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Sodom - wie man sein 25 Jähriges feiert und warum Hirsche auch aus Fleisch sind

Sodom sind einer der wenigen Bands, die sich auch nach 25 Jahren im Business noch selbst treu sind und darauf pfeifen, ob sie in irgendwelche Sparten passen. Den „Spirit zu halten“ – so lautet das Credo von Leader Tom. Diese Einstellung gefällt und überzeugt – also bat der STALKER zum Gespräch. Erfahrt hier warum CNN unweigerlich zu neuen Songs inspiriert, was Trash-Metal mit der SPD zu tun hat, wieso 1 1/2 Stunden auf der Bühne absolut ausreichend sind, ob eine Zweit-Karriere als Jäger denkbar wäre und weshalb sich der Metal von der Revolution zum Mainstream wandelte. Ein Resumee über Zukunftspläne und Träume einer Band und noch viel mehr... Die nicht ganz so ernsten Fotos zum Interview entstanden schon beim diesjährigen TUSKA Open Air und danach hatte ich einen leichten Muskelkater in der Lachmuskulatur.



Über die erste Hälfte der bisherigen Sodom Laufbahn und damit über die diesjährige SODOM DVD "Lords Of Depravity Part I"...

Die Dvd ist schon was Besonderes. Alles ist richtig authentisch und auch der Aufbau haben mich überrascht – das hab so noch nicht gesehen.
Hast du alles angeschaut?

Ja, fast. Bei den Konzerten habe ich etwas abgekürzt. Aber ich fand sie richtig toll.(Die Review hierzu findet ihr hier.)
Na siehst du...

Auf der DVD waren auch einige heikle Passagen zu sehen, wie z.B. mit Ex-Mitgliedern, die andere Bands sicherlich weg geschnitten hätten...
Wir haben das ja bewusst drin gelassen. Du meinst jetzt das mit Chris Witchhunter?

Genau!
Ja, das war uns ganz wichtig. Das Ganze soll ja auch ein bisschen kontrovers sein und nicht geschauspielert. Es war wichtig, dass jeder von den Ex-Musikern seinen eigenen Standpunkt auch darlegen kann. Wir hätten das natürlich auch so schneiden können, dass alles positiver wirkt aber uns war ganz wichtig, dass so die Message von jedem Einzelnen unverfälscht rüberkommt. Bei Witchhunter merkt man das, oder Andy Brings, als der gesagt hat, dass er mich noch zehn Jahre danach gehasst hat. Unser Produzent hat schon viel Wert darauf gelegt, dass alles so original getreu wie möglich ist, deshalb hat er auch Ex-Arbeitskollegen von der Zeche interviewt. Ich wollte das zuerst gar nicht haben aber ein paar Kollegen hatten da ja auch etwas mitbekommen und die haben wir dann auch interviewt. Das macht die Sache authentisch und nicht so geschauspielert, wie beim Metallica-Film wo sie sich dann gefakt an die Köppe kriegen. Das fand ich zu aufgesetzt. Bei uns ist das alles echt!



Zu Andy hast du ja wieder einen guten Draht. Hast du mit Witchhunter jetzt auch wieder mehr Kontakt?
Neh, neh, neh, neh, neh! Das größte Problem bei der ganzen Dvd war auch den Witchhunter vor die Kamera zu kriegen. Ich musste zigmal anrufen. Wir hatten zwar das Klassentreffen aber einfach keinen Kontakt mehr. Der Witchhunter hat zehnmal abgeblockt und gesagt „Ich mach das nicht“ und dann haben wir uns über den Preis geeinigt und er hat es doch gemacht. Danach war gleich wieder Funkstille. Wir haben keinen Kontakt mehr. Der Witchhunter ist ja auch krank und nicht immer ansprechbar. Es weiß natürlich jeder, dass er Alkoholiker ist und da ist der Kontakt einfach nicht da – der hat ganz andere Probleme. Aber ich bin natürlich froh, dass wir ihn für die Dvd gekriegt haben. Der Produzent hat auch noch beim Witchhunter angerufen, weil er 10 Jahre bei SODOM getrommelt hat und ein wichtiger Bestandteil der Bandgeschichte ist. Ich bin sehr froh, auch wenn es nur Probeaufnahmen sind und die Qualität da nicht so toll ist, der Witchhunter steht vor der Kamera und ist mit drin. So Sachen wie er hinterher sagte „Mach die Kamera aus oder ich schlag sie kaputt“ hätte man rausschneiden können, denn da kommt er nicht so gut bei weg aber letzten Endes war das genau seine emotionale Stimmung zu der Zeit. Er hat bis heute nicht verkraftet, dass er nicht mehr bei SODOM spielt und wir ihn damals rausgeschmissen haben. Das wird er mir nie verzeihen und mittlerweile ist er auf einem Level, auf dem man sich mit ihm auch nicht mehr vernünftig unterhalten kann.

Ich denk mal, wenn er danach selber weiter in einer Band aktiv gewesen wäre, hätte das Ganze sich nie so hochgeschaukelt…
Ja, na klar. Er hat ja auch mal einen Band gehabt, die hieß „Witchhunter“ aber da hatte er keinen Sänger gefunden und dann ist der Gitarrist abgesprungen. Er ist das Ganze auch nicht professionell angegangen. Er hätte sofort danach nicht den Kopf in den Sand stecken müssen, sondern eine Band gründen und weiter machen. Andy Brings hat das so gemacht und Frank Blackfire. Wobei der Frank dann noch bei Kreator war ein paar Jahre. Die meisten haben einfach weitergemacht und bei Witchhunter wurde der Alkoholismus ja leider auch nicht besser, als ich ihn dann aus der Band geschmissen hatte.



