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Mortiis - wenn du willst, dass etwas richtig gemacht wird - mach es selbst

Mortiis, der Mann, der sich hinter der Trollmaske versteckt… so beginnen die meisten Storys über den ungewöhnlichen Musiker. Unzählige Ammenmärchen umgeben ihn, aber dennoch - in Deutschland ist er ein Insider-Tipp geblieben. Mastermind Mortiis ist aber nicht zu schüchtern oder zu hässlich, um sein wahres Gesicht zu zeigen, was alle STALKER-Leser bereits vergangenes Jahr erfahren durften. Aber für diejenigen, die es verpasst haben – auf der DVD gibt es eine Menge Chancen, ihn ohne Maske zu sehen. Seit unserem letzten Interview ist viel passiert – der STALKER quetschte es aus ihm heraus.



“Soul In A Hole – live in London” ist der Titel Deiner neuen DVD. Kannst Du uns etwas zur Bedeutung des Namens sagen?
Mortiis: Ich habe nach einem passenden Namen für die DVD gesucht, und da Songs von „Smell“ und „Grudge“ drauf sind, wollte ich etwas, dass das Gefühl der beiden Alben wirklich umfasst. Ich kam auf einen alten Text, den ich irgendwann zwischen “Smell“ und „Grudge“ geschrieben hatte und den ich noch nicht verwendet hatte. Er enthielt die Worte “Soul in a Hole”. Die Gedanken hinter diesen Worten drücken einen Gemütszustand aus, als ob man in einem dunklen Platz gefangen ist, nicht heraus kommt. Und es passt perfekt.

In der Live-Rubrik der DVD spielt Ihr in einer großen Location wie “Hackney The Ocean” in London, startet mit einem monströsen Intro und man sieht eine ziemlich große Menge, die Euch fast zehn Minuten feiert, bevor Ihr überhaupt den ersten Schritt auf die Bühne macht, gefolgt von noch mehr Enthusiasmus während der Show. Das ist wohl ein guter Indikator dafür, wie groß Ihr in Großbritannien seid. Was denkst Du, wenn Du das mit Deutschland vergleichst?
Mortiis: Wir sind nicht wirklich so groß. So ist eben die Art und Weise eine Show zu filmen – die Band größer machen, als sie wirklich ist. Unser Marketing in Deutschland war immer sehr begrenzt. Wir haben das Label immer wieder gebeten, in Deutschland eine Single zu veröffentlichen, uns in den Blick der Leute zu bringen, aber es ist noch nicht passiert. Wir haben einige gute Freunde in Deutschland, die alles für uns tun, was sie können, aber am Ende kommt es darauf an, was das Label machen will. Ich würde gerne öfter hier spielen, um die Dinge aufzubauen. Bis jetzt ziehen wir hier nicht so viele Leute an, um ehrlich zu sein, auch wenn unsere Festivalshows großartig waren.

Was macht Deiner Meinung nach den Unterschied zwischen deutschen und englischen Fans aus?
Mortiis: Deutsche Fans sind irgendwie schwieriger zufrieden zu stellen. Die Clubkultur ist in Deutschland groß, daher gibt es eine bestimmte Art von Musik, die anscheinend manchmal bevorzugt wird… wir sind nicht 100% clubfreundlich…

Wenn Du Dein eigenes Tour-Package buchen könntest – wer würde am besten zu Dir passen, wer wäre mit Dir auf Tour?
Mortiis: Das ist schwer zu sagen, aber jemand wie Rob Zombie wäre großartig. Ich denke, wir würden gut mit Bands wie Skinny Puppy, NIN und sogar Rammstein arbeiten. Wir sind ziemlich gemischt und klingen nicht bei jedem Song gleich.

Wenn ich Dich live sehe, frage ich mich immer, wie lange Du wohl brauchst, um Dich für die Bühne fertig zu machen. Wie lange brauchst Du also?
Mortiis: Normalerweise etwa eine Stunde. Das ist nicht so schlimm, es dauerte um einiges länger, als es noch nicht Routine war.

