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Tarja Turunen - dieses Interview entstand ein paar Tage bevor Nightwish sie aus der Band schmissen

Hier erfahrt Ihr, was die Sängerin über Baby-Pläne, Finnland zu verlassen, den Unterschied zwischen der Privatperson und der Entertainerin und – leider mehr als sarkastisch – über neue Musik-Pläne denkt, falls sie sich jemals von Nightwish trennen sollte…

Tarja Turunen – das Interview wurde ein paar Tage vor ihrem Rauswurf bei Nightwish gemacht



Im Dezember gibst du einige klassische Konzerte ohne Nightwish. Ist es für dich ein anderes Gefühl als Soloartist auf der Bühne zu stehen? Ist es persönlicher, wenn man allein performt anstatt zu einer Band zugehören?
Die Konzerte im Dezember sind meine Weihnachtskonzerte und es wird eine Tour mit 6 Konzerten in 4 Ländern werden, davon sind 2 Konzerte in Deutschland, nämlich in Berlin und in Frankfurt. Das Programm beinhaltet einige klassische Weihnachtslieder, traditionelle und internationale Weihnachtslieder. Ich werde mit einem Streichquartett, einem Pianisten und Flötisten auftreten. Es ist ein riesiger Unterschied klassische Musik oder generell akustische Musik ohne Verstärker und Mikrophone zu spielen im Gegensatz zu dem, was ich bei Nightwish mache. Auf diese Weise ist es leichter für das Publikum meine wahre Stimme zu hören und die Gefühle wahrzunehmen, die ich mit meiner Musik versuche auszudrücken. Ich kann nicht sagen, welches von beiden besser ist, das musst du für dich selbst entscheiden, aber ich kann sagen, dass sich beide Gesangsstile sehr voneinander unterscheiden. Natürlich ist es persönlicher, wenn man allein performt oder als Soloartist auf der Bühne steht und nicht mit einer Band, besonders dann, wenn es um klassische Musik geht.



Klassische Musik war auch dein Einstieg in die Musik überhaupt, stimmt’s? Ist es immer noch dein liebstes Kind oder würdest du sagen, dass Nightwish und deine Solokarriere dir gleichermaßen am Herzen liegen?
Ich begann meine Studien der klassischen Musik als kleines Kind. Mein größter Traum ist es immer noch eine klassische Sängerin zu werden, weil das schon lange, lange vor Nightwish angefangen hat und die Band hat daran nichts geändert. Nightwish hat mir eine andere Sichtweise auf Musik gegeben und das war unerwartet. Heutzutage habe ich mich daran gewöhnt beides zu machen, aber ich bin eine ausgebildete, klassische Sängerin und ich lerne und übe das auch jeden Tag.



Nur so eine Vorstellung: Wenn du Nightwish eines Tages verlassen würdest, was würdest du stattdessen machen? Würdest du wieder zu einer Metal Band gehen oder dich ganz auf die klassische Musik konzentrieren?
Wenn das passiert, würde ich nicht noch mal in einer Metal Band singen wollen. Vielleicht würde ich eine andere Art von Musik machen und auch ein paar klassische Konzerte hier und da geben.



Im Moment ist es ja so, dass von überall her immer mehr Metal Bands mit Sängerinnen auftauchen. Wie siehst du diese Entwicklung? Geht dir das auf den Nerv?
Es ist wirklich unglaublich, wie viele Metal Bands zur Zeit Sängerinnen haben, aber es ist schmeichelhaft für mich zu wissen, dass ich eine der ersten war. Es ist gut zu wissen, dass sich nun auch die Mädels eine Position in dieser so genannten „Männerwelt“ erkämpft haben. Allerdings ist es nicht einfach sich in dieser Position zu behaupten. Manchmal habe ich das Gefühl, das ich ständig unter Beobachtung stehe, weil ich gut aussehen muss und stark genug sein muss.



Gibt es “symphonic metal” Bands mit einer Sängerin, die du magst?
Nicht in diesem Genre der Musik, aber ich mag Sängerinnen wie Liv Kristine (Anm. der Redaktion: ehemals Sängerin bei “Theatre Of Tragedy”, aktuell Sängerin bei “Leaves Eyes”) und Anneke van Giersbergen (Sängerin bei „The Gathering“).



Tarja, du bist ja verheiratet. Wie sieht’s denn aus mit der Familienplanung oder konzentrierst du dich doch eher auf deine Karriere?
Im Moment ist die Zeit noch nicht reif für den Nachwuchs. Ich werde die nächsten Jahre noch ziemlich beschäftigt sein und kann noch nicht mal daran denken ein Baby auf Tour dabei zu haben oder überhaupt in meinen Plänen. Die Baby-Uhr in meine Kopf hat noch nicht angefangen zu ticken. Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich es wissen und dann wird’s auch passieren.



Hast du je darüber nachgedacht Finnland zu verlassen und in ein anderes Land zu ziehen, in dem du nicht so bekannt bist?
Ich hab noch ein zweites zu Haus in Buenos Aires, Argentinien. Das ist für mich der Ort, an dem ich meinem normalen Lebensrhythmus entfliehen kann. Obwohl es dort auch viele Nightwish-Fans gibt und ich hin und wieder auf der Straße erkannt werde, ist es trotzdem nicht das Gleiche wie in Finnland, wo mich jeder kennt.



Gibt es auch Tage, an denen du im Bett liegst und über die letzten Jahre nachdenkst? Welche Gedanken kommen dir in diesen Momenten?
Es ist ein ziemliches Leben „on the road“ gewesen. Nicht viel Zeit, um zu Hause zu bleiben und zu entspannen. Ich habe gelernt, wie ich am besten meine freie Zeit nutze, um nicht krank zu werden oder mich zu sehr zu erschöpfen. Die Wichtigkeit meine Familie ist gewachsen und auch die Wertschätzung von Heimat und Freunden.



Unterscheidet sich die private Tarja sehr von der performenden Tarja?
Sicherlich gibt es da Unterschiede. Das Image von mir auf der Bühne hat eine Menge zu tun mit der Musik von Nightwish. Ich habe die Outfits für Nightwish mit meinem Stylisten designt und auch der Rest ist aus meinen Ideen entstanden. Das bin ich auf der Bühne, es ist meine Stimme und meine Persönlichkeit, aber die wahre, private Tarja ist viel ruhiger und sensibler. Ich lache ziemlich viel auf der Bühne und auch privat bin ich ein sehr glücklicher Mensch.



Was wäre der beste Song, um dein Leben zu beschreiben?
Da habe ich noch keinen gefunden, sorry.

Vielen Dank für das interessante Interview!





Autor: Jasmin Froghy, Photos: hfr., translation: Kathleen Gransalke
Eingetragen am: 2005-10-24

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