen. So oder so wäre ihnen mehr Aktion im Publikum zu wünschen gewesen.



Poisonblack aus Finnland um dem ex-Sentenced Sänger Ville Laihiala hatten es nicht sehr viel besser. Zwar waren hier mehr Leute vor der Bühne erschienen, aber die Menge schien nach wie vor nicht sehr begeisterungsfähig (während sich einem kurz zuvor bei Eisbrecher ein ganz anderes Bild geboten hatte). Es war aber auch immer noch verdammt heiß und die Sonne brutzelte munter auf die vor der Bühne stehenden. Aber hey, Poisonblack wusste auch damit umzugehen und präsentierten ihren Gothic Metal mit einer Menge Spielfreude. Viele werden nach wie vor sagen, dass das nie an Sentenced heranreichen wird, aber statt darüber wieder und wieder zu lamentieren, freut euch doch einfach mal, dass Ville´s Stimme nach wie vor wunderbar rau ist und sich auch in die Poisonblack Songs wie "Leech", "Nothing Else Remains" oder "Rush" bestens einfügt.
Setlist:
Casket Case, Leech, Nothing Else Remains, Love Infernal, Soul In Flames, Left Behind, Rush, Buried Alive, Bear The Cross



Und noch mehr schwere Kost auf der Partystage, nun waren Solstafir aus Island an der Reihe, die sich live, zumindest in unseren Breiten eher etwas rar machen. Ihre eigenwillige Psychedelic Rock/Metal Mixtur konnten sie leider nur knapp eine halbe Stunde lang zum Besten geben, was dazu führte, dass die Isländer mit zwei Songs, die wohl knappste Setlist des gesamten Festivals hatten. Allerdings war der zweite Song, das fantastische "Ritual of Fire" auch gut zwanzig Minuten lang. Eigentlich mehr als schade, dass man einem derart raren Gast, der zudem noch solch interessantes Songmaterial im Gepäck hat, nicht mehr als eine halbe Stunde Spielzeit zugesteht. So oder so konnten die Fans auch in dieser kurzen Zeit in ein außerordentliches Klangerlebnis völlig eintauchen und es der Band gleichtun, die völlig in Musik und Instrumente vertieft war und alles um sich herum zu vergessen schien.
Setlist:
Köld, Ritual Of Fire



Nach diesem Gig war immer noch genug Zeit für einen Tapetenwechsel, denn nun waren bereits die Brasilianer Sepultura auf der Bühne, die in diesem Sommer wirklich allgegenwärtig zu sein schienen. Für mich jedenfalls, war das bereits der fünfte Gig. Wie gewöhnlich war die Menge am toben, bei diesen treibenden Rhythmen war es aber auch wirkliche in Ding der Unmöglichkeit einfach mal ruhig stehen zu bleiben. Die Stimmung kochte, stieg weiter an und war spätestens beim Rausschmeißer "Roots Bloody Roots" auf dem Höhepunkt. Freudige Gesichter auf der Bühne, ob der ausrastenden Menge, freudige Gesichter auch im Publikum, das offenbar zu alter Form aufgelaufen ist.
Setlist:
Intro (A-LEX IV), Moloko Mesto, Alex I, Arise, Refuse/Resist, What I Do, Convicted In Life, The Treatment, Troops Of Doom, Schizophrenia / Escape To The Void, Territory, Innerself, Rattamahata, Roots Bloody Roots

Die Party konnte im Anschluss mit Korpiklaani munter weitergehen. Die Verfechter von Vodka, Bier und Co priesen auch eben jenes im ersten Song "Vodka" an und die los ging der Spaß. Zum Tanzen oder Mitfeiern musste man die ersten Reihen mit Sicherheit nicht mehr auffordern und auf den Rest des Publikums schwappte die Party nach und nach über.
Setlist:
Vodka, Journey Man, Korpiklaani, Cottages & Saunas, Kipumylly, Tuli Kokko, Viima, Juodaan Viinaa, Pellonpekko, Paljon On Koskessa Kiviä, Crows Bring The Spring, Pinewoods, Wooden Pints, Happy Little Boozer, Beer Beer, Let’s Drink



