STALKER - Printversion
Philiae - erfinden sich selbst neu

2004, als Philiae einer unser Fresh Acts war, konnte man die freakige Hamburger Band noch mehr unter der Kategorie "Shock Rock" à la Manson einordnen. 2005 war ein Jahr der Veränderungen für sie, denn mit Frontmann Jane Doe´s (aka. Chris Harms) Ausstieg, stand die Band vor einem Umbruch. Jetzt sind sie zurück und haben mit Guido Maria Kober einen neuen Sänger und, mit ihrem Industrial Metal, einen sehr eigenen Stil gefunden. Ihren Auftritt bei der RockElite nahmen wir zum Anlass uns von Guido (vocals) und Alex Frank (bass) auf den neuesten Stand bringen zu lassen.

Für alle, die unser erstes STALKER Interview mit Euch gelesen haben, seid ihr ja keine neuen Gesichter mehr - mit Ausnahme eures Sängers. Wie kam es damals zustande, dass Jane Doe die Band verließ und zu den Pleasures ging?
Alex: Das übliche Programm. Chris und der Rest der Band haben irgendwann einfach keinen Weg mehr zueinander gefunden, musikalisch wie auch persönlich. Wenn man sich anschaut was Chris heute macht und was wir machen wird man ziemlich schnell verstehen warum das nicht zueinander passt. Ich habe das schon öfter gesagt, aber Form und Inhalt sollen bei uns eine Einheit bilden, das eine soll das andere nicht überwiegen. Ich habe auch das Gefühl das Chris heute glücklicher ist mit dem was er macht, es passt einfach besser zu seinem Charakter. Ich wünsche ihm viel Glück damit.



Habt ihr damals daran gedacht aufzuhören? Was hat euch zum weitermachen animiert?
Alex: Wir haben nicht daran gedacht aufzuhören. Es war von vornherein klar, dass wir weitermachen werden, weil wir eine Vision teilen. Also gab es keine Frage ob, sondern vielmehr die Frage wie. Herr Kober kam dann als die Antwort auf diese Frage durch die Tür und wischte alle falsche Nostalgie weg als er zum ersten Mal am Micro stand. Chancen soll man nutzen, lehrt uns die Geschichte.

Wie habt ihr Guido, euren neuen Mann am Mikro kennen gelernt?
Alex: Der Mann heißt Guido Maria Kober und wir haben ihn, wie schon damals, über eine Kleinanzeige gefunden. In soweit kann man sagen, wir hatten Glück. Aber den Rest sagt er wohl lieber selbst;)
Guido: Nun ich habe mir zu jener Zeit sehr viele Bands angesehen, als ich vor knapp eineinhalb Jahren sozusagen als „Detektiv in Hamburg“ unterwegs war. Ich bin sehr kritisch und penibel, was Musik angeht. Kein Wunder, denn der Markt ist voll davon. Aber gerade diese Haltung hat mich zu dieser Band geführt. Es ist verrückt, aber bereits die ersten instrumentalen Höhrproben im Studio waren schon erstaunliche „Rohfassungen“ und setzten in mir sofort Inspiration frei! Es ging tief und direkt rein. Ich wollte sofort singen!

Was für ein Typ ist er?
Alex: Guido ist ein Kraftwerk. Er ist ein 25h am Tag Mensch, der neben PHILIAE hauptberuflich professioneller Schauspieler ist. Auch Show und Stuntfights gehören da zu seinem Repertoire. Außerdem hat er ein sehr interessantes musikalisches Projekt Namens PROTAGONIST. Darin ist er als einziger Akteur verantwortlich für alle Instrumente. Dessen sehr experimentelles Industrial Debut „Slipstream“ hat uns auch final von seinen Qualitäten als Sänger und Musiker überzeugt. Über www.playdead.de kann man sich ein Bild von dieser Scheibe machen, die wir auch noch releasen werden. Auf Konzerten ist sie schon zu haben und ich kann sie jedem empfehlen der sich dafür interessiert wer unser Sänger ist. Also auch Dir.


