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Down by the laituri Festival 2013

2013-08-06
Stadt / City Turku 
Land / Country FIN 
Web www.dbtl.fi
 
Veranstaltungsort:
Location
Laituri 
Datum / Date24.-28.07.2013 
Bildergalerie / Picturegalerie DBTL_gal 
Photos: Sandy Mahrer, Johanna Ahonen 

Bereits zum 26. Mal findet in diesem Jahr das Festival Down by the Laituri statt. Liebevoll nennen es die Veranstalter und Fans auch Festival der Liebe, und so dreht sich auch in diesem Jahr alles um das Thema Liebe. Sogar geheiratet wird am Aurajoki, der sich quer durch Turku schlängelt und an dessen Westufer das Festival stattfindet. Neben zahlreichen Rock, Pop und Hiphop Bands sorgen auch Tango und Tanzmusik für die Unterhaltung von Jung und Alt. Auf zahlreichen Restaurant Booten und an Ständen, die sich ausserhalb des Festivalgeländes befinden, wird für das leibliche Wohl all jener, die diese Atmosphäre geniessen wollen, gesorgt.

Mittwoch 24.07.2013 - Rock´n´ Roll

Am Mittwoch verschreibt sich das Festival voll und ganz der Rock Musik. Während sich viele bereits die ersten Bands ansehen, wird hier und da noch fleissig aufgebaut, nichts scheint wirklich fertig zu sein, und auch die Kommunikation zwischen Helfern und Organisation lässt gerade heute noch zu wünschen übrig. Erst nach den Verhandlungskünsten von Johanna wird klar, dass die Fotografen doch auch in den Sicherheitsgraben dürfen, um Fotos zu machen. Die Konzerte selber finden statt auf der Alue-Bühne, die vorwiegend Tanzmusik spielt, auf der Telta-Bühne in einem grossen Zirkuszelt und im Olut-Huone, wo fleissig Alkohol fliesst.

Den Auftakt machen Timo Rautiainen & Neljäs Sektori, ein in Finnland hoch angesehener Trupp, der dennoch heute vor kleinem Publikum auftreten muss. Dennoch führen die Profis souverän durch die Show und stimmen die Besucher auf die restlichen Bands des Abends ein.

Den nächsten Slot füllen Gangster of Love - mit ihrem Rock-Country-Hillbilly Mix sind sie es definitiv wert, mal näher in Augenschein genommen zu werden. Mit einer interessanten Stimme gesegnet ist Sänger Hank, der ein bisschen an Country Legende Willy Nelson erinnert; er füllt die Bühne auch mit seinem Charisma aus. Die Musik vermag es dann aber auf Dauer doch nicht, uns in dem drückend heissen Zelt zu halten, und wir erkunden das Festival Gelände , das leider noch nicht viel zu bieten hat. Und so kommt schnell Langeweile auf, wenn man eine Band nicht sehen möchte oder sich eine Auszeit vom schweisstreibenden Zelt nehmen will.

Die Halbzeit führen The 69 Eyes an – erstaunlich, dass diese Band nicht als Hauptact gebucht wurde, denn sie hätte definitiv noch viel länger spielen können. Leider entpuppte sich die Show als eine der schlechteren, die ich bisher gesehen habe, die Musiker wirkten ein bisschen müde, aber bei ihren Zeitplänen momentan und den nebenbei noch bestehenden Projekten ist es doch schwierig, immer 100% fit zu sein, und das noch in Lederkluft und gefühlten 60 Grad. Dennoch sind the 69 Eyes immer einen Konzertbesuch wert, auch wenn es mal nicht so gut läuft.

Weil wir beide keinen grossen Mokoma Fans sind, schauen wir uns einen Teil ihrer Show draussen auf der grossen Leinwand an. Eine gute Lösung, da niemals alle Festivalbesucher im Zelt Platz finden würden. Ich muss allerdings sagen, dass ich auch Mokoma schon einiges besser gesehen habe, dieses Jahr scheinen sie nicht in Höchstform zu sein.