Als du Andy Brings damals aus der Band schmiss, hättest du da jemals gedacht, dass ihr heute wieder so einen guten Draht zueinander habt und er mal Deine CDs produziert?
Man muss sich natürlich mal aussprechen. Andy ist ja aktiv in der Szene und spielt mit seiner Band hier und da und man läuft sich oft übern Weg. Da wäre es doof, wenn man gar nicht mehr miteinander sprechen würde. Andy sagt ja selbst, dass ich damals meine Gründe hatte, warum ich ihn aus der Band geschmissen habe - woran er nicht ganz unschuldig war. Jetzt mit Abstand, sieht er das ja genauso. Damals war er auch noch viel jünger als ich und jetzt ist er auch cooler geworden und jetzt funktioniert das auch alles wieder. Wir sind nicht die besten Freunde aber wir können prima zusammen arbeiten. SODOM ist meine Band und ich möchte sie als sagen wir mal Gesamtkunstwerk nach vorne bringen. Dabei kann ich einfach keine Rücksicht auf Einzelne nehmen. Das Business ist eben hart...

Als wir damals die STALKER-Anniversary-Party gefeiert haben, Andy mit seinen Traceelords auftrat, du als Überraschung mit auf die Bühne gesprungen bist und ein Mötorhead-Cover gesungen hast, hat sich Andy riesig gefreut.
Mit mir kann man ja auch klarkommen, ich bin echt locker. Selbst der Witchhunter könnte mit mir klarkommen. Mittlerweile komme ich mit allen – außer Witchhunter – sehr gut aus. Na ja, die anderen habe ich auch nicht rausgeschmissen. Michael Hoffmann oder Frank Petzer, die sind ja freiwillig gegangen, weil sie mit dem Witchhunter nicht klar kamen. Wir haben eigentlich alle noch regen Kontakt und es sind ja auch fast alle auf der Dvd. Gut bei Witchhunter und Atomic Stein hab ich dann auch gesagt „Wenn du nicht willst und Probleme machst, bist du eben nicht drauf“ und dann werde ich in Interviews auch sagen, warum jemand nicht drauf ist. Ich hab ja fast alle die ich gefunden habe oder die noch leben drauf gepackt. Da fehlte natürlich noch Aggressor, der allererste Gitarrist und Strahli, den hab ich nicht finden können und Destructor ist damals gestorben. Ich denke, dass ich alle wichtigen Meilensteine der Band drauf habe...



Gibt es eigentlich noch die Alt-Essener Szene? Du warst ja damals so der einzige Gelsenkirchener und alle anderen kamen ja aus Essen.
Nein, so wie in den 80zigern gibt es keine Szene mehr und auch keine richtigen Metaller in dem Sinn. Natürlich trifft man sich ab und an noch auf Konzerten aber das ist keine Szene mehr, die gibt es ja überhaupt nicht mehr. Früher hat man sich ja regelmäßig in irgendwelchen Metal-Kneipen wie „Mephisto“ getroffen, aber das ist alles schon lange eingeschlafen. Ab einem gewissen Alter trifft man sich nicht mehr regelmäßig in der Kneipe. Ich versuche aber jetzt einmal im Jahr so eine Art Klassentreffen zu machen, wo man sich mal in der Zeche Carl trifft, oder hier oder da und wenn wir mal hier in der Gegend spielen, lade ich sie auch alle ein.

25 Jahre Sodom und kein Ende absehbar. Das schreit nach einer riesen Feier. Über die Pläne zum Jubiläum...



Nächstes Jahr ist doch Eurer Jubiläum. Wäre es nicht gigantisch, wenn du die Ehemaligen mit auf die Bühne nehmen würdest?
Absolut! Ich weiß zwar noch nicht wie, aber mein Traum ist ja, dass wir eine Show spielen, wo alle chronologisch auftreten und immer vom derweiligen Album zwei Songs in der originalen Besetzung gespielt werden. Problematisch wird das wieder mit Chris Witchhunter, weil er das nicht mehr trommeln kann. Der Andy Brings hat kein Problem, Frank Blackfire spielt noch Gitarre.

Wobei es doch nicht ganz so wichtig wäre, ob Chris Witchhunter sich dabei vertrommelt.
Neh, stimmt schon. Das wäre der Kultfaktor. Na ja, mal schauen. Wir spielen auf jeden Fall auf Wacken und werden da schon sagen, dass es uns 25 Jahre gibt und vielleicht schon mal ein paar Ex-Mitglieder auf die Bühne holen, von denen, die noch fit sind. Wenn wir ein Stück von „Tapping The Vein“ spielen, kommt dann der Andy mit auf die Bühne. Das lässt sich ja durchaus alles machen. Aber wenn wir das wirklich, so wie ich es mir wünsche, chronologisch abarbeiten wollen, muss Witchhunter am Schlagzeug sitzen. Das kann schon ein Problem werden. Ich werde ihn fragen, ob er sich das zutraut aber ich sehe da schwarz. Trotz allem wollen wir zum 25. eine besondere Show machen. Ob das jetzt unbedingt auf Wacken sein wird oder wo anders steht alles noch in den Sternen. Müsste ja auch was passendes sein…

