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Mama Trash: Ich lass mich nicht ausnützen!

Wer ist Mama Trash? Und warum wurde ein Musikfestival nach ihr benannt, das unlängst in Helsinkis Gloria Klubi stattfand (und an beiden Tagen so gut wie ausverkauft war)? Nun, lest einfach weiter und ihr bekommt Antworten darauf. Ein wenig gestresst, aber dennoch bester Laune, fand die legendäre Rock-Promoterin aus den USA ein paar Minuten Zeit, STALKER Rede und Antwort zu stehen...



Was hat Finnland so an sich, dass es dich so sehr und so oft anzieht?
Ahm…ich traf Jyrki von The 69 Eyes vor drei Jahren, als ich mit Trashlight Vision in England war, und ich hatte vorher noch nie was von der Band gehört und mochte sie sofort, also startete ich ihren Fanclub und fing hochoffiziell an, für sie zu arbeiten. Sie stellten mir dann all diese Bands aus Finnland und Schweden vor, und so musste ich einfach herkommen und alle treffen, denn vorher hatte ich nur über Internet Kontakt. Das war der einfachste Weg, sie alle auf einen Fleck zu kriegen, da ich es mir natürlich nicht leisten konnte, sie alle in die USA zu holen. Sie alle stimmten zu, mal auszuprobieren wie es läuft und es dann jedes Jahr zu machen, entweder hier oder in verschiedenen Ländern.

Also was findest du an der finnischen Szene so anders?
Ich hasse es so zu sagen, aber ich mag die meisten US Bands nicht! Meine Lieblingsbands sind so wie jene, die es schon eine Weile gibt, wie etwa Static X, Marilyn Manson, Mötley Crüe. Ich meine, es gibt gute Bands, klar, aber was ich so im Radio höre, mag ich nicht so, also sind es so ziemlich nur die Bands, die ich promote und die ich mag. Das ist einfach meine Meinung, aber andere Leute scheinen diese Meinung zu teilen. Die Bands, die ich nicht mag, sind ja nicht wirklich schlecht, aber das ist eben eine Geschmacksfrage, wie bei allen anderen Leuten auch.

Die Bands, mit denen du arbeitest, bist du mit ihnen befreundet oder hast du sie aus besonderen kommerziellen Gründen ausgewählt?
Die ersten paar hab ich genommen, weil ich sie mochte, und dann entwickelte sich natürlich Freundschaft. Es hängt von der Band ab, aber in den meisten Fällen hab ich mindestens einen guten Freund in jeder Band, wie Acey Slade von den Murderdolls, er ist mein bester Freund und ich lernte viele Leute durch ihn kennen. Zu jeder Band hab ich eine bedeutende freundschaftliche Beziehung, aber ich nehm nicht einfach jede Band, ich muss die Musik mögen, und sie müssen Respekt zeigen und ich muss sie als Menschen mögen. Bald wirst du einige Veränderungen auf meiner Website sehen können, denn einige Bands haben diese Regeln gebrochen, als sind sie bald weg vom Fenster. Ich gelte als nett, und das bin ich auch, aber ich lass mich nicht ausnützen.

Es muss schwer sein, mit besten Freunden zu arbeiten und die persönliche Ebene zu halten, obwohl du dann im Prinzip der Boss von ihnen bist...
Ja, und in der Vergangenheit wurde ich auch oft ausgenützt und hatte einige schlechte Erfahrungen, darum lasse ich es nun nicht mehr so weit kommen. Also daher der Grundsatz, eine schlechte Erfahrung und ich steig aus, ganz einfach.



Letztes Jahr gab es ja schon ein Trashfestival hier, war das die Premiere?
Ja, das war das erste. Im Oktober war ich hier auf Urlaub, und weil ich rüberkam, kamen einige Bands zusammen und veranstalteten eine Show, und wir haben das wirklich nicht gross aufgezogen, sondern machten es nur so aus Spass. Als ich dann hier war, dachte ich “Hey, vielleicht sollten wir was aufziehen”, und Jyrki hatte die Idee “wir sollten es Trashfest nennen” und suchte auch diesen Klub aus. Letztes Jahr war es nichts Grossartiges, aber dieses Jahr wirkt alles viel professioneller, und es ist das erste richtige Trashfest. Wir sind wie eine Familie. Viele Bands mögen die Musik von anderen Bands und sie unterstützen sich gegenseitig, treffen sich und spielen zusammen, organisieren was in ihren eigenen Ländern, und das hilft natürlich.

