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Finntroll: Geburtstagstorte für eine Plastikwelt

Das sechste Album “Nifelvind” am Markt und eine ausgedehnte EU-Tour - die finnischen Trolle warfen sich erneut in Fell und Kriegsbemalung, um der Menschheit zu zeigen, wo bei ihnen der Trollhammaren hängt. Kurz vor der Live- Premiere von “Nifelvind” (Review und Fotos hier ) gelang es STALKER (dank Unterstützung durch Radio Agoras “For Those About To Rock”) trotz arktischer Aussentemperaturen zwei dieser eher lichtscheuen Wesen, Shouter Vreth und “Jack of All Trades, Master of None” Keyboarder Trollhorn, aus ihrer Höhle vors Mikrofon zu zerren ...

Was machen Trolle im Winter, um bei Laune zu bleiben?
Vreth: Zu Hause bleiben.
Trollhorn: Sich mit “den Hügel auf nem Stück Plastik runterrutschen” beschäftigen, mid der Familie, sich im Schnee rollen (Gelächter)



Ihr habt eine neue CD draussen – wie lange dauerte es, sie aufzunehmen?
Vreth: Wir hatten 5 Wochen, aber es waren drei Wochen Aufnahmen, der Rest ging für Mischen und Mastern drauf – so ungefähr
Trollhorn: Yeah so ungefähr

Hattet ihr die Songs fertig, ehe ihr ins Studio kamt?
Trollhorn: Ja, wir komponieren die Songs immer vor der Studiozeit. Wenn wir erst im Studio mit Musikmachen anfangen würden, wäre das Resultat grauenhaft (Gelächter)

Wie lange dauerte es, die Musik zu schreiben?
Trollhorn: Ich glaube, der erste Song war letzen März fertig. Ich hab 3 Songs im März geschrieben, als ich von meinem Job (ich schreibe Musik für Spiele) krankgeschrieben war. Das hatte damit eigentlich nichts zu tun – ich wachte eines Tages einfach mit hohem Fieber auf, und das war dann doch innerhalb von 2 Tagen weg, ich war aber immer noch krank geschrieben und hatte nichts besseres zu tun...also grub ich ein paar alte Riffs aus und fing an dran rumzubasteln. Und plötzlich hatte ich drei Songs innerhalb von 2 Tagen fertig. Danach kriegte sie die Band.

Wie arbeiten Finntroll an Musik? Du machst den ersten Teil und den Rest dann die Band?
Trollhorn: Tja, ja, hängt davon ab. Jemand hat eine Idee, dann bin ich meistens derjenige, der draus einen Song macht. Ganz grob ausgedrückt. Es funktioniert etwa so, jemand schreibt einen Song, der danach den Trollhorn-Filterprozess durchmacht (Gelächter). Dann wird er mit der Band diskutiert. Kein Song – auch wenn ich hauptsächlich dafür verantwortlich bin – wäre komplett, wenn nicht jeder in der Band seinen Senf dazu geben würde. Auch wenn ich einige Tage alleine beim Mixen im Studio verbrachte, wurde alles vorher von der Band begutachtet, jede Meinung berücksichtigt. Aber klar musst du irgendwann einen Schlussstrich ziehen und sagen “Verpiss dich, das passt schon”. Sonst wären wir jetzt noch immer im Studio, um das Album zu mischen...

Wer hat die Texte geschrieben?
Vreth: Tja, diesmal bin wohl hauptsächlich ich verantwortlich. Wir – ich, Katla (der erste Finntroll Sänger, Anm. d. Red) und Trollhorn sorgen für die Vocals. Katla entwirft das Album-Konzept, was als Thema in den Songs vorkommen sollte. .

Was ist das Konzept dieses Albums?
Vreth: Mythen und Legenden, denn auch wenn Mythen tausende von Jahren alt sind, haben sie noch immer Relevanz – die selben Themen, aber in anderen Worten.

Wie unterscheidet sich Nifelvind deiner Meinung nach von den Vorgängeralben?
Trollhorn: Erinnerst du dich daran, wie du deine allererste Geburtstagstorte gebacken hast? Erinnerst du dich, wie es bei der letzten Geburtstagstorte war? DAS ist der Unterschied. Du weisst endlich was und wie du´s machst – es ist grösser, besser, alles, saftiger....

By the way, musstest du wieder diesen “Nazi-Modus” im Studio anwenden, musste wieder jemand eingesperrt werden? (Gelächter)
Trollhorn: Tja, ich will ja keine Namen nennen... der Gitarrist und der Bassist! (Gelächter)

OK, du jast ja wirklich keine Namen genannt... . (Gelächter) .
Trollhorn: Naja, wir haben alle unseren guten und schlechten Tage, und wenn wir schlechte Tage haben, tolerieren wir das bis zu einem gewissen Punkt, aber danach gehts gleich ab in den Nazi-Modus – manchmal ist es eben so.


Das heisst, ihr hattet eine Menge Spass im Studio?
Vreth: (sarkastisch) Naja….
Trollhorn: Wenn du mit Spass “Stacheldraht die Harnröhre hochschieben” meinst, dann JA: Es ist so eine Hassliebe, wo man schon mal vergisst, sich Zeit für die Familie zu nehmen, was mir sehr wichtig ist... aber im Prinzip könnte ich jeden Tag im Studio verbringen. Es macht immer Spass, ist super, entspannend, stressig. Etwas, wo ich mich voll und ganz lebendig fühle.