Nun war es Zeit für den nicht mehr ganz so geheimen Surprise Act. Denn jedem aufmerksamen Besucher war mit Sicherheit schon der Name Bülent Ceylan aufgefallen, der auf dem Rücken der Festivalshirts, versteckt zwischen all den Bands, fett aufgedruckt war. Spätestens beim Lesen des Festival Infoheftes, in dem stand, dass hier etwas "was so noch auf keinem deutschen Festival gegeben hat" stattfinden würde und derjenige die Menge auch "ohne Gitarrenriffs rocken würde". Und das tat er. Der Platz vor der Hauptbühne war voll, richtig voll! Überall im Publikum sah man Schilder mit "Der Türke muss schwitzen" oder auch "Monnem rockt!". Lautstarke Sprechchöre riefen nach Bülent und dieser stürmte headbangend die Bühne. Völlig unbegründet also evt. Zweifel, wie das Publikum ihn wohl empfangen würde, wie er noch kurz zuvor auf der Pressekonferenz gesagt hatte. "Ihr seid doch krank im Kopf", war das erste, was er herausbrachte, als er die Meute vor der Bühne sah,

die das Grinsen nicht mehr aus den Gesichtern bekam. Die nächsten 20 Minuten gehörten dann Hausmeister Mompfred (der seine Anti-Rassismuspillen vergessen hatte) und weiteren Figuren. Das Publikum war so aus dem Häuschen, dass es gar Circlepits startete, bei der passenden Mucke headbangte, als stünde gerade einer der Headliner auf der Bühne und es fordete gar eine Wall Of Death. Ganz so, wie er es bei der Pressekonferenz angekündigt hatte: "Wenn es gut läuft, geh´ ich Crowdsurfen!", tat er dies auch und genoss das Bad in der Menge sichtlich. Den Kerl kann man gerne öfter auf deutsche Festivalbühnen loslassen.



Weiter im Programm ging es mit der zweite NYHC Legende, Sick of it All. Die Stimmung, die zuvor bei Bülent geherrscht hatte, blieb hier weiter bestehen und die Fans wurden von der ersten Sekunde an mit "Death Or Jail" richtig gefordert. Die Menge tobte und der Gitarist sprang auf der Bühne umher, das einem fast schon Angst und Bange werden könnte. Wieder einmal erhärtete sich der Verdacht, dass alle Mitglieder von Hardcore Bands schlichtweg hyperaktiv sind. Wer hier mal eine Minute suchte, um Luft zu holen, war definitiv an der falschen Adresse, denn die gab es hier sicherlich nicht. Es folgten Songs wie "The Divide", "Built To Last" und "Scratch The Surface" und das Publikum fraß der Truppe wirklich aus der Hand. Sauber!
Setlist:
Death Or Jail, Good Looking Out, Uprising Nation, The Divide, America, Built To Last, Clobbering Time, Lowest Common Denominator, Step Down, A Month of Sundays, Busted, Take The Night Off, My Life, Waiting For The Day, Dominated, Injustice System, Machete, Scratch The Surface, Us vs. Them



Es war mittlerweile dunkler geworden und somit war die richtig Arbeitsumgebung für die nun folgenden Dark Funeral geschaffen worden. Black Metal schwedischer Prägung mit einem Schlag ins Gesicht der Fans, denn der Sänger kündigte an, nach 15 Jahren Bandgeschichte aus der Band auszusteigen. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen hängten sich die Schweden deswegen so richtig ins Zeug und pfefferten "The End Of Human Race" oder "Goddess Of Sodom in die Menge. Schade nur, dass Anwesenden, trotz eines guten Gigs kaum Regung zeigten. War das etwa wieder ein Rückfall in die alte Müdigkeit? Nun, die fette Pyroshow riss schon mal einen Teil der Anwesenden aus ihrer Festivalapathie und dem Rest war eben einfach nicht mehr zu helfen. Auch wenn Dark Funeral

sonst eher nicht meine Kragenweite sind, konnte sie mich dieses Mal auf jeden Fall überzeugen und erhalten beide Daumen nach oben für einen fetten Gig.
Setlist:
The End Of Human Race, 666 Voices Inside, Goddess Of Sodomy, The Arrival Of Satan's Empire, Stigmata, Atrum Regina, An Apprentice Of Satan, King Antichrist, In My Dreams, My Funeral