Hast Du jemals darüber nachgedacht, wie es wäre, immer so auszusehen, wie Du mit Deiner Maske aussiehst – ohne Chance, sie abzunehmen?
Mortiis: Nicht wirklich, aber ich denke, mein Alltagsleben wäre leicht bizarrer als jetzt. Wir haben gerade ein Haus gekauft und ich habe Zweifel, dass ich das Haus mit der Maske hätte kaufen können.

Das Artwork der DVD ist wie das Artwork Deiner Alben immer offensichtlich Mortiis - ohne wiederkehrende Motive. Machst Du das Artwork selbst?
Mortiis: Nein, das macht jemand aus Frankreich. Ich finde, er ist ein totales Genie. Normalerweise entwickle ich das Konzept und er kreiert es, fügt seine eigenen Ideen hinzu. Wir werfen uns quasi die Ideen zu, bis alles fertig ist.

Nimmt das Label bei Fragen des Cover-Designs oder beim Merchandise Einfluss?
Mortiis: Nein, sie haben mit unserem Merchandise nichts zu tun. Ich bin es eigentlich, der beim Album-Artwork etc. sagt, was getan wird. Ich kenne Leute, die bei Plattenfirmen sind, die ihnen vorschreiben, wie das Produkt aussehen soll und sie hatten deshalb fast einen Nervenzusammenbruch. Ich hoffe, dass uns das nie passiert. Die ganzen Gründe, weshalb Du mit der Musik begonnen hast, sind dann futsch.

Bist Du mit Deiner Plattenfirma zufrieden?
Mortiis: Does the pope shit in the woods? Wir sind gerade zwischen zwei Labels.

Wie kam es dazu?
Mortiis: Ich habe Tapes von The Stargate verschickt, das ich selbst finanziert hatte, nachdem ich CMI verlassen hatte und Earache war so ziemlich das einzige Label, das mich damit nicht zur Hölle geschickt hat.