Mir ist aufgefallen, dass ihr schon seit einer Weile live einen zweiten Keyboarder habt, nun mit dem neuen Album ist es offiziell mit zwei Finntroll-Keyboardern – wieso?
Trollhorn: Das kam so – naja, wenn ich nie eine Live-Pause eingelegt hätte, wäre Virta sowieso nie zu uns gestossen. Und dann war Virta schon Teil der Band, und es wäre einfach doof zu sagen “tut mir leid, aber nun bauchen wir dich nicht mehr, und tschüs”
Vreth: Er kannte so viele von den neuen Sachen schon, als wir ins Studio gingen
Trollhorn: Yeah, das war ein weiterer Aspekt
Vreth: Und schon beim Album davor war er von Anfang an mit dabei
Trollhorn: Er ist ein sehr guter Musiker!
Vreth: Er kennt die Sachen alle schon, also warum ihn nicht ranlassen, wenn er eh schon im Studio abhängt...
Trollhorn: Es war selbstverständlich, dass er Teil davon wurde – er war ja schon Teil von Finntroll, nun ist er es OFFIZIELL.

Wie kommt ihr auf all diese Metal-Melodien?
Trollhorn: Wir hören uns alte Platten an – und dann kupfern wir davon ab! (Gelächter) Tja, wir finden die Melodien nicht, irgenwie werden sie uns in unseren Köpfen aufgedrängt und müssen dann nur noch ausgespuckt werden.

Warst du, Vreth, diesmal mehr in den Songwriting-Prozess involviert? Letztes Mal warst du ja grad erst als neuer Sänger dazugekommen ...
Trollhorn: Yeah, du wirst immer “der neue Sänger” bleiben! Bis an dein Lebensende!
Vreth: Yeah immer “der Neue”...

OK, aber jetzt gibt es ja einen weiteren “Neuen”...
Vreth: Letztes Mal, als ich dazukam, waren schon 5 Songs grob fertig, und dann wurden die Lyrics geschrieben, also... ich glaube diesmal hatte ich mehr Courage was zu sagen. Auch beherrsche ich Finnisch etwas besser, also ist das auch einfacher...
Trollhorn: Yeah. Du hast einige Riffs beigesteuert, aber leider haben wir sie diesmal nicht benutzt. (Gelächter) Nein, es ist nicht das, was ihr denkt! Wir haben immer tonnenweise Riffs, die nach einer CD-Produktion liegenbleiben, weil sie nicht passten oder weil es nicht zu nem Song reichte. Gute Riffs, aber sie passten nicht ins Konzept, oder weil du eben aus nur 2 Riffs keinen guten Song bauen kannst – und darum wurden sie weggelassen.

Worin liegt für euch der grösste Unterschied zwischen Studioarbeit und Konzerten?
Vreth: Tausend Leute
Trollhorn: Trunkenheit (Gelächter) Nervosität. Jede Menge Kram schleppen müssen.
Vreth: Im Studio kannst du alles nochmal neu machen, egal was
Trollhorn: Yeah


Was wäre eure liebsten Stopps auf einer Europa-Tour?
Vreth: Tja, da gibt es einige, Amsterdam zum Beispiel, und dann einige, wo ich noch nie war und mich deswegen drauf freue, wie etwa die Slowakei. Im Osten geht ja immer die Post ab! Nahc der 3,5 Wochen EU Tour haben wir 2 Wochen Pause, dann geht es für 1 Monat in die USA... letztes Mal gab es Probleme, Missverständnisse und schlechte Kommunikation, und wir waren auf uns alleine gestellt. Diesmal ist es eine grössere Tour mit einer weiteren Band, was besser ist, denn wir haben grössere Venues und bessere Orte, es wurden viel mehr Tickets verkauft – diesmal wird es also besser.

Im Grunde genommen sieht es für mich so aus, als ob die Finnen mehr und mehr die europäische Musikszene erobern – und ist die Lage ähnlich in den USA, gibt es da eine Invasion aus Europa?
Vreth: Yeah das ist nun tatsächlich im Gange. Metalfans in den USA haben schon die Schnauze voll von diesem Metalcore Deathcore ...
Trollhorn: Plastik!
Vreth: Yeah Plastic Core (Gelächter)
Trollhorn: Sie sehnen sich nach etwas, das in ihnen schlummert... naja, das alles entwickelte sich ja im Norden Europas, breitete sich nach Zentraleuropa aus... die Leute sehnen sich nach ihren Wurzeln, etwas zum Festhalten in der modernen Plastikwelt mit all diesen Problemen, die Menschen immer mehr verwirrt. Sie wissen nicht mehr, wer sie sind und wohin sie gehören, also halten sie sich an die Vergangenheit, denn das ist etwas, das sie wirklich kennen. In den USA ist es genau so, denn das ist ein Schmelztiegel von allen möglichen Leuten und total ohne Kultur. Und wenn die Leute daher die europäischen Wurzeln attraktiver finden - “mein Opa kam aus Österreich, mein Opa kam aus Schweden” - dann fahren sie wirklich voll drauf ab.

Also glaubst du, dass Trolle diese Plastikwelt heilen können?
Trollhorn: Naja, nicht Trolle alleine, da brauchen wir auch noch ein wenig Napalm... (Gelächter)


www.finntroll.net



Autor: Klaudia Weber & Ralf Dieter Abraham (Radio Agora), photos: K. Weber, Jarmo Katila
Eingetragen am: 2010-03-14

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