Wo habt ihr denn Eure allererste Show gespielt? Gibt es die Location noch?
Oh, das war in Frankfurt 1984 aber die gibt es leider nicht mehr, das Jugendzentrum Altenessen gibt es auch nicht mehr oder so. Früher gab´s ja hunderte von Jugendzentren. Wo wir das machen könnten, wären so Läden wie die Zeche Karl oder Zeche Bochum. Da haben wir früher schon oft gespielt. Das man da so eine Art SODOM Party macht mit Ex-Musikern und Meet & Greet, wo alle von SODOM mit den Ex auf den Fotos sind und einen zusammen trinken. Das können wir natürlich auch alles machen, klar. Das muss aber nicht unbedingt in Wacken sein. Wir könnten vielleicht eine Dia-Show laufen lassen aber dann muss natürlich Frank Blackfire da sein, Hoffmann… das kann man alles durchaus organisieren. Vom Aufbau her könnte man vielleicht eine Stunde normales Programm machen und eine Stunde die alten Klassiker in Originalbesetzung spielen. Aber irgend so was muss ich machen, das ist klar.



Über die nächste Sodom DVD "Lords Of Depravity Part II", die wohl Mitte nächstes Jahr erscheinen wird und deren Planung...

Die neue Dvd steht ja schon in den Starlöchern...
Ja! Die Interviews für die zweite Dvd mit Bernemann und Bobby haben wir schon gemacht. Die Historie war ja ohne die Beiden. Im zweiten Teil geht es dann ja so weiter. Alles authentisch. Die Historie bei der nächsten Dvd fängt dann 96/97 an, als ich Bernemann und Bobby kennen gelernt habe und reicht dann bis heute. Das dreht sich nicht nur um Konzerte und Interviews, sondern auch um das, was so zwischendurch und Drumherum passiert. Manchmal passieren ja auch schreckliche Sachen. Da kriegst du Dein Geld nicht oder als wir in Peru waren gab es Probleme… Wenn du dann einen Kameramann mit dabei hast, ist das wichtig...

Hattet ihr einen dabei?
Ja, klar. Wir haben schon Tonnenweise Material zusammen. Was wir jetzt noch für die zweite Dvd brauchen ist ein Konzert mit ein paar neuen Songs und ein paar anderen Klassikern. Eine fette Show halt wieder. Dafür ist das Dvd Medium ja eigentlich gut, dass man da auch Musik präsentieren kann. Ich hoffe, dass wir damit bald fertig sind und sie dann Mitte nächsten Jahres rauskommt. Es wäre gut, wenn wir diese Dvd als einen schönen Abschluss zum 25. Jubiläum am Start hätten. Vielleicht kann man ja dann die Show ,die wir da spielen, noch mitfilmen und als Extra kostenlos beilegen. Aber das sind alles Sachen, die ich erst mit der Plattenfirma besprechen muss.



Was das nächste Album nach „SODOM“ angeht, schiebt ihr das erstmal nach hinten und konzentriert euch primär auf die Dvd?
Ja, das ist so meine Meinung. Ich finde man sollte jetzt möglichst schnell die Dvd rausbringen, damit die Geschichte bis zur Gegenwart komplett ist. Dann auf das 25. Jubiläum konzentrieren und bis zum Ende des Jahres zelebrieren. Dann Konzerte, Tour, oder Back-Katalog rausbringen – je nach dem was die Plattenfirma vorhat – und erst dann ein neues Album. Das ist aber nur meine Meinung und es gibt da auch noch Entscheidungen von der Plattenfirma. Wenn ich die Dvd fertig habe, habe ich auch wieder den Kopf frei. Ich muss immer eins nach dem anderen abhaken, bevor ich wieder neue Songs schreiben kann.

Über das aktuelle Album "SODOM", Kriege und warum Angela Merkel keine Muse ist...

Das wundert mich etwas, denn wenn ich mir die Songs auf „SODOM“ ansehe, geht es in einigen um das Geschehen des 11. September und andere noch aktuellere Themen. Bei der jetzigen politischen Lage z. B. in Israel und Palästina, hätte ich gedacht, dass du schon auf Vorrat schreibst… (Die Review hierzu findet ihr hier.)
Ja, aber schau mal, den Konflikt zwischen Palästina und Israel gibt es ja schon immer. Der ist ja nichts Neues. Klar, gebe ich Dir Recht, dass es sich jetzt zuspitzt und es so schlimm wie noch nie ist. Afghanistan und so weiter… Deutsche und Französische Truppen versuchen zu schlichten… Was auch interessant ist, ist dass das Wort Krieg gar nicht mehr in den Mund genommen wird. Ständig heißt es Konflikt oder Auseinandersetzung. Alles wird heftigst heruntergespielt. Wenn ich einen neuen Song brauche, muss ich nur CNN oder die Tagesthemen anschauen.