Ja, vielleicht haben Viele auch einfach nur auf den nun folgenden Gig gewartet, Children of Bodom aus Finnland reihten sich in den finnischen Überfall auf dem Summer Breeze ein und präsentierten so ziemlich die gleiche Setlist, wie schon vor zwei Wochen beim Brutal Assault. Eine Setlist, mit der man auf jeden Fall auf Nummer sicher ging, denn die war gespickt mit einer Menge Klassiker. Im Gegensatz zu früherer Gigs, die von Pyros über Autos so ziemlich alles auf der Bühne hatten, verzichtete man hier auf jeglichen Schnickschnack und rockte sich munter durch "Hate Crew Deathroll", "Everytime I Die" oder Six Pounder". Hier schien das Publikum wirklich wie ausgewechselt, top Stimmung vom ersten Ton an, Soli wurden bejubelt, die Band machte die gewohnten Faxen am Keyboard beim zusammen Posen etc. Es hagelte Crowdsurfer und die Security hatte beim langsam sich dem Ende zuneigenden Festival wirklich alle Hände voll zu tun. "Hate Me" wurde brav vom Publikum mitgesungen. Erstaunlich war zum einen das nun wirklich wache Publikum und Alexi, der sein heißgeliebtes Lieblingswort viel weniger als sonst benutzte. Wird da etwa ein Wildchild so langsam erwachsen? So oder so, das war ein routinierter Gig, der nichts zu Meckern ließ, das Wiederum könnte ihnen aber beinah doch schon als Meckerpunkt angekreidet werden, war beinah schon zu routiniert.
Setlist:
Follow The Reaper, Hate Crew Deathroll, Bodom Beach Terror, Everytime I Die, Living Dead Beat, Sixpounder, Blooddrunk, In Your Face, Angels Don’t Kill, Kissing The Shadows, Hate Me, Silent Night, Bodom Night, Needled 24/7, Downfall



So langsam war auch bei uns die Luft raus, zwei Bands hatten wir uns noch rausgepickt, die unbedingt noch sein mussten. Die erste davon waren My Dying Bride, die wie schon vor einigen Jahren die Ehre hatten, als letzte Band auf den Hauptbühnen das Festival im Prinzip zu beenden. Zwanzig Jahre MDB, wenn das kein Grund zu feiern ist und diese Party läuteten sie mit "Fall With Me" ein. Das allein konnte als erstes Highlight gelten. In beängstigender Geschwindigkeit hatten die Briten das Publikum im Griff und die hypnotische Wirkung breitete sich von den ersten Reihen weiter aus. Hier profitierte einmal eine Band von einem an und für sich müden Publikum. Denn einen großen körperlichen Einsatz verlangte der doomige Festivalabschluss Niemandem. Wohl aber die volle Aufmerksamkeit und die war ihnen mit "Wreckage Of My Flesh" oder "Vast Choirs" gewiss! Besonders Letzteres war eine Zeitreise par excellance, die Fans waren glücklich und My Dying Bride bekamen eine würdige Bandjubliäumsparty. Schade nur, dass aus Zeitgründen das wunderbare "Cry Of Mankind" nicht mehr dargeboten werden konnte. Schade, dass da für die letzte Band keine Ausnahme mehr gemacht werden konnten.
Setlist:
Fall With Me, Bring Me Victory, Wreckage Of My Flesh, Turn Loose The Swans, Vast Choirs, She Is The Dark, My Body, A Funeral


Eine Band noch, dann war nicht nur das Summer Breeze Festival vorüber, nein, auch die Sommer Festival Saison. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge machten wir uns auf den Weg zum Gig der wieder auferstandenen The Crown. Ein neuer Sänger war an Bord und dieser konnte sogleich überzeugen, als der erste Song "Deathexplosion" intoniert wurde. Death Metal Kracher folgte auf Kracher - und auch wenn das Zelt nicht mehr zum Bersten voll war, schien ein Teil des Publikums nochmals letzte Kraftreserven zu mobilisieren. "Doomsday King" lieferte einen Vorgeschmack auf das, was uns beim in Kürze folgenden, neuen Album erwarten würde und es passt hervorragend zu den restlichen Songs. Somit war das Summer Breeze nun wirklich am Ende angelangt. Während auf der Partystage noch 1349 und Count Rave auftraten, saßen wir bereits im Auto und traten den Heimweg an.
Setlist:
Deathexplosion, Executionor, Under The Whip, Back From The Grave, Black Lightning, Blitzkrieg Witchcraft, Doomsday King, Crowned In Terror, Tale Of Destruction, Total Satan



Das Fazit zum Summer Breeze?
Im Prinzip das Gleiche wie immer. Auch wenn das Partyzelt größer geworden ist und es mehr Besucher zu sein schienen, behielt das Festival seinen nach wie vor, in Anbetracht der Größe, gemütlichen Faktor bei. Das Essensangebot war ordentlich, die Bandauswahl war top und hatte sicherlich für Jeden etwas zu bieten. Das einzige, was etwas nervig war, war die Dauerbeschallung auf der Camelstage. Bands während er Umbaupause auf der Partystage sind toll, aber warum muss dort auch Musik laufen, während im Zelt eine Band spielt? Das sollte man im nächsten Jahr vielleicht mal ändern. Noch eine Bühne braucht es an und für sich nicht.

Cornelia Wickel / Markus Seibel


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