Alex Frank (bass)

Wie war für euch Anfangs die Zusammenarbeit? Habt ihr euch schnell aufeinander einstellen können?
Guido: Ich sagte ja bereits: Ich bin echt penibel und kleinlich was Musik angeht. Offensichtlich haben wir uns aber auch da getroffen: Arbeiten an Songmaterial ist doch meistens mit sehr persönlichen Emotionen aller Beteiligten verknüpft. Das kann schon mal ans Gemüt klopfen. Unsere Arbeit im Studio und vor allem die Art ins Detail zu gehen, bis in den Kern, zeigte aber schon rasch, das diese sich lohnt, daß wir ein gemeinsames Ziel haben. Somit erschließt sich der Weg...

Alex: Von unserer Seite her gab es natürlich einen Prozeß der Umstellung. G.M. ist ein komplett anderer Typ und Sänger als Chris. Ich für meinen Teil war begeistert von seiner professionellen Arbeitsweise, bei der es nicht darauf ankommt möglichst nur eigene Ideen gelten zu lassen sondern vielmehr das Optimum an Performance und Song zu entwickeln. Wir mussten und müssen zum Teil heute noch lernen, das wir mit G.M. nicht um Ideen kämpfen müssen, sondern sie gemeinsam entwickeln können. Diese neue Freiheit war wirklich ungewohnt.

Philiae gibt es nun seit 2001, inwiefern habt ihr euch weiterentwickelt? Mögt ihr noch euer Zeug von „damals“ oder ist es eher etwas wo ihr denkt „Oh Gott, wie konnten wir nur…“?
Guido: Wenn man sich den damaligen Pressespiegel zur Scapegod ansieht, bekommt man einen recht guten Überblick über dieses Werk. Scapegod kann sich hören lassen. Auch heute noch. Das sage ich, der von PHILIAE bis zu unserer ersten Zusammenkunft im Studio noch nie etwas gehört hatte. Ich musste mich viel damit befassen, da ich die Stimmung einfangen wollte, bei deren Produktion ich damals ja schließlich nicht involviert war. Interessant wird es natürlich dann in der Liveumsetzung: An diesen Songs haben wir mindestens genauso hart gearbeitet, wie an dem neuen Material, damit die Stimmung und die Aussage nicht versicht, nur weil ein neuer Protagonist an der Kante der Bühne steht. Wir haben es passend gemacht und man kann sich live davon überzeugen: Scapegod ist eine gute Scheibe, und erweitert und ergänzt sich mittlerweile prächtig mit dem neuen Material.
Alex: Wir haben uns aber auch eindeutig weiterentwickelt. Wir legen heute vielmehr Wert auf musikalische und damit inhaltliche Komponenten und nicht nur auf die äußerliche Form. Zu den älteren Sachen kann ich sagen, das sie mir jetzt wo wir sie zusammen wieder live spielen sehr viel mehr gefallen als damals. Ich war mit der Live Umsetzung unserer Stücke früher immer sehr unzufrieden. Ich bin da kleinlich was das angeht, zum Teil nerve ich damit die Anderen. Wenn ich mir Aufnahmen unserer letzten Show ansehe, dann weiß ich aber auch warum sich das lohnt. Die alten Stücke wirken jetzt erst so wie sie hätten immer wirken sollen. Dazu brauch es aber Zeit und Geduld. Der einzelne Musiker muss durch Erfahrung lernen, warum es manchmal eben besser ist diesen oder jenen Effekt oder die ach so komplizierte Spielweise, die man ewig geübt hat, wegzulassen um dem Song Raum zu geben. Das tun wir heute. Auch die Tatsache dass Patrick jetzt neben den Videoinstallationen Keyboard spielt hilft dem Gesamtsound sehr. Der Einzige der schon immer auf hohem musikalischen Level songdienlich gespielt hat, ist Julien. Das es sich bei diesem Menschen um einen der besten Rock Drummer unserer Musik Szene handelt, will ich hier auch mal nebenbei gesagt haben.