Den Abschluss machen heute die lokalen Hardrocker Kilpi, die wir uns aber dann doch nicht mehr ansehen. Denn Turku bietet nicht nur ein tolles kleines Festival in familiärer Atmosphäre, sondern auch zahlreiche Sightseeing Attraktionen, die es zu bewundern gibt. Und genau das ist zumindest für mich als Turku-Touri das Ziel des nächsten Tages. In einigen Nachtclubs finden ab 22 Uhr weitere Konzerte statt für diejenigen, die sich die Nacht um die Ohren schlagen wollen.


Donnerstag 25.07.2013 – Suomi Pop

Heute steht finnische Pop Musik auf dem Programm. Ab 15.00 Uhr sind auf dem mittlerweile komplett aufgebauten Gelände wieder jeder Menge Bands - zum Einstieg Korroosio und Popsternchen Laura Närhi - und sonstige Happenings angesagt. Nach Attraktionen wie dem Suomen Joutsen Schiff oder der grossen Sonnenblume vor dem Schifffahrtsmuseum sowie einem Besuch im Schloss steht wieder Festival auf dem Plan. Wir kommen zum Gelände erst zum dritten Act, der dafür um so viel versprechender ist:

Jonne Aaron, Frontmann von Negative, der heute mit seinem Solo-Projekt auf der Bühne steht. Aber zuvor geht es für ihn in schwindelerregende Höhen, denn er versucht den Weltrekord zu brechen, in 104 Meter Höhe singen auf einer Hebebühne. Von unten kann man nichts anderes als den Boden der Hebebühne sehen, denn leider, obwohl zahlreiche Kameras vorhanden sind, dachte niemand daran. gleich eine mit ihm hochzuschicken. Nach einem Song geht es wieder nach unten und es heisst WELTREKORD GEKNACKT! Spitze gemacht. Gleich im Anschluss liefert Jonne mit seiner Band einen einfach unglaublichen Auftritt ab. Neben seinen eigenen Songs performt er auch Songs von Dingo, die er besser präsentiert als dann das Original am Folgetag, und bei welchen die Leute voll mitmachen und singen. Die Stimmung während des ganzen Konzertes ist super bis jemand „ausziehen!“ schreit, was dem Herren für kurze Zeit ein bisschen aufs Gemüt schlägt. Aber dennoch sieht man ihm und seinen Kollegen den Spass an der Sache an, und man muss einfach sagen, dass er einen unglaublich guten Auftritt hingelegt hat.

Im Anschluss folgen Anssi Kela und die finnische Diva schlechthin, Paula Koivuniemi. Die dafür sorgen, dass der Donnerstag mitunter der bestbesuchte Tag des Festivals zu sein scheint.

Am Abend geht es für uns um Mitternacht in den Apollo Club, eigentlich eine Disco, in der ab und an Live Musik spielt in einem üblicherweise überfüllten und schrecklich belüfteten Raum. Denn heute spielen hier DIE Nachwuchs Rockstars schlecht hin: Santa Cruz!!! Kein Weg führte in den letzten Monaten an dieser Band vorbei, wenn man sich in der finnischen Rockszene umhörte. Die 4 Jungs sind allesamt erst 21 und für dieses Alter schon ziemlich talentiert. Jedoch kann ich persönlich diesen Hype um die Herren nicht ganz nachvollziehen - sind sie gut, aber hier und da müssen sie einfach noch in die Musik hereinwachsen, das Zusammenspiel und den Gesang ein bisschen verbessern. Aber eines ist klar, die Jungs haben super viel Spass auf der Bühne und geniessen das mit ganz viel Rockstar Attitude. Der Club heute ist allerdings leider ziemlich leer, aber dafür machen die Leute umso mehr mit bei der Show. Und zum Abschluss gibt es dann auch noch wie jeden Abend ein Set von Rock’n‘ Roll Sensation, die zahlreiche Rockcover im Gepäck haben, zusammen mit Sänger Pekka Heino (Brother Firetribe) und Ilari Hämäläinen (Siberian Jay), der in der Band am Bass steht.


