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Tuska Open Air 2014

2014-07-10
Stadt / City Helsinki 
Land / Country FIN 
Web www.tuska-festival.fi
 
Veranstaltungsort:
Location
Suvilahti 
Datum / Date27.-29.6.2014  

Freitag 27.6.2014
Tag 1 auf der Mainstage begann mit den finnischen Pagan-Metal-Heroen Ensiferum, denen es zum Zeitpunkt meines Eintreffens auch schon gelungen war, die bereits ansehliche Menge in Hochstimmung zu versetzen. Das Kaiserwetter an diesem Tag tat dazu ein übriges...


Heftig bejubelt wurden die gleich darauf folgenden finnischen Legenden Poisonblack. Makelloser, tighter Best-Of Gig, und wenn die melancholischen Töne nicht wären, könnte man fast von musikalischem Sonnenschein, den diese sympathische Band ausstrahlte, sprechen...
POISONBLACK Fotogalerie


Die nächste Legende, diesmal aus den USA, sorgte für Aufsehen vor der Mainstage: Philip H. Anselmo & The Illegals . Keine Ahnung, ob die Veranstalter - ebenso wie ich und vermutlich viele Fans – Verbeugungen in Richtung Pantera oder Down erwartet hatten. Nunja, was geboten wurde, ähnelte eher einer leicht chaotischen Band-Probe eines undefinierbaren -core-Acts, wo der ausgesprochen gesprächige Phil auch mal zur Gitarre griff und ein bisschen Slayer schrummelte. Meiner Meinung nach völlig überbewertet und nichts für eine Main Stage. Die zahlreich anwesende Dimebag-Trauergemeinde liess sich trotz allem zum Moshen inspirieren. KW
PHILIP H. ANSELMO & THE ILLEGALS Fotogalerie


Nach dem kältesten Juni in Jahrzehnten war die Sonne der wohl willkommenste Last-Minute-Überraschungsact, den je ein Festival gesehen hat, und ich hätte es vorgezogen, jede Minute in Freien zu genießen. Dies scheiterte jedoch daran, dass auch auf der traditionsgemäß im Innenraum untergebrachten Club-Bühne diverse Bands auftraten, die ich nicht verpassen wollte, angefangen mit Shear. Bis zu diesem Frühjahr hatte ich ehrlich gesagt noch nie von ihnen gehört, aber während ihres Clubauftritts im Vorprogramm von Insomnium wechselte meine Reaktion innerhalb einer knappen Dreiviertelstunde von „wer?“ zu „wow“. Die Geheimwaffe der Truppe ist Sängerin Alexa Leroux, die nicht nur mit einer Powerstimme aufwartet, sondern auch die Bühnenshow fest im Griff hat. Meine Anerkennung gilt außerdem ihren klischeefeindlichen Outfits. Die finnische Metalszene hat noch längst nicht genug starke Frauen zu bieten, aber Alexa ist definitiv eine davon.
SHEAR Fotogalerie

Wegen eines Interview mit Amoral, das in Kürze auf diesen Seiten erscheinen wird, bekam ich Nails nur am Rande mit, aber ich bin eh kein großer Fan von Hardcore.

NAILS Fotogalerie

Die nächste Band war dagegen in jeder Hinsicht mein Ding: Hamferð von den Färöer-Inseln, deren Debüt Evst eines der besten Alben des letzten Jahres war.

Sänger Jón Aldara ist außerdem gerade dabei, sich als neuer Sänger von Barren Earth einen Namen zu machen; letztere hatten in der Nacht zuvor ihren ersten Auftritt mit dem neuen Line-up, und die drei dabei vorgestellten neuen Songs klangen äußerst vielversprechend. Hamferð selbst sind eher Doom als Death, allerdings mit überwiegend melodischem Gesang, was der tollen Clean-Stimme von Jón Rechnung trägt. Für fette Growls ist er freilich auch zu haben. Die in schwarze Anzüge gewandete Band sah gut aus und klang noch besser – so mich meine Wahrnehmung nicht täuscht, wird der Sound auf der Clubstage mit jedem Jahr sauberer. Ein weiteres nettes Extra ist die Integration der Empore in den Schankbereich; dort verbrachte ich denn auch den Großteil der Show, mit einem Bier in der Hand und perfekter Sicht auf die Bühne. TS
HAMFERĐ Fotogalerie


