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Hocico: Prophet mit Geheimnis

Wenn ihr The Secret ("In Deiner Haut") noch nicht gesehen habt - ein Muss, und lest auch das Buch - könnt ihr euch hier mit der Konversation befassen, die wir mit Erk Aicrag von Hocico befassen, für viele DIE Aaggrotechband und ein Trendsetter der Szene. Eine EBM Party kann keine EBM Party sein, wenn nicht mindestens ein Hocico Song gespielt wird. Musikalisch könnten sie die schrecklichsten Szenen eines Exorzist-Films kurz vor Schluss untermalen, aber ein Gespräck mit dem mexikanischen Frontmann wird eher wie so ein Motivationstraining. Ungeachtet aller Härten, die sie durchmachten, den spitzen Kommentaren hinsichtlich Goths und der Szene allgemein, Hocico sind unzerstörbar. Denn Erk kennt The Secret und den wahren Sinn des Lebens.

Wie gefällt es dir hier, welchen Eindruck hast du von Finnland?
Uns gefällt es, sehr gut! Wir waren schon 2002 und 2004 hier, und wohl auch schon in Tampere. Eigentlich ist die Szene in Helsinki grösser, aber Tampere ist auch gut, und es ist immer interessant zu sehen, wer da alles kommt, wie unterschiedlich die Shows sind.



Die Szene hier ist anders! Das muss dir sehr exotisch vorkommen...
Wir sind viel herumgekommen und haben schon viel gesehen, sind oft aufgetreten. Wenn wir hier spieln, brauchen die Leute etwas länger, um sich mit uns anzufreunden, weisst du. Aber dann sind sie alle voll dabei, tanzen, und es ist toll!

Und ihr wart auch in Japan und Russland, kennt völlig unterschiedliche Szenen …
Yeah! Russland ist wild, echt WILD!!! Das bringt das Gefühl der Gefahr wieder, denn wenn du zu nahe ans Publikum kommst, können sie ein Stück von dir haben - im wahrsten Sinn des Wortes! Aber mir gefällt es, wenn es wild ist! In Japan sind die Leute eher zurückhaltend, ebenso in Finnland, eher ruhig. Sie brauchen ein wenig, um in Fahrt zu kommen, aber sie gehen dann auch richtig ab.

Ihr habt auch beim WGT in Deutschland gespielt, einem Gothic Festival. Seit neuestem beschweren sich immer mehr Leute, dass immer mehr Elektro-Bands auftraten und die originale Goth Szene praktisch verschwindet. Was meinst du dazu?
Um ehrlich zu sein, so hab ich darüber nie gedacht. Ich habe festgestellt, dass mehr Bands in Richtung Elektro gehen, Bands, die vorher mehr Gitarren hatten, wie Clan of Xymox, aber ich weiss nicht... vielleicht ist es für viel Bands praktischer, aber ich glaube, es geht immer um gute Musik, und wenn die Elektro-Musik - für uns ist es gut! Aber keine Ahnung, es ist nun so, vorher war es anders, wie wird es in 10 Jahren sein?! Ich hoffe nur, dass Bands bei Festivals wirklich gut sind, es spielt dann keine Rolle, was sie spielen, Rock oder Elektro.

Unter all den Bands in der Szene, was macht in euren Augen euch gut und einzigartig, was gibt Hocico Persönlichkeit?
Eine schwere Frage! Es ist schwer, das Besondere zu sehen, wenn du mittendrin bist. Ich glaube, wir sind ehrlich und drücken mit unserer Musik genau das aus, was wir fühlen, vielleicht mögen uns die Leute deswegen, weil wir nichts fälschen. Wir haben mit unserem finnischen Promoter darüber diskutiert, dass uns die Leute vielleicht deswegen mögen, weil wir von Mexiko sind?! Hey, cool – wir sind exotisch und Leute mögen uns! Aber als erstes musst du gute Musik machen, dann werden die Leute aufmerksam. Dann spielt es keine Rolle, woher du kommst, du must vorher was gutes leisten. Die Leute können sich mit uns identifizieren, weil unsere Musik aus unseren Herzen und Seelen kommt, sie ist pur und ehrlich.



Wie seid ihr also mit eurem letzten Album zufrieden?
Sehr zufrieden, ich glaube, wir haben das beste Album bisher geliefert. Wir haben lange daran gearbeitet und haben wirklich die besten Songs ausgesucht, von Anfang bis zum Schluss. Für uns waren das die besten. Unsere Songstrukturen haben sich in etwas noch viel Komplexeres entwickelt, aber zugleich gehen sie ins Ohr. Wir entdecken uns selbst auf komplexere Art und entwickeln neue Sounds, aber zugleich leichter fürs Ohr, die Melodien sind einprägsamer, also sind wir alles in allem sehr zufrieden.