Deine Texte werden ziemlich oft missverstanden, oder?
Jetzt nicht mehr so aber früher war das ganz schlimm. Da hieß es dann „Faschoband“ wenn über „Bombenhagel“ geredet wurde - Ist natürlich alles totaler Quatsch! Aber komischerweise kann mit so einem Image mehr Platten verkaufen, als mit so einem Saubermann-Image. Bei meinen Texten muss man einfach zwischen den Zeilen lesen. Was den Vorwurf der Kriegsverherrlichung angeht, ist das natürlich auch Quatsch. Sicher, die Cover sind schon ganz schön martialisch aber das ist natürlich klar, dafür machen wir Thrashmetal. Das weiß aber auch jeder eigentlich und wer das nicht glaubt, dem kann ich mein SPD-Parteibuch zeigen!
Was Themen angeht werde ich wie gesagt, durch aktuelle Themen beeinflusst und da ist man als Songschreiber wie ich auch etwas eingeschränkt. Über vergangene Geschehnisse zu schreiben ist ja nur eingeschränkt möglich. Ich kann zum Beispiel nichts über den zweiten Weltkrieg schreiben und wenn ich noch weiter zurück gehe fallen die Themen schon mehr in andere Metal-Richtungen á la Blind Guardian oder so. Diese Technik des Krieges, das Potential das da so hinter einem Krieg steckt, das interessiert mich halt. Diese Ur-Gewalt. Die heutigen Kriege zu großen Teilen am Computer erzeugt und gesteuert. Den
Mann-gegen-Mann-Krieg gibt es ja nicht mehr wirklich.

Warst du damals Zivildienstleistender oder bei der Bundeswehr?
Ich war bei der Bundeswehr.

Wenn du als Reservist jetzt gefragt wirst, nach Afghanistan zu gehen um die Ordnung wieder herzustellen. Würdest du gehen?
Neh, würde ich nicht machen. Ich hab kein Bock eine Kugel abzukriegen. Ich hab meinen Dienst beim Bund gemacht und hatte auch kein Problem mit Waffen aber in den Krieg zu ziehen… neh, neh, das ist mir zu gefährlich. Da hätte ich Schiss, muss ich ganz ehrlich sagen und ich bin da auch zu alt für. Amerikaner und Israelis müssen ja. Bei den Israelis müssen ja auch die Frauen und sind da teils ganz heiß drauf. Die haben eine ganz andere Mentalität und einen ganz anderen Bezug zu so einer AK47. Die haben kein Problem für ihr Vaterland zu sterben. Ich hätte aber ein Problem für ein anderes Land zu sterben. Wenn Deutschland jetzt im Krieg wäre, dann wäre das natürlich keine Frage aber Afghanistan, Libanon oder so… Da würde ich mich weigern und eher als Verweigerer in den Knast gehen. Tja, wenn man Berufssoldat ist muss man das dann machen. Das muss man sich vorher überlegen.



Wie stehst du denn zu Amerika und seiner Regierung? Ihr hattet ja ziemlichen Erfolg auf Eurer letzten Tour da verzeichnen können. In deinen Texten nimmst du dir ja deren Doppelmoral vor…
Den Bush persönlich angreifen, will ich jetzt ja auch nicht aber er hat halt viele Sachen nicht richtig gemacht. So sehen das die Amerikaner, mit denen ich rede, auch. Zum Beispiel hat man gewusst, dass am 11. September ein Anschlag passieren soll und komischerweise hat angeblich der Geheimdienst nichts gesagt. Man weiß ja gar nicht, wie die Fäden so laufen. Ich meine Bush hat damals mit Bin Laden Geschäfte gemacht. So was alles macht auch die Amerikaner skeptisch. Als wir die Shows dort gemacht haben, habe ich keinen Spruch abgelassen, aber „Axis Of Evil“ sagt es ja schon klar genug. Clinton fand ich viel gemäßigter und viel besser für die Amerikaner. Aber die dortige Bevölkerung steht ja auch nicht mehr hinter Bush. Die würden lieber heute wechseln als morgen…

Aber sie haben ihn wiedergewählt...
Ja, aber diese ganze Auszählung war auch nicht rechtens da. Ich meine so wie das gelaufen war. Ich hab noch nie einen Amerikaner getroffen, der uns wegen unserer Texte dahingehend kritisiert hat. Als wir in Los Angeles gespielt haben, waren auch viele mexikanischer Abstammung, die da eh nichts mit zu tun haben. Die sagen, sie sind Metaller und gehen auf ein SODOM Konzert – Punktum. Die meisten lesen sich die Texte eh nicht durch…

Würde Dich Angela Merkel auch zu einem Song reizen?
Nein, gar nicht! Ich meine unsere Wirtschaft erholt sich langsam etwas aber dann kommt nächstes Jahr die Mehrwertsteuererhöhung und dann geht´s wieder runter. Man kann über sie Witze machen aber für meine Texte kommt sie nicht in Frage. Die deutsche Politik ist allgemein völlig uninteressant dafür. Natürlich kann man mal Sachen ansprechen, wie die hohe Armutsrate in Deutschland, aber sonst ist Deutschland uninteressant für meine Texte im Moment...



Bei „SODOM“ hat mich das Cover erstaunt. Innen nicht, da ist es so wie man es von euch kennt, aber außen der Pappschuber sieht es so gar nicht nach euch aus. Es ist so pur und schlicht. Ich meine - ich mag das - aber es sieht nicht nach SODOM aus…
Innen ist eigentlich das Originalcover, aber das fanden die alle Scheiße. Ich war der Einzige, der es gut fand. Wir haben uns dann auf einen Kompromiss geeinigt und deren Coveridee als Pappschuber außendrum und mein Cover innen, so als Poster noch dabei. Der Pappschuber sieht völlig langweilig aus, finde ich, aber die Band fand meins Scheiße, die Plattenfirma fand meins Scheiße – da stand ich dann also… Ich fand es war ein gutes Shirt-Motiv und so ähnlich sahen die SODOM Cover immer aus. Aber der Kompromiss ist okay. Jetzt kam die Platte auch als Vinyl raus, wofür ich mich noch richtig eingesetzt habe und da hat sie mein Cover. Vinyl ist die einzige Möglichkeit, wie kleine Plattenläden noch überleben können. Spezialisieren und Vinyl. Wobei Vinyl nichts mehr ist um viel Geld zu verdienen, denn die wenigsten haben noch einen Plattenspieler.