Children Of Bodom
Die “Kinder”, lange nicht mehr beim Tuska aufgetreten – und auch schon das 20. Bandjubiläum? Klar, dass da auch heftig auf der Bühne gefeiert wurde - im wahrsten Sinn des Wortes. Dem Beach Barbecue – in Miami Vice Styling – wohnte nicht nur die (Tages)Siegerin des örtlichen Radio Rock Festival Queen Wettbewerbs in einem wahren Logenplatz bei (die hatten auch ihr persönliches Dixi-WC!), nein, da hingen noch ein paar Dudes bei ein paar Erfrischungsgetränken ab, und zwei Jungs grillten Würstchen – WÄHREND der Show... Keyboarder Jannes kreischbuntes Hawaiihemd fiel bei so viel Skurrilität da kaum noch auf. Mitten im Set wurde auch noch ein Schlauchboot in die begeisterte Menge geschmissen, das dann gleich von 3 Leuten zum Crowdsurfen genutzt wurde … Dazu das Hitgewitter, losgetreten mit Needled 24/7, quer durch alle Schaffensperioden, das klarerweise auch meine Faves Hate Me Fave und Bodom After Midnight enthielt – eines der erklärten Tuska-Highlights in diesem Jahr! KW
CHILDREN OF BODOM Fotogalerie


Santa Cruz traten parallel zu Carcass in der Clubstage auf.
SANTA CRUZ Fotogalerie


Eines der ersten Konzerte nach der Auferstehung von Carcass im Jahr 2008 war Tuska gewesen, aber zu jenem Zeitpunkt erschien es noch unwahrscheinlich, dass die Band jemals neues Material veröffentlichen würde. Zum Glück bewiesen Jeff Walker & Co. letztes Jahr mit Surgical Steel, dass ihnen die Nostalgikerrolle auf Dauer doch nicht reichte. Die neuen Songs machten ein Drittel des Sets aus (im Grunde der gleiche wie auf der Club-Tour im Winter, aber ergänzt um „The Dark Granulating Satanic Mills“ und ein krachendes „Reek Of Putrefaction“) und die verjüngt wirkende Band strotzte vor Energie. Bill Steer – immer noch ausgesprochen süß – übernahm für „Genital Grinder“ das Mikro; besagter Song ging laut Walker an „Niku [Etelävuori] and Mika [Karppinen] and the ladies“. Vor „Captive Bolt Pistol“, wies Jeff auf die bereits vor der gegenüberliegenden Hauptbühne versammelte Menge hin, dass „Dimmu are good, but they’re missing a great show, right? Call me arrogant, but…“
CARCASS Fotogalerie


Arrogant oder nicht, recht hatte der Mann. Zumal nach der Dampfwalzenshow von Carcass die perfekte Inszenierung von Dimmu Borgir seltsam steif rüberkam. Im Gegensatz zu vorherigen Ankündigungen spielten sie Death Cult Armageddon doch nicht in voller Länge: drei Stücke wurden ausgelassen, die allesamt besser gekommen wären als „Eradication Instincts Defined“, das stattdessen inbegriffen war. Während die lange Instrumentalnummer vom Band dudelte, wechselten Shagrath & Co. ihre Outfits, was keinen erkennbaren Mehrwert für die Show mit sich brachte. Danach gab es „The Serpentine Offering“ und noch fünf weitere Nummern, aber der eher schwache Applaus vor der Zugabe ließ erahnen, dass ich nicht die einzige war, die weniger als vollauf zufrieden war. „Mourning Palace“ war ein guter Abschluss, aber alles in allem war es der bislang laueste Dimmu-Gig in meiner Erinnerung. Soll nicht heißen, dass er rundum schlecht war, aber ich halte nun mal einiges von diesen Herrschaften und hätte mehr erwartet, als sie diesmal lieferten. TS
DIMMU BORGIR Fotogalerie


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Jatkoklubi:
Da ich mich von Dimmu vorzeitig verabschiedete, schaffte ich es sogar so pünktlich ins Tavastia, dass ich sogar noch die halbe Show von Red Moon Architect und ihrer Doom-angehauchten Melancholie zu sehen kriegte. RED MOON ARCHITECT Fotogalerie

