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Summer Breeze 2011 - part 2

2011-09-27
Stadt / City Dinkelsbühl 
Land / Country GER 
Web www.summer-breeze.de
 
Veranstaltungsort:
Location
Aeroclub  
Datum / Date17.-19.08.2011 
Bildergalerie / Picturegalerie siehe Text 
Photos: Cornelia Wickel 

Freitag, 19.08.2011:

In der Nacht war unterdessen ein Gewitter über´s Breeze gezogen, was wirklich Seinesgleichen suchte. Neben Blitzen schüttete und stürmte es dermaßen heftig, dass jeder, dessen Zelt da Ganze unbeschadet überstanden hatte, sich glücklich schätzen konnte. Am anderen Morgen sah man das wahre Ausmaß des Unwetters, denn auf dem gesamten Campingplatz gab es wohl kaum einen Pavillon, der nicht grotesk verbogen und in seine Einzelteile zerlegt war. Das, was einige Besucher aus den Gerippen errichtete, ging locker als Open Air Museum für moderne Kunst durch. Lassen wir aber den Spaß einmal beiseite. Glücklicherweise war auf wundersame Weise, laut unserem Informationsstand, ernsthaft zu Schaden gekommen. Das war nicht zuletzt den Warnung seitens der Veranstalter zu verdanken, die einen halben Tag damit beschäftigt war, alle Sichtschutzplanen entlang der Zäune abzumachen. Meldungen von einem belgischen Festival, bei dem es aufgrund des Unwetters gar zu Toten gekommen war, führten einem nochmals vor Augen, dass solche Wetterkapriolen auf einem Festival auch ganz, ganz anders ausgehen können. Glücklicherweise passierte, wie erwähnt, nichts Dergleichen beim Breeze, die Bühnen standen ebenfalls und dank einsetzendem Sonnenschein trocknete der gut gewässerte Boden zügig ab – mal von einigen Matschseen abgesehen.

Trigger The Bloodshed mussten am Freitag zu undankbar früher Zeit ran, um die Frühaufsteher des Festivals bereits auf Betriebstemperatur zu bringen. Unsereiner war unterdessen gerade einmal auf dem Weg zum Gelände. Aber der Weg wurde von den Prügelbarden mit fettem Brutal Death schön untermalt.


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Pünktlich um 11:35 war es dann Zeit für eine weitere exotische Truppe auf dem diesjährigen Breeze: Nervecell. Die Jungs aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hatten allerdings nicht etwa orientalisch anmutenden Klänge im Gepäck, sondern richtig fetten Death Metal. Los ging´s mit „Flesh & Memories“, gefolgt von „Vicious Circle Of Bloodshed“. Von mitten in die Fresse über vertrackter war alles dabei, garniert mit mächtigem Growlen von Fronter James. Auch wenn die Menge überschaubar war, geht das als ordentlich für diese frühe Uhrzeit durch und die, die da waren, feiern die Jungs ab. Im Verlauf des Sets sah man mehr und mehr Headbanger gen Bühne wandern und Nervecell, wurden verdientermaßen nach „Demean“ und „Demolition“ mit einem ordentlich Applaus für einen mitreißend, sauberen Auftritt, verabschiedet. Sollte man antesten!


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Your Demise baten im Anschluss auf der Painstage zum gepflegten Hardcore Tänzchen und machten von Anfang an mit „MMX“ und „Scared For Live“ ordentlich Wallung. Wenn man sich die irren Sprünge anschaut, die da konstant auf der Bühne zu sehen waren, konnte man beinah denken, die Truppe hätte ihren Frühsport einfach auf die Bühne verlegt – zugegebenermaßen wäre das hier eher „Extrem-Frühsport“. So oder so, auch in der Menge ging´s ordentlich ab und neben Circle-Pits gabs eine Wall of Death. Mit „Burnt Tongues“ ging ein weiterer mitreißender Auftritt ab. Wo soll das noch hinführen, wenn bereits die ersten drei Bands eine solche Wallung machen?!