Was war das schwierigste bei der Arbeit an der DVD?
Mortiis: Ich weiß gar nicht, wo ich beginnen soll. Jeder Schritt des Weges war die pure Hölle. Zuerst musste das Label dreimal ankommen, bevor ich eingewilligt habe, das zu tun. Die Verträge, die sie anboten, waren Horror. Dann hat es mich geärgert, dass sie während dieser Tour nur eine Show gefilmt haben; wir hatten die neuen Songs zu dem Zeitpunkt nicht mehr als 9-10 gespielt, als der London-Gig kam. Ich hatte gerade einen entzündeten Hals, so dass meine Stimme meiner Meinung nach nicht ganz so gut klang. Es wäre gut gewesen, mehr Aufnahmen zu haben, von denen man hätte auswählen können. Aber das Budget hat das alles eingeschränkt. Die wirklichen Probleme begannen, als wir nach der Tour ins Studio gingen und feststellten, dass der aufgenommene Sound so beschissen war, dass wir nicht glauben konnten, jemand hat ihnen Geld dafür gegeben. Das Schlagzeug hat zu der Zeit nicht wirklich existiert, die Zuschauer waren nicht anständig aufgenommen und das Venue an sich erst recht nicht. Die Vocals waren sehr clean aufgenommen, was keinen Sinn macht, weil ich live ein bisschen Verzerrung beimixe und wir wollten nicht viel im Studio herumtricksen, da es live sein sollte. Wir kontaktierten die Sound Recording Company und typischerweise wiesen sie die Verantwortung von sich. Wir hatten Albträume im Studio bei den Versuchen, den Sound besser zu machen. Und viel schlimmer: Die Film Company brauchte einige Wochen, um uns das Band zu schicken, so dass wir - dachten wir jedenfalls – es ansehen können, um einen Eindruck von den verschiedenen vorhandenen Kamera-Perspektiven zu bekommen. Ich saß also da, schaute es mir an – und schrieb etwa acht Seiten Kommentare dazu, was ich beim editieren gerne beachtet hätte und was dabei vermieden werden sollte. Einen Monat später kamen die Leute von der Filmgesellschaft wieder auf uns zu und sagten: „Was meint Ihr?“ Das ist das fertige Produkt.” Wir sind alle durchgedreht. Sie wurden gefeuert und wir wollten woanders hingehen… Und dann begann ein neuer Albtraum: Wir mussten das ganze Material von der eigentlichen Firma bekommen. Es stellte sich heraus, dass diese Leute so was von amateurhaft und unaufrichtig waren! Es kam zu einem Punkt, an dem wir diskutierten, ein paar große, kräftige Jungs zu ihrem Büro zu schicken. Letztendlich bekamen wir die Tapes nach sechs bis acht Wochen. Und dann, aus irgendeinem Grund, an den ich mich nicht erinnere, wollte das Label die DVD so herausbringen, wie sie war, was bedeutet hätte: ein schreckliches Produkt in unserem Namen. Also mussten wir nun auch gegen die Plattenfirma ankämpfen. Schließlich hat mein Freund Adam Mason, der auch “Decadent & Desperate“ gemacht hatte, die DVD bearbeitet. Er hat das ganze in zehn Tagen geschafft und ihm ist es gelungen, aus einem fast zerstörten Produkt etwas Gutes zu machen. Er hat es bei sich zu Hause gemacht und hat mir immer einzelne Parts via iChat geschickt, die ich kommentiert habe. Es war eine lange Woche, aber wir haben es geschafft. So ziemlich alle, die involviert waren, haben es also vermasselt und wie immer mussten einige Leute retten. Wenigstens wissen wir fürs nächste Mal über alle Tücken und Gefahren einer DVD-Produktion bescheid. Die einzige gute Erfahrung war, den speziellen FX Sound und die mutierten Versionen einiger Songs zu machen, die als Loops im Menü zu hören sind. Das war cool. Mit den Grafiken/Menüs bin ich auch sehr glücklich – diese Jungs, die das gemacht haben, waren neben Mason die einzigen, die ihren Job gut gemacht haben. Ich brauchte nur einen Telefonanruf, um ihnen zu sagen, was ich wollte und sie machten Nägel mit Köpfen. Für die Menge an Stress bin ich mit dem Resultat sehr glücklich. Die meisten Menschen hätten auf dem Weg aufgegeben, denke ich.

Konntest Du Dich mit dem Album „The Grudge“ all Deiner Aggressionen entledigen? Wird das nächste Album wieder mehr wie “Smell Of Rain” sein?
Mortiis: Wenn ich es mir zur Zeit so ansehe, wird es härter als jemals zuvor.



Kannst Du schon mehr zur nächsten Platte sagen?
Mortiis: Wir haben vor einer Weile eine Pressemeldung darüber rausgeschickt. Wir werden mit Rhys Fulber arbeiten und bis jetzt sind die Songs ziemlich heavy und brutal… Ich habe immer noch meine Inspiration wie immer. Einige Songtitel sind “Zeitgeist”, “The Ugly Truth”, “Hard To Believe”, “Doppelgänger”, “Scolding The Burnt” und “Great Deceiver”.

Haben Dich die Leute, denen Du „The Grudge“ gewidmet hast, danach kontaktiert? Oder waren sie welche von diesen rückgratlosen Feiglingen, die nur in der Lage sind, in der Gruppe oder hinter Deinem Rücken stark zu sein? Es gibt so viele von diesen Menschen überall und Dein Album war schwer misszuverstehen.
Mortiis: Nein, die Idioten, über die ich singe, nehmen keinen Kotakt auf… obwohl irgendwer einmal einen kleinen Spion ausgesendet hat, der sich über einen bestimmten Song erkundigen sollte, da dieser jemand offensichtlich einen Verdacht hatte… Wir fanden das alle sehr amüsant. Ich werde nicht sagen, ob der Verdacht gerechtfertigt war oder nicht.