Guido Maria Kober (vocals)

Für alle, die euch noch nicht kennen, beschreibt doch bitte mal Eure Musik.
Alex: Ich würde unsere Musik als eine Mischung aus der Vielseitigkeit von Pink Floyd und dem emotionalen Terror von Nine inch Nails beschreiben. Damit ist es eindeutig Rockmusik allerdings nach der Ära des Industrial, was zu elektronischen Einflüßen führt. Wir nennen es Post Industrial Rock. Wer also der Scheibe „Psalm 69“ von Ministry, ebenso etwas abgewinnen kann wie „The Wall“ von Pink Floyd der ist bei uns richtig.

Wenn ihr „This Is The Dawn Of A New Error“ mit „Scapegod“ vergleicht, was außer den Stimmen ist anders? Welche musikalischen Einflüsse prägten die beiden?
A.F. „Scapegod“ war sehr von Marilyn Manson und schlechten Drogen geprägt. Das muss man so sagen. Dieser Vergleich kam damals immer wieder zu Recht auf. Nun ist Manson ja im Grunde selbst nur ein skurriles Abziehbild der Rockgeschichte und damit als Idol für Musiker nicht wirklich zu gebrauchen. Von d.h. war ein Großteil der Band damit sehr schnell unzufrieden. „This Is The Dawn Of a New Error“ hingegen hat viele Einflüsse und ist wesentlich vielschichtiger. Diese Vielseitigkeit wird sich auch auf dem Album „Propaganda“ wieder finden, welches nun nach langem Marathon endlich dieses Jahr erscheinen soll. Ich finde den neuen Stil befriedigender. Man braucht sich damit meiner Meinung nach nicht hinter zu viel Make-up verstecken.

Im Übrigen habe ich verzweifelt versucht eure CD zu kaufen. Leider habe ich nichts gefunden (oder ich habe nicht richtig gesucht). Wo kann man sie erwerben?
Alex: Guter Punkt. Du kannst die Alben im Moment wirklich nur über unsere Seite kaufen, sowie in einigen Läden in Hamburg. Das ist dem Umstand zu verdanken, dass wir alles selber machen. Also auch Labelarbeit mit unserem Label Playdead Music, bei dem unter anderem die dänische Band SALIDA, sowie PROTAGONIST sind. Wir verhandeln aber gerade über einen Vertriebsdeal. Dabei bieten sich 2 Alternativen an, von denen wir 1 im Herbst abgeschlossen haben möchten. Dann sollte die Scheibe über den regulären Fachhandel zu bestellen sein.


Julien Schmidt (drums)

Was dürfen sich die nicht Philiae Live Kenner von eurer Show allgemein erwarten?
Alex: Auf jeden Fall eine Show die über den normalen Rock Circus hinausgeht. Neben Videoinstallationen, welche wir auch in den kleinsten Clubs realisieren, wird es in Zukunft interaktive visuelle Elemente geben, die den Zuschauer in die Show mit einbeziehen. Neben all diesen detailreichen „Message-Trägern“ gibt es aber auch eine sehr Energiegeladene Performance zwischen uns. Wir versuchen auf der Bühne keine Emotionen zu unterbinden und das führt dazu, dass schon mal Einer den Anderen von der Bühne tritt. Wir geben immer 180% und machen uns sehr viel Mühe mit unseren Shows, damit der Zuschauer auch wirklich ein Stück Erinnerung mit nach Hause nehmen kann. Ich habe selten in einer so aufgeladenen Atmosphäre wie bei PHILIAE gespielt.

Layout, Grafik und Video sind neben extravaganten Show-Makeup eins euer Markenzeichen. Der neue Look eurer Website gefällt mir sehr, denn früher war es zwar wirklich hübsch, aber ehrlich etwas schwer zu navigieren, wenn man es mal etwas eiliger hat. Was hat euch dazu bewogen, den Aufbau komplett umzustellen?
Alex: Du sagst es schon selbst. Webseiten sind Informationsträger, sie dienen aber auch dazu das Image zu bilden. Patrick, welche bei uns für alle visuellen Aspekt verantwortlich zeichnet, d.h. auch für Web Design, hat sich am Ende dazu durchgerungen einen Mammut an Seite herzustellen, der super aussieht und dabei bestens zu bedienen und upzudaten ist. Man sieht es der jetzigen Seite nicht an, aber sie ist ein technisches Meisterwerk. Wir können sie jederzeit in allen Formen umstellen, vom kompletten Layout bis hin zu Menüpunkten und natürlich dem Content. Der Mann ist eben Genie, von dem im Übrigen auch andere profitieren können. Einfach mal www.dead-f.de anklicken und staunen.

