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Scar Symmetry - Schnelle Schweden

Manchmal geht es einfach ganz schnell. Während die einen Bands nach einem erfolgreichen Debüt sich ins stille Kämmerlein zurückbegeben und an den Nachfolge-Songs feilen, während die Monate und Jahre ins Land ziehen, hauen die anderen Bands nach nur kurzer Zeit ein folgendes Werk heraus, dass den Standart hält oder sogar noch toppt. Die Schweden, Scar Symmetry, fackelten nicht lange und schieben mit "Pitch Black Progress" nur ein Jahr nach dem Debüt "Symmetric In Design" ein Werk nach, welches größer, melodischer und besser ausfällt. Gitarrist Per Nilsson bestätigt uns diesen Eindruck.



Die Band wurde 2004 von Sänger Christian Älvestam ( Incapacity), Gitarrist Jonas Kjellgren ( Carnal Forge), Drummer Henrik Ohlsson (Theory In Practice), Bassist Kenneth Seil und Gesprächspartber Per Nilsson (Altered Aeon) gegründet, 2005 erschien schon das Erstwerk Symmetric In Design, welches mit dem modernen Melodic Death und dem superben Gesangswechsel von aggressiven und hochmelodischen Parts Kritiker und Fans beeindruckte. Knapp zwölf Monate später warten Scar Symmetry mit Pitch Black Progress mit einem nicht minder mitreißenden Werk auf, welches schon die Frage aufkommen lässt, wie schnell eine Band in kurzer Zeit derart hochklassige Qualität abliefern kann.

Dazu Per:Wir sind einen langen Weg in kurzer Zeit gegangen. Der Grund, warum wir so schnell arbeiten können, ist das alles so angenehm in und um die Band herum ist. Jonas und ich, wir haben das ganze Material in nur wenigen Wochen geschrieben, dann haben wir das ganze Material an unseren Sänger geschickt und er arbeitete all die Gesangslinien etc. aus. Christian arbeitet extrem schnell. Ich kann einen Song zuhause schreiben und ihn als Demo aufnehmen. Wenn ich einen ganzen Abend arbeite, kann ich einen Song fertig haben und sende den dann zu Christian. Er ruft mich dann zwei Stunden später an und sagt: Check Deine Emails, ich habe Dir die Vocals zugeschickt. die er auf seinem Computer aufgenommen hat und dann ist ein Song fertig. Unser Drummer schreibt die Lyrics und er arbeitet auch sehr schnell. (lacht)

Ähnlich wie die Songs sind Scar Symmetry also auch privat eine sehr schnelle Band?
(lacht) Das kann man so sagen, wir sind extrem schnell. Aber das Aufnehmen nimmt wiederum sehr viel Zeit in Anspruch. Ich denke aber, dass wir keine besseren Songs abliefern würden, wenn wir uns länger Zeit lassen würden.

Wie viele Bands, die erfolgreich sind, seid ihr auch bei Nuclear Blast gelandet und habt einen Langzeitvertrag bei den Donzdorfern unterschrieben.
Nuclear Blast war beeindruckt von all den Reviews zum ersten Album, sodass sie uns aus dem Vertrag mit unserem schwedischen Label Cold Records herauskauften. Ein so langer Vertrag ist natürlich auch eine Chance für die Band. Wir haben deswegen aber nicht darüber lange nachgedacht, für so viele Alben zu unterschreiben. Wir können kein größeres Label als Nuclear Blast bekommen, es sei denn wir würden zu einem Major-Label gehen. Ein Label muss interessiert sein in die Band, weil es ja investieren. Hätten wir nur für zwei oder drei Alben unterschrieben, wäre es etwas anderes, dann hätten sie nicht soviel in uns investiert wie jetzt.

