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METALHEIM FESTIVAL IV

2013-10-20
Stadt / City Helsinki 
Land / Country FIN 
Web www.metalheim.fi
 
Veranstaltungsort:
Location
Nosturi 
Datum / Date11.+12.10.2013 
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Photos: Klaudia Weber, Tina Solda 

Freitag, 11.10.
Direkt von der Arbeit kommend, reichte die Zeit grade für nen kurzen Imbiss unterwegs (wegen dem Andrang in dem FastFood-Restaurant musste der sogar SEHR kurz gehalten werden), damit ich auch ja rechtzeitig zum Einlass beim Club ankam. Immerhin erwartete ich da ebenfalls eine lange Schlange zu sehen... was dann doch nicht der Fall war. Huch? Nunja, es sollte noch mehr nicht ganz den Erwartungen entsprechen ...


Als RATFACE das Festival mit ihrem In-die-Fresse-Old-School-Deathmetal/Grindcore auf der kleinen Alakerta Bühne eröffneten, genossen grad ein paar Fans den Gig. Leider zog es die Band auch vor, bei minimaler Beleuchtung, und die ausgerechnet in Rot, zu spielen, was Fotografieren zu einer besonderen Herausforderung macht. Darauf hatte ich aber keinen Bock und begab mich, um ja nicht was von Wolfheart zu verpassen, lieber früher nach oben zur Hauptbühne. Da hingen grad mal ein Dutzend Leute ab, aber die Fläche füllte sich schnell, als der Gig unten zu Ende ging, und im Saal sollte es auch immer voller werden... gut.
Nur dann machte mir jemand eine furchtbare Tatsache deutlich, nämlich dass sich bei diesem Festival keine Spielzeiten überschneiden – d.h. wenn eine Band bei A aufhört, fängt bei B die nächste an, und umgekehrt. D.h. die nächste Band spielt auch grad mal eine halbe Stunde...


WOLFHEART
Nungut, die Anbstimmung der Slots ist ja eine löbliche Sache an sich. Aber ich hätte mir etwas mehr erwartet, war das doch der offizielle Record Release Gig – und klar hätte ich liebend gerne das gesamte Album live gehört, aber auch diese Kurzfassung reichte aus, um die Anwesenden zu beeindrucken. Sogar Leute, die vorher noch nie was von Herrn Saukkonen oder irgendeiner seiner ehemaligen Bands (z.B. Before The Dawn) gehört hatten...

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Zunächst schienen Wolfheart eher den Black Sun Aeon Stil fortzusetzen – also null Publikumskontakt, aber dann gegen Schluss bewies der Mastermind himself erneut, dass er tatsächlich SPRECHEN kann... Dennoch überliess diese Ein-Mann-Armee alles in Richtung Bühnenshow den flankierenden Live-String-Truppen Mika Lammassaari (Eternal Tears Of Sorrow) und Esa Usimaa (Rain of Acid). Den früheren BTD Kollegen Joonas Kauppinen am Schlagzeug konnte man zwar wunderbar hören, aber kaum sehen... Die Setlist gab einen guten Eindruck des Debütalbums, mit dem ersten CD-Track The Hunt, als Einstieg, dem massiven Ghosts Of Karelia dem fulminanten Routa pt 2 zum Abschluss – da gab es einige Gänsehautmomente... Wie ich später erfuhr, soll der Sound auf der Bühne katastrophal gewesen sein, das Publikum kriegte davon aber nichts mit - im Gegenteil, der Sound hätte kaum besser sein können. Tolle Show, Jungs, ich freu mich schon auf den nächsten (hoffentlich längeren) Gig...


HATEFORM
Mehr Old School Death im Alakerta setzte das Festival fort, und diese Variante gefiel mir etwas besser, ebenso die aggressive Show, die ich ziemlich cool fand. Was mich ausserdem freute - die Beleuchtung war besser. Die Zuschauermenge wuchs auch ständig weiter an, denn viele kamen hauptsächlich um die nächste Band auf der Hauptbühne zu sehen.


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DEATHCHAIN
aus Kuopio waren dann in der Tat auch visuell ein Leckerbissen, nicht nur wegen diesem urigen Mikrofonständer mit Tierschädeln. Der Sound – die Band beschreibt ihn als Ritual Death Metal, auch der Titel der neuen CD, die im April erschien – könnte als eine Mischung aus Death und Black Metal garniert mit Doom-Elementen beschrieben werden. Geht irgendwie schnell ins Ohr und hat was Hypnotisches. Ich würde hier doch nicht das Wort ”Ohrwurm” benutzen, obwohl da der eine oder andere Refrain zum Sofort-Mitgrölen einlädt. Eventuell gehört es einfach zum Konzept dieses Rituals, aber an einem gewissen Punkt fragte ich mich doch, ob wirklich jeder Songtext von Pazuzu handelt...