Der Wolfheart Gig war wieder genial, beginnend von The Hunt bis zum abschliessenden Routa2, und wieder als viel zu kurz empfunden. Offensichtlich entwickelt sich Mastermind Tuomas Saukkonen zu einer wahren Plaudertasche: Gleich 3x ne Ansage, und jedesmal ein vollständiger SATZ – wow! Als ich den ohnehin schon vollen Club verliess, um zur nächsten Party zu hetzen, standen noch immer viele in der Schlange am Eingang ... (KW)
WOLFHEART Fotogalerie

Die letzte Band des Abends war Amorphis, die ein vertrauter Gast auf der Tuska-Hauptbühne sind, aber bisher noch nie bei einem der Aftershow-Clubs gespielt hatten. Der Vorteil dieser Alternative war mehr Spielzeit, und es war schön, „Skyforger“ und „Mermaid“ mal wieder zu hören. Ansonsten war es ein Routine-Set, aber aus irgendeinem Grund werde ich es nie müde, die Jungs zu sehen, und es war allemal ein unterhaltsamerer Ausklang des ersten Tuska-Tages, als es Dimmu Borgir gewesen wären. TS
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Party-Stress – denn am selben Abend traten im On The Rocks weitere Bands auf, die ich unbedingt sehen wollte... Carnal Demise verpasste ich zwar, traf aber rechtzeitig zu Bloodred Hourglass ein, die wieder einmal eine geniale Thrash-Show lieferten und ein baldiges 2. Album versprachen. Das Moshpit wollte nicht zur Ruhe kommen... BRHG Fotogalerie

Bei Black Light Discipline konnte ich - nach Erledigung meiner Fotografierpflichten - endlich die Sau rauslassen. Bei dem geilen Industrial-Metal-Sound und dem Hitgewitter ist es auch kaum möglich, nicht mitzutanzen/moshen... einer der besten Gigs dieser Jungs aus Kuopio, obwohl zumindest ein Bandmitglied von den grosszügigen Schnaps-Spenden aus dem Publikum zwischendrin ein wenig beeinflusst und noch skurriler aufgelegt als sonst wirkte … KW
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Samstag 28.6.2014

Nach so einem anstrengenden – und langen – ersten Festivaltag schafften es erst die blutjungen Oldschool-Thrasher Lost Society, mich aufs Gelände zu locken.

Und ebenso wie ich sie letztens beim Jalometalli in Oulu erlebte, liess die Band auch diesmal nichts anbrennen: Eine hyperaktive feurige Show (im wahrsten Sinn des Wortes) – der immense Spass, den diese Jungs aus Jyväskylä immer auf der Bühne entwickeln, ist einfach ansteckend.
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Stone zählen zu den lebenden Legenden der lokalen Szene. Klar, dass die “finnischen Metallica” leidenschaftlich gefeiert wurden.
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Parallel dazu rockten die jungen Melodic-Metaller Arion die Clubstage vor einer ebenfalls ansehlichen Fangemeinde. KW
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Als ich Turmion Kätilöt ungefähr anno 2006 die ersten ein, zwei Male sah, fand ich sie einfach nur nervig, aber entweder sind sie im Laufe der Jahre amüsanter geworden, oder mein Sinn für Humor hat sich erweitert. Vielleicht beides ein bisschen; jedenfalls machen mir ihre Festivalgigs mittlerweile Spaß, auch wenn ich sie mir immer noch nicht als Headliner einer Clubshow geben würde. Die Action auf der Bühne erinnerte das Publikum freundlich daran, dass Tuska mit dem Helsinki-Pride-Wochenende zusammenfiel, und an Feuerwerk wurde auch nicht gespart. TURMION KÄTILÖT Fotogalerie
Ich sah mir allerdings nicht den ganzen Gig an, da ich auch Altair anchecken wollte, die parallel auf der kleinen Bühne spielten.