Die Band und ihre Fans...

Du sprachst gerade Kompromisse an. Wie ist das überhaupt in der Band? Du bist zwar der Leader aber Bernemann und Bobby haben doch auch was mitzureden, oder?
Ja, natürlich! Deswegen sind wir auch schon so lange zusammen. Aber letzten Endes gibt es immer mal wieder Entscheidungen, die ich alleine treffe. Ich diskutiere immer gerne alles durch aber nach 25 Jahren, weiß ich einfach am besten was für die Band gut ist und dann muss ich manchmal die Entscheidungen alleine treffen.

Was mich auf dem diesjährigen TUSKA Open Air sehr beeindruckt hat, war dass du dich einen Tag vor eurem Auftritt noch mit Fans unterhalten hast und gefragt hast, was sie gerne hören würden und ihr das dann zum großen Teil auch wirklich gespielt habt.
Bis zu einem gewissen Grad, kann man das machen. Alles geht natürlich nicht aber alles was wir so drauf haben geht... Ich kann jetzt zum Beispiel vom Bernemann nicht verlangen dass er was von „Obsessed By Cruelty“ drauf hat, obwohl das ein Song ist den sie gerne hören. Zwingen kann und ich will ich ihn nicht dazu. Ich möchte schon, dass wir Songs spielen, hinter denen wir alle drei stehen damit der richtige SODOM Spirit rüberkommt. Einen Song von 1986 musst du ja praktisch neu covern, mit einer neuen Band, und das ist halt schwierig. Das kann man nicht einfach so spielen, weil man ihn ja besser spielen muss als er damals war aber darüber diskutieren wir auch mal drüber, was man jetzt machen kann. Leider kann man in einer oder anderthalb Stunden nicht so viel machen und länger als anderthalb Stunden können wir nicht spielen.



Zu alt?
Ja!
Nachdem wir das letzte Mal anderthalb Stunden gespielt hatten, dachte ich nur: „Ich kann nicht mehr! Echt jetzt.“

Wie alt seid ihr Jungs eigentlich?
Ich bin 43, Bobby ist - glaube ich - 40 und Bernemann ist auch 43. Ach weißt du, in anderthalb Stunden ist doch eigentlich alles gesagt.

Erzähl mir doch mal ein wenig zu Deinen Fans. Mir ist aufgefallen, dass du die meisten mit Namen kennst, wieder erkennst und sogar noch weißt woher du sie kennst und woher sie kommen. Das habe ich so noch nie erlebt. Alle Achtung!
Okay, also manchmal kommen auch einige zu mir und sagen; „Hey Tom! Weißt du noch 1988 Zeche Bochum?“ da sag ich dann „Klar weiß ich das noch! Lederjacke?“ aber wenn etwas solange zurückliegt muss ich natürlich passen. Aber so alle Die Hard-Fans die auf vielen Konzerten und Festivals dabei sind, kenne ich natürlich. Mir ist das sehr wichtig und auch dass ich meinen Respekt ihnen gegenüber zum Teil damit ausdrücke, dass ich mich eben an sie erinnere. Wenn ich nach der Show oder vor der Show mit denen noch ein Bierchen trinke und die sich den Arsch ab freuen, macht mir das riesen Spaß. Ein paar die auf wirklich allen Festivals und vielen Shows dabei sind, zu denen habe ich schon ein freundschaftliches Verhältnis.

Ich weiß nicht mehr genau wo das war aber einer meiner STALKER hat mir erzählt, dass du während eines Auftritts – war es auf dem Rock Hard Festival? – das Publikum noch auf ein Bier irgendwohin eingeladen hattest. Stimmt das und wie war es?
Oh je, wo das jetzt war kann ich mich nicht erinnern aber ich mache so was oft. Meistens gibt es noch irgendwo eine Aftershow-Party. Das hatten wir in Los Angeles, das hatten wir auch in New York. Na ja, was heisst einladen – ich sag dann halt „Nach der Show sind wir noch da und da“. Meistens hat man direkt vor der Show und direkt danach keine Möglichkeit mit den Fans Zeit zu verbringen und dann muss man eben was organisieren. Andere Bands gehen höchstens mit ein paar ausgesuchten Backstage was trinken und dann hopp hopp ins Hotel. In Amerika war das sogar noch so, dass nach der Show sofort das Licht anging und alle rausgeworfen worden, weil die Putzfrau kam. Das hab ich da auch kritisiert. Das ist ein großer Unterschied zwischen den Shows in Deutschland und denen in Amerika. In Deutschland kannst du zum Beispiel in der Zeche nach der Show noch lange mit den Fans an der Bar ein Bier trinken.

Das Business gestern und heute...