Im letzten STALKER-Interview hast Du gesagt, das Du vielleicht die Musik für einen Horror-Film machen wirst. Was ist daraus geworden?
Mortiis: Es ist immer noch irgendwie in Gange. Ich glaube, sie suchen nach einem guten Vertrieb, was sehr wichtig für so etwas ist.

Um was geht es in dem Film?
Mortiis: Wie ich gesagt habe, ist er immer noch in Produktion, und die Handlung hat sich sehr verändert, aber als ich das letzte Mal etwas davon gesehen habe, ging es um Unterwerfung, eine ziemlich schreckliche Situation, in der man sein kann - füge Dich oder es passiert Schlimmes mit Dir.

Wie ist der Name des Films und wann und wie wird man ihn sehen können?
Mortiis: Das hat sich auch bereits mehrere Male gewandelt. Ehrlich gesagt, bin ich mir im Moment nicht sicher. Wenn etwas passiert, werden wir mit Sicherheit News versenden.

Mir hat auch die Video-Sektion auf “Soul In A Hole” gut gefallen, weil ich die Clips vorher noch nicht gesehen hatte. Sie sind wie kleine Filme. Wie war es, diese zu machen? Was für einen Arbeitsabluaf müssen wir uns hier vorstellen?
Mortiis: Ja, es ist gut, die Kontrolle zu haben. Normalerweise rede ich ein paar Wochen vorher mit dem Direktor und wir arbeiten das Script etc. aus – an diesem Punkt springt normalerweise das Label dazwischen, um sicher zu sein, dass alles gut läuft, was sehr lustig ist, denn am Ende zahlt die Band für alles und unsere Sachen kommen kaum über Großbritannien hinaus – jedenfalls nicht der Rede wert. Auf die meisten Dinge wird jedenfalls im Voraus gut geachtet, die Band erscheint und wir machen, was wir eben machen... was immer die Idee des Videos war. D&D zu filmen, war hart, weil die Location so kalt war. Ich glaube, Du kannst meinen Atem sehen, wenn ich singe. Später am Abend oder am nächsten Tag, als wir die Eröffnungsszenen des Videos gedreht haben, hatte unser ehemaliger Gitarrist eine Art Anfall und musste ins Krankenhaus. Der Rest von uns ging zurück zu Adams (Direktor) Haus und betrank sich. Åsmund, also unser Ex-Gitarrist, war ziemlich sauer darüber, aber wir sind in einem anderen Auto gefahren und uns erreichte der Anruf, als wir bereits am Trinken waren. Ich glaube, er war genervt, weil wir unser Management nicht angerufen haben – das wir übrigens später auch aus verschiedenen GUTEN Gründen gefeuert haben.

Wo habt Ihr alles aufgenommen? Die Filmorte sehen faszinierend aus.
Mortiis: „D&D“ wurde auf einem verlassenen Militärgelände bei Cambridge / UK aufgenommen. Die anderen Szenen wurden in einem Hotel gedreht.

„The Grudge“ wurde in einem verlassenen, alten Bankgebäude in New York gedreht.

„Mental Maelstrom“ wurde in London gedreht, in einem 300.000 £ teuren Apartment, das zum Verkauf stand und die Hauptszenen wurden in einem Pub oder Club gefilmt – auch in London. „Parasite God“ wurde in Death Valley aufgenommen – und auch in einer alten Kirche in London. Es wird berichtet, dass Bob Geldof dort immer hockte, bevor er zu Sir Bob Geldof wurde.

