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Mind of Doll: Brüder, die nie erwachsen werden

Es ist toll, dass sich Mind of Doll aus Vantaa nach längerer Abwesenheit wieder in der Szene zurück melden - nicht nur auf den Bühnen, sondern auch mit ihrem zweiten Album, das eine weitere Dosis “Kickass Hard Rock´n Roll” verspricht. Vor ihrem Akustik-Gig und dem Pre-Listening ihrer neuen CD in Helsinki (siehe STALKER report) fanden Visa Heinonen, voc, und Sakari Virta, git, noch Zeit, um uns “Shame on your Shadow” (Review hier ) vorzustellen und zu erzählen, was seit dem letzten STALKER Interview 2008 (!) so alles passiert ist...

Die erste Frage liegt auf der Hand – was ist in der Zwischenzeit so alles passiert? Ist ja lange her...
Sakari: Lange her seit dem letzten Mal...
Visa: Studio, studio und proben...
Sakari: Es hat zirka 4 Jahre gedauert seit dem letzten Album bis zu unserem neuen Album
Visa: … zu lange...
Sakari: … eventuell zu lange Zeit. Es gab auch Neubesetzungen
Visa: … und ein Baby (Gelächter) – aber nun ist das neue Album im Kasten
Sakari: … und es ist gut. Es ist schön, wieder im Geschäft zu sein (Gelächter)


Da ihr bereits die Line-Up-Wechsel erwähnt – wer sind die Neuen in der Band? Könnt ihr uns das alles vielleicht etwas genauer erklären...
Sakari: Zuerst haben Visas Gitarre genommen...
Visa: ... mir weggenommen (lacht)
Sakari: … ihm weggenommen und unser ehemaliger Bassist Erik (Lundén) übernahm …
Visa: … meinen Job…
Sakari: … Visas Job an der Gitarre. Und dann kamen zwei neue, Ville (Muru), Brums, und Ide (Miettinen), Bass. Das ist eigentlich alles soweit.
Visa: Ville und Ide sind seit langer Zeit befreundet und sie haben in einer Band zusammen gespielt, Drum und Bass, und das war genau das, was wir suchten. Wir wollten die bestmögliche Rhythmusabteilung, und nun sind wir froh darüber.
Sakari: Yeah, das lief gut, denke ich.
Visa: Yeah, sie sind tolle Jungs.

Und übrigens, wer wird eigentlich Vater?
Visa: Die haben alle schon Kinder
Sakari: Ville, der Drummer, ist der letzte
Visa: Eigentlich haben alle schon Kinder, ausser Sakke und mir

Euer neues Album Shame On Your Shadow kommt nun auf den Markt (8. Februar), also was ist neu, habt ihr euren Stil verändert, was ist neu im Vergleich zum Debütalbum “Low Life Heroes”?
Visa: Nicht viel, aber ein bisschen. Wir... nun, wir sind eben nicht mehr so jung, denke ich (lacht) wir haben viel mehr Energie in das Schreiben der Songs investiert und wollten sichergehen, dass alle mit dem Ergebnis zufrieden sind.
Sakari: Wir wollten auch sichergehen, dass wir all unsere Kräfte in die Studioarbeit investieren. Das erste Album war eine Art Demo, das als Album herauskam. Diesmal, als wir zunächst Demos aufnahmen, hatten wir schon die ganze Zeit das Album als Ziel im Hinterkopf, sozusagen.
Visa: Und dieses Mal mussten wir nicht ALLE Songs aufs Album packen (lacht)
Sakari: Yeah.

Also wie viele Songs hattet ihr, wie habt ihr die gewählt, die am Album landeten?
Visa Ich glaube 17 waren es zuerst, oder 20...
Sakari: 16, 16 – ich glaube, wir hatten 16 Songs und 10 davon landeten auf dem Album. Und ich glaube, das Ergebnis ist gut, die CD ist nicht so lang, aber es gibt genug Abwechslung ...
Visa: Wie lang ist es?
Sakari: 35 min...
Visa: 35min purer Rock´n`Roll (lacht)
Sakari: Reicht doch! Glaub ich.

Wie war die Arbeit mit Aaro Seppovaara (Moonman Studio)?
Visa: Es war gut...
Sakari: Aaro ist ein toller Kerl, ein Profi. Es ist angenehm, mit ihm zu arbeiten, er hat gute Ideen ...
Visa: Wir kennen ihn schon lange, also war es einfach.