Wenn du dir die Musikindustrie / das Musikbusiness heute und zu Zeiten deiner Anfänge ansiehst. Was fällt dir auf?
Mittlerweile ist das Business recht groß und recht kommerziell geworden. Früher gab es keine so großen Festivals wie heute… Wacken waren dieses Jahr um die 70.000 Leute! Das ist zuviel, viel zuviel. Ein Kumpel meinte letztens zu mir, dass es in Wacken ja gar nicht mehr um die Musik geht, sondern sich abzuschießen und besoffen in der eigenen Pisse zu liegen. So hat der das empfunden. Leute gehen auf ein Festival und wenn da die eine oder andere Band spielt die sie gut finden, ist gut und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Früher war Metal noch was ganz besonderes, was ganz spezielles und nur für wenige Leute gedacht. Metal war früher eine Art Revolution. Dass es jetzt so kommerziell ausgeartet ist, finde ich nicht unbedingt gut. Heute kommt ja sogar die Oma mit aufs Konzert. Ich war früher in der Berufsschule der Einzige der Metal gehört hat und ich fand das gut so! Die anderen Jugendlichen haben New Wave und Deutsche Welle gehört - ich Metal. Metaller waren was Besonderes und heute ziehen sich alle so an. Viele Bands, die Metal genannt werden, sind ja auch kein richtiger Metal mehr. Mittlerweile profitieren wir natürlich auch davon und spielen auf vielen Festivals, aber wir versuchen immer noch unseren Spirit zu erhalten. Bobby ist ein großer Children Of Bodom Fan aber das ist kein Metal und hat nichts mit der Philosophie zu tun, die wir damals hatten. In Amerika gibt es außer dem Ozz-Festival kein großes Metal-Festival. Ich hab denen erzählt, dass es bei uns 20, 30 große Metal-Festivals gibt. Die fanden das himmlisch, ich persönlich finde es zu viel. Auch was die neuen Releases angeht… Früher war ich Metal Spezialist und heute kenne ich kaum noch eine von den neuen Bands, weil die wie Pilze aus der Erde schießen.

Und alte werden wieder ausgegraben und als Re-Union wieder auf die Bühnen gestellt…
Ja, da hab ich auch so meine Meinung zu. Das finde ich auch nicht immer so prickelnd. VENOM oder CELTIC FROST sind gut und schön zum Beispiel. Die haben jetzt auch viele Festivals gespielt und gute Positionen, aber ob die im nächsten Jahr noch mal irgendwo spielen weiß ich auch nicht. Klar kann man da noch mal einiges abgreifen aber ich stehe auf Kontinuität. Gute Platten zu machen, gute Dvds zu machen, hier und da zu spielen, mal eine Tour zu machen... SODOM bleibt einfach und solange wir drei noch anderthalb Stunden spielen können, spielen wir. In der heutigen Besetzung spielen wir jetzt 10 Jahre, das ist länger als so manche Ehe. Rente ist eh kein Thema, denn ich hab kürzlich meinen Rentenbescheid bekommen und wenn ich jetzt in Rente gehen würde, bekäme ich etwas mehr als 600 Euro… Davon kann ich natürlich nicht leben. Als Musiker macht man eben solange wie man kann und mir macht es auch noch höllisch Spaß!



Tom Angelripper, der Familienvater...

Wo du gerade die Ehe erwähnst, wie kommt denn Deine Familie mit SODOM klar? Deine Frau hat dich wahrscheinlich schon so kennen gelernt, oder?
Genau und na ja, andere Kinder fahren mal in den Urlaub für zwei Wochen und so was in dem Sinne gibt es bei uns nicht aber daran sind ja alle gewöhnt. Als Musiker bist du Freiberufler und musst sehen, dass die Kohle reinkommt. Ich kann nicht sagen, ich mache jetzt drei Wochen nichts, weil dann es auch drei Wochen nichts gibt. Aber die wissen das schon und wenn sie in der Schule erzählen, dass ihr Vater Musiker ist, dann interessiert sich auch die Lehrerin schon mal dafür. Na klar, ist es kein besonders geregeltes Leben, weil ich mal eine Weile ununterbrochen zuhause bin und dann wieder länger weg. Aber es gleicht sich schon aus.

Willst du deine Kinder mal mitnehmen auf eine Tour?
Ja, wenn die mal älter sind bestimmt. Nicht gerade auf eine Tour aber wenn mal ein Festival ist, oder so was – klar. Aber mein Sohn ist neun und dafür noch zu klein. Meine Tochter ist zwar 13, interessiert sich aber nicht die Bohne für Metal und hört eher die Top 20 rauf und runter. Ich war in dem Alter total begeistert von der Musik und für mich gab es gar nichts anderes. Auf ihrer Schule gibt es Metal Fans, auch einen mit nem SODOM Shirt, aber sie hat andere Interessen und ich will meine Kinder ja nicht zum Metal bekehren.

Wenn dein Sohn in zehn Jahren ankommen würde und sagt: „Papa ich will ´ne Band gründen!“, wie würdest du reagieren?
Warum nicht? Ich würde das unterstützen. Ich meine heute eine Band zu gründen ist viel schwieriger als früher. Zum Beispiel gibt es ja jetzt die KILLERPILZE, dass ist so eine ganz neue Band, die auch alle so kleine Jungs sind. Der Drummer ist gerade mal 12 Jahre alt – aber der ist gut! Da sind auch die Eltern so studierte Musiker und fördern ihn. Aber mein Sohn muss alleine den Wunsch entwickeln und ankommen, sonst komm ich gar nicht auf die Idee ihm ein Schlagzeug zu kaufen. Sonst kann es passieren, dass ich ihm eins kaufe, er eine Woche im Keller trommelt und dann keine Lust mehr hat. Und Musiker Da-Sein ist nicht immer so toll. Ich meine, wenn wir auf eine Tour gehen und es heißt Süd-Amerika, denk mal nicht, dass wir was vom Land sehen. Man hat andere sanitäre Einrichtungen, das Essen schmeckt komisch, dann hast du die Scheißerei für ein paar Wochen, dann gehst du wieder zu Mc Donalds weil es nichts anderes gibt – das ist die halbe Tour und das ist nicht schön. Aber so ist mein Leben!



