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Dimmu Borgir: Luzifers Tagebuch

Die norwegischen Meister des Black Metal, Dimmu Borgir, sind wieder da, mit neuem Album "In Sorte Diaboli" und einer ausgedehnten Tour, die sich ab Septemper auch auf Europa erstreckt. Und nicht nur das hält die Band derzeit auf Trab... Du erfährst hier bei STALKER, was Sänger Shagrat zum Thema Religion, Interview-Marathons und seine wahre Persönlichkeit zu sagen hat.

Wie gehts?
Ahm... ich bin etwas müde, denn wir hatten Promoreisen durch Spanien, Italien, Paris und so, eine Menge Intervie, aber auch ein paar gute Parites (lacht)

Beim neuen Album gefällt mir besonders der Song „The Chosen Legacy“
Ja, meine beiden Lieblingssongs des Albums sind „The Chosen Legacy“ und „the Sacrilegious Scom“, die besonders gut wurden. Bei dieser US Tour werden wir auch „The Chosen Legacy“ und „The Serpentine Offering“ als die einzigen vom neuen Album spielen. In Europa werden es mindestens vier Songs sein, aber in den US ist das Album noch nicht erhältlich, wenn wir dort touren.

Hast du schon Reaktionen zu „In Sorte Diaboli“ erhalten?
Nur von der Presse, aber gute, sehr positive Kritiken, die Leute scheinen es zu mögen... ein paar im Internet mochten es nicht, und ein paar schon, aber das ist immer so, wird auch immer so sein, und ich finde es auch OK.

Es ist ja ein Konzeptalbum, nicht wahr? Wie kamt ihr auf die Idee?
Ja, es gibt ein Konzept, die Story stammt von Silenoz, unserem Gitarristen, und reicht ins Mittelalter zurück, eigentlich nicht so viel anders wie das, was wir vorher gemacht haben, es geht gegen Religion und so, nur sind die Texte mehr miteinander verbunden, aber die Musik machten wir unabhängig davon, und ich kann zu den Texten nicht viel sagen. Das Thema konzentriert sich auf diesen einen fiktiven Charakter, den Priester, und nach ein paar Jahren als Priester auf der Suche nach Gott erfährt er eine Offenbarung, ein Erwachen, und dann findet er die Inkarnation des Anti-Christen, den Gegenspieler zu dem, was die Leute Gott nennen. Die Texte sind wie Tagebucheintragungen und erläutern das Ringen des einzelnen um spirituellen und persönlichen Sieg, schließlich die endgültige Ablehnung des Gotteskonzepts, und er kommt dann zu Luzifer, den Engel, der sich von den anderen Engeln unterschied. Es heißt auch, dass Luzifer klüger, weiser und schöner als alle anderen Engel war, und der Charakter in der Geschichte gleicht Luzifer in dem Sinne, dass auch er irgendwie übernatürlich und erschreckend ist.



Das klingt ja wie ein Filmdrehbuch...
Ja, das könnte ein Film oder Buch werden... wir haben schon einen Video zu „The Serpentine Offering“ gedreht, mit demselben Produzenten, mit dem wir schon bei „Protagonist of the Great Apocalypse“ gearbeitet haben.

Gibt es etwas Besonderes, das euch zu diesem Album inspiriert hat?
Naja, ich hab die Texte nicht geschrieben, es war Silenoz, er könnte mehr dazu sagen, ich war mehr an der Musik beteiligt, und da brauche ich keine Inspiration, von anderen Bands oder so, es kommt ganz von selbst... wie wir eben die Riffs und Arrangements kombinieren, und das sind hauptsächlich ich, Silenoz und Galder dieses Mal. Wir haben dazu sechs Monate gebraucht.

Und war das eine frische Idee, oder habt ihr vorher lange überlegt, und es kam nach und nach?
Naja, wir hatten eine lange Pause, wir hatten fast vier Jahre nicht viel zu tun, nach 2004 beschlossen wir, eine Pause einzulegen, aber dann kam Silenoz mit dem Textkonzept, aber wir waren faul und konzentrierten uns in den letzten zwei Jahren auf andere Projekte, andere Dinge, bis wir endlich wieder loslegten und hart an der Musik arbeiteten, eben diese sechs Monate, ehe wir ins Studio gingen. Und es tut gut, wieder da zu sein...