Kalmah schlugen wenig später mit ihrem Auftritt in eine ganz andere Kerbe und wickelten das Publikum mit ihrem Melodeath um den Finger. Nach einem Intro läuteten die Finnen mit „Hook“ ihr Set ein und verbreiteten sofort gute Laune.Begeistert wurden „Swamphell“ und „12 Gauge“ aufgenommen, womit sich die Finnen mit diesem Auftritt in die Riege sehenswerter Auftritte des diesjährigen Breeze einreihten.


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Wenig später waren auf der Hauptbühne Emil Bulls an der Reihe, während Rev 16:8 unterdessen mit Black Metal die Partystage für den heutigen Tag öffnete. Irgendwie mutete es schon ein wenig seltsam an, betrachtete man die äußeren Bedingungen für diesen Auftritt: Pralle Sonne draußen, Hitze im Zelt, hellichter Tag – kurzum, alles aber bestimmt kein BM. Dennoch war eine ansehnliche Menge anlässlich des ersten Festivalauftritts der Band überhaupt ins Zelt gekommen, um sich von den Livequalitäten zu überzeugen. Nach einem Intro stiegen die Jungs mit „Ashlands“ ein und es verwunderte schon sehr, wie man bei dieser Hitze nach wie vor mit langem (Leder)mantel auf der Bühne stehen konnte. Na, so oder so wusste der schwedisch Schwarzwuzelsound zu überzeugen und REV 16:8 verbreiteten ein wenig düstere Atmosphäre, ungeachtete des strahlenden Sonnenscheins.


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Hail of Bullets waren auf der Painstage zu Gange, während etwas weiter weg, vor einem Merchstand eine derart große Menge wartete, dass man meinen könnte, auch dort würde ein Gig stattfinden. Zu den herüberwehenden Old School Death Klängen der Niederländer, die mit „Operation Z“ und „General Winter“ den Death Metal Fans einheizte, die nicht vor besagtem Merchzelt standen. Was war vor eben jenem also los? Nun, Bolt Thrower hatten dort den Anfang des Verkaufs des Merch für 14:30 angesetzt, allerdings sollte es noch eine weitere halbe Stunde dauern, bis unter lautem Jubel der Wartenden das Zelt aufging. Ich glaube nicht, dass ich das je bei einer anderen Band gesehen habe. Manch einer wartete bereits mehr als eine Stunde und als der Verkauf erst einmal los ging, glich das ganze einem Kampf, aus dem immer wieder grinsende Fans mit einem ganzen Stapel Shirt aus der Menge stolperten. Mit nur einem Shirt, sah man eigentlich niemanden.

Bis zu Enslaved war dann auch erst einmal ein wenig Pause, Essen und Merchstände Abklappern angesagt. Irgendwie schade, wenn die Norweger bereits am frühen Abend (17 Uhr) ran müssen, denn so richtig genial kommt das Material eigentlich erst, wenn die Atmosphäre etwas heimeliger, sprich, es dunkel ist. Ungeachtet dessen jedoch hatten sie die Fans gleich mit „Ethic Odini“ und „Raidho“ im Griff. Irgendwann hatte man während der progressiven Passagen, in denen man sich komplett verlieren konnte, völlig vergessen, dass es eigentlich noch viel zu früh für solche Musik ist. „Allfádr Odinn“ und der Rausschmeißer „Isa“ taten dazu ihr Übriges.


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Viel besser passte die Tageszeit da schon für das rosarote Kampfgeschwader, welches das Publikum bereits im Vorfeld im Griff hatte und tonnenweise Zuschauer mit rosaroten Fähnchen austaffiert hatte. Die Rede war natürlich von JBO, die just an diesem Tag auch ihr neues Album veröffentlichten und rein zuschauertechnisch bereits als Headliner durchgingen. Mit „I Don´t Like Metal“ und „Bolle“ ging´s los und neben der Band, hatten auch die Zuschauer sichtlich Spaß. Ein absolut schräger Auftritt mit kuriosen Gästen auf der Bühne und lustig-schrägen Verkleidungen im rosaroten-Fähnchenmeer-Publikum. „Ein guter Tag zum Sterben“ und „Verteidiger des wahren Blödsinns“ läuteten den erfolgreichen und lustigen Gig aus. Da sag noch einer Pink, rosa oder was auch immer, wäre kein Metal.