Über andere Bands...

Wie ist das mit anderen Bands. Zum Beispiel SLAYER. Hast du dir das neue Album gekauft?
Ich hab´s jetzt schon gebrannt hier.
Im Laden kaufen würde ich es nicht. Ich hab mir schon lange keine eigenen CDs mehr gekauft. Die sind mir einfach zu teuer. Früher hab ich mir jede Platte gekauft, da war das noch mein Hobby. Aber als dann die CDs kamen hat das irgendwie aufgehört. Also wenn jetzt die neue SLAYER für 9,99 Euro irgendwo liegt, nehm ich die mit aber nicht für 20 Euro. Aber „besorgen“ tue ich mir alle natürlich. Ich hab einen Freund, der saugt das alles aus dem Netz. Das ist zwar nicht toll aber mich stört es nicht.

Wie fandest du die neue SLAYER?
Gut, aber nicht so gut wie die alten Sachen. Das geht mir aber bei vielen Bands so. Wobei Slayer für mich immer noch eine der besten Bands sind und ich lieber SLAYER höre, als was anderes, denn da weiß ich immer noch was ich habe. Ich bin auch ein bisschen enttäuscht von der neuen MOTÖRHEAD, denn es ist fast genau das Gleiche, was sie vor 10 Jahren gemacht haben. Es hat nicht mehr den Flair, den noch „Ace Of Spades“ hatte. Ich hab MOTÖRHEAD auch gar nicht mehr so mitverfolgt. Ich habe alle Platten, alle CDs die ich von SPV kriege, aber es haut mich nicht mehr vom Hocker. Dagegen gibt SLAYER noch richtig Gas und machen harten, aggressiven Metal und so muss das sein. Die neue von CELTIC FROST fand ich sehr langatmig und war nicht so begeistert.

Wie fandest du CELTIC FROST live?
Ich fand sie ziemlich tight aber ich hätte mir ein bisschen mehr älteres Zeug gewünscht. Ich fand sie früher besser und für mich wurden sie dem Headliner Status, den sie dieses Jahr hatten nicht ganz gerecht.



Gibt´s was Neues von ONKEL TOM?
Nein, dass ist jetzt zur Zeit etwas eingeschlafen, weil ich einfach mit SODOM zuviel auf dem Plan habe. Bei den Dezperadoz spiele ich ja nicht mehr und so ist SODOM im Moment alles. Ich würde nach der nächsten SODOM Dvd und CD gerne wieder ein neues ONKEL TOM Album machen aber wir haben ja keinen Plattendeal. Wenn wir wieder alles selber aufnehmen, selber produzieren und finanzieren, kriegen wir auch wieder einen Deal aber jetzt sieht es auch so aus, dass Alex mit den DESPERADOZ wieder so viel um die Ohren hat und wir nicht mehr so häufig zusammen kommen. Über das Problem denke ich auch gerade nach, denn ich hätte schon gerne ein paar Musiker hier im Pott, mit denen ich regelmäßig was machen würde.

Der Jäger im Mann und was STALKER damit zu tun hat...

Ist die Jagd immer noch Dein wichtigstes Hobby neben der Musik?
Nein, es ist meine Passion!

Korrigiere mich aber in Gelsenkirchen gibt es kein Wälder, oder?
Neh, neh, da muss ich ein gutes Stück weiter raus fahren, 120 km. Der Wald in dem ich jage, liegt südlich hinter Köln, im Oberbergischem Land. Ich hab da letzte Woche noch einen Bock geschossen. Ansonsten jage ich Wildschweine und Rehe...

Das heißt bei euch gibt es die nächsten Wochen Wild.
Neh, den haben wir erstmal eingefroren. Meine Kinder sind nicht so begeisterte Wildesser. Die sehen immer noch so das Reh. Als ich den Bock in der Garage abgezogen habe und mein Sohn rein kam meinte er „Hey! Das sieht ja unterm Fell richtig aus wie Fleisch!“ Ich sage „Das ist ja auch Fleisch“. Er hat dann sogar mitgeholfen aber essen wollen sie es nicht so gerne. Das ist mein Hobby und ich wollte schon als Kind meinen Jagdschein machen. Die Jägerprüfung hab ich dann 1992 gemacht, weil ich vorher nicht konnte – mein Führerschein war weg und dann darf man das nicht.



Bist du zu schnell gefahren?
Ja und ich hatte ein paar Bierchen zuviel. Dann musste ich fünf Jahre warten bis das alles aus den Akten gelöscht war und dann konnte ich endlich die Prüfung machen und den Schein bekommen. Im Wald hab ich meine Ruhe und das brauche ich auch als Ausgleich. Schade, dass man dafür kein Geld bekommt.