Kannst Du Dir vorstellen – mit oder ohne Maske – in einem Film mitzuspielen?
Mortiis: Ich weiß nicht. Ich glaube nicht, dass ich ein großartiger Schauspieler bin und ich habe noch nie einen guten Film mit einem Schauspieler gesehen.

Welche Rolle würdest Du gerne spielen?
Mortiis: Vielleicht den stillen Perversen, den keiner mag… haha.

Wenn Du ein Drehbuch für einen Kinofilm schreiben würdest – was für eines wäre das? Fantasy, Horror, eine Tragödie…?
Mortiis: Wahrscheinlich ein sadistischer Folter-Film… Es ist einfach, sich Wege auszudenken, um anderen Menschen Schmerzen zuzufügen. Ich bin kein großer Fan davon, aber ich finde es irgendwie faszinierend – das muss ich zugeben.



Erzähl’ uns doch mal ein paar persönliche Details zur Band. Zum Beispiel: Wer sind die Jungs?
Mortiis: Leo ist der Drummer, er ist derjenige, der sehr launisch sein kann und manchmal etwas außer Kontrolle gerät, wenn er harten Alkohol trinkt.



Ich bin derjenige, der immer sehr zynisch ist, aber ich würde alles für die Band tun.



Levi ist der Hauptgitarrist und sehr engagiert. Er ist derjenige, der Dich nach Hause fährt, während ich versuche, Dich zum Gehen oder zum Bestellen eines Taxis zu überreden.



Im Moment ist Levis Bruder Åge bei den Sessions zweiter Gitarrist. Er ist der charmante, zu Frauen immer höfliche Typ…



Stunden um Stunden mit denselben Leuten in einem Bus touren – wie sollen wir uns einen typischen Bustag bei Mortiis vom Aufwachen bis zum Einschlafen vorstellen?
Mortiis: Es ist ein Off Day oder rein Reisetag. Ein Tag im Bus heißt für gewöhnlich Aufstehen, Anziehen und wenn wir in der Stimmung sind, ist es normal, dass wir dann ziemlich schnell die Bierflaschen knallen lassen und Spaß mit der Crew haben. Wir haben eine ziemlich beleidigende Art von Humor. An einem Off Day halten wir vielleicht irgendwo an, je nachdem, wie lange die Fahrt ist. Vielleicht einige Interviews, aber nicht immer. Vielleicht ein paar Anrufe nach Hause zu meiner Frau, SMS schreiben usw., aber hauptsächlich sitzen wir einfach im Bus, essen und trinken… ich lese vielleicht ein Buch… ich lese viel… wenn ich ein Buch habe, das ich wirklich lesen möchte, mache ich das in einer Woche oder weniger. Auf der letzten Tour habe ich vier oder fünf Bücher gelesen. Ich lese immer mindestens ein Buch auf Tour, normalerweise mehr.

Auf der DVD sieht man zwischen den Songs vom Konzert Sequenzen, in denen Du zum Beispiel jemanden in Klopapier einwickelst. Habt Ihr noch mehr Spiele dieser Art auf Tour? Wenn ja, welche?
Mortiis: Das war Levi und wir waren ziemlich gelangweilt, als wir das gemacht haben… Es war lediglich ein ziemlich lahmer Joke. Du hättest ihn sehen sollen, als ich das Feuerzeug herausholte, haha!! Andere Streiche… ich weiß nicht, wir scheinen langweilige Leute zu sein. Wir sind einmal mit einer gewissen Band getourt und dachten, sie wären ziemlich steif, einfach verklemmt, und so haben wir Hardcore-Schwulen-Porno-Bilder überall auf ihre Betten geklebt und dachten, dies könnte vielleicht das Eis brechen. Aber so war es nicht. In Wahrheit sagten sie kein Wort, als sie aufwachten. Ich glaube, wir haben danach einfach aufgegeben. Eines Nachts war unser Busfahrer ziemlich betrunken und begann, deren Sänger zu schlagen, der den Bassisten datete… das war eine angespannte Situation.