In eurer Video- und Choreografie-Begleitung der Shows steckt eine Menge filigrane Detailverleibtheit in der optischen Arbeit. Seht ihr darin nicht eine Gefahr vom wesentlichen abzulenken?
Alex: Die Frage ist was ist das Wesentliche? Vom Wesen her ist eine Rockshow doch ein Spektakel der Sinne. Bei uns kommt der Anspruch dazu dem Zuschauer nachhaltig etwas mitzugeben. Die Videobilder sind die optische Erläuterung der musikalischen Inhalte. Sie funktionieren aber nicht plakativ, sondern sukzessiv. Damit lenken sie unbewusst auf das Wesentliche! Nämlich die Botschaft, nicht am eigenen Zweifel zu zweifeln und das Denken als Chance anzunehmen. Wenn es ein Problem gibt dann sind wir es und es liegt an uns damit umzugehen. Derartige Dinge finde ich wichtiger als die konservative Vorstellung die Unterhaltungsbranche, in der wir auch sind, diene dazu den Konsumenten möglichst vergessen zu lassen. Wir wollen nicht vergessen lassen, wir wollen erinnern und dabei begeistern.
Guido: Gerade in der heutigen Zeit sind wir Menschen nahezu permanent umflutet mit Kommunikationsmedien aller Art, und doch nicht übersättigt! Wir haben uns mitentwickelt. Schon seit der Erfindung des Fernsehers, des Telefons, des Kinos und des Radios, bis hin zum logistischen Infarkts des heutigen Straßenverkehrs, hat sich unsere Wahrnehmung so erheblich auf diese Informationsflut, die auf unsere Synapsen einströmt sensibilisiert und spezialisiert, und unser Organismus hat schon lange begonnen imens mehr Daten jeglicher Form, gleichzeitig wahrzunehmen, sie zu verarbeiten, zu interpretieren und darauf zu reagieren! Es ist kein Mirakel eine e-mail zu schreiben, während man mp3 hört und gleichzeitig die Nachrichten auf der Glotze verfolgt. Hinterher kann man immer noch sagen: „Song drei hat mir am besten gefallen“, und sendet dabei die e-mail ab. Man kann auch Auto fahren, dabei Radio hören und gleichzeitig die Anweisungen des Navis folgen, während man ißt. Wir alle sind die Produkte dieser „neuen“ Mediengexpansion und leben und wachsen damit heran! Was ich damit sagen möchte ist, daß ich überzeugt davon bin, daß wir unsere Fans noch lange nicht überfordern, obwohl ich glaube, daß unsere Shows sehr Inhaltsschwanger sind. Schließlich ist das unser Ziel und daran arbeiten wir stetig. Schließlich lenken wir nicht vom Geschehen ab, sondern nutzen alle uns zu Verfügung stehenden Mittel, um das Meistmögliche zu erreichen. Diese Mittel fungieren also „sich gegenseitig unterstützend“ und nicht „vom wesentlichen ablenkend“.