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Recht bunt, zumindest was die Kriegsbemalung anging, ging es wenig später auf der Painstage weiter, auf der nun die Finnen von Turisas, die Folk Fans mit „To Holmgard And Beyond“ und „One More“ in Empfang nahmen. Fronter Mathis Nygard legte sich ordentlich ins Zeug um die Meute bei Laune zu halten. Auch wenn mir persönlich diese Mixtur nach einer Weile zu langweilig wird, ähnlich wie bei JBO der Spaß irgendwann zuviel des Guten ist, muss man auch den Finnen zu Gute halten, dass sie wissen,wie man die Menge schnell im Griff hat und gute Laune verbreitet. Kann man mögen, muss man aber nicht, aber Spaß macht´s so oder so!


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Ganz ganz andere Töne schlugen nach 20 Uhr dann die Briten von Bolt Thrower an. Als heimlicher Headliner des Festivals gehandelt, pilgerten nun Scharen zum Death Metal Abrisskommando, welches Dank ordentlich besuchtem Merch Verkauf am Nachmittag auf ein Meer von Bolt Thrower Shirts blicken konnte. „IVth Crusade“ und „The Killchain“ walzen gleich zu Beginn gnadenlos über die Menge hinweg und das Publikum empfängt Sänger Karl Willets und seine Mannen (+ Frau) mit offenen Armen und lautem Jubel. „No Guts, No Glory“ und „When Cannons Fade“ beenden einen rundum gelungenen und überzeugenden Auftritt, der wieder einmal den Status der Briten im Death Metal untermauert. Sie sind live einfach eine Bank und sie machen scheinbar alles richtig, indem sie sich live und besonders auf Festivals rar machen. Sauber!

Graveyard waren ebenso gut gelaunt wie ihre Kollegen vorher, konnte man aber beim Härtegrad natürlich nicht sagen. Machte aber nix, darum ging es den Jungs auch gar nicht, hatten sie und das Publikum doch auch so eine Menge Spaß. Einmal schön durch die die neue „Hisingen Blues“ gespielt und fertig ist die gelungene Show. [Markus Seibel]


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Amorphis sorgten im Anschluss mit völlig anderer Musik für nicht weniger enthusiastische Publikumsreaktionen vor der Painstage. Das einzige, was man ihnen wirklich ankreiden muss, war dieser unglaubliche Nebeln, der sie während der ersten drei Songs und auch noch danach umgab. Ärgerlich, nicht nur für die Fotografen, schließlich will man die Band auch sehen - und zwischen Effekt und undurchsichtiger Nebelwand, ist doch ein kleiner Unterschied. Abgesehen davon jedoch, war der Einstieg mit „My Enemy“ und „Sky Is Mine“ ein gelungener und das Publikum war von Anfang an voll und ganz bei der Sache. Egal, ob altes oder neues Material zum Besten gegeben wurde, Tomi Joutsen war bei allen Stücken stimmlich auf der Höhe und legte zusammen mit der zurückhaltenderen Instrumentalfraktion einen gelugenen Gig hin. Wie gewohnt war „House Of Sleep“, welches hier auch gleichzeitig das letzte Stück war, einer der Höhepunkte.

Joachim Cans und Hammerfall-Kollegen sind dieses Jahr nun also Headliner beim Summer Brezze und eine der Konsensbands des Festivals, entsprechend voll war es am Freitagabend dann auch vor der Bühne. Für Hammerfall ein gewohnter Anblick, ganz klar. Es ist Mr. Cans & Co. aber zu Gute zu halten, dass sie auch nach x Jahren immer noch motiviert wirken und alles andere als eine routiniert-langweilige Show abspulen, sondern selbst mächtig Spaß an ihren Songs haben und einfach alles geben. Mehr als 90 Minuten Vollgas und auf die Glocke, somit der perfekte Co-Headliner eines schönen Tages und der Beweis, dass Hammerfall einfach eine Bank sind. [Markus Seibel]