Du bist seit einiger Zeit verlobt. Bist Du bereits mit Linda verheiratet oder wartet Ihr auf den Sommer?
Mortiis: Nein, wir haben im Juli des vergangenen Jahres geheiratet.



Herzlichen Glückwunsch!!!
Mortiis: Danke.

Wie hast Du geheiratet? Konventionelll? Mystisch? In einer Kirche? Nur auf dem Standesamt? In der Natur mit einem Hohepriester?
Mortiis: Wir wollten eigentlich nur zum Standesamt gehen und nicht später noch in die Kirche, denn religiös sind wir nicht. Aber wir konnten nicht wirklich viele Gäste mit auf das Standesamt nehmen. Linda fand dann diese großartige, alte Kirche in Helsingborg (Schweden), und auch wenn wir es beide ein bisschen scheinheilig fanden, sah die Kirche einfach gigantisch aus. Sie war ziemlich alt, riesig und voll von Ornamenten. Auch wenn es sich also etwas seltsam anfühlte, war es eine großartige Hochzeit und alle Gäste konnten dabei sein, was der Hauptgrund für den Ort war.

War es eine große Party?
Mortiis: „Ein bisschen groß“ würde ich sagen… nicht riesig… 60-70 Leute, es war eine gute Party… wir hatten eine Live-Band, eine lokale Band glaube ich… sie spielten hauptsächlich Rock-Covers.

Wo habt Ihr Eure Flitterwochen verbracht? Und wie war es?
Mortiis: Wir waren in Rom, wir wollten etwas, das uns etwas Kulturelles bieten kann, so fiel die Entscheidung zwischen Prag und Rom. Wir sind nicht so die Kunstliebhaber, also fiel Wien vorher raus, genauso wie Paris. Es war verdammt heiß in Rom und ich hatte die idiotische Entscheidung getroffen, durch ganz Rom zum Colosseum in meiner Lederhose zu wandern. Ich habe sie danach in der Woche nicht noch einmal getragen…Mal abgesehen von einem hochnäsigen Rezeptionisten und einem schrecklichen Essenserlebnis hatten wir eine großartige Zeit.

Wie hast Du Linda kennen gelernt und wie kommt Ihr beide damit klar, dass Du sehr oft auf Tour bist?
Mortiis: Wir sind nicht so sehr oft auf Tour, nicht so oft wie wir gerne würden. Sie mag es nicht, wenn ich auf Tour bin, aber wir haben uns bei einer Mortiis-Show kennen gelernt. Ihr Bruder war seit langem ein Fan und brachte sie zu einem Konzert mit, dann hat glaube ich ein gemeinsamer Freund uns gegenseitig vorgestellt, ich habe ihre Telefonnummer bekommen und rief sie einige Wochen später an… das eine führte zum anderen.

Sie kommt aus Schweden… kannst Du Dir vorstellen, nach Schweden zu ziehen?
Mortiis: In den 90ern habe ich sechs Jahre lang in Schweden gewohnt – es ist also kein Problem für mich, dort zu wohnen, aber wir haben gerade ein Haus in Fredrikstad gekauft, das etwa 30 Kilometer von der schwedischen Grenze entfernt ist, so dass wir jetzt vielleicht mehr Zeit in Schweden verbringen werden als zuvor.

Planst Du, eine Familie zu gründen?
Mortiis: …wart’s ab.



Hast Du selbst Geschwister? Wenn ja, hast Du noch Kontakt mit ihnen?
Mortiis: Ich habe einen Bruder, er lebt bei mir in der Nähe und wir sprechen ab und zu. Aber wie schon gesagt, ziehen wir um, dann wird es wahrscheinlich etwas weniger.