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SHEAR
auf der Alakerta Bühne war eine weiter Band, auf die ich mich imVorfeld schon freute, denn sie hatten ja bei früheren Gelegenheiten einen guten Eindruck hinterlassen. Wow, was für eine Show, die Bühne schien die viel zu klein. Nicht nur wegen den vielen Bandmitgliedern, sondern auch weil die Frontfrau Alexa Leroux die Bühne absolut beherrschte. Eine tolle Stimme und eine tolle Persönlichkeit – freundlich aber dennoch ”no bullshit”. Und eine Frontfrau, die den Mut hat, ihre Schätze gut verpackt zu lassen, denn man kann männliche Fans auch einfach mit Talent begeistern... – CHAPEAU. Das Klischee von der ”kleinen Person, grossen Stimme” ist nun zwar schon etwas überstrapaziert, aber mir fällt keine bessere Möglichkeit ein, das Ganze zu beschreiben. Shears Metal / Power Metal Mix funktionierte grossartig und brachte die ansehliche Menge – für dieses kleine Venue – schon richtig in Freitagabend-Partystimmung.


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EINHERJER
begannen ihr Set mit leichter Verspätung oben auf der Hauptbühne, was von der fototechnischen Sicht günstig war, denn da musste man sich schon ganz schön in anstrengen, einen guten Platz zu finden – so viele FotografInnen wie noch nie im Pit... Diese Norweger sind eine jener Bands, die mir dem Namen nach zwar bekannt waren, die ich aber noch nicht wirklich angecheckt hatte, also war ich schon ziemlich gespannt. Und aus Neugier wurde Zuneigung, denn diese coole Mischung aus Folk-Klängen, klassischem Metal, Death / Black Metal Sounds und Alternative Rock, die gelegentlich sogar in die Pop-Rock-Richtung abdriftete, geht unwahrscheinlich ins Ohr. Ausserdem schienen diese Jungs unwahrscheinlich viel Spass zu haben auf der Nosturi-Bühne, was sich natürlich auf das Publikum übertrug, das mittlerweile gewaltig angewachsen war. In der Tat war es schon so voll, dass ich grübelte, ob die Veranstalter doch noch den Balkon würden öffnen müssen... Einherjer wurden von den finnischen Fans begeistert abgefeiert, und auch für mich ist das eine Band, die ich definitiv wieder sehen will. Das Ende ihres Sets bedeutete allerdings das Ende des Festivals für mich. Erstens wollte ich noch die letzte Tram erwischen, zweitens hatte mir die Erfahrung vom vergangenen Wochenende (Trash Fest) deutlich gemacht, dass meine Kräfte limitiert sind und noch mehr strapaziert werden bei so einem Festival mit mehreren Bands auf 2 Bühnen in unterschiedlichen Stockwerken – daher für den Headliner des Abends und Tag 2 übernimmt eine andere STALKER Reporterin das Ruder. (KW)


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Als Thyrfing und Einherjer vor gut einem Jahrzehnt etwa gleichzeitig ihr Debüt in meiner Plattensammlung machten, hauten mich die Norweger mit Blot dermaßen aus den Socken, dass ihre Wikingerkollegen aus dem Nachbarland mit Vansinnesvisor in nahezu unfairer Weise ins Hintertreffen gerieten. Aber die Zeit bringt so manches ins Gleichgewicht, und beim Vergleich der neuesten Werke beider Bands tragen die Schweden den Sieg davon. Das gleiche galt für ihre aufeinanderfolgenden Auftritte beim Metalheim: Einherjer boten solide Arbeit, aber Thyrfing zeigten, wo der Hammer hängt. Nicht nur dahingehend, dass Jens Ryden (ex-Naglfar) ein charismatischerer - um nicht zu sagen attraktiverer - Frontmann ist als der etwas steife Frode Glesnes; auch die Songauswahl - drei neue, drei von Vansinnesvisor und mindestens einer von jedem der restlichen Alben - ließ nichts zu wünschen übrig. Thyrfing war auch das größte Publikum des ansonsten eher spärlich besuchten Festivals beschieden - hoffentlich eine ausreichende Motivation, Finnland künftig etwas häufiger zu beehren.

SAMSTAG 12. Oktober
Zwar standen beim diesjährigen Metalheim vor allem Viking Metal und die Erinnerung an Bathory im Mittelpunkt, als Gegengewicht zur epischen Thematik gab es jedoch auch eine Portion Grindcore auf die Ohren; insbesondere in Gestalt von Feastem.

Ganz unepisch ging es freilich auch bei ihnen nicht ab: in bester Napalm-Death-Tradition waren die ausufernden Songankündigungen jeweils in etwa so lang wie die Stücke selbst, besonders bei „Älä luota naapuriin“, „Music For The Masses“ und „Working Man Blues“. Zusätzliche Niedlichkeitspunkte für die glubschäugige Eule auf Olli Nokkelas Gitarre.