Kataklysm, das nächste Highlight in Sachen Death Metal am heutigen Tag. Während Bolt Thrower einfach Kult sind, hatten Kataklysm ein Ass im Ärmel: Die Aufzeichnung der Show für ihre kommende DVD. Auf den Tag genau vor 20 Jahren hatten sich die Kanadier zu der Truppe zusammengerauft, die heute hier auf der Bühne stand und das sollte natürlich gebührend gefeiert werden. Kein Wunder, dass da kein Platz vor der Bühne leer blieb. Und die Band hatte ein Geschenk für die Fans dabei: Mindestens ein Song sollte von jedem Album gespielt werden - und so war es denn auch, von den Anfängen bis heute, ein wilder Ritt durch die Geschichte der Kanadier. Hier wurde eine solche Masse an Pyros abgefackelt, wie wohl sonst während des gesamten Festivals, der Sound war fett und spätestens beim Security Stress-Test brachen alle Dämme und das Publikum rastete komplett aus. Während des sogenannten Security Stress-Tests surften massenweise Crowdsurfer nach vorne und hielten die Security ganz schön in Atem.
Wie gut, dass diese fulminante Show für die Ewigkeit festgehalten wurde, wäre zu schade, wenn das einfach so in Vergessenheit geraten würde. Hammer!


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Setlist:
Determined
Taking The World By Storm
The Awakener
To Reign Again
Manipulator Of Souls
As I Slither
At The Edge Of The World
As My World Burns
Drum Solo
Blood On The Swans
Astral Empire
Feeling The Neverworld (Chapter III, An Infinite Transmigration)
The Orb Of Uncreation
In Shadows And Dust
Crippled And Broken
Push The Venom

Vor der Party Stage war bei Powerwolf gut was los, was angesichts des Erfolgs ihres aktuellen Albums zu erwarten war. Die Band hat sich von einem offensiv auftretenden Melodic-Act zu einer Band gewandelt, die gediegenes Outfit bevorzugt, was ein wenig ihre musikalische Wandlung spiegelt. Spätestens mit dem neuen Album ist ja klar geworden, dass Powerwolf softer geworden sind. Das zeigte sich auch bei der SB-Show, in der sich viel um Sänger Attila Dorn drehte und die vom Publikum die besten Reaktionen bekam. Vor der Bühne war gut was los, die neue Ausrichtung von Powerwolf geht also auf. Muss ja nicht jedem gefallen. [Markus Seibel]


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Einherjer hauen in die Kerbe, auch wenn anfangs einen Tick weniger los war, da kam sicher auch der Musikstil zum Tragen angesichts der vielen Besucher aus etlichen Nachbarländern. Einherjer lieferten eine solide Show ab, die aber ohne wirkliches Highlight blieb und nur für Die Hard-Fans (von denen einige da waren) in ganzer Länge geschaut wurde. [Markus Seibel]

Zu bereits äußerst vorgerückter Stunde, es war mittlerweile nach 1, war das Zelt wieder einmal in der Hand von Nordmännern. Was ein Glück, dass sich Einherjer nach ihrem Split 2004, 2009 wieder reuniert haben. Ansonsten gäbe es kaum noch Bands, die Viking Metal ohne Kettenhemd, Kriegsbemalung und Tamtam auf der Bühne zelebrieren. Das dieser ohne den ganzen Schnickschnack „natürlich“ weniger Leute anzieht, ist eigentlich recht egal. Denn wer hier im Zelt vor der Bühne steht, genießt „Dragons of the North“ oder „Balladen om Bifrost“ (vom mittlerweile erschienen neuen Album „Norrøn“) der Musik wegen und nur deswegen. Denn optisch und Bewegungstechnisch tat sich auf der Bühne selbst nicht allzu viel. Leider war auch hier, wie bei allen Gigs im Zelt nach 45 Minuten Schicht im Schacht. Fakt ist aber, das kann man sich ruhig häufiger geben.


Copyright Bilder: Cornelia Wickel
Text: Markus Seibel / Cornelia Wickel


Cornelia Wickel, Markus Seibel


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