Nach ihrem ersten Song verkündete der Sänger: „we’re from Sweden and we’re the band without a bass player“, aber während des nächsten Stücks erschien der Vermisste dann doch noch und fügte dem Ganzen ein par tiefe Töne hinzu. Die Band bot Thrash der alten Schule, aber etwas zu nullachtfuffzehn für meinen Geschmack, sodass ich letztendlich doch vorzog, mir den Rest vom TK-Set zu geben. TS
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Metal Church
Ein Gig, den ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge (wortwörtlich) verfolgte, hatte ich die Band damals noch mit Sanger David Wayne (R.I.P.) gesehen... OK, einige Jährchen her, und Ronny Munroe steht seinem Vorgänger an stimmlicher Leistung in nichts nach. Kurdt Vanderhoof & Co zeigten bei Spielfreude und Leidenschaft, dass man das 30jährige Bandjubiläum kaum glauben wollte. Die Band wurde heftig abgefeiert, da schon lange nicht mehr in Finnland gewesen. Klar gab es da die Leckerlies in der Setlist, vom ersten Album bis zum aktuellen Generation Nothing, und mit Ton of Bricks und Start the Fire wurden gleich zum Einstieg in paar der grössten Hits abgefeuert. Leider fehlte Watch the Children Pray im als VIEL zu kurz empfundenen Programm... bitte bald wieder nach Finnland kommen! KW
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Nachdem ich in den letzten Monaten viel Gutes über Beastmilk vernommen hatte, wollte ich natürlich wissen, was es mit dem Hype auf sich hatte, und fand mich in der Tat beeindruckt. Genremäßig passen sie in kein vorgefertigtes Schema, und für Aufmerksamkeit sorgt spätesten der dunkle und kraftvolle Gesang. Erst im Nachhinein wurde mir klar, wo ich diese Stimme schon einmal gehört hatte: Sänger Kvohst ist identisch mit Mat McNerney, dem britischen Frontmann der Psychedelic-Folkband Hexvessel. Ohne Zweifel die beste Neuentdeckung des Wochenendes. TS
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Tankard
Noch eine Band, auf die ich mich tierisch gefreut hatte, und die ich diesmal stilgerecht mit einem hopfenhaltigen Erfrischungsgetränk in der Hand geniessen konnte. Das deutsche Thrash-Urgestein legte gleich nach dem letzten Akkord von der Hauptbühne volle Pulle los mit Zombie Attack und The Morning After. Klassiker wie Chemical Invasion, aber auch der Titeltrack des aktuellen Albums Rest in Beer liess das Moshpit unermüdlich toben. Frontmosher Gerre konnte es sich nicht verkneifen, die lokalen Alkoholgesetze aufs Korn zu nehmen (Rules for Fools), und zumindest ein Wort hatte er sich vom letzten Finnlandbesuch gemerkt: Kippis, Prost! Danke, kiitos, Tankard, für den geilen Gig, und hoffentlich auf ein baldiges Wiedersehen! KW
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Amoral sind seit ihren Anfängen weit gekommen, und es scheint, als ob sie mit ihrem aktuellen Line-Up endlich ihre definitive Richtung gefunden hätten. Die neue Scheibe Fallen Leaves And Dead Sparrows ist ein vielseitiges kleines Meisterwerk der progressiven Sorte, und ich freue mich schon auf die geplanten Live-Umsetzung des gesamten Albums. Beim Tuska wurde jedoch nicht nur selbiges promotet, sondern zusätzlich der zehnte Geburtstag des Debütalbums gefeiert. Zu Ehren dieses Anlasses kam auch Originalsänger Niko Kalliojärvi auf die Bühne und gab zusammen mit Ari Koivunen ein Medley aus Songs von Wound Creation zum Besten. Er blieb auch für den letzten Song, "Leave Your Dead Behind", der mit einem großen Moshpit honoriert wurde. Amoral haben ihre Death-Metal-Wurzeln nicht vergessen, aber ihr aktueller Sound hat mehr zu bieten. TS
AMORAL Fotogalerie


Der Metalcore von Bring Me The Horizon brachte vorwiegend die jungen (weiblichen) Fans zum Ausrasten - BRING ME THE HORIZON Fotogalerie