Was war der schwierigste Song?
Das war “Doomed to perish”, denn da wollten wir den alten, klassischen Hocico-Sound und es war schiwrig, den nach 15 Jahren wieder hinzukriegen. Wir wollten die Zeit zurückschrauben und diesen Sound wiederbeleben, und ich erinnere mich, wie oft ich den Gesang aufnahm,und es war ein komisches Gefühl. Aber ich glaube, wir haben es hingekriegt, und ich bin sehr froh.

Und dieser eine Instrumental-Track “Metamorphose”, was wolltet ihr damit ausdrücken?
Es ist eine Art von Phantasie... vielleicht macht es nur für uns Sinn, wir wollten mit Sounds malen, darstellen,w ie wir uns mit der Zeit verändert haben, also ist es ein metaphorischer Wandel, wie ein Schmetterling, wie wir uns entwickelt haben und gewachsen sind in all den Jahren. Und am Ence explodiert alles... Ein sehr persönlicher Song, jeder wird da was anderes raushören.

Auf diesem Album sind mehr Songs in Englisch…
Wir haben mehr in Englisch geschrieben, es ist natürlich... ich wollte von mehr Leuten verstanden werden. Natürlich schreibe ich auch noch in Spanisch, aber in Englisch kann ich mehr Gefühle teilen...



Einige sagen, dass ihr mit spanischem Gesang einzigartiger und exotischer klingt... eher nach Hocico!
Richtig! Leute fragen mich, wohin das Spanisch verschwunden ist, warum wir nicht mehr in spanisch schreiben... aber wir folgen einfach unseren Emotionen, und in dieser Zeit fühlten wir uns nach Englisch, es fühlte sich richtig an, also sehen wir mal wie es weiter geht... es wird in Zukunft mehr spanische Songs geben.

Mit englischen Texten kann man also besser verkaufen, denkst du auch an diesen Aspekt?
Das zentrale Ziel für uns ist es, uns auszudrücken. Und wenn es Leuten gefällt - sie kaufen es und erhalten uns am Leben, erlauben uns, mehr Musik zu machen. Aber ich glaube nicht, dass wenn wir in Englisch singen, es besser verkaufen, wir singen in Englisch, weil es sich richtig anfühlt und sich mehr Leute mit uns identifizieren können, aber wir denken nicht daran, wie wir mehr CDs verkaufen. Nie. Wir brauchen Geld, um zu essen und zu reisen und ao, aber heutzutage ist Geld nicht das wichtigste in meinem Leben. Natürlich sind wir dankbar, dass unsere Musik uns all diese Chancen gegeben hat, zu reisenund all diese Erfahrungen zu machen, aber wir haben uns nie rein aufs Geld konzentriert.

Was fühlt ihr auf der Bühne, was geht euch durch den Kopf?
Gute Frage... nichts Besonderes, mir geht es gut. Es ist so, ich werden auf der Bühne zum Wüterich, der die Dämonen aus sich und den anderen rausholt, es ist eine unbeschreibliche Erfahrung. Ich kann das nicht mit Worten ausdrücken, ich kann nur sagen, dass nachdem die Show vorbei ist, kann ich mich kaum daran erinnern. Als ob ich mich nicht daran erinnern könnte, wo ich war... einige Bilder und Eindrücke, aber sonst kaum was. Es ist gut, es ist was Magisches und ich mag es, jede Show.

Es ist unglaublich und es ist noch immer so, nach so vielen Jahren, dass du so fühlst?
Es ist unglaublich - jedes Mal! Ich bin jedes Mal nervös, besonders ein paar Minuten vorher, aber das ist gut für mich.

Hast du jemals auf der Bühne Texte vergessen?
Yeah, ein paar Mal... dan versuche ich von den Lippen in den vordersten Reihen zu lesen, denn die Die-Hard-Fans kennen sie alle (lacht) und ich lauere "bitte verratet mir wie es weitergeht" (lacht)

Rax (Band-Kollege Rasco, Anm.d.Red.) hilft da nicht?
Es gibt nie Kontakt zwischen ihm und mir. Er ist in seiner eigenen Welt, und ich in meiner.