Wie entstehen bei euch die Songs und ihr eben erwähntes drumherum? Kommt einer von euch mit einer Idee in den Proberaum und ihr werkelt dann alle zusammen, oder wie läuft es bei euch?
Alex: Sehr unterschiedlich. Die Palette an Werkzeugen mit denen bei uns Songs entstehen ist sehr groß. Das reicht von Jam-Sessions aus denen ein Song entsteht, bis hin zum Eingraben eines Einzelnen in seine Gefühlswelt aus dem dann das fertige Stück entsteht. Wir sind trotz unserer gemeinsamen Vorstellungen doch sehr verschiedene Menschen und entsprechend verschieden arbeiten wir auch. Was John und mich z.B. verbindet ist die Tatsache, dass viele unserer Stücke aus dem Verlangen entstehen den eigenen Schmerz über bestimmte Umstände musikalisch auszudrücken und ihn so zu relativieren. Diese Fähigkeit an sich ist der Umstand warum ich überhaupt Musik mache. Bei John hat es viel mit seiner Weltsicht zu tun, bei der er den Veganismus ins Zentrum rückt. Diese sehr interessante Theorie besagt das ein Grossteil der menschlichen Probleme auf den Umstand zurückzuführen ist das wir Fleisch essen. Das Leid Anderer, besonders unschuldiger Wesen, d.h. von Tieren ist ihm unerträglich. Ich kann jedem nur empfehlen sich einmal mit diesem Thema auseinanderzusetzen und sich die Vielzahl von Argumenten anzuschauen die gegen Fleischkonsum sprechen. www.veganismus.de ist da eine gute Seite.

Als ich einer guten Freundin erzählte dass ich mit euch ein Interview führen soll erzählte sie mir eine Lustige Geschichte. Sie hat euch mal in Hamburg getroffen wo ihr fröhlich Flyer verteilt habt. Macht ihr solche Aktionen immer noch?Alex: Natürlich. Wir sind nach wie vor mit allem beschäftigt was zu unserer Band gehört. Das reicht vom Flyer verteilen bis zum Album produzieren. Allerdings haben wir ein kleines Streetteam welches uns bei derartigen Sachen unterstützt. Unter www.philiae.com/sis kann man Mitglied werden und sich einige Vorteile im Bezug auf uns sichern.



Ihr habt kürzlich mit den kultigen Psycho-Rockabilly-Glam-Punks „The Skreppers“ in Hamburg auf der Bühne gestanden. Wie kam das zustande?
Alex: Samira vom Stalker hat vorgeschlagen, die Band in Hamburg spielen zu lassen, da sie die Jungs kannte. Da ich nebenbei noch bei dem Label Phoenix Records arbeite und denen ein kleiner Club in Hamburg gehört, haben wir die Sache da veranstaltet. Ich fand die Band super und wir haben glaube ich ein sehr skurriles Vorprogramm, zusammen mit Toxic Shock Syndrom geboten.

Jetzt muss ich etwas ausholen… Ich arbeite unter anderem mit den Leute vom Valhalla (Celticpub Gummersbach) zusammen, da unsere Büros sich auf der gleichen Etage befinden. Einer meiner Chefs meinte ihr hättet vor im Oktober/November dort ein Konzert zugeben, was mich persönlich natürlich sehr freut! Steht somit eine kleine Tour an? Oder ist das einfach ein „außer Reihe“ Gig?
Alex: Wir werden so wie es jetzt aussieht wohl nur einige Tage am Stück spielen. Ob man das gleich Tour nennen kann, bin ich unsicher. Jedoch liegt der Gedanke nahe, vielleicht wie schon 2004 eine 10 Tage Tour daraus zu machen. Das würde zum Album sogar passen…mmmh gute Idee von Dir! Danke, mal sehen was draus wird. (lacht)

Ein paar von euch haben ja neben Philiae noch in der 80ziger Trashmetal Band von Sabina Classen, Holy Moses mitgespielt. Wie verträgt sich dass mit Philiae und deren Tourplänen?Alex: Ja, das stimmt, Julien und ich haben bei Holy Moses gespielt. Julien 5 Jahre und ich ca.2 Jahre. Zeitlich haben wir das eigentlich immer ganz gut geregelt bekommen, ich helfe ja zur Zeit auch bei der Hamburger Band Dark-age aus und Julien hat noch eine weitere Band namens Reizer. Jedoch war für uns da irgendwann die Luft raus dann sind wir ausgestiegen! Egal was da sonst so für Gerüchte kursieren.