Was ist das verrückteste, das Dir bisher passiert ist, von dem Du Deinen Kindern eines Tages erzählen würdest?
Mortiis: Es passieren viele verrückte Dinge… aber das verrückteste war ein schwebender Dämonenkopf über meiner Brust, als ich im Bett war und versucht habe zu schlafen. Wenn ich ihnen jemals die Geschichte erzählen sollte, dann zu dem Zeitpunkt, wenn ich erzähle, sie sollen keine Drogen nehmen.

Ich habe gehört, dass die Taxifahrer in New York Dich einmal nicht mitnehmen wollten – wegen Deines Show Make Ups? Ist das wahr oder bloß ein Gerücht?
Mortiis: Ich weiß nicht mehr genau, was passiert ist, aber es gab da einen Vorfall in New York, als ich eine Strecke in der City laufen musste und wir kein Taxi bekamen. Earache beschloss, die Sensationslust zu nutzen und veröffentlichte eine Pressemeldung, die hauptsächlich Halbwahrheiten und ungesicherte Infos enthielt. Von dem Zeitpunkt an wollten wir alle Presseveröffentlichungen sehen, bevor sie hinausgehen.

Hat die Tatsache, dass du vergangenes Jahr 30 geworden bist, etwas an Deinem Leben geändert? Hast Du aus diesem Hintergrund heraus irgendwelche Entscheidungen getroffen?
Mortiis: Nein, das Leben geht weiter wie immer. Fighting the bastards.



Hast Du einen Plan B für ein Leben nach dem aktiven Musiker-Dasein? Wird das auch etwas mit dem Musik-Zirkus zu tun haben?
Mortiis: Nicht wirklich, aber ich denke es wird etwas mit Musik zu tun haben.

Hast Du etwas anderes gemacht, bevor Du mit Musik begonnen hast?
Mortiis: Nein, ich bin auf direktem Weg zur Musik gekommen. Ich war in der Schule, hab aber nichts Seriöses gelernt.

Heute ist Valentinstag; bedeuten Dir Feiertage etwas? (Das Interview fand am 14. Februar statt – Anm. D. Red. )
Mortiis: Feiertage bedeuten mir ziemlich wenig. Unternehmen puschen das ganze hoch, um den Leuten ins Gewissen zu reden und an auferlegte Traditionen zu appellieren. Vielleicht lassen sich nicht 100% davon beeindrucken, aber ich denke bis zu einer gewissen Grenze werden die Leute daran erinnert, damit sie mehr Mist kaufen, als sie ohne die Erinnerung gekauft hätten.

Was ist Deine persönliche Meinung zu Religion?
Mortiis: Ich glaube, das schlimmste, was den Religionen passiert ist, war die Entdeckung, dass es auch andere Religionen gibt. Jetzt drehen viele durch und irgendwann wird es vermutlich einen heiligen Krieg geben.

Hast Du eigene Glaubensansätze?
Mortiis: Nur das, was meine eigene Erfahrung mich gelehrt hat und das wäre: Halte die Augen immer offen - bei allem was Du tust, wenn nicht, wird Dich jemand reinlegen. Und wenn Du etwas richtig gemacht haben willst, solltest Du es selbst machen. Vergiss nie, die meisten Leute im Musikbusiness sind Haie und Du bist nichts anderes als schnelles Geld für sie.

Hast Du Erfahrungen mit einem Stalker als Fan gemacht?
Mortiis: Nicht wirklich… Es gab eine Begebenheit, da habe ich die falsche Person viel zu nah heran gelassen habe und einige Schwierigkeiten gehabt, sie wieder loszuwerden, aber das ist Vergangenheit, es hat sich letztendlich von selbst erledigt.

Und hast Du schon einmal jemanden als Stalker verfolgt?
Mortiis: Bin ich ein Stalker? Nein, keinesfalls.

Vielen Dank für Deine Zeit!
Mortiis: Kein Problem – gerne.


Autor: Samira Alinto, Photos: Mortiis, Translation: Melanie Haack
Eingetragen am: 2006-04-02

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