Du kannst ja Rehfilets verkaufen.
Wenn ich damit genauso viel verdienen würde wie mit der Musik, würde ich das machen und die Musik als Hobby. Andere ziehen sich Unmengen von Filmen rein. Unser Produzent in Berlin, der Ronnie, der guckt jeden Abend Dvd und Kino. Zu meinem letzten Film hat er mich auch förmlich gezwungen ins Kino zu gehen. Der Film hieß „SAW“ und war eigentlich ganz gut aber ich stehe einfach nicht auf Filme. Ich bin auch kein Buchfan. Das ist mir alles zu realitätsfremd. Ich lese dann lieber noch eine Jagdzeitschrift.

Als wir noch gedruckt waren, haben uns am Anfang viele Zeitungsläden bei Jagdzeitschriften einsortiert, weil sie nur den Hirschen und die Zielscheibe angeschaut haben. Erst nach drei Ausgaben kamen wir zu den Musikzeitschriften.
Ja, Stalker ist ja auch ein Begriff unter Jägern. Langsames Anpirschen meint es und natürlich ist es heute auch ein Begriff für die Leute, die anderen nachstellen. Ist natürlich ein super Magazinname, wollte ich dir eh schon mal sagen.



Danke, danke! Der Name sorgt aber manchmal auch für Missverständnisse. Björk hatte mal ein Stalker-Problem und als wir sie interviewen wollten, gab das einigen Tumult.
Kann ich mit vorstellen. So nach dem Motto: „Was? Die haben jetzt ein eigenes Magazin?“
Euch bei Jagdzeitungen einzusortieren ist ja auch kurios. Ich finde das gut!
Dieses Wochenende gehe ich wieder auf die Jagd. Glaub aber nicht, dass ich da nur schieße, denn von 10 Jagdausflügen schießt du vielleicht einmal was. Die Hauptsache ist die Geselligkeit und die Natur. Wir wollen das auch vielleicht auf der nächsten Dvd dokumentieren, aber die halten alle nicht still und dann sehen wir ja nicht ein Tier! Und Bobby kann ja nicht mal einer Fliege was zuleide tun. Letztens hab ich auf dem Tisch eine Fliege plattgemacht und da meinte Bobby gleich „Oh Mensch, musste das jetzt sein?“ Ich meinte dann „Bevor die auf meinem Frühstück sitzt, ja, da muss das sein.“ Er ist sehr empfindlich und da reden wir dann auch gar nicht über die Jagd. Er will das gar nicht hören.

Dezember Tour mit Finntroll (Daten findet ihr bei unseren Tourdaten)...

Gibt es noch etwas was du noch sagen möchtest?
Im Dezember geht es auf Tour mit Finntroll und danach nach Süd-Amerika. Im nächsten Jahr geht es genauso üppig weiter wie in diesem Jahr, hoff ich. Die Nachfrage nach uns ist gut, das Album läuft auch toll und wir haben wieder neue Fans dazugewinnen können. Ich möchte mich auch bei den SODOM Fans unter den STALKER Lesern bedanken!

Werde ich ausrichten.



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Rollentausch: Tom interviewt nun Samira...

Tom: Ihr werdet aber nicht mehr gedruckt, oder?
Samira: Nein, wir hatten einfach nicht genug bezahlte Anzeigen. Das Business in Deutschland kennt das Wort Fairness in vielen Bereichen eben leider nicht und der STALKER war und ist nun einmal ein unabhängiger Titel. Die Verkäufe waren super und auch sonst lief es gut. Die Druckkosten kann man nur über die Verkäufe decken, aber die Händler, der Vertrieb und die feste Crew wollten auch bezahlt werden, dann noch die ganzen anderen Kosten… und das ging einfach nicht mehr. Meine finanziellen Mittel zum Löcherstopfen waren nach der Juni/Juli 2005 Ausgabe erschöpft und die wenigen bezahlten Anzeigen in der Ausgabe wurden dann noch nicht oder nicht rechtzeitig bezahlt. Tja, einen weiteren Kredit bekam ich nicht. Ich war froh, dass ich die Crew früh genug vorgewarnt hatte und sie noch bezahlen konnte.

Tom: Das ist immer das Problem, das kenne ich auch. Ich hab das so manches Mal, dass wenn eine Rechnung nicht noch gerade rechtzeitig bezahlt worden wäre, hätte ich einpacken können. Was hast du dann gemacht?
Samira: Es gab eine Firma aus Amerika, Dragonfly, die wollten uns kaufen und dann so lassen wie bisher, aber mit viel Dragonfly-Werbung darin. Das wäre die Lösung gewesen und wir waren auch schon beim Notar und haben den STALKER erst nur online weitergemacht um unsere Leser nicht zu verlieren, aber dann gab es bei Dragonfly im Januar 2006 einen Wechsel und die hatten einen neuen Geschäftsführer, der dann von dem Deal nichts mehr wissen wollte und vom Vorvertrag zurücktrat. Das war´s dann, ich war pleite und die Aussicht wieder zu drucken war zu Nichte. Wir haben dann Crew-intern diskutiert und entschieden online weiter zu machen. Mittlerweile haben wir jeden Monat über 100.000 Besucher (unique visitors) aus der ganzen Welt auf der Seite. Es ist jetzt viel Arbeit für kein Geld, aber es sind trotzdem noch fast alle aus der alten Crew dabei.

Tom: Na siehste! Du lässt dich wenigstens nicht von Labeln und so beeinflussen und bist unabhängig geblieben. Dann ist es doch die Hauptsache ihr macht so weiter.


Autor: Samira Alinto, translation: Kathleen Gransalke & Klaudia Weber
Eingetragen am: 2006-10-30

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