John Keffer (guitars)

Glaubt ihr an das Schicksal? Oder geplantes Schicksal?
Alex: Nun geplantes Schicksal ist ja ein Paradoxon. Außer du meinst das es von einer höheren Gewalt geplant wird und dann ist es wohl eine Religion. An eine Religion glaubt niemand bei uns. Ob ich an das Schicksal im Sinne der unbewirkten Vorherbestimmung glauben soll oder nicht ist sehr schwer zu beantworten. Es gibt weder einen Beweis dafür noch gibt es ihn dagegen. Gibt es Zufälle? Würde es sie geben, wäre unsere Welt nach mathematischen Gesichtspunkten nie entstanden. Die Unwahrscheinlichkeit der Entstehung der Elemente ist mathematisch so hoch, das man nicht mehr an den Zufall glauben mag. Sollte man allerdings an ein Schicksal glauben, würde sich mir die Frage aufdrängen welche höhere Wirkungsebene denn eine derartig perverse Entwicklung vorherbestimmt wie wir sie haben. Man müsste ja schon wieder religiös werden und das Böse als eigenständige Macht begreifen wenn man das glauben will. Ich glaube aber daran, dass es auf einer trivialeren Ebene für jeden Menschen einen Personen- und Ereigniskreis gibt, in dem er sich befindet und bewegt. Dieser entsteht vermutlich durch das Milieu in das sich ein Mensch begibt und seine natürlichen und erzogenen Anlagen. Innerhalb dieses Wirkungskreises kommt es dann immer wieder zu „schicksalhaften“ Begegnungen, welche der Wahrscheinlichkeit nach auf die gesamte Menschheit betrachtet unwahrscheinlich erscheinen und d.h. etwas schicksalhaftes an sich haben. Jedoch begrenzt dieser Ereigniskreis die gesamte Menschheit für den Einzelnen und erhöht dadurch die Wahrscheinlichkeit für den Zufall. Du merkst ich tue mir schwer mit dem Glauben, obwohl ich weiß dass er das Leben leichter macht.
Guido: Ich bin mir nicht sicher, ob du mein Monolog jetzt auch noch hören möchtest. Die Frage nach einem Glauben kann man halt nicht in drei Worten abfertigen. Und „Schicksal“ hat nun mal viel mit Glauben zu tun. Wie Alex bereits sagte, glaubt bei uns niemand an eine Religion, zumindest jene die als solche wählbar oder definiert ist. Für mich ist das Leben an sich schon Antwort und Macht genug. Da brauche ich keine Religion, hinter der sich Täter oder Feiglinge verstecken können, oder eine Art „Kontrollinstanz“ in Form irgendeines Gottes der sah, daß er alles gut gemacht hat, oder dergleichen. Ein gesunder, wacher und wachsamer Bezug zur Realität, erscheint mir, zumindest in jener Welt, in der ich lebe, eine unumstrittene Aufgabe. Oft genug setzt einem das Leben an, oder durch bestimmte Wendepunkte, Ereignise, Erfahrungen (und nicht nur die schmerzhaften) Zeichen, an welchen man sich entscheiden kann und muß. Allerdings nur, wenn man sie als Zeichen wahrnimmt und annimmt. Wenn man vor einer Wegesgabelung steht und man sich für einen Pfad entscheidet, hat man jenes „Schicksal“, daß du meinst, sicherlich aktiv in eine Richtung gelenkt. Die Veränderung fängt also bei mir an, und die Richtungsentscheidung geht wohl von mir aus. Das diese, meine Entscheidung bereits vorherbestimmt war wage ich anzuzweifeln. Das eigene Leben und dessen Ereignisse dessen Power und Zeichen aktiv wahrnehmen und interpretieren und daraus Entscheidungen treffen, halte ich für eine der wichtigsten Aufgaben und man könnte dies sicherlich als eine Art Religion oder Schicksalsanhänglichkeit mißdeuten. Oder kann der Mensch nur lediglich tun was er will aber nicht wollen was er will...?



Lasst uns zum Schluss noch ein kleines Wortspiel machen. Was denkt ihr beim Lesen der folgenden Begriffe:
WM:
Alex: Sehr schwer Konzerte zu kriegen, während der WM.
Guido Mich erschreckt immer wieder Kraft der Massenhysterie.

Internettauschbörsen:
Alex:Ich kaufe auch kein Auto ohne Probefahrt. Thema wird von der Musikindustrie gern als Ausrede für jahrelange Gier und Verschwendungssucht missbraucht.