Bei deiner PR / Promotion Arbeit, was ist deiner Meinung nach am wichtigsten?
Das Wichtigste... naja, es gibt da einige Dinge. Nochmal – der Respekt. Mir gegenüber und den Leuten gegenüber, mit denen ich arbeite. Ich schlaf mit keiner der Bands, ich war nie ein Groupie, ich hasse das, wenn die Leute das zu mir sagen. Es ist eine Privatangelegenheit, und wenn Leute das so machen, ist das ihre Sache, aber es hat nichts mit meiner Arbeit zu tun. Ich bin nicht so, ich bin eher die “Mutti” für die Jungs, die versucht sie zu beruhigen, alles unter Kontrolle und stressfrei zu halten. Das wichtigste an Promotionarbeit ist, einfach die Namen der Bands bekannt zu machen und so viele Leute wie möglich anzusprechen!

Was ist dein Geheimnis?
Ich hab echt keine Ahnung! Leute fragen mich ständig danach... Gestern wollte sogar jemand ein Autogramm, und ich meinte nur “Warum?! Ich bin ja nur die Promoterin...”

Durch MySpace und du bist ja mit diesen Künstlern verbunden…
Kann sein... als mir Trashlight Vision Fans den Spitznamen ‘Mama Trash´ damals in England verpassten, da fing das mit den Autogrammen an und so, echt lustig. Es stört mich nicht, aber ich verstehe es nicht. Diese “Mutti” Geschichte gibt es, da ich auf jeden reagiere, der ein Problem hat oder was fragt oder mir eine e-mail schickt: “Hey, ich mag die 69 Eyes, aber ich hab sie noch nie getroffen...” und dann sende ich eben eine Autogrammkarte, ein Foto oder so, das macht mir nichts aus. Ich mach sowas da ich ja auch jede Menge Sachen gratis von den Bands kriege, tolle Leute. Besonders The 69 Eyes, die sind einfach grossartig! Sie geben mir immer so viele signierte Sachen, die ich Leuten schicken kann, sie kümmern sich wirklich um ihre Fans und die Freunde der Band.



Apropos, wie gehst du mit falschen Freunden um? Diesen getarnten Groupies, die über dich an die Berühmtheiten rankommen wollen?
Ich werd immer besser darin, diese zu erkennen, aber am Anfang entging mir da eine Menge. Wie schon gesagt, eine schlechte Erfahrung reicht für mich, und ich beende die Sache. Ich bin nett zu Leuten, aber ich will ihnen nicht zu nahe treten. Ich häng auch nie Backstage ab oder so, ich dringe nicht in Privatsphären ein, die Umkleideräume oder sowas, wenn ich nicht ausdrücklich eingeladen bin, ich respektiere die Privatsphäre jedes Menschen, will den Bands ihren Frieden gönnen. Meistens, wenn Leute an mich herantreten, merke ich schnell, wie der Hase läuft, und wenn ich das nicht schaffe, dann checkt das meine Freundin Baby Trash ziemlich schnell. Wenn sie mir sagt, dass sie bei jemanden ein schlechtes Gefühl hat, ich sollte vorsichtiger sein, dann verlasse ich mich auf ihre Intuition. Es ist nicht so, dass die Leute schlecht sind, aber viele haben sehr materielle Motive. Es ist nett, Leute zu treffen, aber... das sind nicht wirklich Freunde, weisst du.

Oft hörst du von Künstlern, Musikern, “du musst ein echtes Arschloch sein, um vorwärts zu kommen, Ellebogen einsetzen”, aber du bist ein gutes Beispiel dafür, dass das nicht stimmt.
Genau! Es kann stressig sein und du kannst leicht ausgenützt werden, es kann sehr unangenehm werden, und ja, ich weine oft, Leute können mich verletzen. Aber lassen wir dieses Thema...

Zurück zu finnischen Bands in den USA... Bam Margeras Arbeit hat da sicher geholfen...
Ja! Er war unlängst hier in Finnland und schickte mir ein e-mail, sollte auch hier beim Festival sein, und seine Hilfe wäre hier auch toll gewesen, aber er reiste ein paar Tage vorher ab, also vielleicht nächstes Jahr.



Hast du jemals PR studiert, oder welche Ausbildung hast du gemacht?
Ich war 21 Jahre lang im Bankgeschäft, weisst du, im Businessoutfit und so. Und als ich das machte, hatte ich schon viele Freunde in Bands, mein Bruder spielt in einer Band, und ich begann mit dieser Webpage vor fünf Jahren, über Heavy Bands und so, und ich machte diese Interviews und so, Stories, und danach traf ich Acey, und die Sache wuchs, fing zu diesem Zeitpunkt so richtig an, ich traf viele Bands, und es ging los... und ich kündigte den Bank-Job für ein Jahr, um rauszufinden, was ich machen will. Denn ich hatte mich an den Lebensstil gewöhnt, viel Geld zu haben, und nun muss ich arbeiten, das ist nun anders, ich bin nicht wegen des Geldes dabei. Jetzt sind die Kosten gedeckt und alles ist OK, aber vorher verdiente ich viel und konnte daher auch viel ins Musikbusiness investieren, aber das kann ein Problem werden mit Freunden in Bands, denn wenn es Probleme gibt, können sie dir welches abknöpfen, aber das können sie nun nicht mehr tun, denn ich mach nicht mehr so viel Kohle. Aber jetzt läuft alles gut, und die Bands bei diesem Festival beispielsweise treten ohne Gage auf, und das ist toll! Ich glaube, jeder sollte das wissen. Die Bands wollen nur, dass Leute sie sehen, und das genügt ihnen schon, aber sie werden auch bezahlt, denn es bedeutet auch eine Menge Arbeit. Aber so machten wir das alles hier möglich, wir hatten eine Menge Bands und suchten diese acht aus, aber noch viel mehr wollten mitmachen.