Der Ersatz von Devil You Know durch Shining (die schwedischen) war mir mehr als recht, aber irgendwie schienen sie nicht zu ihren besten Tag haben, zumindest was Niklas Kvarforth betraf. Seine exzentrische Mischung aus (selbst-)zerstörerischem Irren und introspektivem Dichter ist die Seele der Band, aber obgleich ich nicht in der ersten Reihe stehen möchte, wenn der erstgenannte Aspekt die Oberhand gewinnt, war die allzu zurückhaltende Atmosphäre dieser Show auch nicht optimal. Ein Teil des Problems war sicher die Songauswahl – die überwiegend ruhigen Nummern kommen auf Platte gut, eignen sich aber weniger für einen sonnigen Festivalsamstag. Nett war dafür, dass Euge Valovirta zwischendurch sein Hemd auszog – die Damenwelt dankt! TS
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Wenn mich hinterher Leute fragten, welche Tuska Band ich am besten fand, lautete meine postwendende Antwort:
Anthrax

Ich hatte diese legendäre Band (noch so ein 30-Jahr-Jubiläum) ja noch nie live gesehen und klarerweise eine gewisse Erwartungshaltung entwickelt – was unter Umständen in die Hose gehen kann. Meine Erwartungen sollten sogar noch übertroffen werden! Das legendäre Line-Up aus den Erfolgstagen der Band – Gründer/Gitarrist Scott Ian, Shouter Joey Belladonna, Bassist Frank Bello, Drummer Charlie Benante, verstärkt durch “Jungspund” Jonathan Donais an der Klampfe – legte mindestens so viel Spielfreude an den Tag wie ihre blutjungen finnischen “Nachfolger” ein paar Stunden davor. Spass, Leidenschaft, unermüdliche Energie, schräge Aktionen (z.b. Joey, der eine zeitlang Kameramann spielte, oder Frank, der stets so enthusiastisch agierte, als spielte er seinen allerersten Gig überhaupt) und das “Bart-Banging”, das sich Scott Ian evtl. patentieren lassen sollte.

Die Setlist liess ebenfalls kaum was zu wünschen übrig mit u.a. Among The Living, Caught in a Mosh, Indians, Deathrider vom ersten Album aus 1984 oder Medusa von Spreading the Disease, I am the law oder In the end vom aktuellsten 2011 Album Worship Music – dieser Song wurde übrigens Dimebag und Ronnie James Dio gewidmet. Dazu gab es genau KEINE Special Effects – trotzdem eine unvergessliche Megashow, die mich nicht zuletzt dank Be all End all in State of Euphoria versetzte. Klar, was sonst, Antisocial beendete einen genialen – viel zu kurzen! - Gig, aber Anthrax versprachen nicht nur ein neues Album, sondern auch nächstes Jahr wieder zu kommen.
ANTHRAX Fotogalerie


Jatkoklubi
Nach dem langen und heißen Tag und einem guten Essen zu Hause wirkte der Gedanke an den Aufbruch in Richtung Innenstadt – genauer gesagt in das für seine späten Spielzeiten und unverschämten Bierpreise berüchtigte Virgin Oil Co – alles andere als verlockend, aber meine Disziplin wurde belohnt mit dem besten Gig des Tages: Omnium Gatherum, die irgendwie von Jahr zu Jahr besser werden. Ihre geballte Power vertrieb meine Müdigkeit im Handumdrehen, und das einzige Verträumte der nächsten anderthalb Stunden waren die fantastischen Gitarrenmelodien. Die Setliste war ausgesprochen abwechslungsreich; effektiverweise folgte beispielsweise auf die (schön altmodisch mit Feuerzeugen in der Luft untermalte) Ballade "The Unknowing" das brutale Intro von "Chameleon Sin". Nur der Merch-Stand war eine Enttäuschung: wieso hatte das einzige Girlie-Shirt im Angebot ein langweiliges Design, während es alle schönen Motive nur in Männergrößen gab? TS
OMNIUM GATHERUM Fotogalerie


Festival Fotogalerie

Sonntag 29.6.2014
Leider hatte die Wettervorhersage recht behalten – und ich musste meinen langen Ledermantel, der ja schon eingewintert war, wieder auspacken... Regen und Kälte sollten jedoch die Fans der Tagesheadliner keineswegs vom Festivalbesuch abhalten oder deren Stimmung trüben, schliesslich hatten sich die meisten Tuska-BesucherInnen schon das ganze Wochenende über auf diese Acts gefreut.