Mit dem neuen Album lässt ihr eure antichristiche Einstellung deutlicher raus als beim Vorgängeralbum. Warum diese Veränderung?
Naja, diesmal sind die Texte etwas obskurer, intelligenter, aber das war schon immer da, schwang bei der Musik mit, und in den Texten, eine sehr anti-religiöse Einstellung war schon immer da, nicht nur gegen das Christentum, gegen Religion im allgemeinen.

Darf ich fragen, an was du glaubst?
Ich bin kein Jünger von irgendwas, das ist auch Teil der Geschichte. Religion kotzt mich an, ich hasse sie. Ich glaube, die Leute sollten soweit sein, auf ihre Rechte zu pochen und eigene Wege zu gehen, anstatt irgendwelchen Regeln zu folgen. Aber was mir heilig ist, ist auch sehr persönlich und ich will nicht darüber sprechen.

Bist du abergläubisch, glaubst du an Zeichen und Schicksal und sowas?
Ja, ein wenig. Ich will auch darüber nicht sprechen, ja, manchmal siehst du Zeichen und es ist seltsam... ja, klar.

Ein Song am neuen Album „The Fallen Arise“ hat keinen Text, also worum geht es hier?
Ja, es gibt keinen Text, der Song ist eine Art Erholungspause, denn dieses Album ist sehr extrem, grundlegend und aggressiv, also ist der Song eine Art Eisbrecher, langsamer, ruhiger und etwas anders.

Aber passt er auch zur Geschichte?
Nein, nicht wirklich, es gibt ja keinen Text...



Auf der Tour fürs neue Album, wird es da auch neue Konstüme und Make-up und sowas geben?
Nein, wir machen weiter wie bisher, coole Lichtshow und spektakuläre Effekte, wie Pyros und so, aber es wird eine traditionelle Dimmu Show, besser als zuvor, und wir haben nun auch mehr Erfahrung und sind professioneller.

Kürzlich meintest du, dass es für euch in den USA schwierig ist, weil diese Musik dort nicht so entwickelt ist, aber nun habt ihr eine Headliner Tour, was hat sich geändert?
Nein, wir hatten 2004 nur eine Tour in den Staaten, und wir verkauften viele Platten dort, also haben wir schon eine Menge Fans dort, wir müssen also wieder zurück und uns zeigen, um noch mehr Platten zu verkaufen. So läuft es eben, es ist ein sehr schwieriger Markt, er hat sich entwickelt und mehr Leute interessieren sich für uns. Wir haben uns eine gute Fanbasis geschaffen, also ist es wichtig, dass wir dort touren.

Würdest du gerne mit Bam von MTV zusammenarbeiten, kennst du die Viva La Bam Show?
Ich habe ihn letztes Mal dort sogar getroffen, und er ist ein netter Kerl, also wäre es cool. Wir haben noch keine Pläne dafür,

Was macht ihr vor der Tour?
Promotion und Interviews, schon über 250 dieses Mal...

250? Das muss für dich ja sehr langweilig sein...
Ja! (lacht) Aber es ist wichtiger Teil dieses Jobs... es ist mühsam und langweilig, aber muss getan werden... und wir waren vier Jahre weg vom Fenster, also wollen die Leute mehr über die Band wissen.

Was geschah in diesen vier Jahren?
Wir haben uns auf Nebenprojekte konzentriert, viele von uns haben Familie und Kinder, wir haben uns also darauf konzentriert... ich spiele beispielsweise in einer Rock´n´Roll-Band nebenbei, ich mag diese Musik sehr. Und ich habe ein Kind.



Wie hältst du die Witze und die kritischen Stimmen über die norwegische Black Metal Szene aus?
Oh, uns nerven diese Fragen, und wir kümmern uns nicht darum, was andere Leute denken, sie können es Black Metal nennen oder auch nicht, uns Sell-Out vorwerfen, wir haben nie darauf geachtet oder uns dafür interessiert, was die Leute sagen. Wir gehen unseren eigenen Weg, tun, was wir am besten können, und achten nicht auf Kritiken, weder in Magazinen noch im Internet, wir folgen unserem eigenen Weg, und das ist das wichtigste.

Glaubst du, dass es möglich ist, Musik zu machen und auch das Business, das große Geld, im Auge zu behalten?
Naja, Norwegen ist ein teures Land, also machen wir Geld mit dem, was wir tun, und ich schäme mich nicht dafür. Ich bin sogar sehr stolz darauf, dass wir von dem, was wir am liebsten machen, auch leben können. Wir glauben, das ist ein Geschenk, wir ziehen unser Ding durch, unsere Musik, die Shows, das mögen wir am meisten, und es ist natürlich nett, auch was damit zu verdienen.