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Mit süßen Viechern ging´s dann auch direkt weiter. Aus dem gelobten Land der bescheuerten Bandnamen besuchten uns Milking the Goatmachine, die sich glücklicherweise als besser herausstellten, als ich zu hoffen gewagt hatte. Auch ihre Platzierung im Line-up machte Sinn und sorgte für eine quasi reibungslose Überleitung vom vorausgehenden Grindcore zur melodischeren Kost des Restabends. Ich wage keine Prophezeiung für die langfristige Zukunft des Bandkonzepts, aber Spaß machte es allemal, einer singenden Ziege beim Trommeln zuzuschauen, begleitet von drei weiteren Geißböcken an Gitarren und Bass. Ich fühlte mich sogar versucht, eine der am Merchstand feilgehaltenen Ziegenmasken zu erwerben - passt nur leider nicht zum Thema unserer diesjährigen Halloween-Party.


Ein unverwechselbares, auf dem Bandnamen basierendes visuelles Konzept hatte auch die nächste Formation zu bieten, aber damit endeten die Ähnlichkeiten bereits. Hooded Menace aus Joensuu reduzierten das Tempo erheblich und kontrastierten das übrige Programm mit getragenem, melodischem Doom. Gespielt wurden je zwei Songs von jedem der drei Alben, charakterisiert durch schöne Doppel-Gitarrenleads und langsam aber tödlich daherkommende Riffs. An sich sehr nach meinem Geschmack, aber live täte auf Dauer etwas mehr Abwechslung gut.


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Bei Ereb Altor dagegen bestand zu keinem Zeitpunkt die Gefahr der Langeweile. Kein Wunder, dass ich hinterher mit ihrer neuen Vinylscheibe im Korb nach Hause radelte, obwohl ich vorher so gut wie noch nie von den Schweden gehört hatte. Wie sich freilich herausstellte, handelte es sich nicht um Newcomer, sondern um ein Nebenprojekt von Isole, geschaffen zwecks Fortsetzung des musikalischen Wegs, welche die Gruppe in ihrer früheren Inkarnation Forlorn in den neunziger Jahren beschritten hatte. Der auffälligste Unterschied der Zwillingsbands ist die Vokalarbeit, die bei Ereb Altor fast alleinige Verantwortung von Crister „Mats“ Olsson ist und entsprechend growlig ausfällt. Isole-Sänger Daniel „Ragnar“ Bryntse spielt hier fast nur Gitarre, was seinen gelegentlichen Clean-Gesangsbeiträgen (z.B. in „Niflheim“) umso mehr Wirkung verleiht. Wie seinerzeit Forlorn kultivieren auch Ereb Altor deutliche Bathory-Einflüsse, und passenderweise wurde Quorthon mit „Twilight Of The Gods“ geehrt, bevor die Band ihren Set mit ihrer eigenen Hymne „Myrding“ abschloss.


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Hätten Ereb Altor die beiden letzten Songs in umgekehrter Reihenfolge gespielt, so hätte der Abschluss gleichzeitig als Ankündigung der folgenden, letzten Band des Abends fungiert. Genau: Twilight Of The Gods. Zwei ihrer Mitglieder standen bereits am Vorabend auf derselben Bühne, nämlich Frode Glesnes von Einherjer (hier am Bass) und Thyrfing-Gitarrist Patrik Lindgren. Auch Sänger Alan Averill war kein Neuling beim Metalheim, sondern trat hier schon 2011 mit Primordial auf. Im Vergleich dazu war in Sachen Gesangsstil, Posen und vor allem Bühnenpräsenz kein Unterschied festzustellen, aber es war schön, ihn erstmals ohne Make-up sehen. Wie der Name vermuten lässt, begannen TOTG als Bathory-Tributband, aber in diesem Jahr veröffentlichten sie ihr erstes Album mit eigenen Songs. Die wurden im Nosturi auch allesamt dargeboten, aber zum Glück war auch Bathory nicht ganz in Vergessenheit geraten. Besonder „Under The Runes“ bestach mit schönen Soli von beiden Gitarristen. Ein paar Songs zuvor wurden wir mit „Home Of Once Brave“ beglückt, und zum Schluss kam noch „Blood Fire Death“ - wobei bereits der vorletzte Song, das TOTG-Original „At Dawn We Ride“, durchaus als Bathory-Cover durchgegangen wäre. (TS)

Wieder einmal gelang es Metalheim, die Intimität eines Clubgigs mit einem Line-Up zu kombinieren, das so manches größere und teurere Sommerfestival in den Schatten stellt, und es bleibt zu hoffen, dass diese Tradition auch künftig Bestand haben wird. Ein größeres Publikum wäre allemal verdient gewesen!


Klaudia Weber (KW), Tina Solda (TS)


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9/10