Powerwolf war für mich an diesem Tag die erste Band, wo ich noch trotz Regen halbwegs gute Fotos kriegte. Ich hatte mich ja schon auf diese Band gefreut, und sollte auch nicht enttäuscht werden: die Deutschen liessen sich nicht vom Schlechtwetter beeindrucken und lieferten eine tolle Show, die u.a. Kracher wie Sacred & Wild, Raise Your Fist Evangelist enthielt und auch heftig bejubelt wurde. Ich hätte sie mir auch gerne in voller Länge angesehen, jedoch lockten mich ziemlich exotische Acts zur Clubstage.
POWERWOLF Fotogalerie


Ego Fall
aus China boten auf der Kehlkopfgesang und Klänge traditioneller Weisen auf Melodic (Death) Metal. Mit einem Frontmann, der wohl ein grosser Fan von Tomi Joutsen sein muss – die Haare, das Mikro, die Show – und ja, auch die Stimmgewalt. Den Kehlkopfgesang liefert allerdings ein Herr aus der Stringfraktion. Ich war schwer beeindruckt, eine tolle Band, die man im Auge behalten sollte - hier die EGO FALL Fotogalerie


Diesear
waren eher -core-lastig unterwegs, mit wohl recht philosophischen Texten (wenn ich die Ansagen des Sängers, der anfänglich sehr nervös wirkte, richtig verstanden habe). Die Jungs aus Taiwan hatten keinen Grund, nervös zu sein – eine tighte intensive Show, die dann auch das erwünschte Moshpit produzierte. KW
DIESEAR Fotogalerie

Nach zwei Festivaltagen und drei spätabendlichen Clubs in Folge war ich ziemlich stolz darauf, am Sonntag schon kurz nach drei vor Ort zu sein. Ich sah mir ein bisschen von Powerwolf an, aber sie kamen mir vor wie eine Schwarzweiß-Version von Edguy – okay als Hintergrundmucke, aber nichts, was mich wirklich fesselt.

Schon gar nicht, während ich auf eine meiner Lieblingsbands warte. Ich mag Insomnium schon seit ihren ersten beiden Alben und erst recht seit Above The Weeping World, aber das neue Album bedeutet mir direkt nochmal eine Ecke mehr, denn es hat mir in diesem Frühjahr durch eine schwierige persönliche Situation geholfen. Insomnium haben ein Talent für Songs, die melancholisch und ermutigend in einem sind, als tröstliche Medizin somit bestens geeignet. Aber eben auch perfekt zum Moschen vor einer Festivalhauptbühne, weswegen ich alsbald meine Kamera verstaute (dies leider auch aus Regenschutzgründen) und mich in unmittelbarer Bühnennähe unters Volk mischte. Auch die Bandmitglieder gehen im im Übrigen seit dem vor zwei Jahren erfolgten Gitarristenwechsel mehr aus sich heraus. Energiebündel Markus Vanhala zeigte auch diesmal keine Spur von Müdigkeit, obwohl ihm diese nach dem nur 13 Stunden zurückliegenden Spitzengig mit Omnium Gatherum nicht zu verdenken gewesen wäre. Während "Unsung", ließ er sich – angefeuert durch Frontmann Niilo Sevänen und zur Freude des Publikums – sogar zu einem feurigeren Solo als sonst hinreißen. Die neuen Songs hatten bereits gut auf dem Clubgig im Circus gut funktioniert, aber besonders der Cleangesang von Ville Friman klang diesmal noch um einiges selbstbewusster; sogar die hohen Töne von "The Promethean Song" stellte keine Schwierigkeiten mehr dar. Es mag ein Ding der Unmöglichkeit sein, Finnlands beste Metalband zu küren, aber Insomnium ist aktuell einer der heißesten Kandidaten. Kein Zweifel besteht allerdings, welche die beste Metalband aus Israel ist... TS
INSOMNIUM Fotogalerie