Da ihr jetzt mit Blast der breiten Öffentlichkeit zugänglich werdet, beschreib doch mal bitte jedes Bandmitglied.
Oh, das ist schwer. Christian ist der beste Sänger. (lacht) Das Album zeigt das wirklich. Jonas ist nicht nur ein fantastischer Gitarrist, er ist auch ein toller Produzent. Henrik ist ein beeindruckender Drummer, der ständig übt und er schreibt auch sehr gute Lyrics. Kenneth ist charmanteste von uns, der die meisten Ladies von uns abbekommt. Nicht viele wissen das. (lacht) Er ist sehr bekannt in seiner Heimatstadt. Und ich, ich bin nur ein sehr guter Kerl. (lacht) Oh...

Scar Symmetry sind ein gutes Beispiel für eine Band, die auch trotz regionaler Entfernungen perfekt miteinander harmoniert und mitreißende Songs schreiben kann, dem Datenaustausch per Internet sei dank.
Wir sind sehr froh darüber, das Internet zu haben und zuhause an unseren Rechnern arbeiten zu können. Das ist sehr wichtig für uns, da wir nicht proben können bevor wir ins Studio gehen. Für das erste Album haben wir zweimal vorab geprobt und unser Sänger konnte noch nicht einmal dabei sein. Für das neue Album haben wir nicht einmal vorab geprobt.



Überraschend, dass ihr trotz der Entfernungen und den Verpflichtungen bei anderen Bands vom Sound her klingt, als würden hier sehr vertraute Personen miteinander agieren.
Ja, es klingt nicht gerade, als würden wir uns hassen. (lacht) Die Band wurde von Jonas gegründet, dem ja auch das Black Lounge-Studio gehört, wo wir beide Alben aufgenommen haben. Er stellte die Band zusammen. Jonas spielte in vielen Death Metal-Bands und wollte dann etwas mit viel mehr Melodien machen. Er kannte uns alle schon vorher, weil wir mit unseren Bands dort bereits aufgenommen hatten. Er wusste dann, dass er mit uns spielen muss, weil wir tolle Jungs sind und es funktionieren wird. Pitch Black Progress ist Symmetric In Design, aber nur eine Stufe höher, etwas mehr von allem. Mehr Melodien, mehr progressive Sachen.

Somit wäre es die logische Weiterentwicklung, wenn Scar Symmetry im nächsten Frühjahr das dritte Werk herausbringen, welches wieder etwas mehr von allem hat, oder?
Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht!Aber wenn ich mir die Unterschiede zwischen den beiden Alben jetzt anschaue, hoffe ich, dass es die natürliche Weiterentwicklung wird. Ich denke aber auch wie Du, dass das nächste Album 2007 herauskommt. Mal sehen, wie viel Zeit wir haben, da wir ja auch auf Tour gehen und Festivals spielen. Ich würde es begrüßen, wenn wir im Herbst aufnehmen würden. Das erste Album haben wir im August 2004 aufgenommen und Pitch Black Progress im August letzten Jahres. Wenn wir wieder im August oder September ins Studio gehen, wäre eine Veröffentlichung im April 2007 möglich.

Also ist der August DER Monat für die Band.
Ja, es ist ein guter Monat, wir haben da alle Sommerferien.

Für die Touren und Festivals wird sich jedoch die Arbeitsweise der Band ändern müssen und die Proben öfter angesetzt werden.
Wir haben bis jetzt noch nicht so oft live gespielt und wenn dann hier in Schweden. Davor haben wir nur einmal geprobt. Vor der Tour werden wir uns ein paar Tage treffen und ein paar Mal proben, das sollte genügen. Natürlich muss jeder die Songs auch bereits zuhause spielen, damit man sich an alles erinnern kann.

Eine besondere Trademark von euch sind die anspruchsvollen Lyrics, welche Thematik steht hier dahinter?
Ja, sie sind sehr speziell. Pitch Black Progress besitzt ein Konzept, jeder Song hat ein Thema von George Orwell. Henrik hat versucht, jeden Songs mit der Atmosphäre der Bücher auszustatten, allerdings mit geupdateten Versionen. Der Titeltrack und Mind Machine etwa gehen um eine dunkle Zukunft, wo eine kleine Gruppe die Masse dominiert, die alle Medien kontrollieren. Dazu wurden Mikrochips in die Körper implantiert und jeder ist verbunden mit einem Netzwerk, das alle Emotionen und Gefühle kontrolliert.