Freitag. 26.07.2013 Hochzeitstag und Taivas lyö tulta….

Heute stehen finnische Legenden auf den Brettern der Zeltbühne. Und das, während gleichzeitig ein paar 100 Meter weiter unten am Laituri geheiratet wird. Zwei Paare geben sich im Rahmen einer kleinen Zeremonie das Ja-Wort und liefern für die Zuschauer einen schönen Anblick beim Hochzeitswalzer. Hut ab für so viel Mut, das so in der Öffentlichkeit zu tun.

Im Zelt spielt währenddessen die finnische Legende Dingo, die ihre Blütezeit in den frühen 80er Jahren feierte. Heute sind die Fans mal begeistert, mal entsetzt, weil der Sänger gerne über die Stränge schlägt. Bereits im letzten Jahr sollten Dingo hier spielen, mussten allerdings vorzeitig abbrechen, weil ein Gewitter über das Festivalgelände zog. Zwar ist der Auftritt von Dingo dieses Mal im Trockenen und solide, es kommt ab und an gute Stimmung auf, aber alles in allem zu trocken.

Der nächste Act entpuppt sich als echte Überraschung, weder ich und Johanna wussten wirklich, was wir zu erwarten hatten, aber Olavi Uusivirta begeistert uns voll und ganz. Mit seiner eigenen Art auf der Bühne, interessant und unterhaltsam zugleich, zieht er alle in seinen Bann und führt mit viel Witz und Charme durch die Show, in welcher er die Zuschauer miteinbezieht. Seine Songs sind teilweise sehr bekannt, aber auch ab und an etwas schwerfällig, was er aber durch seine Art wieder wett macht. Gegen Ende des Konzertes wagt er sogar ein kleines Tänzchen mit einem Fan, den er aud dem Publikum auf die Bühne holt und sich mit einer Verbeugung danach bedankt. Ein echter Tipp - auch wer ihn nicht kennt, sollte sich diesen Kerl wirklich mal live ansehen.

Nach kurzer Umbauphase ging es dann weiter mit der 10 Jahres Jubiläums Show der finnischen Manowar, Teräsbetoni! Zwar pausieren die Herren zurzeit noch, aber spätestens nach dieser Show dürften sie die Lust an der Musik wieder gefunden haben. Zahlreiche Fans aus aller Welt reisten extra an, um diese Show zu sehen, und als Sänger J.Ahola die Bühne betritt, hätte man fast denken können, man hat sich im Konzert geirrt und ist versehentlich bei den Backstreet Boys gelandet. Mit „Jarkko, Jarkko“ Rufen geht es weiter, und die Band erntet für jeden Song tosenden Applaus. Das Publikum liefert so tolle Chöre, dass die Band teilweise pausieren konnte. Ich habe noch nie ein Teräsbetoni Konzert dieser Art erlebt, aber ich glaube, die Band hat das ziemlich genossen. Eine gut gewählte Setliste sorgt für grossartige Stimmung bei einem tollen Konzert.

Für uns hätte es keinen besseren Abschluss geben können, deswegen verlassen wir das Gelände vor der Big Band Jean.S. Für uns heisst es leider schon Abschiednehmen, das Festival hat jedoch noch zwei weitere Tage mit tollem Programm zu bieten - Bands wie The Blanko, Paleface und Sleepy Sleepers, am Sonntag auch was für die kleinen Mädchen, den finnischen Justin Bieber, den 13jährigen Isac Elliot.

Mit kleineren Problemen war das Down by the Laituri 2013 ein voller Erfolg. Hier und da könnte man was verbessern, vor allem aber die Kommunikation zwischen den Helfern und Organisatoren. Aber wenn jemand ein kleines familiäres Festival mit vielen neben Attraktionen erleben möchte, ist es eine Reise nach Turku definitiv wert.


Sandy Mahrer, transl. K. Weber


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