Orphaned Land
Ich hatte schon viel Gutes über die Band, von ihr selbst aber noch nichts gehört, geschweige denn live erlebt. Daher fand ich die Wetterbedingungen besonders ärgerlich. Die Israelis nahmen es auf alle Fälle mit Humor: “viele sagen, ich sehe aus wie Jesus, wenn ich Jesus wäre, würde ich als erstes den Regen abstellen”, meinte Sänger Kobi Farhi. Nahöstliche Folk-Klänge gemischt mit Metal / Rock und einer begnadeten Stimme brachten auf alle Fälle ein wenig Sonnenschein in dieses Szenario aus dunklen Wolken, kaltem Wind und Dauerregen. Eintrag auf meiner To-Do-Liste: Tonträger dieses Acts besorgen! KW
ORPHANED LAND Fotogalerie



Ich hatte weiter oben mein Bedauern darüber geäußert, dass einige der für mich wichtigsten Bands am Freitag und Samstag drinnen spielten – am nassen, windigen Sonntag hätte ich mir dagegen gewünscht, es wäre so, aber die beiden Außenbühnen waren so gut besetzt, dass ich die Clubstage zu keinem Zeitpunkt zu Gesicht bekam. Satyricon hatten etwas mehr Glück als Orphaned Land, denn die Hauptbühne stand mit der Rückwand zum Wind und bot den Musikern somit etwas Schutz vor dem Regen. Die Fans wurden dagegen ordentlich nass, ließen sich aber nicht abschrecken. Satyr zeigte sich beeindruckt und stellte dazu fest, dass hartnäckige Ausdauer in Finnland eine lange Tradition hat – „after all, what would your forefathers who fought in the winter war have said if you missed Satyricon and Emperor for a bit of rain…“ Im Gegensatz zu den übrigen norwegischen Bands des Wochenendes konzentrierten sich Satyricon auf die Gegenwart: zwei Drittel des Sets stammten von den letzten beiden Alben. Der rockigere Touch stand ihnen gut, und Satyr scheint mit zumehmendem Alter immer attraktiver zu werden. (Frost möglicherweise auch, aber das war schwer zu sagen, so gut wie er sich hinter seinem Schlagzeug versteckte...)
SATYRICON Fotogalerie


Deutlich weniger attraktiv waren dagegen Neurosis, und dass sie sich an den hinteren Bühnenrand verkrochen wie ein Trupp verstörter Hipster, machte die Sache nicht besser. Ich gebe zu, dass dieser Gig besser war als ihr voriger Tuska-Auftritt im Jahr 2009, aber so gerne ich es täte, kann ich dieser Band längst nicht so viel abgewinnen, wie sie es vermutlich verdient hätte. Ein guter Zeitpunkt für einen Drink vor dem Höhepunkt des Abends, um nicht zu sagen des Wochenendes.
NEUROSIS Fotogalerie


Wie es sich für wahre Kaiser geziemt: Emperor kamen, sahen und siegten. Als sie 2007 während ihrer kurzlebigen Wiedervereinigung auch beim Tuska aufgetreten waren, wurden sie in meinen Augen von Immortal in den Schatten gestellt, aber diesmal hatte die Konkurrenz das Nachsehen. Wo Dimmus Versuch, Death Cult Armageddon zu zelebrieren, seltsam halbherzig ausfiel, demonstrierten Emperor mit Nachdruck, warum In The Nightside Eclipse nach wie vor ein Klassiker des Black Metal ist. Die Songs klingen immer noch frisch, zumal Ihsahns Stimme sich im Laufe von zwanzig Jahren um einiges verbessert hat. Als zusätzlicher Akzent übernahm Keyboarder Einar Solberg (von Leprous, die auch als Backing-Band für Ihsahns Soloauftritte fungieren) den Cleangesang in "Inno A Satana". Originaldrummer Faust war wieder mit von der Partie, und es war gut zu hören, dass der lange Knastaufenthalt seinen Fähigkeiten keinen wesentlichen Abbruch getan hat. Mittlerweile hatte es sich auch ausgeregnet, und der bedeckte Himmel war für die von gelegentlichen Pyros begleitete Lightshow nur von Vorteil. Der majestätische Auftritt endete mit Zugaben "Ancient Queen" und "Wrath Of The Tyrant" vom ersten Demo sowie einer tollen Version von Bathorys "A Fine Day To Die " – krönender Abschluss eines großartigen Wochenendes. TS
EMPEROR Fotogalerie


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+ photos: Tina Solda (TS), Klaudia Weber (KW)


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9/10