Ist es schwer, solche dunklen, großen Themen im schwedischen Sommer aufzunehmen, da dieser im August besonders reizvoll ist.
Das schwerste ist, dass im August das Wetter in Schweden am besten ist und Jonas Studio unter einer alten Kirche untergebracht ist, wo wir eingeschlossen sind, während draußen die Sonne scheint und wir an den Strand gehen wollen, um Bier zu trinken, doch wir müssen ja diese Musik machen. (lacht)



Im Line Up erscheint trotz der massiven Keyboard-Einsätze, die den Sound eindeutig prägen, kein Tastenmann.
Die Keyboards spielen Jonas und ich ein, live nutzen wir die vom Band, weil wir ein sechstes Bandmitglied nicht benötigen. Es würde Probleme mit den Proben geben und wir müssten jemanden alle Keyboard-Parts beibringen. Auf den Alben nutzen wir so viele Keyboards und Synthesizer und Software für diese, es würde deswegen einen Keyboarder benötigen der viele Keyboards auf der Bühne bräuchte, dann hätten wir keinen Platz mehr. (lacht) Für die Aufnahmen wollen wir auch keinen Keyboarder, denn das wollen wir selbst machen. Der Keyboard-Kram ist dafür zu wichtig für unseren Sound.

Wie sieht es da mit dem nötigen Abstand aus, wenn die Band ihre Alben selbst produziert?
Wir produzieren bei Jonas, weil wir den Ort kennen und es die preisgünstigste Lösung für uns ist, als wenn wir bei Fredman oder in den Abyss-Studios aufnehmen würden. Für das Budget das wir hatten, hätten wir dort drei Wochen aufnehmen können, was für uns nicht ausreicht. Deswegen ist es für uns besser bei Jonas aufzunehmen, weswegen die beiden Alben besser klingen als hätten wir in einem der beiden großen Studios in Schweden aufgenommen.

Über allen Details der Band thront die Stimme von Christian Älvestam, der in den klaren Passagen extrem warm und emotional klingt, aber gleichzeitig in den aggressiven Parts einen enormen Druck generieren kann.
Seine Stimme und die verschiedenen Vocals sind wohl der Grund warum wir so klingen wie wir klingen. Ich habe das Album einem Freund von mir vorgespielt und er meinte zu mir, dass Scar Symmetry alle Dinge vereint, die man am Metal liebt. Das hat auch viel mit Christian Stimme zu tun, er kann diese extrem tiefen Grunts, aber auch die hoch gepitchten Black Metal-Schreie erzeugen und mit seinen klaren Vocals hat er eine sehr warme und weiche Stimme, er könnte sogar diese hohen Falsettschreie singen, aber das haben wir bis jetzt noch nicht genutzt. (lacht) Wir werden sehen was da noch passiert.

Wo wir gerade mit einem Insider sprechen: Alle glauben, dass im Elch-Ländle jeder Death Metal hört und nur Langhaarige die Städte und Dörfer bevölkern, die Wirklichkeit sieht doch ganz anders aus. Im Radio läuft Popmusik und Hartwurstfans bekommt man auch nicht allzu oft zu Gesicht.
Da hast Du ganz Recht, die Death Metal-Szene ist schon recht groß und In Flames und Soilwork sind erfolgreich mit vielen Fans, doch sie werden nicht im Radio und TV gespielt. Ich weiß auch nicht warum, denn jedes Kind in Schweden mag In Flames und Iron Maiden, aber sie bekommen kein Airplay. Dafür hat man viele gruselige Bands und One-Hit-Wonder, die viele Konzerte geben, aber mehr Medien-Aufmerksamkeit bekommen. Ich weiß auch nicht warum. Das Death Metal-Land ist eine Legende. (lacht)

Vielleicht ändert sich das mit Scar Symmetry...
Ich hoffe es. (lacht)

Website der Band: http://www.myspace.com/scarsymmetry

Autor: Ingo Gießmann, Photos: hfr, Translation: Klaudia Weber
Eingetragen am: 2006-05-20

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