Bist du noch immer nervös und aufgeregt, wenn du Konzerte spielst, oder ist das schon wie ein Alltagsjob?
Es ist ein Alltagsjob, aber manchmal bin ich vorher sehr nervös. Nichts besonderes.

Was denkst du, wenn du jemanden mit Dimmu-T-Shirt siehst?
Es ist cool, etwas besonderes, wenn Leute mit deinem Shirt rumlaufen, und du gewöhnst dich auch daran, ich hab schon so viele mit Dimmu-Shirts gesehen, aber wir schätzen das natürlich.

Gut fürs Ego...
(lacht) Klar! Fürs Ego, das kannst du laut sagen...

Was macht die Band einzigartig?
Was uns einzigartig macht ist, dass wir uns keinen Regeln beugen, wir gehen unseren eigenen Weg und hören nicht auf Kritiken, wir haben immer nur das gemacht, was wir für richtig hielten, und verglichen mit anderen Bands, sind wir in Dimmu eigenständige Persönlichkeiten, und jeder trägt unterschiedliche Dinge zur Musik bei. Wir verbinden Thrash, Heavy und Death Metal Elemente, was uns sehr zugänglich und interessant macht, wir folgen nicht nur einer Sache, sondern bieten unterschiedliche Stimmungen in unserer Musik. Wir analysieren nicht zu viel, wir machen einfach Musik, das, was wir gerne machen. Es gibt keine Message, aber wir wollen, dass die Leute ihre Augen offen halten und nicht irgendeiner Religion folgen, sondern sie selbst sind, für sich selbst einstehen und ihren eigenen Weg gehen.

Hast du eine musikalische Ausbildung, einen Grad in Musikerziehung?
Nein, nein, ich hab mit Musik angefangen, als ich 6 war, und mir gefielen schon immer die extremeren Musikstile.



Passierte mal was mit hysterischen Fans?
Oh, oft! Wir spielten in Mexiko und Leute gingen fast drauf, weil sie vom oberen Stockwerk auf Betonboden sprangen und ohnmächtig wurden, viele verrückte Sachen, besonders in Südamerika. Aber was die Leute tun, dafür sind sie selbst verantwortlich.

Aber gefällt dir das nicht, all die Aufmerksamkeit und die Mädels, die auf dich stehen, Leute, die dich auf der Straße ansprechen...
Nein, nicht wirklich. Ich bin lieber alleine, ich brauch das alles nicht. Ich spiele in einer großen Band, ich habe großes mit dieser Band geleistet, also bin ich etwas mehr mit den Beinen auf der Erde als vorher. Ich brauch nicht mehr so viel Aufmerksamkeit, muss nicht immer im Rampenlicht stehen.

Bist du also schüchtern?
Nicht auf der Bühne, sonst bin ich eher schüchtern. Viele Leute können nicht glauben, dass die Person auf der Bühne und privat dieselbe sind, da bin ich sehr stabil und entspannt. Ich lasse alle Aggressionen auf der Bühne raus, ansonsten bin ich entspannt. So ähnlich ist es mit der gesamten Band, deren Bühnenpersona ist viel aggressiver als sie wirklich sind. Wir sind unterschiedlich, aber so ist es eben.

Wie stehst du zu Alkohol und ähnlichen Dingen?
Yeah, ich trinke Bier auf Tour, und trinke viel mehr als zu Hause, am Wochendende, wenn ich Freunde treffe, aber ich kann mir bei Konzerte keinen Kater leisten, denn sonst wird es ein schlechter Gig. Wenn ich trinke, rede ich viel, weil ich eben schüchtern bin, und durch Trinken werde ich redselig! (lacht)

Ich hab wo gelesen, dass du Theater gespielt hast. Würdest du das gerne wieder machen?
Ich hab das noch nie gemacht, nie! Aber in einem Film mitzuspielen, das wäre was, yeah...

Andere Träume oder Ziele?
Ich habe eine große Familie und schaffe es trotzdem, sie mit der Musik unter einen Hut zu kriegen. Reich und berühmt sein! Aber ernsthaft, ich bin mit meinem Leben, so wie es gerade ist, sehr zufrieden, denn ich kann machen, was ich will. Am Anfang war es sehr schwierig, aber jetzt habe ich die Freiheit, mich auszudrücken, und das alleine ist wirklich ein Geschenk.


Autor: Marina Sidyakina, photos: Dimmu Borgir
Eingetragen am: 2007-04-09

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