Wieviel Zeit habt ihr denn im Studio mit Aufnehmen verbracht?
Visa: Wir brauchten zirka eine Woche, dann hatten wir 1 Monat frei, dann wieder eine Woche ...
Sakari: Yeah, mehrere Abschnitte
Visa: Und ich weiss nicht genau, wie viele Tage insgesamt, weniger als 20.
Sakari: Yeah, ungefähr. Glücklicherweise hatten wir die Gelegenheit, Demos aufzunehmen, ehe es an das Album ging, also hatten wir eine deutlichere Vorstellung von den Songs, noch ehe wir ins Studio gingen.
Visa: Es ist immer ein Vergnügen, mit Aaro Seppovaara zu arbeiten.
Sakari: Yeah.

Worum geht es in den Texten – änderten sich die auch mit dem Alter? Andere Themen oder so?
Visa: Yeah, ich glaube, es hat sich was geändert, da ich ja keine 20 mehr bin. Nächsten Monat werd ich 30 … (Gelächter)
Sakari: Echt?
Visa: … also hat sich mit Sicherheit was geändert. Ich denke, ich hab etwas mehr Zeit mit dem Schreiben verbracht – eigentlich hatte ich schon an die 20 Texte fertig, als ich herausfand, dass die nicht zu den Songs passen, also fing ich nochmal von vorne an. Alles ist nun ein wenig düsterer. Denke ich (lacht)

Wie seid ihr an diese neue Plattenfirma geraten, die euer zweites Album herausbringt?
Sakari: Inverse Records haben dieses Sub-Label namens Secret Entertainment, das eher Rock´n Roll herausbringt, also eher unseren Stil. Inverse Records dreht sich mehr um Metal, Doom Metal, Stoner und so
Visa: Wir haben ihnen eigentlich nur drei Songs geschickt, sie fanden die toll, dann haben wir über einen Deal zu verhandeln begonnen.
Sakari: Yeah, die Zusammenarbeit war gut bisher
Visa: Angenehm und problemlos.
Sakari: Es ist toll, dass man da einfach anrufen und sich erkundigen kann, wie die Sache läuft und so. Bisher lief alles gut.

Also, das Album kommt am 8.2., habt ihr schon Pläne gemacht für weitere Gigs, eine Tour?
Visa: Nein, wir planen diese Riesenparty ...
Sakari: … die Release-Party, 1. März – du bist eingeladen!
Visa: Ich denke, im April fangen wir an, eine Tour zu planen, es ist noch alles offen... Viel Arbeit kommt noch auf uns zu im nächsten Monat, wegen diesen Tourneen und Gigs (lacht)


Ich vermute, ihr habt alle noch eure Hauptberufe, denn nur Musiker zu sein ist schwierig... haben sich diese auch geändert, oder arbeitest du, Visa, noch immer im Jugendzentrum?
Visa: Yeah, noch immer dort, es gibt dort immer viel zu tun (lacht)

Und was machen die anderen Jungs so, beruflich?
Visa: Ich weiss nicht, wir treffen uns immer nur im Proberaum
Sakari: Ich hab keine Ahnung, was diese Jungs machen, ich kenne nicht mal ihre richtigen Namen ...
(Ausbruch von Heiterkeit)
Visa: Nein, nein, Erik arbeitet in einem Laden...
Sakari: … in einem Lager, und Ide ist Vertretungslehrer in einer Grundschule, und Ville arbeitet am Bau ...
Visa: … glaub ich zumindest – alles gelogen (lacht)

Visa, wie viele Rockbands wurden denn in deinem Jugendzentrum gegründet, seit – und weil – du dort arbeitest?
Visa: Nein, leider, da wo ich arbeite, gibt es keine Proberäume – es ist nur ein kleines Jugendzentrum. Aber ich gebe Gitarrenstunden.

Was erzählst du den Kids denn, wovon sie sich eher fernhalten sollten – also, “vermeidet dieses, tut jenes nicht”? Gibst du ihnen irgendwelche Ratschläge?
Visa: Yeah klar, aber das sind Kids und sie sollten ihre eigenen Fehler machen, denn du weisst, dass Fehler zum Aufwachsen dazugehören. Aber klar muss ich dafür Sorge tragen, dass die Kids nicht über die Stränge schlagen.