Wie ist euer Status in Mexiko? Wenn ihr all die Probleme eures Landes und eurer Gesellschaft in euren Texten behandelt, was denken die Leute von euch, wenn ihr wieder nach Hause zurückkehrt?
Wir haben viele Fans dort, wir freuen uns jedesmal, dort zu spielen, die Leute mögen uns, und wir haben Freunde dort, die uns unterstützen. Es scheint so, dass wir da jedes Wochenende spielen könnten, und noch immer hätten wir Publikum. Viele andere Bands sind in ihrer Heimat nicht willkommen, aber das gilt nicht für uns...

Besonders wnn du die negativen Aspekte deines Landes betonst...
Mexijkaner verstehen uns und können nachvollziehen, was wir sagen.



Wolltest du an irgendeinem Punkt deiner Karriere mal aufhören?
Nein... nein. Ich mag die Höhen und Tiefen, wenn ich unten bin, will ich wieder aufstehen, und auf dieselbe Art hat mir Musik alles gegeben, was ich im Leben habe, und manchmal hat sie mir alles weggenommen, aber ich gewinne es immer zurück. Ich liebe, was ich tue, und ich bedaure nichts, auch nichts schlechtes oder falsches, das ich tat, ich meine, all das hat mich zu der Person gemacht, die ich heute bin.

Wann wurde dir klar, dass diese Band Hocico wirklich mehr wird als nur ein Projekt?
Vielleicht solltest du das Rax fragen… wann war das? Für mich war es ernst von Tag 1 an. Ich wusste, wir werden es schaffen, I wusste nicht, wie es wird und was passieren wird. Wir sprachen ein paarmal darüber... aber es lief von Anfang an gut, ich tat was ich auch heute tue: ich gab mein Bestes und ich liebe es zu arbeiten, und es funktioniert. Es gab viele Punkte in unserer Karriere, wo es sich gut anfühlte und es gut war, es läuft und wir sind froh. Wann genau? Ich weiss nicht genau, wann es anfing.

Bist du wirklich dieser überzeugte Optimist?!
Ja, ich meine, wenn im nächsten Monat keiner unsere CDs kauft oder zu einem Konzert kommt - mir wäre es egal, ich würde weiter machen, was ich tue.

Ich muss es fragen - was ist der Sinn des Lebens
Glücklich zu sein. Die Definition von Glück ist bei jedem anders, aber du wirst herausfinden, was dich wirklich glücklich macht - es gibt keine Macht im Universum, die dir deinen Traum wegnehmen kann. Du musst nur dranbleiben, also ist das der Sinn.

Jetzt wo du die Welt gesehen hast, gibt es eine Chance, dass zu umziehst?
Eigentlich lebe ich schon seit ein paar Jahren in Deutschland, nahe Leipzig. Ich habe auch schon seit eienr Weile Deutschunterricht! Als mir klar wurde, dass Hocico bekannt wird. Eines jener dinge, die mich am meisten erschreckten - es ist so ruhig! Ich vermisse den Lärm von Mexiko, von zu Hause. Die Deutschen Nächte sind so ruhig...



Wie ist es mit Rax, was ist das Störendste an ihm?
Wir haben nicht genug Zeit, das zu beantworten! (lacht) Tja... er raucht viel und ich nicht, also stört mich das.

Und was ist das Störendste an dir?
Erk: An mir? Jemand muss mir helfen (sieht sich um)
Roadie: Du redest viel.
Erk: Ich?! Neeeeeeiiiiiin! Du kennst mich nicht so gut! Ich trinke keinen Alkohol, zum einen...

Echt?!
Keinen Tropfen, und viele hassen mich deswegen. Ich hab vor 4 Jahren aufgehört,und yeah, mir wurde klar, dass Alkohol nicht so lustig ist, wie ich dachte, und das es Zeit war, in meinem Leben was zu verändern.

Oh, also jedes Mal, wenn du mit deinen Freunden ausgehst, bist du derjenige, der fahren muss!
Ich habe keinen Führerschein! (lacht) Aber ich kann überall Spass haben, ich brauche dazu nichts zu trinken. Das hat mir auch geholfen festzustellen, wer meine echten Freunde sind, Freunde, nicht nur weil wir zusammen feiern, sondern weil wir auch so Spass haben können, weil wir einander mögen und sie mich als die Person schätzen, die ich bin. Es war ein guter Wendepunkt in meinem Leben, und ich bin froh darüber. Ich sage nun nicht, dass ich niemals wieder trinken werde, aber nun bin ich glücklich und mein Leben ist derzeit eben so.

www.hocico.com
Autor: Marina Sidyakina, transl. K. Weber, photos Hocico, Molla Mills
Eingetragen am: 2008-09-02

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