Liebe:
Alex: Ist nur durch Glaube möglich.
Guido: Wir alle sind Sklaven der Liebe...

Alkohol:
Alex: Standarddroge der Gesellschaft mit eingebautem Zeigefinger am nächsten morgen. Wird gern in Verbindung mit dem modernen Soma, nämlich dem Fernsehapparat gemischt.
Guido: Ist wie mit jeder Droge: Viel Spaß, viel Leid.

Hamburg:
Alex: Vermutlich die schönste Großstadt Deutschlands.
Guido: Yez mann!

Presse:
Alex: Mainstream Medien maßen sich an dem Volk erzählen zu wollen was es zu denken hat. Die so genannte vierte Gewalt im Staate fühlt sich mehr und mehr als erste moralische Instanz. Doch die erste moralische Instanz ist das Gewissen und davon haben Leute wie Kai Diekmann und Konsorten reichlich wenig. Die perverse Art und Weise wie der vormalige „Minnesänger des Kanzlers“ sein Blatt auf Perversion und Voyeurismus ausrichtet finde ich straftätig. Es sollte für diese Art von Presse ein Gesetz im Strafgesetzbuch geben, das die Verantwortlich wegen bewusster Täuschung der Öffentlichkeit zur Verantwortung zieht. Als Kläger sollte in diesem Fall jeder Bürger auftreten können und die Sache müsste als nationale Angelegenheit direkt vor dem Bundesgerichtshof verhandelt werden. Dann wöllte ich mal sehen wie lang der Penis von Kai Diekmann wirklich ist. Ich denke wir wissen die Antwort.
Guido: Auch dem habe ich nichts mehr zuzufügen...

Familie:
Alex: Ist ein zerbrechliches Gut, das einen aufbauen und zerstören kann.
Guido: All jene, die eine haben, sollten sich glücklich schätzen...

Handys:
Alex:Sind eine Pest geworden. Bin selbst in gewisser Weise abhängig davon. Sie zerstören unsere Zuverlässigkeit und damit unseren Charakter und treiben uns gleichzeitig vor sich her, da wir immer erreichbar sind. Von der immer noch nicht ganz erforschten gepulsten GSM Strahlung mal ganz abgesehen.
Guido: Vor erst zehn Jahren, hätte ich nicht gedacht, daß ich heute ohne nicht mehr auskomen würde. Gerade durch meinen Beruf, ist so ein Teil für mich unabdingbar geworden. Aber es verbindet uns Menschen auf dem gesamten Planeten in realtime und das finde ich eigendlich eine großartige Erungenschaft...

Fans:
Alex: Sind eine Art Familie, wenn man sie hat und für die gilt ganz genau das Gleiche wie für die biologische(siehe oben)

Urlaub:
Alex: Brauch ich dringend! 5 Jahre lang keinen richtigen Urlaub mehr gemacht ist zu viel.
Guido: Der Begriff „Urlaub“ ist leider eine Erfindung unserer Arbeits- und schaffenswütenden Gesellschaft in welcher so erschreckend viele stupide, ohne Sinn und Verstand vor sich hin roboten und Angst haben vor dem Älter werden. Vielleicht war das nicht immer so, aber eines ist klar: Die meisten von unserer Westwelt nutzen ihn lediglich, um wieder arbeitsfähig zu werden, oder zu bleiben, oder sich von Arbeitsstrapazen zu erholen. Nur noch wenige benutzen den Begriff „reisen“, „andere Kulturen kennen lernen und verstehen“, „möglichst viel von diesen wunderschönen Globus zu sehen“, zu begreifen, daß es nicht überall so ist wie hier, und all das, bevor man umkippt und von ihm, dem Globus, wieder geschluckt wird, dabei ist das vielleicht das einzig wirklich wichtige, bevor man ins Gras beist.

Vielen Dank für das Interview!
Autor: Nicole Caspers, Photos: Peter P., translation: Klaudia Weber
Eingetragen am: 2006-08-02

Kommentare lesen: Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /var/customers/webs/stalker/www.stalker.cd/inc/kommentar.inc.php on line 8 0                           Kommentar schreiben