Ist denn euer Traum nach wie vor, Vollzeitmusiker zu sein?
Beide: Na klar
Sakari: Das ist nicht einfach
Visa: Das ist wohl das finnische “Sisu” (Durchhaltevermögen, Geduld, Sturheit, Anm.d.Red.)
Sakari: Vielleicht können wir diesen Traum nach dem nächsten Album verwirklichen, Anerkennung erhalten und mehr Gigs bekommen, wahrnehmbarer sein – klar, warum nicht
Visa: ”It´s a long way to the top if you wanna Rock´n Roll” (lacht)

Vor einigen Jahren seid ihr ja sogar mit einem der grossen Rockstars aufgetreten, Sebastian Bach, in Tallin – entspricht er denn dem klassischen Rockstar-Klischee?
Visa: Es war seltsam, er hatte diesen Leibwächter dabei, und als wir unseren Soundcheck machten, kam er plötzlich auf die Bühne, um Videos zu machen “FANTASTISCHER ORT – oh, tut mir leid, dass ich unterbreche, ich heisse Sebastian” - und Mann, er ist wirklich gross (lacht). Scheint ein netter Kerl zu sein, wir hatten nicht viel Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Der Rest der Band blieb länger da.
Sakari: Er hatte diesen Gitarristen namens Metal Mike, und er ist ein sehr guter Gitarrist, ich spiele Gitarre, also sah ich ihm zu, und WOW – er weiss wirklich, was er tut
Visa: Und es war eigenartig, ihnen allen die Hand zu schütteln – du denkst da nur “Wow, die haben alle um die 8 Mio Platten verkauft” (lacht) Yeah, es war nett
Sakari: … der Ort war toll, ein altes Kloster, das mal abgebrannt ist, nur die Wände blieben stehen...
Visa: ... also war die Atmosphäre wirklich überwältigend – ich würde da gerne wieder mal spielen (lacht)

Das war nicht mal der ungewöhnlichste Ort, wo ihr aufgetreten seid – in Deutschland habt ihr ja mal in einem Knast gespielt (Gelächter) – wie war das denn so, wie hat das Publikum reagiert? Gab es da ein Gitter zwischen euch und den Häftlingen oder so?
Visa: Nein nein, wir haben mit ihnen am selben Tisch gegessen, und die Leute benahmen sich alle sehr gut, ich glaube, der Gig war als eine Art Belohnung gedacht. Wir spielten u.a. Criminal von Smack, und sie mochten diesen Song (singt) “you call me criminal...I´m not an animal” und sie klatschten mit .. es war toll!
Sakari: Das sind jene Situationen, die nicht viele Bands für ihre Auftritte haben, also war das natürlich ein Erlebnis, unvergesslich.
Visa: Aber es war auch toll, da wieder rauszukommen, dass wir da nicht die nächsten 15 Jahre verbringen mussten (Gelächter) Wir haben auch den Häftlingen einige unserer CDs geschenkt.

Ok, wir unterhielten uns über den Rock´n Roll Traum, wie sieht denn der Alptraum aus, für einen finnischen Musiker – ist es “ruotsilaiva” (= die Fähre von Finnland nach Schweden, Anm. d. Red.)?
Both: YEAH! Genau!
Sakari: Falls du uns jemals auf einem Viking Line Schiff sehen solltest, wo wir akustisch ein paar finnische Evergreens spielen, bitte schlag uns zusammen...
Visa: Yeah, ich hab da einige traurige Geschichten gehört (lacht)

Ich habe festgestellt, dass diese Band wie eine Familie wirkt – wenn ihr nun wirklich eine Familie wärt, wer wäre denn Mami, Papi, die Kids, das Haustier?
Visa: Erik wäre das Kind
Sakari: der Fratz
Visa: (lacht) der Fratz, yeah... eventuell müsste ich sagen, dass ich die Mami wäre (Gelächter) …
Sakari: Ich würde sagen, wir sind alle die Kids, sowas wie Brüder, die nicht erwachsen werden wollen
Visa: Yeah I glaube, wir haben alle diese Vater&Mutter Momente, aber dann sind wir doch wieder nur kleine Jungs (lacht)
Sakari: Wir leiden alle unter dem Peter Pan Syndrom (Gelächter)

Meiner Meinung nach ist das Peter Pan Syndrom keine Krankheit, sondern ein Segen... habt ihr noch abschliessende Worte?
Visa: Kauft die Platte - Shame on your Shadow!
Sakari: Kiitos! (= danke)

www.mindofdoll.com

Autor: Klaudia Weber, photos: Band, K. Weber
Eingetragen am: 2013-02-05

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