Wie wichtig ist kommerzieller Erfolg für dich?
Naja, ich würde all diese Bands gerne so gross wie möglich sehen, aber am US Markt ist das nicht so einfach, wirklich nicht.

Auch wenn es nur um den begrenzen Bereich Alternative Artists geht, ist es noch immer schwierig reinzukommen?
Es ist sehr schwer, ich meine, wenn du das Radio einschaltest und Britney,hörst, gibt es für andere Musik einfach keine Möglichkeiten! Meiner Meinung nach haben die Mainstream-Künstler allesamt kein Talent. Ich kann mir bestimmte Bands ansehen, und es ist witchig für Bands, live aufzutreten und ebenso gute Shows, Konzerte wie CDs zu haben. Ich glaube, diese ganze Bam Margera Geschichte ist hier viel grösser als in den USA. Ich meine, er ist natürlich berühmt, aber nicht wegen der Musik, sondern wegen der TV Show. Natürlich ist er massgebend für den Erfolg von HIM in den USA verantwortlich und hat viel für die Band gemacht.



Was hältst du so von Finnen und wie sie sich benehmen? Sie können so schüchtern sein...
Das ist lustig! Die Leute haben mich schon gewarnt, denn, naja, ich bin Italienerin! Also umarme und küsse ich viel, OFT, was in den USA ohnehin üblich ist, und ich rede viel mit meinen Händen, wie du siehst (lacht) . Also wurde ich immer gewarnt, dass die Schweden und Finnen das nicht kennen. Am Anfang war es etwas peinlich, ich war vorsichtig, und sie gewöhnten sich schnell daran, du kannst schon einen grossen Unterschied bemerken! Ich versuche auch nicht zu schnell zu reden, denn wir hatten echte Kommunikationsprobleme, aber gottseidank sprechen hier alle so gut Englisch, denn ich kann kein Wort Finnisch! Und ich hab nicht genug Hirnkapazität dafür (lacht). Also, ja, sie können sehr schweigsam sein, aber das heisst nicht, dass sie dich weniger mögen, sie sind nur anders und drücken sich anders aus. Es gibt aber einige, die sehr gesprächig sind! (lacht)

Aber die Gesprächigkeit und die Gefühle kommen mit ein paar Bierchen raus, hast du das bemerkt?
Oh wow… zuerst war ich geschockt! Das erste Mal, als ich mit den Leuten unterwegs war, dachte ich “Holy shit!” Es war verrückt, aber nun bin ich daran gewöhnt.

Ist es nicht seltsam, eines der wenigen weiblichen Wesen in einer Horde wenig nüchterner finnischer Musiker zu sein?
Ich tendiere dazu, mit den Bands nicht allzu viel abzufeiern, und wenn ich es tue, dann bleiben die meisten um mich uner Kontrolle. Das ist wieder einmal eine Frage des Respekts. Einer der anderen Bandmanager meinte, “du wirst nicht viel sehen, denn einige Dinge tun sie nicht in deiner Anwesenheit”, und ich habe viele und sehr schmutzige Geschichten über das Benehmen von Bands gehört, nicht nur über meine Bands, sondern generell über Musiker, aber sie zeigen mir diese Seite nicht.

Wie streng kannst du sein, wenn deine Bands was tun, was tun, was du nicht magst, machst du sie zur Schnecke?
Oh ja! Ich mach es ihnen klar.



Also, wie schwierig ist dein Job?
Ich hab alles unter Kontrolle, das meiste jedenfalls. Ich mach das nun drei Jahre, und viel ist passiert, aber wir konnten immer alles besprechen. Von Kommunikationsproblemen abgesehen, hab ich alles im Griff. So wie heute, ich hab mal rumgebrüllt und so, aber das mach ich normalerweise nicht, ich bin nett! Aber das kommt einfach durch dieses Gebiet, nicht war? Einige Leute wollen einfach ausprobieren, wie weit sie gehen können, aber ich weiss, wie ich meinen Bereich beschütze!

Mehr Info: http://www.mamatrash.com/
Autor: Marina Sidyakina, transl. K. Weber, photos: Mama Trash, K. Weber
Eingetragen am: 2008-04-27

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